Mein Trauma ist kein Trauma

      Mein Trauma ist kein Trauma

      Hi,
      mich beschäftigt gerade ein gedanke, und ich kann ihn nicht getrost beseite schieben, weil ich irgendwie keine antwort finde.
      Es ist so, dass ich ja schon länger in Therapie bin, schon in der Klinik war und man inzwischen bei wenigen Situationen merkt, dass ich zum Glück nicht mehr am Anfang meines Weges stehe. Aber bis heute weiß eigentlich keiner was genau mich traumatisiert hat.
      Man weiß, dass ich dissoziiere. Und das es Situationen gibt, in denen ich meiner Angst ausgeliefert bin. Man weiß, dass ich ziemliche Probleme mit meiner Identität habe, und noch viel mehr Probleme in Beziehungen/Verhältnissen zu anderen. Wo man früher als Schlüsseldiagnose von PTBS ausging, dachte man zwischendurch an Schizophrenie, inzwischen nennt man es Borderline. Und man hat auch gründlich analysiert wie das Verhältniss zu meiner Mutter ist, zu meinem Vater, und bestimmte Ereignisse in meiner Kindheit die mich offensichtlich überfordert haben. Da hat man auch in allen drei Punkten einiges gefunden, was problematisch ist/war.
      Aber wenn ich so überlege, das sind alles Dinge, die jedem mal passieren, die die meisten Menschen zwar nicht besonders mögen, aber es traumatisiert sie nicht. Es ist vielleicht auffällig, dass bei mir ziemlich viele verschiedene Situationen passiert sind, mit denen ich nicht klar kam, aber sonst.... Ich meine, ich weiß dass wenn einem zu viel passiert, dass das dann auch alle Situationen, die danach kommen, zu traumatisierenden Situationen machen kann, aber ich habe keine Ahnung wo der Anfang war. Also wo DIE Situation war, die dazu geführt hat, dass vieles was mir später passiert ist so überwältigend war. Von meinem Verhalten her lässt sich schließen, dass schon etwas schief gelaufen ist als ich ein Baby war, aber eigentlich ist da nichts passiert... Interessant ist vielleicht, dass ich in vielen Situationen so reagiere, wie jemand, der missbraucht wurde, aber das wurde ich wirklich nicht.
      Ich weiß nicht, irgendwie sind die sachen die später passiert sind keine Traumata gewesen. Ich habe zwar so darauf reagiert, aber es waren schlichtweg keine Traumata. Deswegen weiß ich nicht, wie es sein kann, dass es mir jetzt so schlecht geht. Und nicht nur so ein bisschen, sondern ich benötige echt so intensive Hilfe um meinen Alltag zu meistern, dass es mir peinlich ist. Woher kommt das? Wie kann es sein, dass es keine Aktion gibt die meine Reaktion entspricht?
      Vielleicht kann mir jemand ja helfen...
      LG Kudos

      Hallo Kudos,

      oh wie gut ich diese quälenden (selbst)Zweifel nachvollziehen kann. Wenn man sich fragt: was war so schlimm, dass ich heute so zu kämpfen habe...
      Ich weiß nicht, ob ich dir gut weiter helfen kann, aber ich kann dir schreiben, was Bekannte/Freunde/Therapeuten mir immer sagen, wenn meine Gedanken wieder um dieses Thema kreisen:
      1: Es ist wie es ist. Deine Situation ist aktuell so, dass du Hilfe brauchst. Warum und aus welchen Gründen deine jetzige situation entstanden ist, ist sekundär. Wichtig ist, was im hier und jetzt ist. Was du fühlst, denkst, brauchst. Und da scheint es, als ob du noch einiges an Unterstützung benötigst, bis du selbständig im Leben zurechtkommst.
      2: Kannst du dich an alles erinnern, was du als Neugeborenes, oder als Baby erlebt hast? Da kann - ich sage kann! weil man es eben nicht weiß- sehr viel passiert sein. Sachen, die für Jugendliche/Erwachsene "nicht schlimm" sind können für so ein kleines Kindlein schon traumatisierend sein. Und dann kannst du dich nicht mehr daran erinnern, aber im Körper ist die Erinnerung/Empfindung noch gespeichert. Außerdem können Traumata bestimmt auch vor der Geburt im Mutterleib auftreten (ich meine, ich hätte sowas mal gehört. Wenn ich falsch liege, korrigiert mich bitte). Das muss bei dir nicht zutreffen, ich beschreibe nur, dass so etwas vorkommen kann.
      3: Wer legt fest, welches Ereignis ein Trauma auslöst? Es ist dein subjektives Empfinden, was du einmal als traumatisierend empfunden hast.

