Bester Freund ritzt

      Bester Freund ritzt

      Hi ihr, ich höffe ihr könnt mir (bzw meinem allerbesten freund) helfen und habt Lust und Zeit euch das alles durchzulesen!

      Also er und ich sind beide 16 und kennen uns schon seit der Grundschule. Danach sind wir auf unterschiedliche Schulen gegangen, wo er auf seiner Schule Freunde und (denke ich zumindest) viel Spass hatte. Zu der Zeit hatten wir nur sehr wenig miteinander zutun.
      Irgendwann (mit 12 glaub ich) ist er in eine andere Stadt gezogen, und als ich ihn dort irgendwann besucht habe, hat unsere freundschaft wieder richtig angefangen. Wir kommen seitdem super miteinander klar, und können auch eigentlich über alles reden. Naja aber in der neuen Stadt hatte er nur sehr wenig Freunde und wurde immer, nun ja, "komischer", woran unsere Freundschaft jedoch nicht gelitten hatte. zu dieser Zeit hat er angefangen zu ritzen, was ich erst überhaupt nicht mitbekommen hatte, da er mir nicht ein Wort davon erzählt hat. Ich wohnte ja auch ziemlich weit weg und sah ihn nur ab und zu am wochenende und in den Ferien, wodurch ich auch nie wirklich Narben gesehen hab. Er erzählte mir dann irgendwann das er zu einer Kur oder sowas geht, in Wirklichkeit war es eine Therapie. Ich hatte mehr oder weniger per Zufall erfahren, das er ritzte und deshalb dort war. War natürlich ziemlich überraschend und ein Schock für mich, vorallem weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Jedenfalls hat er das alles durchgestanden und ist wieder umgezogen, zu seinem Vater (vorher hat er bei seiner Mutter, Stiefvater und Bruder gewohnt). Dort konnte er ein richtiges neues Leben anfangen, was ihm auch geglückt ist: sein Freundeskreis dort wurde immer größer und er hatte auch eine Freundin. Jedesmal jedoch, wenn ich mit ihm über die Sache mit dem ritzen über ihn reden wollte, wich er aus oder wechselte das thema. Er konnte oder wollte nicht mit mir darüber reden, wobei wir wirklich viel und über eigentlich alles reden können. Aber mit der Zeit war mir das auch nicht mehr wichtig, ich war dauernd bei ihm und seinen Freunden und wir hatten ne menge Spaß zusammen, und ich hätte nie gedacht das das jemals wieder anfängt.

      Doch dann erfuhr ich irgendwann von seiner Freundin, das sie nun angefangen hat zu ritzen und deshalb in Therapie ist... Ähnlich wie bei ihm. Doch auch sie hat das durchgestanden und ich sah wieder keinen Grund zur Sorge mehr.

      Doch heute hab ich bei seinem Vater angerufen um meinen Freund zu sprechen, er war aber grad nicht da. Jedenfalls erzählte er, das mein Freund wieder total depressiv sei und wieder anfängt sich selbst Schmerzen zuzufügen.

      Nun muss ich, nachdem ich mich da immer eher rausgehalten hab, was unternehmen!! Ich hab auch viele schlimme Phasen durchgemacht, und er war oft der einzige mit dem ich über alles reden konnte und der mich immer ein wenig aus meiner damaligen Sch**sswelt rausgeholt hat.

      Dazu muss noch gesagt werden, was eigentlich fast am wichtigsten ist, das er außergewöhnlich intelligent,Scheidungskind ist und Musik macht. Er ist ziemich verplant und chaotisch: Dauernd verliert er was, hat kein überblick über Geld und Finanzen... Wodurch er halt auch immer in Streit mit seinem Vater gerät. Dadurch ist es wohl auch zu seinem Rückfall gekommen.

      Ich hoffe vorallem das ihr mir helfen könnt ihn in diesen Dingen zu verstehen, da ich halt gar nicht nach voll ziehen kann wie man sich selbst Schmerzen zufügen kann - gerade bei ihm, weil er halt sonst, wenn man was mit ihm macht kein Stück depressiv oder sowas ist.

