~amy~

      Schon lange wusste sie es.
      In ihrem Herz hatte sie es schon lange gewusst.
      Sie gehörte ihm, war gefangen in dem Wunsch nach ihm und hatte nicht mehr die Kraft,
      sich aus seinen Armen zu lösen.
      Jeder Versuch war gescheitert.
      Sie hatte ihm alles gegeben, ihr Herz, ihren Körper.
      Sie litt stumm, verlangte nach ihm, litt bei jedem Zurückstoßen von ihm stumm weiter,
      unfähig etwas zu sagen.

      Sie zog die Kniee an und legte die Arme um sich,
      umarmte sich selbst, als könnte nur das ihre noch Wärme geben.
      Doch auch ihr eigener Körper hatte keine Wärme für sie.
      Als wäre ihre Körper zu Eis erstarrt,
      nachdem ihr Herz schon lange erfroren war.

      Jedes Mal, wenn sie zu ihm kam, wollte sie ihn.
      Er wollte sie, doch in ihrem Herz weinte sie.
      Er gab ihr Wärme, aber nicht die, die ihr Herz benötigte, um die Schichten von Eis schmelzen zu lassen.
      Sie hatte nach seinem Herz gefragt, gesucht und war an seinen Mauern gescheitert.

      Ein letzter, zittriger Zug, dann drückte sie die Zigarette aus und legte das Päckchen zu Seite.
      Sie lauschte seinem Atmen, schloss die Augen und versuchte den Schmerz zu ignorieren.

      Als sie aufstand lief ein Schauer über ihren Körper und sie zog schützend die Schultern hoch,
      während sie zurück ans Fenster ging, den kühlen Boden unter ihren Füßen kaum berührend.
      Sie sah erneut in den Regen,
      der auf der Straße aufprallte und verlief, in viele kleine Bäche.
      Aus der Tiefe ihres Körpers spürte sie den Wunsch zu schreien, so laut sie konnte.

      Aber sie lächelte und schwieg, begann seine Stimme zu vermissen, die Wärme seines Köpers nah an ihrem,
      um die Kälte für eine kurze Weile verschwinden zu lassen.

      Und so verlor sie den Kampf ein weiteres Mal,
      blieb am Fenster stehen und sah in den Regen.
      An einem Regentag, wie jeder andere.

      21.03.'04

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      ich hasse dich
      ich hasse dich so sehr

      ich wünschte ich würde nicht
      mich hassen

      wegen dir und deinen worten
      wie oft hast du mich verletzt
      wie oft habe ich dir
      verziehen?
      wie oft habe ich dich
      wieder
      angenommen?
      wie oft?

      das als dank?
      gut zu wissen
      das du so dankst

      genauso
      wie du liebst?

      tränen

      alive or just breathing?

      ich wünschte

      ich würde dich nicht kennen


      ich wünschte

      ich hätte dich niemals kennen gelernt


      ich wünschte

      ich hätte dir nie verziehen


      ich wünschte

      ich würde dich jetzt hassen


      ich wünschte

      es wären deine tränen, die fallen


      ich wünschte

      du hättest all den schmerz, der meiner ist


      ich wünschte

      es hätte dich nie in meinem leben gegeben

      alive or just breathing?

      sag
      vermisst du mich?
      sag
      hast du mich je vermisst?
      sag
      warum schweigst du?
      kleines mädchen
      warum weinst du?

      es sind schmerzen
      überall


      sag
      warum haben sie das getan?
      sag
      warum musste ich es sein?
      sag
      warum blute ich nun?
      sag
      warum sterbe ich?

      es ist angst
      überall


      sag
      warum
      vermisse ich
      dich so sehr?

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      Missing

      Sie

      Kälte
      Das erste was sie wahrnahm war die erstickende Kälte,
      sie kroch an ihrem Körper entlang wie ein hungriges Tier
      und grub ihre kalten Zähne unter ihre Haut.
      Die Wärme. Eben war noch Wärme da gewesen, schützende Wärme,
      voller Stärke war sie geborgen gewesen.
      In seinem Arm.

      Langsam öffnete sie die Augen, erst verschwommen,
      dann langsam klar werdend, baute sich das Bild
      aus vielen kleinen Teilen auf
      und sie sah über den Bettrand in ein,
      von Sonne überflutetes Zimmer.
      Er war weg, nichts von ihm war noch da.
      Nur in der Kuhle neben ihr, nur eine Erinnerung,
      ein bisschen von seinem Duft, sie vergrub das Gesicht darin
      und spürte die ersten warmen Tränen in den kalten Stoff fließen,
      als würde auch diese Wärme aus ihr gerissen.

      Weiße, kalte Wände, rauer Putz rieb unter ihren Handflächen,
      als sie sich in die kühle Stille lehnte,
      in die Ferne blickend.
      Alles um sie herum an Wärme verloren, ohne ihn.
      Der Boden wie Eis, kalt und glatt unter ihren Füßen,
      kein Geräusch, nur das Zittern ihres Atmens in der Stille.