      Ich kann nur wiederholen, dass ich dieses Suchen nach dem Auslöser/ nach einer Erklärung, sehr gut nachvollziehen kann. Würde es dir helfen und besser gehen, wenn du einen Auslöser benennen könntest? Wären die Zweifel dann verschwunden, oder würde man weiter mit der aktuellen Situation hadern?

      Soweit von mir. Vielleicht konnte ich in dir ein bisschen was anstoßen, vielleicht auch nicht. Wenn der Post dir nicht gefällt, ignorier es bitte... *unsicher bin (weil selbst in komischer Stimmung) *

      Lg Amika
      Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben.
      ~ Oscar Wilde ~
      Erstens, wieso gehst du/Ärzte denn davon aus, dass du traumatisiert bist? Man kann solche Symptome (SVV, Dissoziationen, Identitätsunsicherheit usw usw) ja auch ohne Trauma bekommen. Für ne ptbs sind vorallem Flashbacks/Albträume und Vermeidungsverhalten signifikant. Also kann ja sein, dass ich dich falsch verstanden habe und du diese Symptome hast, aber allgemein finde ich es fahrlässig, von den Symptomen die ich oben in Klammern genannt habe auf eine ptbs zu schließen, nur weil "die Symptome passen könnten".
      Generell bringt es dir ja wenig, nach einem Trauma zu suchen - egal ob es etwas gab oder nicht. Besser wird dadurch deine jetztige Situation nicht.

      Wenn du in Therapien schon so ausführlich deine Vergangenheit beleuchtet hast, dann könntest du es ja mal mit was anderem, mehr Gegenwarts-bezogenen auszuprobieren. Manchmal ist das effektiver, als Vergangenheitsarbeit (egal ob man traumatisiert ist oder nicht!).

      Ansonsten - offiziell ist ein psychisches Trauma definiert als ein lebensbedrohliches Ereignis, was bei fast jedem heftigste Reaktionen auslösen würde. Allerdings ist ja zB auch sexueller m*ssbr**ch allgemein als Trauma definiert, und das ist nur selten lebensgefährlich und wie genau ein Kleinkind unterscheiden soll, welche Berührung ok ist (wickeln, Arzt etc) und welche nicht weiß ich auch nicht.
      Was ich damit sagen will - alles kann als Trauma wirken, egal wie schlimm/harmlos die Situation aus 'objetiver' Sicht ist. Wenn du Flashbacks davon hast, wie du einmal nicht die Antwort auf die Frage eines Lehrer wusstest, wenn du irgendwann dannach begonnen hast Schule/sämtliche Abfrage-Situationen zu meiden usw, dann hat dein Gehirn diese Sitatuation offenbar auf eine bestimmte Art verarbeitet/versucht zu verarbeiten, und eine Traumatherapie könnte helfen, damit besser klarzukommen und zB das Vermeidungsverhalten abzulegen / keine Flashbacks mehr zu haben. Es wäre ein Trauma, obwohls eigentlich nicht besonders schlimm/ungewöhnlich ist.
      the only way to get rid of a temptation is to yield it
      Hi,
      danke für eure Antworten!
      Amika, deine Zeilen waren mir irgendwie sympathisch.
      Schön wäre es, wenn der Grund für die Entstehung meiner Situation sekundär wäre, aber ich bin da anderer Meinung. Ich glaube, es wäre sinnvoller, ich könnte mich mit der wichtigsten Situation auseinandersetzen, sie korrekt betrauern und verarbeiten, und mein Leben einfach leben. Das kann blos nicht geschehen wenn ich mich fertig mache dass mich gewisse Situationen so arg belasten.
      Ich glaube meine Therapeutin denkt insgesamt ähnlich wie du. Nur ich mag mich halt nicht und finde meine Überreaktionen unnötig.

