Funktionsmodus beenden?!?

      Funktionsmodus beenden?!?

      Hallo ihr alle!

      Ich war leider Ewigkeiten nicht mehr hier aktiv. Habe nur ab und an mal mitgelesen aber mehr auch nicht.

      Nun hatte ich gestern nach drei Monaten Pause das zweite Mal wieder Therapie und denke seit dem über eine Sache sehr viel nach.

      Mein Therapeutin meinte zu mir, dass ich endlich lernen muss meinen Funktionsmodus zu beenden und wirklich da zu sein. Sie meint ich hätte meinen Funktionsmodus perfektioniert, so dass kaum noch einer merkt, dass ich eigentlich nur funktioniere.
      Mir selber ist das bisher nicht so bewusst gewesen. Aber ich glaube schon, dass sie recht hat. Nach meinen Therapie Terminen ist es so, dass ich dann den Abend noch viel weine. Eventuell den nächsten Abend auch noch. Aber dazwischen mache ich weiter als wenn nichts gewesen wäre. Ich gehe Arbeit, mache meine Hobbies. Und abends wenn mich niemand mehr sieht, dann kommt manchmal noch wieder was hoch. Aber auch nur so lange ich das will und dann kann ich das runter schlucken.

      Mein Problem ist momentan nur, dass ich nicht weiß wie ich da raus kommen soll. Wie fühlt sich das überhaupt an ohne Funktionsmodus?
      Früher hatte ich eine Maske auf. Habe allen die gute Laune vorgespielt. Davon bin ich inzwischen gut weg gekommen. Aber scheinbar habe ich mir ja gleich den nächsten Schutz aufgebaut.

      Ich habe Angst, dass ich ohne meinen Funktionsmodus nichts mehr hinbekomme. Bisher habe ich mein Leben immer einfach weiter gemacht, trotz meiner Psyche. Dank Funktionsmodus und Maske. Aber was wenn ich beides nicht mehr habe.

      Ich habe mir immer gewünscht, dass ich irgendwann das Gefühl haben möchte, dass ich wirklich lebe. Und nicht nur existiere. Hängt mein Gefühl nur zu existieren auch an diesem Funktionsmodus?

      Vielleicht hat ja irgendjemand Ideen, Anregungen oder einfach nur ein, "Geht mir genau so!"
      Ich musste das ganze irgendwie gerade einfach loswerden. Zu Hause hört man mir zwar zu, kennt sich aber mit BPS nicht weiter aus und beschäftigt sich leider auch nicht damit.

      Ich hoffe, es ist nicht zu chaotisch geworden.

      Wünsche noch einen schönen Abend.
      Grüße euer N*rb*nmädchen!
      Don't hurt me anymore!
      Hi,

      Ich denke schon, dass das Gefühl "nur zu existieren" von deinem Funktionsmodus kommt. So ein richtiges Lebensgefühl kann dabei ja eher nicht aufkommen.

      Das verzichten auf diesen Modus bedeutet ja nicht, dass gar keine Schutzmechanismen mehr existieren dürfen/können. Vl. findest du ja andere Schutzmechanismen, die dich weniger einschränken. Vl. kann dir deine Therapeutin weiterhelfen.

      Benni
      "Dunkelheit entsteht nicht von selbst. Sie wird erschaffen. Und zwar durch das Auslöschen des Lichts."

      Dahlia in The Originals
      Hallo. :)

      Ja, kenne ich... und ja ich glaube auch , wie Benni, dass das "ich existiere nur und lebe nicht"-Gefühl so gar ziemlich eng mit diesem Modus zusammen hängt. Ich meine am Ende ist ja nur zu funktionieren auch kein richtiges Leben... Man tut nur das Nötigste, also nur pure Pflichterfüllung, stupf Programm runter spielen und gut ist, da bleibt keine Kraft und Lust mehr für die wirklich schönen Dinge im Leben...kleine Momente rauschen einfach unbemerkt an einem vorbei und sind es denn nicht oft genau diese kleinen Dinge die das Leben erst bunt und schön machen! ? Also ich weiß nicht kann da natürlich nur von mir sprechen aber wenn ich in so einer Phase bin wo es mir eigentlich richtig mies geht und ich aber einen auf Kämpfer mache und eben nur funktioniere, da sehe ich nicht wie toll z.bsp. : der Schnee in der Sonne glitzert und wie wunderschön gezuckert die Bäume sind oder genieße die Frischluft usw. ...Nee da ist das dann einfach nur stupf Schnee der i.wo rum liegt und draußen ist dann eh nur zu kalt usw. ... Kurz alles was i.wie im Normalfall richtig toll ist und ich auch sonst sehe ist dann doof und total unwichtig für mich, weil habe einfach wichtigeres zu tun was meine ganze Aufmerksamkeit/Kraft braucht... Finde schon das da echt viel Lebensqualität und vorallem Lebsfreude drauf geht und das ist eigentlich verdammt schade...Wir sind halt Menschen und keine Maschinen!

