SternenMädchen

      SternenMädchen

      Rot

      Es fließt rot,
      rot aus meinen Venen, rot aus mir.
      Bringt Leben und zu gleich Tod.
      Tropf, tropf auf den Boden.
      Tropf, tropf aus mir.
      Es fließt rot,
      rot aus meinen Venen, rot aus mir.

      Licht scheint grell im Raum.
      Schließ die Augen,
      lass mich fallen.
      Alles still nur mein Leben.
      Immer leiser, immer weniger.
      Lös mich aus mir,
      schweb empor und falle,
      falle in die Tiefe der Dunkelheit.

      Falle in in die Nacht,
      das Blut ist schwarz,
      das Leben tot.
      Die Sicht verschwommen,
      doch der Himmel ist klar.

      Sink immer mehr in die Tiefe,
      die Erde ist kalt,
      nun warm und immer wärmer.

      Nun bin ich da,
      Empfangen durch die Hand des Todes
      und dem Lächeln der Verdammnis.
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")
      (ohne Titel)

      Ob nun schon die Chance vertan,
      so schwelge ich noch in Erinnerungen.
      Qual des Seins,
      Leid des Gewesenens,
      und Geduld des Werdens.
      Im Hintergrund nur das Nichts.
      Leise rot.
      Nicht denkend und laut schweigend vereint,
      Wasser rinnt bis zur Sonne
      und kehrt im Mond zurück zu mir.
      Augenaufschlag,
      dunkel umringt und Sinn im Leeren fühlend.

      (05.12.02)


      EDIT: Rechtschreibfehler
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")

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      Leise

      Leichen des Tages im dunklem Licht,
      sehen in mich und strafen mich Lügen,
      für die Wiederkehr zum alten Sein,
      was längst vergessen in mir ruht.

      Schreie erfüllen die Welt,
      doch Stille herrscht in den Köpfen der Lebendigen,
      sie sehen nichts,
      wahren ihre Blindheit.
      Immer leiser lebe ich meine Lüge.

      Akzeptanz und keine Gegenwehr,
      Nachts wird es laut,
      leise gehe ich zu Grunde.

      (Feb. '03)
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")

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      Allein (1)

      In mir wühlt es
      und es scheint nichts heraus,
      das Rot ist unsichbar geworden,
      die Narben verblasen, wo man sie sah,
      wo nicht, leuchtet u. brennt das Leid.
      Was denkt ihr? Seltsam, nicht wahr?
      Gehört nicht hierher? Ja, ihr habt recht!
      So gehe ich und ihr seid unter euch.

      (Feb. '03)
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")

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      Allein (2)

      Leise steigt die Wut
      nichts bleibt in mir
      Gedanken zu Grunde gelebt
      Welt voller Schein
      Geboren, gestorben, eingetaucht
      Welt im Dunkeln

      Klick klack

      Still zum Mond gewandt
      Lautlose Schreie
      Ich gehe - lasse euch allein.
      Welt im Wandel
      Welt im Schein
      Zerstörte Welt - zerstörter Schein

      (18.03.04)
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")

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      Wow... ich bin sprachlos. Das erst und das letzte finde ich besonders gut. Man verfällt in das Lesen. Mn kann nicht aufhören. Ist sehr gut geschrieben, aber halt auch sehr traurig ;( ... Die selben Gedanken hab ich auch mal gehabt, aber man kann sich nicht drüber aufregen oder sich irgendwie deswegen schlecht fühlen. Es ist so wie es ist. Man kann leider nichts ändern. ( ist auf die Welt bezogen, nicht aufs Schneiden )

      Trotzdem, viel Glück und viel Kraft *knuddel*
      Ein Kuss ohne Liebe ist wie ein Wort ohne Bedeutung.
      Aber kann nicht auch ein Wort ohne Bedeutung schön klingen?
      Lieb gemeint Gegen-Emotion aber ich kann nichts und bin für nichts nutze, ich mach alles immer nur kaputt ;(


      Abschied

      Kleine Schritte
      Nur um bei dir zu sein
      Du lässt mich zu dir
      Nur um mir nicht weh zu tun
      Tötest dich selbst
      Nur wegen mir
      Nur weil ich dich liebe
      Nur weil ich nicht gehen kann
      Weil du mich nicht leiden sehen kannst
      Und ich töte dich damit
      Töte meine kleine Welt
      Töte alles was mir lieb ist

