verständnislos

      verständnislos

      hallo miteinander,

      treibe mich schon eine ganze weile hier in diesem forum herum und jetzt habe ich es endlich einmal gewagt, mich zu registrieren und den mund aufzumachen.

      meine story ist an sich ganz simpel und auch wieder nicht:

      ich war solange ich mich zurückerinnern kann, immer ein außenseiter gewesen, besonders in der schule. ich war nach außen hin kühl, vernünftig, berechnend und praktisch, aber nach innen ein meer aus gefühlen.als ich die schule mit abitur verließ war ich glücklich, alle bornierten menschen mit ihrer papi-hat-mehr-geld-als-wir-ausgeben-können-attitüde loszuwerden und noch glücklicher war ich, als ich an meinem studienort auf wirklich liebe menschen stieß. ich öffnete mich langsam und dachte, dass ich da glücklich werden könnte.
      bis er kam...mein dozent in audiogestaltung. zuerst hatte ich fürcterliche angst vor ihm, weil ich noch nicht mal noten lesen kann, geschweige denn musik machen und das sagte ich ihm auch. von diesem moment an unterstütze er mich voll und ganz und ich hätte froh sein müssen...aber dummerweise war ich todunglücklich, denn ich hatte mich in ihn "verliebt".
      nicht diese art von körperlichem verlangen nach einem anderen, obwohl ich ihn auch durchaus attraktiv fand...nein, ich hätte ihm meine ganze seele offenbart, wenn er ein wort gesagt hätte, eine art tiefsinnige nächstenliebe, die furchtbar weh tat. ich fing an, mich zu r*tz*n, denn schmerz quasi aus mir rauszuschn*d*n und aß manchmal tagelang nichts.
      aber wir kamen die ganze zeit über immer gut miteinander aus, obwohl ich ihn nicht selten verbal angegriffen habe, wohl mehr aus reinem selbstschutz, um nur ja keinem zu zeigen, wie sehr ich ihn mochte. vor allem ihm nicht!
      aber er war immer so lieb zu mir und gab mir soviele chancen, mich zu beweisen, dass ich ihm irgendwann einfach erklären wollte, warum ich manchmal so abweisend zu ihm war. ich habe es nicht mehr ausgehalten und ihm gesagt, dass ich ihn liebe. geändert hat sich für ihn dadurch nichts, er sagte nicht "schlecht" und nicht "gut", aber er war nach wie vor sehr nett zu mir, obwohl ich ständig dachte, dass er mich eigentlich hassen müsste und ich provozierte ihn weiter. solange bis er mir sagte, dass er damit nicht umgehen könne, doch ich machte weiter. und dann kam der tiefstpunkt. vor anderen studenten und dozenten schrie ich ihn grundlos an:
      "ich gehe an dir zugrunde!" und "ich wünschte, ich hätte dich nie kennengelernt!"
      er floh quasi vor diesen vorwürfen...und ich ebenso. noch am selben tag ließ ich mich beurlauben und beschloss eine stationäre therapie zu machen.
      weil ich ihm noch etwas zurückgeben musste, traf ich mich am abend desselben tages nochmal mit ihm und erzählte ihm von meinem entschluss. ich dachte, dass er mich mit sicherheit für meine show hassen müsste, die ich abgezogen hatte, doch...er gestand mir, dass auch er in therapie war und das ich es schaffen würde, dass er mir alles gute wünscht und ich vorbeikommen sollte, sobald es mir besser geht.
      ich war so fertig, ich verstehe einfach nicht, wie er so nett zu mir sein konnte, nachdem was ich gesagt und getan habe.
      und es tut immer noch weh...ich kämpfe ständig gegen den drang zu r*tz*n an und wenigstens darin bin ich erfolgreich.
      aber in neun monaten werde ich mein studium fortsetzen und ihn wiedersehen und ich frage mich, wie wir uns dann gegenüberstehen werden...ob er immer noch so lieb zu mir sein wird, oder ob ich meine sympathien verspielt habe...
      letzten endes weiß ich nicht einmal, warum er mich von anfang an so unterstützt und gefördert hat...ich habe ihm keinen grund gegeben, und ich dachte, er als studierter musiker würde sich über mich als völlig unwissende lustig machen...doch er bezeichnete sogar meine arbiten als "sehr gut" und sprach auch bei anderen von mir....ich verstehe es einfach nicht, warum er so offen war und ich so bösartig!
      es tut mir weh, zu sehen, dass ich in der lage bin einen lieben menschen so zu verletzen...ich hoffe, die therapie hilft mir.

