Extremes Misstrauen bei jeder Kleinigkeit

      Extremes Misstrauen bei jeder Kleinigkeit

      Huhu ihr Lieben,

      ich war jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr online, aber jetzt bin ich an einem Punkt, an dem ich mit einer Sache nicht mehr weiter umgehen kann bzw so nicht mehr umgehen möchte und bräuchte von euch vielleicht irgendwelche Ratschläge und Tipps- falls es welche gibt- die es mir ermöglichen und erleichtern mit diesem Thema besser umgehen zu können.

      Es geht um das Thema Misstrauen.
      Es ist so, dass ich meinem Freund gegenüber sehr, sehr schnell misstrauisch werde. Bei jeder Kleinigkeit, die für mich keine logische Erklärung hat, kommen diese negativen Gedanken zum Vorschein und es tut jedesmal verdammt weh, obwohl ich eigentlich einerseits weiß, dass dieses Misstrauen unbegründet ist und es tatsächlich für alles eine logische Erklärung gibt bzw, dass ich meinem Freund diese Erklärungen auch glauben kann. Er hat mir nie einen Grund dafür gegeben ihm misstrauen zu müssen, aber trotzdem ist es da und es frisst sich durch mich hindurch wie Säure. Alles in mir schreit in solchen Sitautionen, dass er mir grad eine Ausrede/Lüge auftischt und ich kann es einfach nicht abwehren.
      Ich nenne mal ein paar Beispiele, um es etwas deutlicher zu machen.
      Gestern war er zb mit seiner Mama und Oma einkaufen (er bringt sie immer zu den Läden und wartet dann dort). Das ganze hat drei Stunden gedauert. Ich frage mich einerseits wie sowas drei Stunden dauern kann und vermute gleich, dass er vielleicht einfach nur keine Lust hatte mit mir zu reden oder, dass er Abstand von mir will. Andererseits gibt es die logische Erklärung, dass seine Oma zb nicht mehr richtig laufen kann, es eine derzeitige Baustelle in seinem Ort gibt, bei der man echt lange warten muss, wodurch sich das Ganze natürlich sehr verzögert.
      Anderes Beispiel:
      Ich war bei ihm, wie waren in seinem Zimmer und dann sagt er, er möchte mal schnell ins Wohnzimmer noch ein paar Mails beantworten. Ich frage, ob ich mitkommen kann, einfach um in seiner Nähe zu sein, da unsere Zeit immer sehr begrenzt ist (Fernbeziehung). Er sagt 'nein'. Ich frage ihn wieso nicht und er sagt, dass er es einfach nicht möchte und es ja auch nicht lang dauert. Der Gedanke, der mir sofort kam 'Er verheimlicht mir etwas' Die Stimmung kippte und er sagte ich solle nicht immer sofort misstrauisch werden. Vielleicht wäre etwas auf dem Desktop, was ich zu dieser Zeit noch nicht sehen sollte(habe bald Geburtstag und dafür wird es wohl sein). Ich habe mich schuldig gefühlt, dass ich ihm direkt wieder so etwas unterstellt habe und ihm geglaubt.
      Jetzt war ich letztes WE wieder bei ihm und er hat seinen Laptop angeschaltet und ich durfte diesmal auch mitschauen. Auf dem Laptop war nichts, was ich nicht hätte sehen sollen. Mein erster Gedanke 'Er hat mich damals angelogen'. Eine Erklärung wäre zb, dass er es evtl einfach vom Desktop genommen hat, um die Überraschung nicht zu zerstören.
      Aber all diese logischen Erklärungen prallen in diesen Momenten einfach von mir ab und ich versteife mich so sehr darauf, dass er mir etwas verheimlich oder mich anlügt oder keinen Kontakt zu mir haben möchte.
      Ich könnte noch mehr Beispiele bringen, aber ich denke es reicht, um deutlich zu machen, wie absurd all das eigentlich ist.
      Ich verzweiflfe langsam echt und habe schon öfter darüber nachgedacht, ob ich nicht einfach allein bleiben soll, damit ich ihm sowas nicht mehr antun muss. Ich weiß, dass auch er sehr darunter leidet und das will ich doch absolut nicht. Ich will ihm nicht wehtun, finde aber keinen Weg aus diesem Strudel.

      Kennt ihr so etwas?
      Wenn ja, habt ihr irgendwelche Strategien, wie ihr besser damit umgehen könnt?

      Liebe Grüße,
      BrokenInside
      In my field of paper flowers,
      And candy clouds of lullaby,
      I lie inside myself for hours,
      And watch my purple sky fly over me.