      (08.05.04)
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")
      naja, dann muss ich es mir wohl eingebildet haben, dass ich deine gedichte toll finde... nee wirklich, wenn du vielleicht sonst nichts kannst, was ich nicht glauben kann, dann kannst du ein was so richtig gut und das ist schreiben... hoffe, ich les noch viel von dir...

      liebe grüße
      de kleene gegen-emotion
      hmmm.... naja wenn sie mir nicht wirklich gefallen, und ich bin da sehr kritisch, würde ich auch kein positives feedback geben.....

      kannst mir ruhig glauben
      nicht immer so negativ denken
      *vorsichtig-in-den-arm-nimmt*

      Es ist kein Mensch,
      den nicht um irgend etwas
      Hunderttausende, ja Millionen
      beneiden können.

      by Wilhelm Raabe
      Der Drang zu Schreien stieg immer mehr. Nein. Sie schrie nicht, sie lief einfach immer nur weiter gerade aus. Alles verschwommen, von Nieselregen und Tränen getrübt. Langsam flossen die Tropfen ihre Stirn hinab in ihre Augen, vermischten sich mit dem Salz ihrer Tränen. Fast rannte sie einen der Spaziergänger um, er fluchte ihr hinterher, seinen Hund konnte er grad noch halten. Es interessierte sie nicht. Rennen. Rennen. Sie hörte weder die Flüche des Mannes noch den kläffenden Hund. Weiter vorne versperrte ein großer Ast den Weg, ein Opfer des nächtlichen Sturmes, sie sah ihn nicht. Sie sah gar nichts und fiel nach vorne, duzende kleine Kiesel bohrten sich in ihre Haut. Sie begriff erst gar nicht was geschehen war, ihre Handflächen waren aufgescheuert und bluteten, auch war ihr Jeans am Knie leicht gerissen. Doch sie spürte nichts. Langsam richtete sie sich auf, sah sich um, ein älteres Ehepaar starrte sie an, aber fragte nicht. Aber ok, es war egal, sie registrierte es nicht. Tote Augen in einer toten Welt, eine tote Welt in toten Augen Sie war wie benebelt und taumelte, ihr Haar hing ihr strähnig ins Gesicht. Ein Radfahrer, zum Hindernisschieben gezwungen, hielt sie als sie drohte wieder umzukippen. »Hey, alles okay mit dir? « »Hm?.... jaja....danke«, stammelte sie und riss sich panisch los. Nicht anfassen. Sie rannte wieder los, er sah ihr fragend nach, schüttelte den Kopf und schob weiter. Seine Hände brannten auf ihr, drangen durch ihre Kleider und verätzten ihre Haut. Ihr war übel. Das Blut pochte wie wild in ihren Schläfen, bum bum, immer weiter. Unerträglich. Wieso explodiert er nicht endlich? In ihrem Kopf huschte ein Bild vorbei, wie er gelächelt hatte und dann... nein, sie konnte es nicht sehen, alles war verzerrt, unscharf geworden Ihre Kleider waren durchnässt und sie spürte den scharfen Wind auf ihrem Körper und auch langsam ihre verschrammte Haut. Aber noch waren diese Schmerzen und der Wind weit weg, abgestumpft, fern. Immer noch waren ihre Augen mit Tränen gefüllt, ihre Sicht verschwommen. Irgendetwas durchführ ihren Körper, sie musste anhalten, musste einfach. Sie rannte sich nicht aus, stoppte einfach auf der Stelle und schlang ihre dünnen Arme um ihren Oberkörper. Rote Tränen bedeckten ihr Shirt.
      Der Geschmack von schalem Bier stahl sich in ihren Mund, sie musste würgen.
      Dann sank sie am Wegrand auf die Knie, stützte sich nun mit den Händen vom Gras ab und übergab sich. Nur wenig spie sie aus, es ging ihr besser, aber der Geschmack und die Übelkeit blieben. Hinzu kam nun Ekel. Vor sich, vor allem und besonders vor sich. Die Tränen rannten schneller ihre Wangen hinab und viele Augenpaare richteten sich auf sie. Eine Weile blieb sie so sitzen bis ein kleines Mädchen zu ihr gerannt kam, sich vor sie stellte und mit munterer Stimme fragte: »Duuu? Bist du wanger, meine Mami musste auch immer so spucken als sie mit meinem Baby-Bruder wanger war?! « Lächelnd und freundlich entgegnete sie: »Nein, ich bin nicht „wanger“ «, dann brach sie bewusstlos zusammen.


