Zur Lage der Nation, sozusagen...

      Zur Lage der Nation, sozusagen...

      Hey, erstmal natürlich schön, dass das Forum wieder da ist... und jetzt zu meinem Thema: Eigentlich geht es bloß darum, dass ich mir so einiges was mich in letzter Zeit beschäftigt mal von der Seele schreiben muss... und vielleicht hat der ein oder andere ja irgendwie einen Tipp für mich... und sonst hilft es auch schon zu wissen, dass es zumindest Menschen gibt, die sich sowas durchlesen, kennt ihr ja sicher.
      Mir geht es nicht wirklich schlecht, ich habe im Grunde keine größeren Probleme, rein objektiv jedenfalls... ich hab keine besonders schlimmen Dinge erleben müssen, ich hatte nie Probleme in der Schule, aber wenn mich irgendjemand fragen würde wie es mir geht und ich mich um eine einigermaßten ehrliche Antwort bemühen wollte - ich fühle mich einfach nur leer. Ich hab seit ca. 5 Wochen nicht mehr geritzt, hab eigentlich keine Kraft irgendwie noch weiter durchzuhalten, kann nicht zurück, weil ich ein Versprechen gegeben habe, dass ich nicht brechen kann weil es alles zerstören würde, was mich jetzt irgendwie noch am Leben erhält... im Grunde lebe ich nur für einen einzigen Menschen, stehe nur wegen ihm morgens auf, gehe nur wegen ihm in die Schule, kämpfe irgendwie weiter, weil ich ihn nicht enttäuschen kann und bin dann jedes Mal selbst enttäuscht, wenn er in mir natürlich nur eine Schülerin sieht und wahrscheinlich nicht wirklich versteht, dass er für mich eben der einzige Mensch ist, zu dem ich irgendwie eine wirkliche Beziehung habe, der einzige Mensch dem ich vertraue, der einzige Mensch, der für mich irgendeine Rolle spielt. Ich könnte ohne ihn nicht existieren. Er hat mir versprochen, mich nicht alleine zu lassen, er ist unheimlich nett zu mir, hat so viel für mich getan, aber ich sehe ihn eben nur wenige Minuten am Tag und das ist alles, was für mich irgendwas zählt, diese paar Minuten eben... und mit allem außerhalb dessen fühle ich mich einfach nur absolut überfordert. Ich habe bloß das Gefühl, dass alle irgendwelche Erwartungen haben, die ich nie erfüllen werden kann. Ich ziehe mich immer mehr zurück, würde am liebsten gar nicht mehr nach Hause gehen, direkt in der Schule bleiben, zu Hause schreien sich meine Mutter und mein Bruder nur gegenseitig an, mein Vater ist vor nem halben Jahr ausgezogen und hat mit allem jetzt natürlich nicht mehr viel zu tun, den seh ich nicht mal mehr einmal die Woche. Ich sitze irgendwie zwischen allen Stühlen, vollkommen fixiert auf einen Menschen, der sich selbstverständlich nicht nur immer um mich kümmern kann, der sich so verdammt viel Mühe gibt, dem ich so dankbar für alles bin und der mich trotzdem unabsichtlich jedes Mal wieder verletzt weil er für mich natürlich nie so etwas empfinden kann wie ich für ihn. Wenn ich jetzt rückfällig würde, käme mir das wie ein Verrat vor, obwohl er natürlich weiß, dass sowas immer passieren kann, obwohl er das sicher verstehen würde oder es zumindest versuchen würde und mich bestimmt nicht hängen lässt... ich bin irgendwie zu allem zu schwach, zu schwach um weiterzukämpfen weil ich einfach keinen Sinn darin sehe, kein Ziel habe... und auch zu schwach um aufzugeben, weil ich mich dann damit auseinandersetzen müsste, weil ich versuchen müsste, das zu erklären, vor mir selbst und vor ihm auch. Ich möchte eigentlich einfach nur noch schlafen, ich bin zu müde um nur noch einen Schritt zu machen, möchte gar nicht mehr aufstehen, gehe nur wegen ihm doch wieder weiter, aber so kanns ja nicht mein ganzes Leben lang weitergehen, in zwei Jahren schmeißen die mich aus der Schule quasi raus, dann mache ich mein Abitur und dann gibts kein zurück mehr, dann muss ich irgendwas machen, muss mich für irgendwas entscheiden und werde wohl alles verlieren, was mir irgendwas bedeutet, was im Grunde ja mein zu Hause ist. Ich kann mir nichts anderes vorstellen als Schule, ich hab vor dem Ende dieser Schulzeit eine totale Panik, wenn das hier ein Film wäre würde ich abschalten, weil ich den Gedanken an die Fortsetzung zu gruselig finde und danach garantiert nicht schlafen könnte. Dieses Leben ist doch nur brutal, ich mache grundsätzlich alles falsch und egal was kommt, immer krieg ich irgendwie noch einen oben drauf, die ganze Stufe macht sich über mich lustig und ihm renne ich wie eine Blöde ständig hinterher... weiß einfach nicht weiter, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr... aber ich muss eben doch weitermachen, schleppe mich irgendwie vorwärts mit dem Gefühl, bald irgendwie ganz zusammenzuklappen. ARGG:
      Sorry, ist ein bisschen lang geworden...
      Dann Quesim
      Hm,
      ich kann dir nur einige Dinge sagen. Erstens kannst du dir ja schonmal GEdanken machen, was du nach der Schule gerne machen magst. Wenn du ganz gut in der Schule bist, wirst du ja voraussichtlich keine grossen Probleme haben, ein gutes Abi zu kriegen. Guck dich doch iM Netz um, was dich interessiert, ob Studium oder Ausbildung oder FSJ usw. und schaffe dir eine PERSPEKTIVE. Klar, eigentlich muss man sich ja nicht schon 2 Jahre vorher überlegen, was nach dem Abi wird, aber wenn du so eine Angst davor hast, die Schule zu verlassen, dann würde ich es tun.
      Und dann ist da die Sache mit deinem Lehrer (ist doch dein Lehrer?). Es ist toll, dass er dir hilft und du dich ihm öffnen kannst. MEiner Ansicht nach ist es auch völlig ok, mal eine zeitlang sich "nur" für einen MEnschen aufzurappeln, für den es sich lohnt zu kämpfen, aber das darf auf gar keinen Fall immer so bleiben. Man muss irgendwann für sich kämpfen. Du hast noch 2 JAhre, in denen du erkennen musst, dass dein Lehrer deine Stütze ist und mehr nicht.
      Vielleicht hört sich das hart an, aber sonst fällst du in eing grosses Loch. Mach dir klar, was an DIR wichtig ist und was an DIR wunderbar ist, um dafür zu kämpfen. Das ist wichtig und das musst du schaffen. Wenn du es packst, dich in diesen verbleibenden 2 Jahren in deiner vertrauten (Schul-)Umgebung zu stärken, dann fällt dir die Trennung auch nicht mehr so schwer.
      Ich habe letztes Jahr im Mai mein Abi hinter mich gebracht und danach war erstmal ein paar Monate lang Sense. Man muss da wirklich kämpfen, um bei sich zu bleiben, weil nunmal ein lebensabschnitt aufhört. Andererseits ist gerade das wichtig und mich hat es, ehrlich gesagt, gefreut und herausgefordert, an die Uni zu gehen und Neues zu erleben. Das hat durchaus auch seine Reize :)