      Was mir hilft aus solch einer Phase raus zu kommen? Gute Frage ;)
      Weiß ich nicht mal so richtig.... Irgendwann geht's mir einfach, sorry! , selber auf'm Sack und ich bin von mir und diesen abgestumpft und stark sein total genervt und nehme mir einfach die Zeit für mich alleine die ich brauche um wieder wirklich ich zuwenden und schalte ab und damit meine ich wirklich abschalten.. Soll heißen: Handy aus!! Nur ich bin wichtig in der Zeit und das was ich will, alle Anderen bzw Pflichten können mir dann mal gestohlen bleiben ;) geht mich alles einfach nix an für ein paar Stunden... Ich mache was Ich will...Punk!! Joah und das mache ich dann auch einfach :) ... ich höre dann Stunden lang Musik, gehe bewusst Spazieren...sprich Augen auf links, rechts gucken und nicht sturr gerade aus! ;)... Oder ich gehe schön laaaaang und warm duschen...mit allem Drum und dann für was sonst keine Zeit ist (oder ich sonst zu faul bin ;) ), wie Gesichtsmasken usw, halt einfach mal mehr machen außer das tägliche Standard Pflegeprogramm.... eigentlich sind der Fantasie da keine Grenzen gesetzt Hauptsache es macht mir Spaß und tut gut...und glaube mir es tut verdammt gut ^^ ich sauge dann alles auf wie ein trockener Schwamm... Ist halt das berühmte Akku wieder aufladen!

      Weiß nicht ob du damit nun was anfangen kannst aber das ist halt so mein Senf da zu ;)

      lg. Kessy

      PS: Hm!?... habe gerade gemerkt das ich im Grunde schon weiß was ich tun muss dann...lustig, is mir gerade durch das aufschreiben erst richtig bewusst geworden!!! In dem Sinne also, danke für deinen Post hier!!! :)
      Hallo Narbenmädchen,

      ich bin mir grad nicht sicher, ob das bei dir auch so zutrifft, aber ich für meinen Teil glaube, diese Grenzen zwischen "Maske aufhaben" und "Funktionsmodus befinden" sind fließend. Also dass man im Funktionsmodus auch eine Maske aufhat, aber sich mit dieser inzwischen auch selbst hinters Licht führt.

      Wie man da eigenständig rauskommt weiß ich selber nicht. Bei mir kam halt der "große Knall" und dann funktionierte auch einfach nichts mehr. Wie sich das ohne diesen Mechanismus anfühlte? Im ersten Moment nicht schön. Entblößt und extrem verw*ndbar. Als ob einem die oberste Hautschicht abgezogen worden ist der ganze Körper nun brennt und bei Berührung schmerzt...
      Das Miese daran- die Welt um ein merkt das, spricht einen sogar drauf an und es brennt teilweise noch mehr..
      Das Gute - die Haut erholt sich (langsam zwar, aber immerhin) und in dieser Zeit schafft man es dann auch wieder andere Sachen besser wahrzunehmen. Wie Kessy schon schrieb - die kleinen DInge, die das Leben schöner machen. Ein Beispiel: Am Wochenende im Vorbeibeifahren zwei Rehe im Wald gesehen - in freier Wildbahn und nicht in einem blöden Tierpark. Das fand ich sooo schön! (ich bin ein Großstadtkind sollte ich wohl anmerken..) Vor ein paar Monaten noch, hätte ich die Tiere nur am Rande registriert und nicht weiter beachtet. Klingt alles lapidar - aber es ist wirklich schön :)

      Was ich damit sagen will - auch wenn es hart klingt: es lohnt sich diesen Schutz zu brechen, selbst wenn es im ersten Moment wehtut. Manchmal muss man einen Schritt in die falsche Richtung machen um vorwärts zu kommen.