      Weiße Wände umgaben sie als sie ihre Augen aufschlug, gedämpft durch das Dunkel der Nacht zu einem stumpfen blau-grau. Langsam richtete sie ihren Oberkörper auf, ihr Kopf schmerzte leicht und ihr Blick begann das Zimmer abzusuchen. Bis auf das ticken der Wanduhr und leisem Gemurmel jenseits der schweren Türe war alles still. Erst jetzt erfasste sie, dass sie sich in einem Krankenhauszimmer befand, indem noch zwei leere Betten standen. Sie strich die Decke von ihren Beinen, bewegte sich leicht zur Seite, nur unwillig ließen sie sich führen. Kurz betrachtete sie ihr bleiches Fleisch, schob es über den Bettrand und setze ihre Füße auf den kalten Boden auf. Sie stützte sich auf den Nachtisch und mit einem leisen Schmerz-Seufzer stand sie auf. Schlürfend ging sie zu dem großen Fenster, schob den schweren Gardinenstoff etwas zur Seite und schaute in den Nachthimmel. Große Wolken zogen dahin und versteckten fast alle Sterne. Der Mond strahlte sein kaltes Licht hinab, bevor auch er vom bleiernen Schleier bedeckt wurde. Kein Licht für mich. Ihre grauen Augen wanderten über den Wolkenhimmel hinunter zur Wiese und dem Spielplatz. Sie strich mit den Fingerkuppeln sanft über das Glas. Ihre Augen schimmerten, als ob sie sich wieder mit Tränen füllen wollten, doch ihre Augen blieben trocken. Sie neigte ihren Kopf zur Seite und sank vor, sank mit der Stirn auf die glatte Fläche. Ein Dämmerzustand überkam sie. Ihr Blick wanderte fort und wurde leer, einige Minuten blieb sie so stehen. Dann drehte sie sich schwerfällig um, lehnte sich an die Scheibe, ihre Beine wurden weich und sie sank auf den Boden, weich fließend. Irgendwann rollte sie sich zu einer Kugel zusammen. Embryo-Haltung. Sie verfiel in einen flüsternden Singsang: »Letzte Nacht und die Nacht davor, Tommyknockers Tommyknockers klopfen an mein Tor, will raus weiß nicht ob ich’s kann, ich hab solche Angst vor dem Tommyknockers-Mann. Letzte Nacht und die Nacht davor, Tommyknockers Tommyknockers klopfen an mein Tor, ... . « Plötzlich schnellte ihr Kopf nach hinten, sie umfasste mit dem Armen ihre Knie und schrie. Schrill und laut, sich nicht verändernd, schallte er durch das Gebäude. Im Schwesterzimmer goss sich die diensthabende Nachtschwester Kaffe ein, als der Schrei erklang, erschrak sie und verbrühte sich. Die Tasse fiel auf den Boden und zerbarst in viele kleine Tonscherben. Und der Kaffee verteilte sich auf dem weißem Linoleum. Einen Moment starrte sie auf den braunen Fleck zu ihren Füßen und wedelte mit der übergossenen Hand in der Luft bis sie bemerkte, dass der Schrei immer noch anhalte.
      Schnell eilte sie hinaus, drehte prüfend den Kopf um festzustellen aus welcher Richtung er ertönte. Flachatmend schlich sie schnellen Schrittes an den Zimmern vorbei bis sie an „ihres“ kam. Sie riss die Tür auf und sah sie dort liegen, den Mund und die Augen weit aufgerissen. Jetzt wo keine schützende Wand mehr zwischen ihnen stand, musste sie sich die Ohren zuhalten. Die Schwester kniete sich neben sie, sie konnte keine Verletzungen oder ähnliches entdecken, nur die üblichen Verletzungen , also legte sie ihre Arme um sie und wiegte sie hin und her. Vor zwei Tagen war sie eingeliefert worden, niemand kannte sie und niemand schien sie zu vermissen. Das Mädchen ohne Namen . Ihr Schrei schwächte ab, wurde leiser, verstummte völlig. Nun begann die Schwester sanft auf sie einzureden und streichelte ihr Wange. Ihre Augen waren immer noch weit aufgerissen und starrten ins Leere. Sie wimmerte, doch sonst blieb sie ruhig, bis sie wieder in den gleichen Singsang wie zuvor verfiel: »Letzte Nacht und die Nacht davor,... . «. Als die Schwester auf sah, erblickte sie eine Kollegin im Türrahmen stehen, die ihr nun zunickte. »Ich bleibe lieber solange hier bis sie wieder eingeschlafen ist, bevor sie wieder anfängt.« Sie tut mir leid . »Mit deiner Hand alles ok?« »Jaja, geh schon und beruhig die aufgeschreckten Patienten.« »Wie du meinst!«, sagte die andre, während sie sich schon abgewandt hatte und die Tür hinter sich schloss. »Hey Kleines, ist doch gut, hier macht dir doch keiner was! Keine Angst, es wird alles wieder gut, ja!? ..... « Nur die üblichen Verletzungen – nur die üblichen Schäden – nur das übliche Leid. Oh ja, sie kannte diese Gesicht, die Körper waren verschieden, doch das Gesicht blieb. Voller Leid. Schweine, solche Schweine! Warum? Sie antwortete nicht, aber ihr Singsang ebbte ab und sie schlief in den Armen der Schwester ein, driftete weg.