      Nachtgewand
      Hey, erstmal vielen, vielen Dank für deine Antwort!
      Was meine Zukunftspläne betrifft: Vielleicht ist es gerade das Problem, dass ich viel zu viele Möglichkeiten habe. Ich war immer gut in der Schule, hab nie irgendwas tun müssen und zumindest auf dem Gebiet immer alles von alleine gekonnt... ich interessiere mich für Sprachen genauso wie für Natur- und Gesellschaftswissenschaften, hab da nicht einmal eine grobe Richtung, ich könnte im Prinzip alles machen... und das macht alles nur noch komplizierter. Ich hatte in der Sek. 1 mit den Leuten in meiner Klasse genug Probleme, fühl mich wider Erwarten in der 11 ziemlich wohl, hab mir grade ein bisschen was aufgebaut, ein paar Freunde gefunden, keine wirklich guten aber zumindest welche, mit denen ich in der Pause reden kann, ohne dass sie sich über mich lustig machen... und ich hab eben im letzten halben Jahr diese für mich so wichtige Beziehung zu meinem (ehemaligen) Lehrer aufgebaut... und hab jetzt eben schon wieder Angst, das alles zu verlieren, ihn eben zu verlieren... ich find Wochenenden schlimm genug, Ferien sind eine Katasprophe... aber die Vorstellung, dass das alles irgendwann ganz zu Ende geht, finde ich unerträglich... Klar, vielleicht merke ich irgendwann auch mal, dass ich auch für mich selber kämpfen könnte statt immer nur für ihn, aber im Moment geht das eben nicht, hab genug Probleme damit, überhaupt weiterzumachen. Ich denke mir ist schon klar, dass ich mich zu stark an diesen Strohhalm klammere, dass ich eben viel zu stark nur auf ihn fixiert bin... ich meine das so, ich würde ihm überall hin folgen, bis ans Ende der Welt sozusagen, das mag verrückt klingen, aber ich lebe halt irgendwie nur für ihn... und eigentlich gefällt mir das auch so... aber ich hab halt ständig den Gedanken im Hinterkopf, dass es nicht immer so sein wird. Heute zum Beispiel war das mal wieder total schön, als wir zusammenwaren... ich vergesse dann für den Moment erstmal alle Probleme... aber wenn ich dann wieder allein bin, kommt mir alles um so schwärzer vor. Aber ich kann ja nicht den ganzen Tag bei ihm bleiben, ich muss ja irgendwann lernen, allein zurechzukommen, oder? Ich weiß nicht...
      Hallo again,
      Ich kenne viele Leute (vor allem meine beste Freundin), die sich auch fest an eine Bezugsperson klammern. Bei meiner Freundin ist es mit ihrer Therapie so und sie hat nur noch wenige Stunden, welche sie über Monate grosszügig verteilt, um nicht zu schnell den Kontakt zu verlieren :rolleyes: Na ja, jedenfalls hatte sie letztens einen sehr guten GEdanken, den ich dir mitteile, vielleicht macht er dir ein bisschen Mut oder so: Menschen, die einen eine Weile begleitet haben, die einem zur Seite gestanden haben und für einen da waren, verliert man nie. Selbst wenn sie irgendwann nicht mehr "körperlich" anwesend sein sollten, sie sind in einem drin.

