anonym85 (Vorsicht: eventuell Trigger)

      anonym85 (Vorsicht: eventuell Trigger)

      Du spiegelst dich im Glanz des Glückes seiner Augen
      Siehst nur dich und kannst nichts taugen
      Willst doch nur das Strahlen dieser Augen erhalten
      Kannst aber dennoch nicht deine Depressionen abschalten
      Es bricht dir das Herz ihm dieses Strahlen zu nehmen
      Du weißt du musst dich für deine Grausamkeit schämen
      Klaust diesen perfekten Augen ihren freudigen Glanz
      Du bist armselig und er zeigt trotzdem Toleranz
      Nun zeugt sein Blick von trauriger Verzweiflung
      Du nahmst seinem Herzen all den Schwung
      Jetzt willst du es wieder gutmachen
      Du willst in seinem Blicke zurück dieses Lachen
      Das Strahlen soll er zurückbekommen
      Du willst zurückgeben was du ihm einst hast genommen
      Er braucht den Glanz des Glückes deiner Augen
      Du darfst ihn nicht durch deine Verzweiflung auslaugen
      Ihr steht euch gegenüber und seht euch an
      Du weinst und er ist auch schon sehr nah dran
      Du deutest dieses Glitzern in seinem Blick als Glück
      Doch dann holt dich eine Träne in die Realität zurück
      Du hast ihn nicht glücklich gemacht
      Nein – du hast ihn nur zum Weinen gebracht
      Es war kein Glanz des Glückes mehr in seinen Augen
      Es waren nur Spiegelungen der Tränen die ihn auslaugen
      Er schaut dich so unendlich traurig an - doch du kommst nicht an ihn ran
      Zu viel hast du kaputt gemacht – jetzt ist er es, der nicht mehr lacht
      Kein Glitzern mehr in seinen Augen – nur Gefühle, die ihn auslaugen
      Du stehst vor ihm und kannst nichts machen – willst ihm helfen, bei allen Sachen
      Doch es gibt kein zurück mehr – das Leben machtest du ihm schwer
      Jetzt ist es geschehen – keine Möglichkeit, die Zeit zurückzudrehen
      Sein Blick auf deinen Arm gerichtet – du hast seine Fröhlichkeit vernichtet
      Deine Schnitte bluten noch – in dir ist nichts außer ein schwarzes Loch
      Keine Möglichkeit dich zu verständigen – du kannst dein Alien nicht bändigen
      Zu stark ist diese Seite in dir – da ist nur noch diese Gier
      Du hast den Drang dich zu schneiden – du hast keine Wahl und kannst es nicht meiden
      Doch das hat Folgen für dich und ihn – nichts ist mehr so, wie es früher schien
      An deinem Arm immer mehr Narben – sie zeigen, wie deine Gefühle starben
      Du willst deine Probleme minimieren – denn du hast Angst ihn zu verlieren
      Er könnte dich doch jederzeit verlassen – und dich für deine Zusammenbrüche hassen
      Er hätte allen Grund dazu – oft bist du einfach nicht du
      Dann tust du ihm so unendlich weh – du weißt, dass ich es in seinen Augen seh’
      Der innere Schmerz quält nicht nur dich – er leidet, doch oft siehst du es nich’
      Niemals würde er dich im Stich lassen – im Grunde weißt du, er würde dich nicht hassen
      Doch du würdest es verstehen – du kannst dich doch auch nur als Abschaum sehen
      Da war es – dieses kleine, zierliche, ängstlich wirkende Mädchen. So allein zwischen all den unbekannten Kindern. Traurig und verunsichert lief sie allein durch diese so große und kalte Schule. Es sollte ein schöner Tag werden – ein Tag voller interessanter Eindrücke, doch es war nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Das zierliche Mädchen fühlte sich unerwünscht und einsam und ihre Gefühle spiegelten die Realität wieder. Die anderen Mädchen kannten sich untereinander, nur sie war allein. Sie war froh, als sie wieder heim konnte, dorthin, wo sie sich geschützt fühlte. Doch der nächste Morgen kam schnell. Nach ein paar Tagen schien es besser zu werden. Das blasse, anfangs so scheue Mädchen, hatte Kontakte geknüpft – eine Freundin gefunden, fasste Vertrauen und wurde offener. Doch nach einiger Zeit wurde das Kind, was glaubte, gemocht zu werden, bitter enttäuscht. Eine Mitschülerin sagte dem Mädchen, dass ihre sogenannten Freundinnen immer nur über sie gelacht hatten, sobald sie den Raum verließ. Sie fühlte sich wie gelähmt – ihre kleine Kinderseele zerbrach und all ihr Vertrauen ging verloren. Von nun an war sie anders. Nun war sie wirklich anders. Sie versuchte es zu verbergen und sie ließ sich nicht anmerken, wie verletzt sie war. Ihre Angst vor der Schule und den Mitschülern machte sich durch körperliche Symptome bemerkbar und irgendwann richtete sie ihren Hass und die Aggressionen gegen sich selbst. Ja, sie war nicht gut genug – sie war es nicht Wert, gemocht zu werden. Das Mädchen glaubte nun zu wissen, dass das Verhalten ihrer Mitschüler gerechtfertigt war. Diese grausamen Kinder hatten es geschafft, das naive, kleine Mädchen zu beeinflussen. Nun glaubte es, was ihr immer wieder gezeigt wurde: sie ist zu schlecht, um Freundschaft zu verdienen. Und sie ist nur da, um ausgelacht zu werden. Zu der Zeit wusste das Mädchen noch nicht, wie viel das alles in ihr wirklich kaputt gemacht hatte. Sie war doch noch ein Kind – ein Kind, das genauso Freunde und Akzeptanz brauchte, wie alle anderen auch. Doch es war ihnen egal – sie wollten nur ihren Spaß haben – brauchten das Mädchen, um ihr eigenes Selbstbewusstsein auf ein höheres Level zu bringen. War ihnen nicht klar, was sie damit anrichteten? Oder wollten sie es nicht wissen? Das Mädchen hörte sie immer nur im Hintergrund über sie lachen – sah nur die arroganten Gesichter und ertrug jeden Tag den inneren Schmerz, den dieses Verhalten in ihr auslöste. Und heute? Was ist aus dem Mädchen geworden? Was ist aus dem Kind geworden, das einst durch seine Naivität Angriffsfläche bot? Sie schneidet sich die Arm auf, hasst sich selbst und hat kein Vertrauen mehr. Und noch heute lachen sie... ja, sie verstehen bis heute nicht, dass sie das Mädchen verändert haben. Früher hatte es oft geweint – klare, kalte Tränen - ausgelöst durch kindliche Grausamkeit. Heute weint es im Verborgenen. Geprägt von diesen Verletzungen ihrer empfindlichen Seele sucht das Mädchen sich heute andere Wege, um den inneren Schmerz zu bekämpfen – es weint nun andere Tränen – rote Tränen. Und sie lachen noch immer – so primitiv und unwissend mit verschlossenen Augen, scheinbar reinem Gewissen und voller Ignoranz laufen sie durch die Welt und sehen nicht dieses Mädchen, was sie einst zerstörten...
      der text ist genial. das kleine mädchen.. ich kenne es irgendwie.