      so, das war erstmal genug...hoffe, ich habe euch nicht überfordert.

      aion yonakino
      hm, du sprichst mir zwar teilweise "aus der seele", aber leider kann ich dir auch keinen rat geben.
      vielleicht ist es auch "liebe", was uns solche menschen entgegenbringen. anders kann ich es mir nicht vorstellen

      jedenfalls wünsche ich dir, dass deine therapie erfolgreich verläuft!

      alles liebe
      mary
      hallo,

      ich denke, wenn man sich so sehr auf einen menschen versteift, dann sucht man im grunde nach etwas anderem, nach etwas, was einem ein mensch sowieso nicht geben kann.
      insofern glückwunsch zu deiner entscheidung zur therapie.

      was sein nett-sein angeht - es gibt sicher viele gründe, dich zu mögen, auch wenn dein selbstbild anders ist. wahrscheinlich hat er in dir eher das hilfsbedürftige als das, was du "bösartig" nennst gesehen....

      und wie du weiter damit umgehen sollst? warte ab. wenn du in neun monaten das gefühl hast, du erträgst das und kannst ihn sehen und schauen, was dann passiert, mach das. ansonsten: uni wechseln.

      lg
      s.
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      hallo,

      danke für euren rat.
      ich weiß ja, dass ich mich zu sehr auf diesen menschen fixiert habe und auch, dass ich ihn gar nicht lieben darf, weil er mein dozent ist...
      irgendwo in mir ist der rationale kern, der vernünftig denkt und handelt und auf den ich früher immer so stolz gewesen bin...daher verstehe ich es auch selbst nicht, dass ich jetzt wegen eines menschen und ihm gegenüber so die fassung verliere.
      ich habe das gefühl, dass ich im selben maße, wie sich meine gefühle für ihn entwickelt haben, ich selbst auf der strecke geblieben bin. ich habe mich nicht mehr mitentwickelt und bin verloren gegangen. deshalb befürchte ich auch, dass einfach nichts mehr von mir übrigbleibt, wenn ich ihn emotional loslasse.
      darüber hinaus hat er mir soviele praktische fähigkeiten nd wissen vermittelt, das ich einfach nicht mehr anwenden könnte, obwohl es mir wahnsinnig spass macht, weil es mich ständig an den schmerz erinnert.
      aber eben das letzte bißchen rationalität in mir weigert sich,
      wegen ihm dieses studium aufzugeben. dazu bin ic schon zu weit gekommen und habe zuvieles gelernt (und ehrlich gesagt: zuviel geld ausgegeben). außerdem wäre das wie weglaufen und ich kann doch nicht immer flüchten, wenn es schwierig wird, oder?
      darüber hinaus bewundere ich diesen mann für das was er ist und was ich gerne noch für mich selbst erreichen möchte:
      ein künstler, der seine arbeit macht, aber frei genug ist, um eigene ideen zu verwirklichen. und ich glaube, das kann ich nicht erreichen, wenn ich ihm und dem studium einfach den rücken kehre.

      aion yonakino
      Hm.. ich kenne das mit dem "bösartig sein" zu gut.
      Es ist keine schöne Angelegenheit und am Ende bereut man, was man getan hat, weil derjenige so nett ist, es nicht verdient hätte oder er immer zu einem gestanden hat.