      Merope, also PTBS hat man mir am Anfang schon wegen den Diagnosekriterien von PTBS diagnostiziert. Das mit den Dissoziationen und so hat man erst viel später erkannt, ich wusste am Anfang ja eh nicht was das ist und habe es natürlich nicht so benannt, sondern nur Situationen geschildert die mich von anderen in meinem Umfeld unterscheiden, deswegen kam man auf PTBS (ja, dazu gehörte(n) Vermeidung und Flashbacks).
      Ich habe damals in der Klinik Verhaltenstherapie gemacht, bei der die Vergangenheit egal war und an gegenwärtigem Verhalten gearbeitet. Das war für mich persönlich einfach nicht das richtige und hat mir auch nicht viel gebracht, einfach weil es Situationen aus der Vergangenheit sind, mit denen ich nicht klarkomme, die ich irgendwie falsch verarbeitet habe.
      Mir wurde ein Traume übrigens anders definiert - eine Situation, die den Betroffenen so überfordert, dass er die Situation nicht richtig verarbeiten kann.
      Du hast recht, dass alles als Trauma wirken kann. Das weiß mein Gehirn irgendwo auch. Aber verstehen kann ich das trotzdem nicht, es muss ja irgendwie einen Grund geben warum etwas für einen Menschen traumatisierend ist und für den anderen nicht.
      Es gab letzten Sommer eine Situation, wo ich sehr heftig reagiert habe, Wochen damit zu tun hatte und irgendwie das Gefühl hatte, so etwas habe ich schonmal erlebt. Ich weiß nicht mehr wann und wie, aber irgendwo her kenne ich das Gefühl, auch wenn es total distanziert ist. Man schließt einfach aus Reaktionen auf gewisse Situationen darauf, dass ich traumatisiert bin, weil mich offensichtlich etwas total überfordert.

      Und jetzt vor 14 Tagen und dieses Wochenende nochmal war eine Situation, wo ich wusste dass sie schwierig wird, sie lies sich aber nicht vermeiden, und jetzt habe ich den Scheiß. Ein Schmerz, der von Erschöpfung, Kopfschmerzen und Zwang mein Abi-Wunschschnitt zu erreichen betäubt wird, aber gleichzeitig da ist. Er quält mich regelrecht, denn ich schwimme in Erinnerungen. Gleichzeitig vergeht die Zeit, ich kann absolut nichts machen um diesen Schmerz zu lindern, denn die Zeit geht immer weiter und ich kann es nicht mehr wieder gut machen. Ich kann die auslösende Situation nicht vor meiner Therapeutin aussprechen, aus Angst dass es dann schlimmer wird und aus letzter Hoffnung, es fern zu halten. Ich bin gänzlich überfordert und fühle mich regelrecht gefoltert, weil es einfach nicht weggeht, ich ausgeliefert bin, und ich zugucken muss wie die Zeit vergeht.
      Und die Situation, die ich jetzt neu durchlebe, ist 8 Jahre lang zwei mal pro Jahr vorgekommen, aber es war nichts schlimmes. Nichts wo jemand mir absichtlich unrecht getan hat, nichts wo jemand Verständnis hätte wenn ich zu erklären versuchte, dass mich diese Situation v*rl*tzt hat (außer meine Therapeutin, aber die zählt nicht)

      Hallo Kudos,

      zum Thema PTBS kann ich nicht so viel sagen, aber dazu

      (...) Aber verstehen kann ich das trotzdem nicht, es muss ja irgendwie einen Grund geben warum etwas für einen Menschen traumatisierend ist und für den anderen nicht.(...)


      ist mir spontan was eingefallen.