      mach weiter so!
      anniq
      "Dass das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit
      den mächtigen Stein besiegt - du verstehst, das Harte unterliegt."

      Bertolt Brecht; aus: "Die Legende von der Entstehung des Buches Tao-te-king"

      "..schnapp' dir einen dieser liebenswerten narkosemenschen.."
      @anniq

      vielen Dank für dein Lob *freu*! Vielleicht konnte ich es so gut beschreiben, weil ich dieses Mädchen bin... na ja.. egal. Hab heute noch was geschrieben... werde es dann gleich mal posten. Ich selbst mag meine Texte nicht... aber ist ja Geschmackssache ;)
      Es schellt. Alle Schüler springen auf und verlassen den Raum. Jeder dieser Jugendlichen freut sich, dass der Schultag endlich vorbei ist. Auch dieses Mädchen ist erleichtert, aber aus anderen Gründen. Sie verlässt die Schule und fährt heim – wie jeder ihrer Mitschüler auch. Nachdem sie ihr Zimmer betreten und die Tür geschlossen hat, verändert sie sich – legt ihre Maske ab. Sie setzt sich an ihren Schreibtisch – müde, kraftlos, verzweifelt. Sie sitzt da, starrt mit leerem Blick in den Raum. Alles um sie herum verdunkelt sich, wird kalt, grau und leblos. Ihr Innerstes scheint zu gefrieren, lässt sie lethargisch werden. Dieses Mädchen ist gefangen in sich selbst – will all diesem inneren Schmerz entfliehen – frei sein von Problemen und Ängsten – doch sie scheint wie gelähmt, spürt ihren Körper kaum noch. Wie in Trance nimmt sie ein Skalpell, führt es langsam an ihren Arm heran und zieht dünne, feine Schnitte. Nun spürt sie sich wieder, kann endlich diesen inneren Schmerz, ausgelöst durch Angst, Verzweiflung und Selbsthass, dämpfen. Sie betrachtet ihren Arm, sieht, wie langsam immer mehr Blut an ihm herunterfließt. Das Mädchen weint andere Tränen. So einsam und traurig sitzt sie da und verletzt sich, um all das ertragen zu können, was sie jeden Tag auf’s Neue quält. Für einen Moment geht es ihr besser – sie hat sich bestraft für das, was sie ist. Währenddessen sind ihre Mitschüler zufrieden – denken keine Sekunde an dieses unscheinbare Mädchen, was sich selbst verletzt, weil es sich und ihr Leben hasst. Keiner ihrer ehemaligen Klassenkameraden hat eine Vorstellung davon, was sie damals anrichteten... und es würde auch keinen dieser Leute interessieren. Sie werden sich ihrer Schuld nie bewusst werden, denn sie sind zu primitiv, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was ihr Verhalten mit dieser sensiblen Kinderseele gemacht hat. Ja, sie waren selbst noch Kinder – warum also ihnen die Schuld geben? Das Mädchen ist wohl selbst Schuld – sie war es, die anders war und sie war es nicht Wert, in der Gruppe akzeptiert zu werden. Sie hatte es nicht verdient, dass auch nur irgendjemand mal an ihre Gefühle oder Bedürfnisse dachte, geschweige denn darauf Rücksicht nahm. Und heute muss sie mit den Konsequenzen leben. Jeden Tag diese Gefühle, die sie nicht erträgt und jeden Tag ihr verzweifelter Versuch, sich von all dem zu befreien.
      ich weiss, dass du das mädchen bist. aber ich bin es eben vielleicht auch ein wenig.