      Freue mich über jede Antwort von euch!
      na gut, ich hab den beitrag hier zwar bisher ignoriert und bin wohl auch nicht die qualifizierteste person um auf sowas zu antworten, aber ich hab zeit und du scheinst es wirklich nur gut mit deinem freund zu meinem...

      erstmal...steht hier glaub ich so ein topic angepinnt, in diesem board wenn ich mich nicht irre - regeln für angehörige oder so ähnlich, ließ dir das vielleicht mal durch.

      ansonsten das gleiche nochmal von mir...

      absolute priorität hat, egal wie gut du es auch meisnt, wie verzweifelt du über die situation sein magst und wie hilflos du dich fühlst obwohl du ihm gerne helfen willst - nichts überstürzen. wirklich aus der situation helfen kann ihm nur jemand der das professionell macht, sprich eine therapie, und wenn eine nicht reicht, dann eben noch eine usw.... da liegt, meiner meinung und erfahrung nach, der einzige weg.
      du als freund kannst ihm nur eine stütze sein und versuchen möglichst positive begleitumstände zu schaffen.

      versuche einen mittelweg zu finden, bei dem er sich zwar auf keinen fall bedrängt fühlt (nicht zu viele fragen stellen, um gottes willen nicht auf so dumme ideen wie kontrolieren ob frische wunden da sind oder narben sehen wollen kommen, nicht versuchen ihm ein versprechen abzuringen oder ihn irgendwie zu erpressen) aber auf der anderen seite weiß, dass du für ihn da bist und ihm helfen willst.

      wenn die situation für dich zu emotional ist um ihm das klar machen zu können - schreib es auf, dann kannst du überlegen und fehler begradigen bevor du ihn mit dem endprodokt konfrontierst.

      was ich für ganz wichtig halte - mute dir selbst nicht zu viel zu. zu sehen wie jemand der einem helfen will an den problemen die man ihm anvertraut zugrunde geht mit eine der unangenehmsten dinge die einem in so einer situation passieren können, das verstärkt garantiert jede form von schuldgefühlen und selbsthass.
      außerdem fällt es (mir zumindest) leichter jemandem etwas anzuvertrauen bei dem ich sicher sein kann dass er, sobald es zuviel wird, die notbremse zieht. 'stop, damit kann ich nicht umgehen, aber ich kann versuchen dir zu helfen die kraft aufzubringen damit zu einem therapeuten zu gehen' ...so in der art.

      es ist klar, dass so eine sache auch einen angehörigen emotional stark mitnehmen kann, und das weiß jeder betroffene im grunde (oder sollte es wissen...), also ist es nicht nötig eigene emotionen abzuleugnen, aber wut und hilflosigkeit an jemandem abzulassen der selbst emotional...labil ist, und sich am ende noch die schuld dafür gibt...das sollte man wohl auch vermeiden.


      wie sich in all diesen punkten im grunde wiederspiegelt ist diese ganze sache ein balanceakt der dem grundsätzlichen problem menschlicher beziehungen ähnelt: den weg zwischen zu viel erdrückender nähe und zu wenig notwendigem kontakt zu finden. wo dieser weg für euch liegt und wo grenzen überschritten werden hängt sehr stark von deiner person und dem charakter deines freundes ab, aber wenn ihr euch gut kennt und es beide ehrlich versucht ist das durchaus zu schaffen.

      ich spreche in so fern aus erfahrung als dass ich nicht nur selbst betroffene bin, sondern auch bei meiner besten freundin erlebe wie es ist als angehörige hilflos daneben zu stehen - dinge die bei mir selbst mittlerweile 'normal' scheinen bringen mich bei ihr nächtelang um den schlaf...aus sorge.

      ich kann dir und deinem freund also auch nur alles gute für die zukunft wünschen, dass eure freundschaft das überdauert und du ihm, aber auch ihr euch gegenseitig ein wenig aufrecht halten könnt.
      ich hoffe, mein beitrag trägt etwas dazu bei...

      Fuin

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