      Weit über den anderen Dächern, oberstes Stockwerk.
      Sonne, den ganzen Tag Sonne,
      darauf hatte sie bestanden.
      Wenn in ihr schon nichts an Wärme war,
      dann wenigstens außen, an der Hülle,
      weit entfernt von ihr, die irgendwo ganz unten lag,
      weinte,
      verging.

      Holzmöbel, kaltes Holz, es war,
      als erfror alles, was in ihrer Nähe war.
      So wie er hatte gefroren.
      Er hatte gefroren und war gegangen. Ganz einfach.
      Es war immer so und es würde sich nicht ändern.
      Frieren.
      Kälte.
      Sonne.

      Mehr gab es nicht.
      Und doch, dieser Gedanken an ihn.
      Seit langem, wieder Wärme innen.
      In der Tiefe ihres Schutzes, dort hatte er sie gefunden.
      Ein Blinzeln, als das Licht so warm es auch schien, in ihre Augen glitt.

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      Er

      Elfenhaft.
      Als er sich gegen den beißenden Wind lehnte,
      fiel es ihm wieder ein.
      Elfenhaft. Weiße, zarte Haut, langes Haar,
      schmal, fast zierlich und klein in seinen Händen.
      Als sie im Schlaf gelegen hatte,
      während ihn etwas wach hielt, hatte er ihr Gesicht betrachtet,
      so in der Schein Dunkelheit des Raumes,
      doch ausgefüllt von silbernen Mondlichts.
      Fast angstvoll, sie zu zerbrechen, hatte er nur vorsichtig die Hand ausgestreckt
      um eine verirrte Haarsträhne wieder an ihren Platz zu legen.
      Es war zuviel geworden, sein Herz drohte zu zerspringen,
      als er plötzlich den Drang verspürte, nach draußen zu gehen.
      Klänge, weit entfernt und doch so nah in seinem Kopf
      ließen ihn wieder an sie denken.
      Die kleine Elfe aus seinen Träumen.
      Die nun in ihrem Bett lag, still und doch
      so voller Worte und Klängen.
      Er verspürte eine plötzliche Sehnsucht,
      etwas was er nicht in der Form kannte.
      Ohne auf Fußgänger und Autos zu achten
      hastete er den Weg zurück.

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      Sie

      Sitzend auf dem Boden, weit über der Stadt,
      scheinbar alleine, gedämpft der Lärm der Straße.
      Bluttropfen auf dem Boden.
      Sie erschrak, das Messer glitt ihr aus der Hand.
      Lange Schnitte, Streifen, Wörter.
      Tief in die Hülle getrieben.
      Und doch so wenig.

      Sie war allein. Auch er, der Engel aus der Nacht, gegangen.
      Wie so viele vor ihm.
      Keiner war geblieben.
      Auf der Suche nach dem Engel musste sie immer wieder

      Aufgeben.

      Wärme. Blut, rot und warm. Es erfüllte sie mit Wärme.
      Spuren der Tränen auf ihren Wangen,
      Spuren der Kälte auf ihrer Haut. Langes Harr wehte im Wind, sanft umschmiegten die dünnen Kleider ihren Körper.

      Ein lauter Klang, eindringlich, wütend zerstörte er die Stille.
      Schrei, stumm und erstickt, Schrecken in den Augen.

      Er war wieder da.

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      Er

      Als er die Tür aufschloss, glaubte er etwas zu hören.
      Ein metallisches Klirren.
      Ein Schluchtsen, unterdrückt, leise,
      fast zu still war die große Wohnung.
      Kaum ein Geräusch, unfähig zu sagen, wo sie war,
      rief er leise ihren Namen.

      Die Wohnung langsam durchstreifend
      begann sich sein Herz mehr nach ihr zu sehnen,
      alles in den Räumen erinnerte ihn,
      an die warmen Stunden, ihr so nah und doch war sie so fern.

      Vor der Tür des Schlafzimmers blieb er stehen,
      unfähig die Tür zu öffnen und dem leisen Weinen nachzugehen, das nun,
      zwar immer noch kaum hörbar,
      und doch so deutlich in sein Herz schnitt.

      Er war gegangen. Und nun vergoss sie Tränen.
      Scharm und Angst überfielen ihn, als er die Tür öffnete.

      Zusammen gekrümmt am Boden.
      Der kleine Körper unter Schmerzen verzerrt.
      Blutig ihre Arme, ihre Haut.
      Weiße Tränen in Bächen, ihre Wangen herunter.
      Dann, erschrecken.

      Plötzlich keine Tränen,
      Stoff über das Blut ziehend,
      lächeln,
      so falsch,
      so tot.

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