Wer hat Trauma schon integriert/ist geheilt?

      hallo schneeflocke,

      ich hoffe, ich habe dich richtig verstanden...das gefühl mit allem "nicht fertig" zu sein, kann ich in dem sinne zwar nicht nachempfinden, weil ich selber noch mitten drin in der therapie stecke...aber ich kann es mir gut vorstellen.
      ich habe gerade zwei trauma-therapeutische sitzungen hinter mir und in erster linie geht es doch darum, dass man die heftigen gefühle von den jeweiligen situationen oder erlebnissen trennen kann. wenn du also einen krankenwagen an dir vorbeifahren siehst, wirst du wahrscheinlich immer (oder vielleicht nur für eine längere zeit) bestimmte erinnerungen oder assoziationen damit haben...aber wichtig ist ja, dass dich so ein moment, wie schon gesagt, nicht vollkommen aus der bahn wirft. und wenn das der fall ist, kannst du doch sehr stolz auf dich sein bzw dann wirst du doch einiges geschafft haben.
      mir wurde es so erklärt, dass es zwei gedächtnisse gibt...eines für die emotionen und das andere für die erinnerungen...und wenn du die traumatischen erlebnisse nicht aufgearbeitet hast, kann es eben sein, dass in einer situation, beide gedächtnisse aktiviert werden und so eben auch alle damit verbundenen emotionen. und die erinnerung allein muss eben nicht gleich so bedrohlich sein.
      hoffentlich erzähle ich jetzt nicht irgendetwas, das schon alle wissen oder das gar nicht gefragt gewesen ist ;)...aber mir hat genau das zu verstehen, ziemlich geholfen.

      liebe grüße,
      automatic

      ausgeflogen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „norsk_pike“ ()

      Hallo!

      Das Thema ist zwar schon alt, aber vielleicht interessierts trotzdem irgendwen, der hier rumspukt.
      Also ich bin seit ca 5 Jahren mit meiner Therapie fertig. Seit meinem 12 Lebensjahr war ich autoaggressiv und litt später extrem unter Panikattacken und Depressionen.
      Inzwischen hab ich mein Trauma wohl überwunden, so gut das irgendwie möglich ist. Ich kann daran zurückdenken, ohne dass es mich runterzieht. Ich empfinde einfach nur Mitleid mit der jungen Jeanne und akzeptiere es gleichzeitig als Teil meiner Geschichte. Der letzte Flashback ist ein paar Jahre her (dafür hat der letzte mich aber auch fast umgebracht) und sämtliche Schlüsselreize sind nicht mehr aktiv und in den letzten Jahren hab ich auch keine versteckten mehr entdeckt.
      Das Ritzen hab ich wohl überwunden und die Panikattacken auch, obwohl ich so ne Art "Schatten" immer noch spüre. Beide Sachen begleiten mich nach wie vor immernoch. Aber ich bin inzwischen der Meinung, dass das auch immer so sein wird. Ich habe absolut kein Bedürfnis mehr zu schneiden und trotzdem zeitweise autoaggressive Gedanken. Aber ich führe davon nichts mehr aus.
      Mir ist allerdings bewusst, dass ich sicher bei entsprechenden Ereignissen schnell rückfällig werden könnte.
      Aber an die traumatischen Erlebnisse denke ich kaum noch. Aptträume hatte ich eigentlich seit der Thera nicht mehr. Nur die Flashbacks haben etwas länger angehalten.

      Ich bin heut glücklich, auch wenns hin und wieder mal schlechte Tage gibt, aber das ist ja auch ganz normal.
      Mein Leben hab ich jedenfalls wieder im Griff. Hab ein sehr gutes Abi gemacht (obwohl ich doch nie wieder zur Schule gehen wollte *hust*) und damit einen traumhaften Studienplatz bekommen. An die schweren Zeiten davor erinnern eigentlich nur die vielen Narben, die ja auch (zum Glück/leider) ewig bleiben werden.
      ich gehöre wohl zu denen, die das trauma größtenteils aufgearbeitet haben, komme damit klar, kann mit der thematik wieder umgehen etc..
      das einzige was mich runterzieht (oft auch unbewusst) sind begebenheiten oder kommentare von menschen, die mich unbewusst an andere dinge von früher erinnern, bin dann manchmal schlagartig down..
      aber diese momente werden stetig weniger..
      natürlich gehts mir nicht immer gut, v.a. wenn ich durch einen anderen anlass keine besonders gute oder einfach nachdenkliche laune habe und dann sozusagen "zeit hab zum nachdenken", dann muss ich mich nach wie vor ablenken um nicht wieder abzurutschen, aber trotzdem hab ich spass am leben..
      und für jeden dieser momente lohnt es sich..
      das leben kann auch so schön sein, trotz solcher altlasten und probleme..
      das hab ich für mich festgestellt..