      Dass Menschen mit Erlebtem unterschiedlich umgehen, kann auch damit zu tun haben, dass die Sensibilitätsgrenzen von Person zu Person unterschiedlich sind (teilweise sogar nach Tagesform). Soweit ich weiß, kann es auch neurobiologische Gründe haben, also dass die Reizverarbeitung im Gehirn quasi anders verläuft als bei anderen.
      Also, es muss nicht zwangsläufig heißen, dass man aufgrund einer vorherigen Traumatisierung dafür anfälliger ist. Das kann natürlich sein, muss aber nicht (soweit ich weiß)

      Fertig machen sollte man sich selbst aber auf keinen Fall (sehr leicht gesagt, ich weiß :S ) man kann aber lernen, damit umzugehen.

      Ich hoffe, das war nicht zu konfus.


      Liebe Grüße,
      Kasmodiah
      ~ Memories that touch our hearts will never fade away ~

      Kudos schrieb:

      deswegen kam man auf PTBS (ja, dazu gehörte(n) Vermeidung und Flashbacks).
      dann verstehe ich allerdings nicht, warum du dich fragst, 'was dein Trauma ist' (so hab ich deinen Eingangspost verstanden), weil durch die Flashbacks hast du ja die traumatisierende Situation ständig vor Augen und das Vermeidungsverhalten bezieht sich ja auch auf eben die Situationen, die etwas mit dem ursprünglichen Trauma(ta) zutun haben.

      Also vielleicht habe ich dich ja auch einfach nur falsch verstanden... wenn sich deine Frage mehr darauf bezieht, dass du die Sachen, die du erlebt hast, nicht schlimm genug findest, um sie als Trauma zu bezeichnen, dann kann ich nur auf das verweisen, was ich in meinem ersten Beitrag geschrieben hab.

      Und @Verhaltenstherapie vs. tiefenpsychologische Therapie, selbst wenn du schonmal VT gemacht hast, heißt dass nicht, dass die nie wirkt. Du hast ja jetzt offenbar schon einiges an tP hinter dir, die Situation ist also jetzt eine ganz andere als vor X Jahren. Und irgendwann reicht Ursachen aufarbeiten halt nichtmehr, irgendwann muss man sein Verhalten ändern... das ändert sich nicht automatisch, wenn man genügend Kindheitssachen beredet hat, man muss das aktiv ändern - und dabei kann VT eher helfen als tP.
      the only way to get rid of a temptation is to yield it
      hi,

      kasmodiah, danke, ich mag wissenschaftliche Antworten. Konfus war es nicht, nur gebe ich mich natürlich ungern damit zufrieden. Weil das bedeutet ja dass ich so schwach bin, weil ich wegen vermeidlich harmlosen dingen gleich so heftig reagiere. Trotz des Gegenarguments, was ich mir einrede und auch an manchen Tagen akzeptiere, ist, dass viele der Situationen über Jahre hinweg immer wieder vorkamen, was den Schaden vielleicht verstärkt.

      merope, da habe ich mich wohl unklar ausgedrückt, also es ging tatsächlich drum dass ich die Sachen die ich erlebt habe nicht besonders schlimm finde. So nach dem Motto ich habe unangenehme Sachen erlebt, die mich aber traumatisiert haben, also erklärt mir bitte wie das sein kann, muss es dafür nicht ein bestimmtes ereignis gegeben haben als auslöser? Und ja, ihr habt recht, logisch weiß ich dass jedes Ereignis traumatisierend sein kann, aber trotzdem bin ich einfach gerade so drauf, dass ich denke, das kann irgendwie nicht sein, da muss es einen grund für geben. Es kann ja auch sein, dass nur ich die Situation als harmlos betrachte. Es kann sein, dass es, wie phie sagt, einfach die Anhäufung ist (nennt meine Therapeutin kumulatives Trauma). Oder es kann sein dass ich einfach wahnsinnig sensibel bin. Was ich nicht gerne wäre.

      Ich schäme mich einfach, wenn zum Beispiel ein guter Freund mich fragt, ob ich ihm erzähle was mir früher mal passiert ist. Ich schäme mich dass meine Eltern so viel ansehen und miterleben mussten, denn sie haben ihr bestes getan. Ich schäme mich vor mir selbst, dass ich mich einfach nicht zusammenreißen kann und normal sein kann. Dass ich viele Leute v*rl*tzt habe ohne richtigen Grund, und nicht normal sein kann. Dass man sich mehr um mich kümmern muss als andere Erwachsene, weil ich einfach manchmal nicht klar funktioniere.
      Selbst das zu schreiben ist mir peinlich, weil bestimmt jemand denkt dass ich übertreibe.