      Wo der Ausschaltknopf für deinen Funktionsmodus ist, weiß ich aber leider nicht :(

      LG Nebelschleier
      Auf der Suche nach mir selbst...
      Hey,
      ich bedanke mich auch mal für deinen Thread und für die Antworten der anderen, kann mir da gerade auch viel rausziehen. ;)

      Für mich ist ein Funktionsmodus nicht ganzso negativ besetzt. Es ist gut, dass su trotz oder nach der Therapie und den schweren Themen arbeiten gehen kannst und deinen Alltag hinbekommst. Wenn man gar nicht funktioniert, dann schafft man das ja nicht mehr, aber Alltag ist genau so wichtig wie auch mal abzuschalten und sich fallen lassen zu können. Und wenn du abends nach der Therapie weinen kannst, ist das ja schonmal weniger Funktionsmodus. Dass du das dann auch noch regulieren kannst und dich davon wieder distanzieren kannst, finde ich sehr gesund - das ist etwas, was ich auch versuche. Und im Alltag zu funktionieren finde ich auch angemessen: Auf der Arbeit haben z.B. persönliche Probleme erstmal nichts zu suchen. Da ist es gut, dass man seine Arbeit macht und nicht weinend da sitzt.
      Eine Balance zu finden zwischen funktionieren und fallen lassen, darauf kommt es meiner Meinung nach drauf an.

      Wenn dieser Funktionsmodus aber zu übermächtig und eigenständig wird, wie du es ja empfindest wie ich das verstanden habe, dann bleibt auch einiges auf der Strecke. Wenn du auch nur mit dir selbst funktionieren musst oder in Situationen undbei MMenschen, in/bei denen du das gar nicht müsstest. Dann kann das auch viel Kraft kosten.
      Die Ideen der anderen hier finde ich ganz schön: Sich bewusst Zeit dafür nehmen, nicht zu funktionieren. Vielleicht Gefühle aufschreiben, um sie dir bewusst zu machen und einen Zugang zu dir zu bekommen. Denn der geht zumindest bei mir verloren, wenn ich nur noch funktioniere. Und dann rauscht das Leben und Gefühle (und diese machen einen ja lebendig) an einem vorbei.

      Liebe Grüße,
      disarming
      For this is rock n roll, I’ve got a rock n roll soul
      And we are freedom fighters. For now...
      (The Tunics)


      ToWriteLoveOnHerArms
      Huhu,

      auch ich möchte mich für diesen Thread bedanken. Finde die Fragestellung richtig gut und fühle mich dabei tatsächlich auch mit einem aktuellen Problem meinerseits konfrontiert, und fand es schön dazu die ganzen Meinungen zu lesen.

      Ich möchte eigentlich davon absehen, zu sehr zu pauschalisieren oder mich auf gewisse Erscheinungen gewisser Diagnosen zu beziehen. Schwarz-Weiß-Denken und Borderline z.B.
      Auf der anderen Seite spricht deine Frage ein Problem an, mit dem du - allein die Anzahl der Antworten gezählt, oder die Art und Weise derselben - nicht alleine stehst.
      Auch ich fühle mich "ertappt". Ich kämpfe seit Wochen um das richtige Maß. Ich denke genau an diesem Punkt liegt für viele die hier gestrandet sind die eigentliche Herausforderung.
      Einen grundsätzlichen "Funktionsmodus" hat jeder. Keiner würde auf die Idee kommen in seiner Arbeit, oder flüchtigen Bekannten von seinen Problemen zu erzählen. Nur als Beispiel.
      Bei einem "gesunden" Menschen ist der "Funktionsmodus" jedoch nicht nichts weiter als eine schlanke Version seines eigentlichen Wesens. Er verhällt sich nicht anders, fühlt sich nicht anders, lässt nur die Intimitäten weg.
      Bei mir - und wenn ich deine Formulierungen (Maske) oder die einiger Antworten hier lese, bin ich damit nicht alleine - besteht ein anderes Problem: Unser "Funktionsmodus" ist mehr als nur das "weglassen bestimmter Informationen" - es ist schlichtweg die Vorspiegelung einer anderen Persönlichkeit. Ich finde es daher logisch, dass man bei Aufrechterhaltung dieses "Funktionsmodus" das Gefühl hat "Das bin doch gar nicht mehr ich?!"

      Habe versucht weiterzuschreiben, aber festgestellt, dass es ab jetzt konfus wird. :D
      Daher belasse ich es mal bei dieser Aussage.
      Hallo,
      Vielen lieben Dank für die ganzen Antworten. Hatte gar nicht mit so viel Rückmeldung gerechnet.

      Danke für die Ideen. Ja mein Problem ist nicht generell der Funktionsmodus, sondern dass ich ihn gar nicht mehr ablege. Ich kann mich irgendwie nicht mehr fallen lassen.

      Ich werde mir jetzt nach und nach Dinge suchen die mir gut tun. Vor allem mir zeit dafür nehmen. Zeit für mich nehmen. Ich hab immer zeit für alle anderen,aber keine für mich selber. Danke fürs Augen öffnen.
      Danke!
      Don't hurt me anymore!