      naja soviel von mir dazu *g

      lg
      Hallo Ihr,
      mein erstes Trauma (Mißbrauch) habe ich jahrelang gut allein bewältigen können, beim zweiten Trauma (Suizid des Freundes) bin ich total abgerutscht. Habe Traumatherapie gemacht, am Anfang konnte ich gut mit Triggerpunkten arbeiten, aber mit der Zeit (jetzt vier Jahre) hilft mein persönlicher Notfallkoffer nicht, habe wieder viele Triggermomente und versinke ins bodenlose! Also Traumath. sehr gut, aber unbedingt danach in Therapie bleiben, sonst fängt man wieder mit allem von vorn an!
      Gruß Maluma
      hallo
      also ich glaube nicht, das man je ganz geheilt sein muss, ich denke es ist wichtig damit klar zu kommen und es einfach gehen zu lassen wenn zb alpträume oder so kommt leider gelingt mir das nicht und ich habe immer noch manchmal schlime erinnerungen und Panikattacken auch sind noch wunden in mir aer naja ich weiss das ich irgendwann besser damit klarkomme.

      lg Kaya
      ich denke, 'geheilt' sein ist in dem fall auch zieml. relativ - was bezeichnet man denn als 'wirklich geheilt' bei traumata?.. ein trauma kann man, deinke ich, nicht im klassischen sinne 'heilen' - es kann aber durchaus sein, dass man irgendwann wirklich ohne probleme damit leben kann..
      obwohl das leben auch mit entsprechenden erinnerungen und ab und an albträumen etc. sehr schön sein kann bzw ist.

      klingt dumm, aber stimmt, wie auch ich gemerkt hab - früher oder später, mit der zeit kommt man damit besser klar.. eben ggf. mit (professioneller) hilfe..

      nuja.. das noch dazu..
      lg
      also ich habs noch nicht wirklich verarbeiten können.
      es sind immer noch zu viele dinge die triggern.
      man versucht natürlich, mit den übungen die man in der therapie lernt/gelernt hat, im alltag so gut wie möglich damit umzugehen...aber es ist immer wieder ein kampf...
      Meine Seele steht am Grab meines Seins und sie weint.Sie weint um dass was ich war,denn ich war nicht Ich.Und auch am Ende ich erkannt es nicht,ich war nicht Ich.Ich starb. Doch nun, nun war ich ICH. Seelenschmerz-I-
      Weil das hier ein Thread war der mir damals sehr wichtig war, wollte ich selbst noch einmal darauf antworten. Ich habe mittlerweile ein wenig genauere Vorstellungen wie ein Leben sein kann, wenn das Trauma als ein Teil der Vergangenheit integriert ist und einen im Alltag nicht mehr ständig vom Hocker haut.

      Es bleibt etwas schlimmes, das einem mal passiert ist. Etwas was das Leben verändert hat. Aber auch etwas das mich heute zu dem gemacht hat, was ich bin. Vielleicht muss jeder für sich selbst einen Sinn darin finden. Eine Prüfung die zu bestehen ist. Niemand hat sich so ein Trauma ausgesucht, und dich muss jeder selbst versuchen aus dem Leben danach das Beste zu machen.

      Der Umgang mit Dingen die mich damals als Trigger in absolute Abwesenheitszustände oder Panik versetzt haben sind heute fast normal. Eine Frage die mich damals lange beschäftigt hat. Natürlich erinnert mich nach wie vor jedes Martinshorn an den damaligen Tag. Es "erinnert" mich, aber es triggert mich nicht. Ich verliere nicht mehr die Kontrolle.

      Und dadurch hat "er" endlich die Kontrolle über mein Leben verloren. Ich hab sie wieder selbst.

      Liebe Grüße
      Schneeflocke
      Was immer du tun kannst, oder wovon du träumst - fang damit an!
      danke schneeflocke!

      was du geschrieben hast, macht mir sehr viel mut!

      ich bin am kämpfen und es ist schwer, aber ich habe ein ziel: mein leben! und zwar so, wie du es geschrieben hast: unter meiner kontrolle, nicht mehr unter "seiner". denn mein kopf gehört mir, und mein leben gehört mir und meine gedanken sollen auch mir gehören.

      danke nochmal, gerade einfach nur dankbar bin und riesige portion mut fass.
      es ist also möglich! es ist möglich!
      und ich werde es auch schaffen, daran glaube ich fest.

      alles gute dir!
      lomé
      "Dass das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit
      den mächtigen Stein besiegt - du verstehst, das Harte unterliegt."

      Bertolt Brecht; aus: "Die Legende von der Entstehung des Buches Tao-te-king"

      "..schnapp' dir einen dieser liebenswerten narkosemenschen.."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „lomé“ ()

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