      Naja, erstmal so meine Gedanken.
      Lg

      Hallo, freut mich, dass du mit meiner Antwort etwas anfangen konntest : )

      (...) Weil das bedeutet ja dass ich so schwach bin, weil ich wegen vermeidlich harmlosen dingen gleich so heftig reagiere. Trotz des Gegenarguments, was ich mir einrede und auch an manchen Tagen akzeptiere, ist, dass viele der Situationen über Jahre hinweg immer wieder vorkamen, was den Schaden vielleicht verstärkt. (...)


      Sensibilität an sich ist keine Schwäche, genau so wenig wie eine niedrigere Reizschwelle zu haben. Also, das ist nichts wofür man etwas könnte, und auch nichts, was unbedingt zu einem Problem werden muss (kann, aber muss nicht zwangsläufig)


      Ich schäme mich einfach, wenn zum Beispiel ein guter Freund mich fragt, ob ich ihm erzähle was mir früher mal passiert ist. Ich schäme mich dass meine Eltern so viel ansehen und miterleben mussten, denn sie haben ihr bestes getan. Ich schäme mich vor mir selbst, dass ich mich einfach nicht zusammenreißen kann und normal sein kann. Dass ich viele Leute v*rl*tzt habe ohne richtigen Grund, und nicht normal sein kann. Dass man sich mehr um mich kümmern muss als andere Erwachsene, weil ich einfach manchmal nicht klar funktioniere.
      Selbst das zu schreiben ist mir peinlich, weil bestimmt jemand denkt dass ich übertreibe.


      (Zum Teil könnte der Text auch von mir sein... ^ ^ )

      Vielleicht findest du ja eine Antwort auf die Sache mit dem Trauma- es ist (so meine Laien-Vermutung) nicht ausgeschlossen, dass es das eine bestimmte Ereignis gab und du es herausfindest, aber es kann natürlich auch sein, dass sich das nicht genau feststellen lässt.

      "kumulatives Trauma" klingt auch plausibel, also dass eine mehrfache Erfahrung sich anders eingeprägt hat als eine einmalige und dadurch zu einem Trauma geworden ist (wenn ich das richtig verstanden hab? Falls nein, bitte korrigieren ^ ^ )

      Liebe Grüße,
      Kasmodiah
      ~ Memories that touch our hearts will never fade away ~
      Mir hat es geholfen, mich in der Therapie mal mit diesem inneren Anteil auseinander zu setzen, der mir immer einredet "Das war alles gar nicht so schlimm. Du übertreibst. Du hast kein Recht, dich wegen dem Kleinkram gleich so schlecht zu fühlen!"

      Wir haben diesen inneren Anteil dann mehrere Sitzungen lang immer eingeladen und einen extra Stuhl für ihn aufgestellt. Dort habe ich mich dann immer mal hingesetzt um in diese Rolle zu kommen und zu gucken: Was für eine Aufgabe hat dieser fiese Innen-Anteil. Was will er? Was bräuchte er um zu verschwinden?

      Das hat mir sehr geholfen, mich selber besser anzunehmen und mich nicht immer weiter selber fertig zu machen.

      Vielleicht wäre das auch etwas für dich????

      Liebe Grüße
      "Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthaus steht
      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno
      oh ja, das was feeja schreibt, habe ich auch als positiv erfahren dürfen.
      sich damit auseinander setzen, was das ist und woher das eigentlich kommt, dass ich immer wieder sage und innen höre: "Du stellst dich doch nur an. Reiß dich mal zusammen, du bist viel zu empfindlich usw"
      Und auf Grund meiner Geschichte ist das eigentlich nur allzu verständlich, dass ich mich selbst und meine Gefühle und das, was ich als schwer und belastend erlebe und erlebt habe, nicht ernst nehme und mir immer wieder selbst Vorwürfe mache.
      Aber obwohl ich das jetzt verstehe, hört es ja nicht auf.... leider. Aber das braucht wohl auch seine Zeit.
      Hi,
      vielen Dank euch, jetzt habe ich auch ein bisschen Zeit zu antworten.

