Über (lange) vergangene Themen reden

      Über (lange) vergangene Themen reden

      Hallo

      Mittlerweile bin ich seit bald 2 Jahren in Therapie und ich habe glaub ich auch schon einiges erreicht in den 2 Jahren. Am Anfang ging es mal haupsächlich darum, dass ich mal stabil bin und meinen Alltag gut hinbekomme. Wir haben da allerdings auch schon über Themen aus der Vergangenheit gesprochen, die ich nie richtig verarbeite habe und die mMn dazu beigetragen haben, dass ich heute Depressionen habe. Jedoch nie genauer. Die letzten Therapiestunden haben wir eigentlich nur "geplaudert", wir haben natürlich schon über Sachen geredet die halt gerade aktuell sind, aber das waren alltägliche Sachen, die mich zwar belasten, aber jetzt nicht wirklich dramatisch sind.

      Wir haben letzte Stunde auch darüber geredet, dass wir in letzter Zeit über nichts "schwieriges" geredet haben und dass ich das zwar ganz nett finde, aber prinzipiell finde, dass ich dafür keine Therapie brauch. Dass die Uni gerade extrem stressig ist und ich keine Ahnung hab womit ich eigentlich anfangen soll, kann ich auch meinen Freunden erzählen ^^ (am Anfang der Therapie haben wir schon viel über Uni usw. geredet, aber da wars was anderes und darum gehts eig auch gar nicht)

      Jedenfalls meinte ich letztes Mal, dass es da schon das eine oder andere Thema gibt, über das wir vielleicht reden sollten. Allerdings sind das Themen über die ich nicht unbedingt gerne spreche. Und irgendwie hab ich ziemliche Hemmungen über diese Sachen zu reden. Unter anderem, weil die Themen schon einige Jahre zurück liegen und ich mir irgendwie doof vorkomme, wenn ich mit so alten Geschichten daher komme... Außerdem besteht meine Strategie mit meinen Gefühlen umzugehen daraus, sie so gut es geht zu verdrängen. Wenn ich diese Themen (zu denen ich jahrelang größtenteils erfolgreich meine Gefühle verdrängt habe) jetzt wieder hervor hole, kommen vermutlich auch die ganzen Gefühle wieder und das waren jetzt nicht unbedingt schön Gefühle, sonst hätt ich sie ja nicht verdrängt ;) Ich weiß halt auch nicht, ob es wirklich was bringen wird, über die Sachen zu reden. Also ob es das ganze wert ist/sein wird.

      Vielleicht hat ja jemand den einen oder anderen Gedanken dazu? Oder Erfahrungen damit?
      (ich werd beim nächsten Mal vermutlich sowieso mit meiner Thera über das alles reden, aber ich weiß im Moment selbst nicht was ich wirklich will und vielleicht helfen mir andere Sichtweisen ja mir dabei ein bisschen sicherer zu werden)

      Liebe Grüße
      Nellie
      Hey du

      machst einen verhaltestherapeutische Therapie oder tiefenpychologisch? Ich will dir mal zum nachdenken was auf den Weg geben. Entscheiden musst du selber. Ich weis z.b. nicht warum ich krank geworden bin. Es wird irgendwas mit meinen Eltern zu tun haben aber was es genau ist/war weis ich nicht. Aber selbst wenn ich wüsste würde es mich nicht weiterbringen, was immer meine Eltern gemacht oder nicht gemacht haben, sie wollten mir nicht absichtlich schaden aber rückgängig machen geht auch nicht. Es geht halt bei mir eher darum im meine Leben (im heute) klar zu kommen. Wenn du natürlich den Eindruck hast das es dich heute stark belastest und doch mal (auch gefühlsmäßig) durch die Vergangenheits gehen musst um damit abzuschließen solltest du es tun.
      Hallo

      Ich mach personenzentrierte PT, also eher tiefenpsychologisch. Danke für deinen Beitrag, er hat mich auf jeden fall zum Nachdenken angeregt...
      Was genau es war kann ich auch nicht sagen, aber es sind eben viele Sachen zusammen gekommen und meine Strategie (alles in mich reinfressen) hat halt auch nicht dazu beigetragen, dass es mir besser ging. Im heute komme ich im Großen und Ganzen im Moment eigentlich recht gut zurecht. Deswegen habe ich auch wenig aktuelles zu erzählen in der Therapie (da endets dann halt in so Plauderstunden). Bzw. die Sachen die mich im Moment belasten sind halt grad einfach sch***, aber sie gehen auch irgendwann vorbei und ändern kann man da eigentlich auch nix (bzw. gibt es zwar Alternativen, aber für mich keine besseren).
      Hallo

      Auch dir danke für deine Antwort.