      Als sie wieder aufwachte lag sie wieder im Krankenbett, doch nun erhellte die Sonne das Zimmer und in einem der Nachbarbetten lag ein etwa 13-jähriges Mädchen.
      Das Mädchen lächelte sie freundlich an: »Hi, ich bin Marie. Warum bist du hier?«, sie lächelte nur matt zurück und wandte dann den Kopf in die andre Richtung ab. »Oh, nur nicht zu freundlich sein!!! Es heißt, dass du die letzte Nacht gesponnen hast« »Letzte Nacht?« »Ja, die Nacht vor heute « »Letzte Nacht und die Nacht davor« »Was die auch? Oh nee, hoffentlich machst du diese Nacht kein Theater, hab kein Bock wegen dir Ringe unter den Augen zu bekommen....« »Tommyknockers Tommyknockers klopfen an mein Tor« »Wer klopft?« »Will raus weiß nicht ob ich’s kann« »Wieso, hast du was am Fuß?« »Ich hab solche Angst vor dem Tommyknockers-Mann« Sie beachtete sie nicht, der Vers geisterte weiter in ihrem Kopf, wieder und wieder.
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")
      Sie lief von Doneys heim, es war gegen vier Uhr morgens und der Wind zersauste ihr die langen Haare. Ihre Beine schmerzten und sie hasste ihre Schuhe, wie jeden Abend an dem sie so lange Arbeiten musste. Aber ok, Geld ist Geld. Aber dieser Sturm heute Nacht, musste wirklich nicht sein. Er schob, drängte, presste oder zehrte ja nach der Richtung, in die sie einbog. Mittlerweile war ihr Haar ein einziger Knoten, ihre Haut blau vor Kälte ihre Hände und Finger schienen zu kreischen, wenn sie sie bewegte. Ihre Jacke war einfach zu dünn für heute Nacht. Die Hälfte von ihrem Weg hatte sie bereits hinter sich, den Rest würde sie jetzt auch noch schaffen. Sie kam nun an der inneren Parkmauer vorbei. Die Nacht war dunkel, der Sturm trieb die Wolken vorbei und die meisten Laternen waren ausgefallen. Eingeschmissen.
      Sie hatte sich daran gewöhnt, nur Clare, die ab und an sie begeleitete starb jedes Mal aufs neue vor Angst. Sie konnte diesen ganzen Terz darum nicht verstehen. Nacht und Tag waren doch gleich, an beiden geschahen irgendwelche Dinge, nur im Dunkeln sag man sie besser. Einige Meter lief sie jetzt schon in fast gänzlicher Dunkelheit, das bisschen Licht der Sterne und des Mondes erhellte gerade soviel, dass sie den Weg umrisshaft sehen konnte. Als sie wieder eine funktionstüchtige Lampe passierte, sah sie an der Mauer in phosphorvisierendem Grün, etwas seltsames geschrieben. Normalerweise übersah sie solche Sprüche und Gemälde, doch in diesem Fall, konnte sie ihren Blick nicht abwenden. Sie stand davor und las leise murmelnd: »Letzte Nacht und die Nacht davor, Tommyknockers Tommyknockers klopfen an mein Tor, will raus weiß nicht ob ich’s kann, ich hab solche Angst vor dem Tommyknockers-Mann.« Der Wind übertönte ihre Stimme und als sie es ein zweites mal aufsagte, mischte sich bei dem letzten Vers eine andre Stimme hinzu: »... ich hab solche Angst vor dem Tommyknockers-Mann.« Schnell drehte sie sich um, aber sie sah niemanden, verängstigt eilte sie weiter. Immer wieder drehte sie den Kopf nach hinten. Schatten nichts als Schatten. Der Wind trug ein leises Flüstern zu ihr hin: »Tommyknockers«. Bildete sie es sich ein? Sicher war sie sich nicht, aber lieber kein Risiko eingehen . Sie fing an zu rennen, aber der Sturm drückte gegen ihren Körper und sie kam nur schleppend voran. Der Parksee lag nun direkt vor ihr, der Weg gabelte sich und sie müsste entweder über den schmalen Brückengang, der bei dem Sturm nicht besonders einladen wirkte. Oder drum herum. Sie zögerte im Grunde, war es einerlei, denn egal welchen Weg sie nahm und sie wirklich verfolgt wurde, musste derjenige auch den Weg nehmen und wenn sie drum herum ging und er die Brücke nahm, konnte sie ihn sehen und gegebenenfalls zurück, ohne dass er es bemerkte. Andersrum ging es natürlich auch, aber sie wäre dann immer noch schneller drüben und könnte flüchten. Schlussendlich, entschied sie sich für den Weg um den See. Schließlich hab ich kein Bock für ein Hirngespinst baden zu gehen – bei dem tollen Wetter . Zu Anfang ging sie noch steif und eilend, doch schon bald normalisierte sie ihren Gang, da sie sich etwas beruhigt hatte. Dennoch behielt sie die Brücke im Auge. Bemerkte jedoch nichts. Alles Einbildung. Nun war sie auf dem letztem Drittel und wieder begann der Gleichklang des Verses. »Nicht doch, so langsam nervt’s.« Weder sah noch hörte sie sonstige Anzeichen, aber sicher ist sicher. Sie fiel in einen leichten Trab.


