brief an mich selber

      brief an mich selber

      Auch du bist behindert worden, seelisch behindert. Du hattest keinen Raum so
      zu sein, wie du sein möchtest, wie du bist. Das ist wohl das, was du in
      deiner Tätigkeit tun möchtest. Menschen einen Raum geben, in dem sie so sein
      können, wie sie das möchten, wie das sind.

      Es ist Grenzüberschreitung, was da passiert. du hast nicht die Möglichkeit
      in einen raum zu gehen, der nur dir gehört. Du hast nicht die Möglichkeit zu
      sagen, dass etwas nur dir gehört. Nicht einmal deine Kleidung gehört nur
      dir, dein Kleiderkasten. Dein Vater hat gesagt, dass alles nur dir zur
      Verfügung gestellt wird, dir aber nicht gehört. Bis zu jener Zeit, in der du
      gebonnen hast, Sachen für dich zu kaufen, die dann wirklich nur dir gehören,
      die dir keiner nehmen kann.
      Alles was schon immer dir gehört hat sind deine Worte und Texte, deine
      Freunde. Doch von den Texten wissen sie nichts, deine Freunde, deine beste
      Freundin wollen sie dir aus fadenscheinigen Gründen verbieten.
      Du hast auch nicht gelernt, deine Grenzen in der Familie abzustecken, nicht
      gelernt "NEIN" zu sagen. Hast du es gewagt, hattest du mit negativen
      Konsequenzen zu rechnen, Konsequenzen die du fürchtest.
      Auch heute setzt du deine Grenzen nicht. du kennst sie mittlerweile, doch
      fürchtest du noch immer die Konsequenzen. Lügen ist es, mit denen du es
      schaffst, Anderen deine Grenzen zu zeigen, sie fern zu hlaten von deinem
      Bereich. Du weißt und glaubst es noch immer: nichts gehört dir, alles wird
      dir zur Verfügung gestellt, dir ermöglicht und dafür musst du dankbar sein.

      Manchmal fragst du dich, ob du nicht sogar dankbar dafür warst, dass du mit
      körperlicher und seelischer (Ver) gewalt (igung) in deine Grenzen gedrückt
      worden bist. Kam es nicht vor, dass du dich (ironisch?) bei deiner Mutter
      bedankt hast, dass sie die Grenzen abgesteckt hat? Hast du es nicht als
      Schutz vor dem Bösen dieser Welt gesehen?
      Warum hast du sonst zum Messer gegriffen, essen verweigert, dir, im Gesamten
      (Ver) gewalt (igung) angetan, wenn du es nicht als Abgrenzung, also als
      Schutz, empfunden hast. Sei mal ehrlich zu dir selber.
      Akzeptiere die Tatsache doch, schirme es nicht ab. Es war so, ist so und nur
      du kannst es ändern. du musst, nein!, du darfst dich nicht dafür
      entschuldigen, was man dir angetan hat. Es ist nicht deine Schuld, du musst
      dich nicht rechtfertigen. Es war nicht dein Fehler, es war der Fehler deiner
      Mutter. Nur deiner Mutter! Du hast jetzt die Aufgabe, dein Leben zu leben,
      etwas aus dir zu machen und deine Grenzen abstecken!
      zu akzeptieren, dass man nicht immer strahlend und lachelnd sein muss ist ein ding der beinahen unmöglichkeit, wenn man in meiner familie aufgewachsen ist...

      that´s life - my life