      trotzdem tut es weh, das so zu lesen. wenn ich nur helfen könnte?
      aber wenn du magst: schreib weiter. es tut gut! und es macht nichts, dass du deine texte nicht magst. es sind deine, und sie spiegeln dich wieder. (und sie sind wirklich GUT, glaub mir!!)

      anniq
      "Dass das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit
      den mächtigen Stein besiegt - du verstehst, das Harte unterliegt."

      Bertolt Brecht; aus: "Die Legende von der Entstehung des Buches Tao-te-king"

      "..schnapp' dir einen dieser liebenswerten narkosemenschen.."
      Danke dir nochmal, anniq! Es freut mich, dass dir meine Texte gefallen und dass du verstehst, wie ich fühle...
      Helfen kann ich mir wohl leider nur selbst... na ja.. ist alles etwas schwierig, aber du hast Recht: das Schreiben tut gut und ich werde es weiter tun, wenn mir danach ist.
      Ich wünsche dir alles Gute!

      Liebe Grüße,
      anonym 85
      Da sitzt sie zwischen all den Menschen. Ein großer Raum – voller Schüler. Sie ist nicht allein, aber einsam. Um sie herum scheint alles leer – die Stimmen, der Unterricht – alles so weit weg. So unwirklich und fremd. Sie ist kaum fähig, sich zu bewegen, gefangen in sich selbst, fühlt sich tot. Die Gefühle lähmen sie, quälen sie, machen sie fertig. Dieses Mädchen ist am Ende – in ihrem Kopf nichts als wirre Gedanken, die ihr Angst machen. Sie will nach Hilfe schreien, will zeigen, wie sie wirklich ist, doch sie spielt eine Rolle, lebt hinter einer Maske, ist das unscheinbare Mädchen, das niemanden interessiert. Die Zeit geht nicht um – sie erträgt es kaum noch, will endlich weglaufen und sich von diesem Druck erlösen – auf ihre eigene Weise. Hier ist sie unter Menschen. Jungendliche, die sie nicht wahrnehmen, nicht kennen, nicht verstehen. Hier kann sie sich nicht aus diesem beängstigenden Trancezustand befreien. Sie würde verurteilt, für das was sie ist, für das was sie tut, für ihre Krankheit. Da sitzt dieses Mädchen, so ruhig und normal, doch ihr Innerstes ist aufgewühlt – in ihr ein Krieg der Gefühle. Innerer Schmerz, beinahe unerträglich. Er lässt sie nicht los, hält sie gefangen. Sie will fliehen – weg von diesem Ort, weg von den Gedanken, weg von sich selbst. Ihr verstohlener Blick auf die Uhr – wie von jedem anderen Schüler auch. Dieser Stich – noch so lange. Wie soll sie das durchhalten? Wie lange erträgt sie das noch? Es geht nicht mehr – sie springt auf, ein kurzer Satz Richtung Lehrer „Mir geht’s nicht gut!“ – und sie rennt raus. Sie rennt und rennt. Hauptsache weg. Doch diese Gefühle und Ängste lassen sie noch immer nicht los – sie braucht es, muss es tun. Dieses Mädchen rennt nach Hause, schließt sich ein und greift nach dem Skalpell. Blut fließt – rote Tränen. Der Druck lässt nach, ihr Kopf wird frei. Nun realisiert sie, was geschehen ist. Mal wieder zu schwach, mal wieder den Kampf verloren, mal wieder mehr Fehlstunden, mal wieder werden Fragen kommen. Wie soll sie es bloß erklären?
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