      Im faden Licht der Scheinwerfer glänzte es silbern in seiner Hand auf, er lächelte sie an. Der Park lag stumm hinter ihnen und vor ihr summte der Lärm der Straße. Sie befand sich einige Meter vor ihm, sie war wie gelähmt und wagte keinen Schritt weiter, gebannt von seinem Lächeln, sah sie zu ihm. Ihr Körper war schräg zu ihm gewandt, er stand nur da, spielte mit dem Gegenstand in seiner Hand und lächelte.




      Ich schreibe für gewöhnlich immer erst die Geschichte zu Ende, bevor ich ihr einen Titel gebe und da diese nie fertig wurde, hat sie folglich auch keinen Titel. Die einzelnen Abschnitte haben im Original (von März 2002) zwar Namen, aber zum flüssigeren Lesen, habe ich sie in dieser überarbeiteten Version (vom 17.03.04) weggelassen.
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")
      Will sein

      Blut fließt an mir hinab
      fließt in die Erde
      fließt fort von mir
      entfernt sich immer mehr
      und zieht mich mit sich

      Will sein wie ihr
      will sein wie jeder
      doch bin ich ich
      und will nicht mehr sein

      Und will doch mehr sein
      will sterben, will schrein
      will sein, normal sein
      wie ihr

      Will mein Blut nicht
      will mein Leben nicht
      will nichts, außer sein
      nur nicht ich sein.