      Dein Lehrer wird womöglich nicht immer da sein, das weisst du ja selbst, aber er hat viel für dich getan und allein dafür kannst du ihm dankbar sein. Nimm ihn einfach in deinem Herzen mit, wenn du mal gehst.
      Und was deine neugewonnen Freunde angeht: wenn ihr euch wirklich mögt, dann geht der Kontakt auch nach dem Abi nicht verloren. Meine beste Freundin z.B. "gammelt" sich zur Zeit nur so durch die Gegend und macht nichts wirkliches und meine andere recht gute Freundin macht eine Ausbildung und ich studiere. Dennoch schaffe ich es immer, mich mit ihnen zu treffen, einfach weil sie wollen und ich will :) So wird das bei dir und engen Freunden auch sein, glaub mir.
      Das mit den "zu vielen Möglichkeiten" kenne ich leider auch sehr gut. MEin Zeugnis war wider Erwarten sehr sehr gut und ich habe mir zuvor nie so richtige gedanken gemacht, was ich eigentlich machen möchte. Alle haben mich von rechts und links zugequatscht, ich solle doch bloss meinem achsotollen Zeugnis gerecht werden und was "vernünftiges" machen. Aber letztendlich mache ich was, was man mit dem allerschlimmsten NC der Welt auch studieren könnte ;) Und ich liebe es bis jetzt. Hör da einfach auf dein Herz und nicht nur auf Berufschancen und Co.
      Nachtgewand
      Hm ja, im Grunde ist mir natürlich klar, dass es nicht immer so sein wird... aber in diesem vielen schönen Momenten kann man sich gar nicht vorstellen, dass es irgendwann mal anders sein soll. Das kommt mir dann alles so vertraut an, wir sehen uns nur an und lachen und verstehen uns irgendwie.... klingt vielleicht merkwürdig, aber ich hab manchmal das Gefühl, dass wir allein durch die Augen kommunizieren könnten. Falls du verstehst was ich meine, das ist, als würden wir uns schon jahrelang kennen... Na ja, du hast schon Recht: Zumindest die Erinnerungen wird mir später niemand nehmen können und das ist ein beruhigender Gedanke. Aber irgendwie... kann ich mir trotzdem nichts schlimmeres vorstellen. Was die anderen Freunde betrifft... ich lerne einige vielleicht noch ein bisschen besser kennen... im Moment bin ich ja froh, wenn sie überhaupt mit mir reden... aber naja, in dem Punkt kann sich in zwei Jahren einiges ändern. Irgendwie krieg ich das dann schon auf die Reihe, er wohnt in Köln, ich werde dann möglichst in Köln studieren... aber wir können uns dann natürlich nicht mehr jeden Tag sehen, wenn überhaupt... das ist eben was anderes als diese vertraute Schulumgebung wo ich halt immer mal eben vor diversen Klassenräumen auf ihn warten kann... außerdem löst das die Probleme ja nicht, ich klammere mich da an etwas fest... ansonsten: ich sage halt immer, es sind ja noch zwei Jahre, ich brauch mich erst in zwei Jahren entscheiden, aber zwei Jahre sind schnell vorbei... und so was fällt ja nicht einfach vom Himmel, ich wache doch nicht plötzlich einfach auf und weiß, was ich machen will... ach naja... darum gehts ja eigentlich auch nicht. Ich bin einfach ohne Grund vollkommen umglücklich und am Boden zerstört... und ich weiß nicht warum. Ich hab wieder diesen dummen Drang zu ritzen aber ich kann nicht und das macht mich fertig... und dann seh ich alles anderes eben auch extra schwarz... und die einzige wirkliche Medizin, ist mit ihm zusammenzusein. Hm, mal was anderes... Darf ich dich mal fragen, was du eigentlich studierst? Interessiert mich jetzt nur mal :)
      Huhu,
      erstens: du hast eine PN ;)
      Ich studiere deutsche und englische Literatur und Geschichte (und wo, das kannst du der PN entnehmen *g*). Es sind Dinge, die ich liebe und mit denen ich mich auch schon früher sehr gerne beschäftigt habe.Englisch ist nicht so das Wahre, aber der Rest ist schon sehr schön.
      Ja, dieses Kommunizieren durch Blicke kenne ich sehr gut. Ich habe irgendwie mein ganzes Leben auf jemanden gewartet (kindisch...), bei dem das so ist. Das nimmt einem all die Barrieren, die einem die Sprache setzt. Und den Menschen, bei dem es so ist, den will ich auch nie missen. Drehe auch meistens ab, wenn ich mich mit besagter Person (meinem Freund) streite und heule und trampele wie ein Baby herum. Es ist mir peinlich, andererseits bin ich froh, dass ich mal meine Ängste rauslassen kann. Nach all den Jahren:" Mir geht es super, ich bin nicht dumm, ich habe ja so viele Freunde usw.". Deshalb verstehe ich deine Angst, den Drang zu schneiden und auch diese Verlustangst. Das ist irrational, deswegen kann man es gerade schwer bekämpfen.
      Hm, hast du ihm mal gesagt, wie wichtig er dir ist und, dass du gerne den Kontakt halten möchtest? Du kannst es ja mal ein wenig andeuten , z.B., ob er sich vorstellen könnte, nach deinem Abi mal einmal im Monat einen Kaffee mit dir zu trinken o.ä. Vielleicht kann er dich beruhigen und wenn er dich so gut kennt, findet ihr sicherlich eine Lösung.