      >Evanescence-Imaginary<

      Hallo BrokenInside,

      Misstrauen an sich (oder Vorsicht) ist eigentlich ein gesunder Reflex, der uns vor Gefahren jeglicher Art schützen soll. Wenn Vertrauen im wahrsten Sinne des Wortes missbraucht wurde, dann wächst daraus u.a. Misstrauen. Wir scannen unsere ganze Umwelt in der Ferne und die in unserer Nähe ab und suchen nach Widersprüchlichkeiten. Entdecken wir solche, dann wird unser Mistrauen sofort bestätigt. Nur ob es reale Gründe für ein nachvollziehbares Misstrauen gibt wissen wir meist nicht. Es ist die Vermutung und es sind unsere Gedanken und Phantasien, die dieses Feuer des Misstrauens schüren. Ich hab mal irgendwo gehört oder gelesen, dass ein negatives Erlebnis zur Kompensation mindestens 7 positiver Erlebnisse bedarf.

      Bleibt die Frage: was schürt dein Misstrauen? Was hält dich davon ab zu vertrauen? Was ist, was sind deine negativen Erlebnisse?

      Manchmal ist Vertrauen sofort da, ohne Grenzen und Schranken, manchmal muss Vertrauen aber auch erst wachsen. Das Wachsen von Vertrauen ist ein sehr langsamer Prozess, erst recht, wenn in deiner Vergangenheit Gründe für ein möglicherweise berechtigtes Misstrauen liegen. Letzteres kannst nur du für dich beantworten. Wenn diese Gründe schwerwiegend sind, dann wäre es sicherlich gut, dies im Rahmen einer Therapie anzusprechen. Bist du aktuell in einer Therapie?

      Hast du mit deinem derzeitigen Partner über deine Ängste und dein Misstrauen einmal in Ruhe gesprochen? Wie sieht er dich? Wie sieht er deine Gedanken? Wenn in dir dieses Gedankenkarussell auftaucht, hast du mit ihm mal darüber gesprochen? Denn allein ein solches Gespräch kann dich, kann euch auf eine neue Ebene gemeinsamen Vertrauens führen. Er lernt dich und deine Gedanken und Gefühle tiefer kennen und du lernst seine Gedanken und Gefühle dazu und zu dir besser kennen. Es ist ein gemeinsamer Weg, auf den ihr euch begeben könnt.

      Ich möchte dich einmal zu folgendem Gedankenexperiment auffordern. Stell dir einfach mal vor, eine sehr gute Freundin würde eines Tages zu dir kommen und dir von ihren Ängsten und Gefühlen und von ihrem Misstrauen erzählen. Sie würde dir erzählen, was bei ihr dazu geführt hat und wie sie seitdem hinter jeder kleinen Ecke die große Enttäuschung befürchtet, wie sei deshalb gegenüber allen positiven Gedanken und Momenten misstrauisch ist, wie sie Lüge, Ungerechtigkeit oder sogar Verrat vermutet und fühlt. Was würdest du dieser Freundin raten? Und ohne dass du es bewusst willst, spürst du vielleicht, dass dieses Gedankenspiel wie einen Spiegel ist. Manchmal kann solch ein kleiner Umweg helfen zu erkennen, wo die Wurzeln des eigenen Misstrauens stecken und was diese Unsicherheiten und Ängste schürt. Und es kann dir helfen, über genau die Antworten, die du der besten Freundin geben würdest, den Schlüssel für dich selbst zu finden. Und langsam kann Vertrauen wachsen.

      lg Elfenspiegel
      Hallo BrokenInside,

      vorweg kann ich gut nachempfinden, wie du dich in deiner Lage fühlst. Es gibt für alles einen triftigen Grund, aber ...
      Und da kommt der Kopf und das Gedankenkarussell ins Spiel.

      Anfangs habe ich einfach "aufgegeben" und meinen Partner nicht mehe darauf angesprochen, weil es ihn offensichtlich nervte und er mit immer weniger Worten darauf reagierte. Was mich wiederrum sauer machte, da er meine Gefühle (in meinen Augen) nicht ernst nahm.

      Im Endeffelt halfen mir die Punkte, die schon Elfenspiegel geschrieben hat.
      Auf jeden Fall in Ruhe ansprechen, vielleicht eher ohne ein Beispiel, und ihn bitten zu versuchen sich in dich hineinzuversetzen. Da muss aber auch der Partner mitspielen und sozusagen "Lust" auf das Gespräch haben. Die Gründe sind in diesem Moment nebensächlich, hauptsache war für mich erstmal, dass er mich versteht und nachvollziehen kann. Nur so konnte er emphatisch reagieren.

      Und ganz wichtig und von meiner Vorrednerin schon sehr gut beschrieben: Eine Art Selbsttherapie. Das beschriebene Gedankenexperiment.
      Wie würdest du reagieren? Versetze dich in die Lage deines Partners oder einer guten Freundin.

      Ich hoffe, ich konnte dir noch etwas mit auf den Weg geben. Kämpfe selbst auch tagtäglich noch und auch wenn es manchmal noch zur Sprache kommt: Es wird besser.
      Manchmal muss man dem anderen einfach sagen, wie die-und-die Situation auf einen selbst wirkt damit dieser es begreift und es einem... naja erklärt :)

      LG
      Ames