      Nur habe ich diese "Pakete" schon sehr gut beisammen und schleppe sie gefühlt nicht wirklich mit mir herum. Sie belasten mich nicht unbedingt in meinem Alltag (unter anderem weil mein Alltag mehr oder weniger darauf ausgelegt ist, dass ich damit nicht konfrontiert werde. Keine Ahnung ob das verständlich ist, aber anders kann ichs nicht wirklich erklären. Allerdings fühle ich mich in meinem Alltag dadurch nicht eingeschränkt). Wenn ich nicht bewusst an die Geschichten denke, dann wandern meine Gedanken nicht von selbst dorthin und im Alltag werde ich relativ selten damit konfrontiert.

      Allerdings habe ich das Gefühl, dass mich diese Geschichten daran hindern mich in gewissen Bereichen meines Lebens weiter zu entwickeln. Was im Moment gar nicht schlimm ist, weil ich sowieso viele andere Sachen um die Ohren habe, aber irgendwann wäre das vielleicht doch ganz nett. Und ich möchte nicht, dass mir diese Geschichten dann im Weg stehen... nur weiß ich nicht ob es Sinn macht diese Geschichten zu besprechen nur weil ich Zukunft vielleicht irgendwann mal ein Probelm deswegen entstehen könnte.

      LG Nellie
      Hallo Nellie,

      ich schreib's mal so: Antwort verstanden. Aber ein paar Fragezeichen habe ich doch und trau mich noch mal.

      Ich find's toll, dass du Einiges für dich erreicht hast. Jetzt bist du an einem Punkt angekommen, jetzt ist der Haufen der kleinen und mittelgroßen Päckchen gut bearbeitet. Bleibt - wie es mir scheint - der Haufen mit den großen Päckchen übrig. Was drin steckt, weisst am besten du.

      Du schreibst von deiner erfolgreichen verdrängungsstrategie für den momentanen Alltag und von Plauderstunden. Was hindert dich daran für dich zu sagen: ich hab mein Ziel erreicht. Ich beende damit diese Therapie. Das erspart dir Aufwand und Frust, deine Therapeutin gewinnt kostbare Therapiestunden für andere Patienten, deine Krankenkasse wird dir wegen der Einsparungen ein Dankesschreiben mit goldenem Band zuschicken. Du kannst das entscheiden, es liegt bei dir.

      Andererseits schreibst du in deinem letzten Beitrag, dass du gefühlsmäßige Hindernisse empfindest für deine Weiterentwicklung.

      Ist dir der aktuelle Boden unter deinen Füßen, das Vertrauen in deine Ergebnisse, in dich, zu dünn und vertraust du der Tragfähigkeit nicht? Ist Therapie so was wie ein Rettungsanker für den Fall der Fälle, wenn da vielleicht ... Nur so lang wird die Therapie vielleicht ja gar nicht dauern. Also müsste für den dann akuten Fall eine neue Therapie her.

      Ja ... für den Fall der Fälle - ich mag jetzt nicht in die Glaskugel schauen und Hellseherin spielen, aber es gibt die Aussage, dass sich verdrängte Gefühle irgendwann wieder melden. Dann - wenn man es gar nicht gebrauchen kann. Und dann vielleicht mit einer Heftigkeit, der du dich allein nicht gewachsen fühlst. Ich weiss - Bange machen gilt nicht.

      Unter diesem Aspekt: vielleicht erscheint es ja doch ganz sinnvoll, mal auf die ollen Kamellen zu schauen, schön therapeutisch vorsichtig und in Fürsorge mit dir selbst. Dann kannst du in jedem Einzelfall etscheiden, wie tief du einstiegen willst. Jede Erfahrung, die du dabei sammelst, bringt dich auch bei den noch unbearbeiteten Themen weiter. Jedenfalls meine Vorstellung von den Möglichkeiten einer Therapie.

      Also weg mit der Kaffetasse und den Plauderstunden. Du bestimmst die Themen, ganz allein du - nicht deine Therapeutin. Und was du erreichst, bestimmst auch fast ausschließlich du (kleine Einschränkung sei erlaubt ;) ). Warum willst du die Superchance nicht nutzen, die du im Moment mit deiner Therapie hast? Aus meiner Sicht wirfst du vielleicht echte Chancen weg, aber das ist nur eine unwichtige Elfenmeinung.