      Ich hab mir meine Ausbrüche immer so erklärt: Ich war/bin mit der Situation, wie sie ist und wie sie war, einfach nicht zurecht gekommen. Irgendwas störte mich zu diesem Zeitpunkt tiefst und ich wollte es nicht an mich herankommen lassen. Also ist da die beste (eigentlich überhaupt nicht) Möglichkeit, sich kalt zu stellen und böswillig zu werden.
      In einem späteren Zeitpunkt merkt man den Fehler (wobei man ihn schon während den Ausbrüchen bemerkt, aber nicht wahrnimmt).. und man wird so sauer mit sich selbst. Es kommen Zweifel auf, warum dieser Mensch weiterhin mit so etwas leben kann, jedoch weiß man auch, dass man alles zerstören kann, wenn man weiter macht. Bei mir zumindest kommen diese Ausbrüche immer wieder, egal wie sehr ich mich zusammenreißen möchte oder in mir wachrufe, dass ich bald alles verloren hätte.
      Zum Zweiten erklär ich mir es so: Man kann einfach nicht damit umgehen, dass ein Mensch soviel an einem findet. Dass derjenige seine Art und Arbeit schätzt und positiv über einen redet. Oder man weiß nicht, wie man mit so viel Vertrauen von seinem Gegenüber umgehen sollte, weil man vorher nicht die Erfahrung gemacht hat.
      Drittens: Man ist total überfordert mit seiner jetzigen Situation, dass man alles von sich wegwirft und irgendwas in einem drinnen sagt: Du darfst es nicht soweit kommen lassn.

      Hm, naja, so hab ich es mir bis immer erklärt.
      Aber es ist wirklich sehr schön und stark von dir, dass du die Therapie machst. Ich bin mir sicher, dass sie helfen wird.

      Alles Liebe,
      todsuende

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „todsuende“ ()

      hallo todsuende,

      ja, ich glaube du hast die sache ganz gut auf den punkt getroffen.

      Zum Zweiten erklär ich mir es so: Man kann einfach nicht damit umgehen, dass ein Mensch soviel an einem findet. Dass derjenige seine Art und Arbeit schätzt und positiv über einen redet. Oder man weiß nicht, wie man mit so viel Vertrauen von seinem Gegenüber umgehen sollte, weil man vorher nicht die Erfahrung gemacht hat.


      ich denke, genau das ist mein problem...mittlerweile merke ich, dass ich kaum noch mit menschen umgehen kann, seit die sache mit meinem dozenten passiert ist. sicher, er ist nicht schuld an meiner situation, aber ihn kennenzulernen, hat mir meine eigenen sozialen fehler aufgezeigt.
      und die werden nun therapiert....um erhlich zu sein, habe ich ganz schönen respekt davor, was in dieser therapie passieren wird. es ist so neu und unbekannt. gehts mir dann wirklich besser oder bin ich auf ewig dazu verflucht mich ständig besch*ss*n zu fühlen?

      heute werde ich meinem dozenten ein letztes mal gegenüberstehen, bevor für mich die therapie anfängt...ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dann tun werde...schreien? heulen? eiskalt sein oder gar nichts tun? etwa sogar normal sein? ich weiß es nicht, mal sehen....

      grüßle
      aion yonakino
      Original von aion
      ich weiß ja, dass ich mich zu sehr auf diesen menschen fixiert habe und auch, dass ich ihn gar nicht lieben darf, weil er mein dozent ist...


      mit dem fixieren hast du recht, zum thema liebe gibts von mir nur ein gedehntes "najaaaaa!" - denn wenn es irgendwann eine liebe werden sollte, die die basis einer gleichberechtigten (!) partnerschaft sein kann, dann wirst dus auch leben können.


      irgendwo in mir ist der rationale kern, der vernünftig denkt und handelt und auf den ich früher immer so stolz gewesen bin...


      muah, das kenn ich von mir.... ich denke, WENN man dann den verstand mal sausen lässt, ists umso krasser, weil man so lange die emotionen durch den verstand kontrolliert und z.t. unterdrückt hat... so ists jedenfalls bei mir oft..... deshalb versuche ich an nem gleichgewicht zwischen gefühl und verstand zu arbeiten...


      daher verstehe ich es auch selbst nicht, dass ich jetzt wegen eines menschen und ihm gegenüber so die fassung verliere.


      wie gesagt, was man immer unterdrückt....

      ich habe mich nicht mehr mitentwickelt und bin verloren gegangen. deshalb befürchte ich auch, dass einfach nichts mehr von mir übrigbleibt, wenn ich ihn emotional loslasse.


      das sicher nicht. viellicht hast du dich ein wenig aus dem blickfeld verloren, wie das nun mal so ist, wenn man sich sehr für jemanden begeistert. manchmal ahmt man dann ja auch die schrift, gesten oder mimik nach... aber das legt sich wieder. und unter dieser begeisterung bist immer noch du - wer sollte das sonst sein, der sich so begeistern kann?