      Kasmodiah schrieb:

      Sensibilität an sich ist keine Schwäche

      puuuh... also ja. Durfte ich blos eigentlich bis jetzt noch nie erleben. Und witzigerweise nervt es mich auch bei anderen, wenn sie zu sensibel sind. Also bei einer im Moment ganz besonders, die ständig rummault dass es ihr so schlecht geht und sachen absagt und unsere Ratschläge, sie solle mal zum Psychologen gehen (der kam auch von Leuten die noch nie was mit psychischen Krankheiten zu tun hatten) konsequent ablehnt. Da erwische ich mich ständig dabei wie ich denke "boah, reiß dich mal zusammen oder mach Therapie". Und ich finde mich wahnsinnig asozial, aber ich denke es trotzdem immer wieder.
      Ich verbiete mir auch anderen Leuten zu sagen wie viel sie mir bedeuten, also ein echtes "ich hab dich lieb", "ich vermisse dich" oder so bekommt man selten von mir zu hören, einfach weil ich denke der denkt sich garantiert dass ich übertreibe und möchte gar nicht dass ich ihn/sie lieb habe.
      Also, man sieht, grundsätzlichse Problem bei mir.

      Die Idee mit den Stühlen hatte eine Therapeutin in der Klinik auch schon. Ich glaube es ging da um etwas anderes, aber ich hatte so gar keine Lust drauf und dann haben wir es glaube ich nicht gemacht.

      JuNeMi schrieb:

      Aber obwohl ich das jetzt verstehe, hört es ja nicht auf.... leider.

      und ich glaube das war der Grund dafür.
      Aber die Frage was bräuchte er um zu verschwinden finde ich gut, denn darüber habe ich noch nie nachgedacht. Werde ich glaube ich mal tun.

      würde gerne mehr dazu schreiben, aber das wars grad mit der Kraft, verzeihe
      Liebe Grüße

      Hallo!
      Ich kenn das auch mit den anderen Leuten. Aber es nervt mich nicht dass sie empfindlich (meine Thera sagt ich soll "empfindsam" sagen) sind. Was mir auf die Nerven geht, ist, wenn sie nicht versuchen was zu ändern, sondern sich in ihrem Leid suhlen und immer wieder die selben Gespräche stattfinden und nichts voran geht. Dann werd ich schnell ungeduldig. Und auch wütend. Und ich fühl mich ausgenutzt, wenn ich "nur" als Mülltonne diene.
      LG
      Liebe Kudos :-),

      ich glaube, dass bei der Entstehung eines Traumas, gerade auch bei einer komplexen PTBS nicht immer nur die Intensität des einwirkenden (schädlichen) Reizes eine Rolle spielt. So weit ich es richtig verstanden habe, spielt auch die Frage der persönlichen "Vulnerabilität", also der eigenen Verletzbarkeit, sowie die Frage, wie häufig ein bestimmter schädlicher Reiz auf einen einwirkt, eine Rolle. Zudem spielt auch eine Rolle, wie man nach dieser Zeit aufgefangen wird, ob man (wirkliche) Unterstützung hat, oder nicht.

      Wenn ich die schädlichen Situationen, denen ich ausgeliefert war nur einzeln betrachte, könnte man auch sagen: Jede Situation an sich geht vielleicht noch, bzw. ist anderen auch, oder ähnlich wiederfahren und die sind trotzdem nicht traumatisiert worden. Es ist nicht so einfach, vergleiche Dich nicht. Entscheidend ist, wie es Dir jetzt geht, was Du jetzt fühlst und erlebst. Daran und damit muss gearbeitet werden. Alles andere spielt eigentlich gar keine Rolle für die Therapie. Vielleicht erinnerst Du Dich irgendwann in größeren Zusammenhängen und siehst, dass das komplexe Ganze. was auf Dich eingewirkt hat, vielleicht doch nicht so harmlos war, denn sonst ginge es Dir vielleicht besser. Genau weiß ich das natürlich auch nicht.

      Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute

      Liebe Grüße Wirbelwind :)