      (12.05.04)
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")
      Verschmäht

      Sie gingen nun schon über ein Jahr miteinander und sie liebte ihn über alles. Sie trafen sich immer morgens an der Bushaltestelle und führen gemeinsam zur Schule, doch er kam morgens immer später u. setzte sich auch immer seltener zu ihr. Eines morgens fing sie ihn vor seiner Haustüre ab und sie gingen ein Stück gemeinsam, schweigend. Er blieb stehen, sie sah ihn fragend an. Dann ging er weiter, sie fasste sein Handgelenk und schaute ihn traurig an, sie merkte das etwas nicht stimmte.
      Er schüttete ihre Hand ab und schrie sie an:“ Ich hasse dich, du kleines Miststück! Es ist SCHLUSS“ ihm blutete das Herz, als er sah, dass sie begriff, dass er es ernst meinte. Und als sie anfing zu weinen, hasste er sich. Sie stotterte: „Das kann doch nicht dein ernst sein? Bitte sag, dass es nur ein Scherz ist, bitte!!!“
      So ging es zwei Monate lang, sie wollte es nicht wahr haben. Und flehte ihn an, doch er gab nicht nach, obwohl er es wollte.
      In den kleinen Pausen wartete sie schon auf ihn und in der großen Pause wich sie ihm nicht von der Seite. Er versuchte alles um sie los zu werden, beschimpfte sie, riss Witze über sie und ihre Freunde u. Familie und machte vor ihren Augen mit anderen rum! Es half alles nichts. In der Pause vor der sechsten Stunde wollte er seinen letzten Versuch starten, wenn dieser nicht klappte, so wollte er die Schule wechseln. Er schubste sie, sie fiel, er bespuckte sie und tritt sie, solang bis ein Lehrer dazwischen ging.
      Sie währte sich nicht gegen seine Tritte und war wie gelähmt, als ihre Freundin sie ins Klassenzimmer führte. Sie saß regungslos auf ihrem Platz und erst als der Lehrer sie leicht anstieß, merkte sie dass er mit ihr redete und fragte, was da grad los war. Sie sprang auf und schrie ihn an. Sie kreischte: „Wieso hasst er mich? Wieso? Ich liebe ihn doch!“
      Der Lehrer versuchte sie zu beruhigen, sie schlug seine Hand von ihrer Schulter und lief aus dem Klassenzimmer. Ihre Freundin rannte hinter ihr her, die Treppen hoch, bis aufs Dach. Sie stand am Rand und weinte. Ihre Freundin flehte sie an runter zu kommen. Doch sie beachtete sie gar nicht. Sie sah in die Tiefe, flüsterte: „Wieso?“. Und sprang. Sie sah den Boden auf sich zukommen, schloss die Augen und betete. Dann schlug sie auf, es war kurz u. schmerzlos, sie spürte nichts. Genickbruch.

      Er hatte Krebs, unheilbar, sie wüsste nichts davon, sollte es nie erfahren. Er wollte nicht, dass sie sein Ende miterlebt und trennte sich deswegen von ihr. Um ihr nicht zu sehr weh zu tun.

      Er schnitt sich die Pulsadern auf.

      (Orginal vom 13.07.99, überarbeitet am 13.05.04)
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")
      Sorry Shizo hab ganz vergessen mich zu bedanken... also nachträglich DANKE!



      Was wäre wenn...

      wenn alles so bliebe wie es ist?
      wenn ich damals nicht dort gewesen wäre?
      wenn ich dich nicht gesehn hätte?
      wenn sie vorher nicht Schluß gemacht hätte?
      wenn ich die Nacht zum Tag gemacht hätte?
      wenn du zu mir gekommen wärst?
      wenn ich mehr gesagt hätte?
      oder wenn ich mehr geschwiegen hätte?
      wenn ich nicht wäre wie ich bin?
      wenn die Trauer von mir gehen würde?
      wenn ich sterben würde?
      wenn es mich nie gegeben hätte?
      Hätte es was verändert?

      (18.05.04)
      ...und das Schiff mit 8 Segeln und mit 50 Kanonen wird entschwinden mit mir...
      ("Seeräuber Jenny" aus der "Dreigroschenoper")

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