      außerdem wäre das wie weglaufen und ich kann doch nicht immer flüchten, wenn es schwierig wird, oder?


      das ist wahr. aber du machst es doch richtig: setz dich mit dir auseinandr und finde heraus, wie und wer du bist - dann wirst du dich auch nicht mhr so abhängig machen und gleichberechtigte freundschaften oder beziehungen werden dann viel leichter.


      darüber hinaus bewundere ich diesen mann für das was er ist und was ich gerne noch für mich selbst erreichen möchte:
      ein künstler, der seine arbeit macht, aber frei genug ist, um eigene ideen zu verwirklichen.


      leb DEIN leben. du bist du, und nicht er. und du musst nicht wie er sein, damit er dich gut findet.
      du kannst ihn bewundern, aber mach dir klar, dass du deinen eigenen weg finden musst, und wenn der ganz anders verläuft als seiner, ist das okay.

      ich wünsch dir alles gute!
      s.
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      leb DEIN leben. du bist du, und nicht er. und du musst nicht wie er sein, damit er dich gut findet.


      ich glaube, da habe ich mich wohl ein bißchen falsch ausgedrückt, sorry...aber ich möchte weder sein leben leben noch exakt so sein wie er.
      zu klärung sei gesagt:
      ich habe mein leben lang immer gezeichnet und erst wenn ich bleistift und papier in den händen halte fühle ich mich wie ein ganzer mensch...daraus ist eine vorliebe für das zeichnen von comicgeschichten entstanden und der tiefe wunsch, das auch beruflich zu machen. ist aber nicht leicht in deutschland.
      daher habe ich auch dieses studium überhaupt begonnen.
      was ich mir wünsche ist, das ich diese künstlerische freiheit, wie sie mein dozent sich über jahre hinweg in der musik erarbeitet hat, eines tages auch erreichen kann. dass ich, wie er eine arbeit habe, aber dennoch in der lage bin eigene ideen erfolgreich zu verwirklichen. nur eben nicht musikalisch sondern zeichnerisch. das will doch eigentlich jeder künstlerisch interessierte mensch, oder? einfach nur diese freiheit. aber im moment brauche ich wohl eher freiheit von ihm und mir selbst. vielleicht gelingt uns heute abend sowas wie eine patt-situation, wenn ich ihn wiedersehe.

      gruß
      aion yonakino

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „aion“ ()

      @todsuende:

      ja, ich hoffe sehr, dass mir die therapie etwas bringt. letzten endes kam der vorschlag einer stationären therapie ja auch von mir selbst, ich konnte mich nur erst nicht so recht durchringen und sagen: "ja, ich mach´s".
      aber nachdem ich so auf meinen dozenten losgegangen war, konnte ich nicht mehr anders. das problem besteht ja auch nicht erst, seit ich meinen dozenten kenne, aber an ihm ist es offensichtlich geworden - selbst mir.

      nächsten montag habe ich mein erstgespräch. der klinikleiter soll sehr nett sein...und dann werde ich erfahren, wann genau die eigentliche therapie beginnen kann. ich hoffe bald.

      mein letztes treffen mit meinem dozenten ist gut gelaufen. ich ging zu ihm hin und sagte, dass ich mich gerne verabschieden würde.
      er meinte, dass wir uns doch wiedersehen würden, dass ich nur ein urlaubssemester hätte und dann mein studium fortsetzen würde. ich glaube er hatte den eindruck, ich käme nie mehr zurück.
      ich sagte ihm, es wäre schön, wenn wir uns wiedersehen könnten und er antwortete, dass er sicher noch eine ganze weile an der schule bleibt.
      ich denke, das ist die patt-situation, die ich wollte. er hegt keinen groll gegen mich, aber bevor er wieder eine "verbindung" (welcher art auch immer) zu mir aufbauen kann, werden wir beide meine therapie abwarten müssen, bis ich wieder an die schule gehe.
      aber so kann ich wenigstens mit einem ruhigen gewissen in die therapie gehen ohne mir darüber gedanken machen zu müssen, ob er mich hasst oder nicht. ich kann mich die nächsten sechs monate in ruhe auf mich konzentrieren.

      warst du denn selbst auch in einer therapie, wenn dir zu einer geraten wurde, todsuende? und wenn ja, welcher art und wie war es?

      grüßle
      aion yonakino

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „aion“ ()

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