      Du bist die Entscheiderin, wie Therapie läuft, was Therapie dir nutzt, allein du.

      Ich wünsch dir die richtige Entscheidung.
      lg Elfenspiegel
      Hallo Elfenspiegel

      Danke, dass du dir nochmal Zeit genommen hast eine Antwort zu verfassen.

      Ja es wäre wohl wirklich einfacher die Therapie zu beenden... Es sind auch nur potentielle Hindernisse... Ich denke schon, dass ich ohne Therapie zurecht kommen könnte (ich hatte auch im Sommer eine fast 3 monatige Pause, weils mir im Sommer immer besser geht und fühle mich im Großen und Ganzen eigentlich sehr stabil). Allerdings habe ich für mich beschlossen, dass ich erst meine Medis wieder los werden möchte (ist für Frühling '17 geplant), bevor ich die Therapie beende, um zu sehen ob ichs wirklich alleine schaffe oder "nur" mit Medis.

      Die Aussage mit den verdrängtn Gefühlen die zur unpassendsten Zeit wieder hervor kommen kenn ich auch ^^ deswegen auch die Überlegung, ob ich das nicht einfach ein für alle mal hinter mir lassen möchte.

      Warum ich die Chance nicht nutzen möchte? Ich möchte schon, ich hab die Themen auch schon mal angeschnitten und angefangen darüber zu sprechen (praktischerweise sind dann aktueller Themen dazwischen gekommen ;) ). Das Problem ist nur, dass ich dann oft einfach nicht mehr reden kann. Ich versteh selbst nicht genau wieso, aber es ist in der Situation beinahe unmöglich für mich zu reden. Und ich sitz dann da und kann nicht sprechen und mit jeder Sekunde die vergeht wird es nur noch schwieriger... Dabei sind es gar nicht so unaussprechliche Sachen und ich habe das damals (als es aktuell war) auch immer mit meinen Freunden besprochen, aber die Gefühle dazu habe ich verdrängt...

      LG Nellie
      Hallo Nellie,
      ich wollte dich in keiner Weise zu etwas drängen, nur auf den positiven Umstand hinweisen, die Chancen einer Therapie zu nutzen. Man übersieht leicht tiefer liegende Themen.

      Zum Nicht-Sprechen-Können - nur so ne Idee: vielleicht kannst du die fehlenden Worte für dich/Therapie auch durch Bilder oder geschriebene Texte ersetzen. Bilder sollen ja manchmal mehr sagen als tausend Worte. Und die Therapeutin hilft dir, sie für dich zu übersetzen.

      Manchmal ist es auch so, dass man eine Pause braucht. Vielleicht ist es jetzt so bei dir, dass "Pause" dran ist, Erarbeitetes festigen im Alltag, ausruhen und Energie tanken. Bei mir ging das auch immer in Schüben. Einmal hat ich auch so ne Smalltalk-Phase. Hinterher hab ich mich für die Verschwendung der Möglichkeit gehasst. Aber es war nicht rückgängig zu machen. Vielleicht solltest du tatsächlich einfach eine Pause machen.

      Ich weiss nicht, nur noch mal so Gedanken - und dann ist es gut.

      Wünsch dir alles Liebe
      Elfenspiegel
      Hey Elfenspiegel

      keine Sorge, ich fühl mich zu nix gedrängt ;)

      Beim Nicht-sprechen-können ist es so, dass ich zwar weiß was ich sagen will, aber ich kanns irgendwie nicht... meine Thera hat da schon mal angeboten, dass ich es aufschreiben könnte, aber das wollte ich nicht... wenn ichs ausspreche, dann weiß meine Thera es zwar, aber sobald ich mim Reden fertig bin, ist es wieder weg (oder ich kann zumindest so tun ^^), wenn ichs aufschreibe ist es immer da.

      Vielleicht wäre ne Pause wirklich gut, keine Ahnung. Auf jeden Fall vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast deine Gedanken aufzuschreiben :)

      LG Nellie
      Hallo an alle die hier mitgelesen und -geschrieben haben :)

      Hab heute mit meiner Thera darüber gesprochen, der größte Vorteil war, dass sie das Thema sowieso schon erraten hat und von da an wars dann einfacher zu reden ^^ es hat zwar (wie erwartet) vieles aufgewühlt, aber es war schon gut darüber zu reden.

      Wollte nur bescheid geben, dass der Thread seinen Zweck eigentlich erfüllt hat :)

      LG Nellie