      Darf ich dich auch noch etwas fragen? Hattest du in der Vergangenheit Probleme damit, dass man dich verlassen oder alleingelassen hat (Freunde, Eltern usw.)? Ich hoffe, das ist keine zu intime Frage. Vielleicht war es ja so und du arbeitest das gerade (z.B. in einer Thera oder auch alleine )auf?
      Und was das ritzen wollen und es aber nicht können angeht: ich weiss, es ist manchmal sehr schwer und es tut auch fast schon körperlich weh, man windet sich hin und her und denkt, es würde nie aufhören mit dem Drang. Aber hinterher weiss man durch welche "Hölle" man gegangen ist und ist froh, es nicht getan zu haben.....


      Nachtgewand
      Hey :)
      Hm, soweit ich mich erinnern kann, hat mich nie eine für mich wichtige Person alleine gelassen/verlassen, aber ich hatte schon immer panische Angst davor. Wenn meine Eltern früher mal abends weggegangen sind (da war ich aber schon was älter, eigentlich alt genug um alleine zu bleiben), habe ich kein Auge zugemacht bis sie wieder da waren und war immer spätestens um halb 10 der festen Überzeugung, dass irgendwas schlimmes passiert sein muss, weil kein normaler Mensch so lange (halb zehn Oo ^^) wegbleiben würde... also so ganz normal ist das ja auch nicht.

      Hm, ich schätze ich werd ihm nach Karneval einfach mal sagen, dass ich Angst davor habe, dass das in zwei Jahren alles vorbei ist... bis jetzt hat er ja auch immer meine Sorgen verstanden, also werden wir üben den Punkt auch reden können...

      Und bzgl. des R*itzens: Ich hab ihm versprochen damit aufzuhören und ich hatte nicht vor, dieses Versprechen zu brechen... ist oft ziemlich hart, ich war manchmal kurz davor aufzugeben, aber ich könnte dieses Versprechen eben niemals brechen, dafür ist mir das einfach viel zu wichtig, ich machs halt irgendwie nur für ihn, aber der "Trick" funktioniert ganz gut... wenn ich mir nur wegen mir vornehmen würde, aufzuhören, hätte das nie eine Chance... aber diese Freundschaft ist mir eben aus irgendeinem Grund sehr viel wichtiger als mein eigenes Leben.
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