†††dead†††

      Lass uns gemeinsam gehen

      Ravina schaut auf die Uhr. Sie denkt daran, das Zeit, bald keine Rolle mehr spielt. Sie geht den dunklen Weg entlang und denkt, wie hell er doch scheint, im Gegensatz zum Leben. An einen Baum gelehnt, fängt sie an zu weinen. So viele Gedanken, und nicht einer, der sie aufhält, keiner der ihr sagt, „ Mädchen nun ist genug, so schlimm ist doch alles gar nicht, komm, wir schaffen das.“ .
      Kein einziger. Und so sitzt sie an den Baum gelehnt, weint, sie weint wieder einmal alleine, keiner ist da. So viele Menschen und nicht einer, nicht ein einziger, der für sie da ist, der sie versteht. Sie ist gescheitert, wie auch anders, alles was sie macht ist zum scheitern verdammt.
      Sie zieht ihre Jacke ganz fest an ihren Körper, sie friert, in einer warmen Sommernacht. Sie hat ihren Daumen im Mund. Aus ihren traurigen Blauen Augen kullern Tränen. Wenn man sie so anguckt, schaut sie aus, wie ein kleines Kind, ein kleines Mädchen. Aber sollten kleine Mädchen so aussehen? Solche Gedanken haben?
      Sie ist kein kleines Mädchen, sie ist eine erwachsene Frau, eine Frau die traurig ist. Alle Menschen sind mal traurig, das ist nichts besonderes. Nur, Ravinas Herz blutet. Und niemand sieht es.
      Sie steht auf, tritt ein paar mal gegen einen großen Findling. Sie spürt keinen Scherz, sie spürt keinen Körperlichen Schmerz. Nicht mehr. Ihr Handy klingelt. Sie schaut drauf, geht ran und flüstert leise. Den Weg zuende gehen. Schritt für Schritt. Sie läuft den Weg zuende. Es ist keiner da. Alleine steht sie auf dem Weg. Sie horcht tief in die Nacht hinein. Ein Vogel schreit. Heiser und kraftlos. Etwas warmes sucht nach ihrer Hand. Er war da. Ravina seufzt tief und atmet auf. Gemeinsamen bahnen sie sich den Weg durch die Nacht. Er redet mit ihr, doch sie kann nicht antworten. Besorgt schaut er sie an. Die Scheinwerfer eines Autos werfen ihr Licht auf die beiden. Er schaut in ihre Augen. Stark blickt sie zurück. Und lächelt. Er lächelt zurück, hält ihre Hand fest in seiner.
      Ihre Gedanken schweifen umher. Ob er wohl Angst hat? Er schluchst. Ja, er hat Angst. Sie drückt seine Hand. Er zittert. Vor ihnen taucht eine alte verfallene Hütte auf. Er hatte alles vorbereitet. Vor dem Kamin lag Holz und ein dickes weisses Fell. Decken und Kissen waren provisorisch zu einem Lager verarbeitet. Sie setzte sich vor den Kamin. Nach einiger Zeit griffen sich die Flammen das Holz und der schein des Feuers gab allem eine schöne Sicht. Schweigent saßen beide auf dem Fell und schauten träumend ins Feuer. Nie hatte sie sich so wohl gefühlt. Nie wünschte sie sich mehr, das dieser Moment kein Ende nimmt.
      Er schaute starr in die Flammen. Ravina nahm ihn in den Arm. Tränen liefen seine Wangen hinab und er zitterte stark. Er hatte Angst.
      Dieser Moment war einfach zu schön um ans Sterben zu denken.
      Sie legte sich hin und zog ihn zu sich. Seine warmen weichen Lippen küssten ihre. Sanft streichelte sie ihm über seinen Rücken.
      Noch nie spürte sie solch Sinnlichkeit und Hingabe. Er küsste ihre Brüste, streichelte ihren Bauch und liebt sie.
      Ob das Liebe ist? Oder ist das etwas höheres? Sie waren für einander bestimmt. Nichts, und Niemand sollte sie jemals wieder trennen. Darin waren sie sich einig. Sie tranken den mitgebrachten Wein und redeten über ihre Gedanken und Träum.
      Der Tag näherte sich dem Ende.
      Gemeinsam genossen sie den Sonnenuntergang. Wieso gerade ich? Es gibt so viele Frauen auf dieser Welt, und er liebt mich. Warum? Lange schauten sie sich tief in die Augen. In seiner Hand blitzte ein Messer. Sie lachte. Er kann es wohl kaum erwarten. Sie trink noch mehr Wein. Sie küsst ihn. Und nun soll er machen. Er nimmt ihren Arm. Zögernt schaut er sie an. Sie nickt und lächelt. Die Klinge des Messers gleitet über ihren Arm. Das Blut läuft warm über ihren Unterarm auf das Fell. Mit geschlossenen Augen sitzt sie da, bettelt um mehr, nimmt das Messer und zeichnet auf seinen Arm ein Herz.
      In der Hand hält er die Tabletten. Sie nimmt sie in den Mund und küsst ihn. Lange und sinnlich. Sechs für sie und sechs für ihn. Ihm wird schwindelig. Alles dreht sich. Das Messer schneidet tiefe Wunden in ihre Körper, der Alkohol und die Tabletten betäuben die Schmerzen. Ihre warmen feuchten Körper fest an einander gepresst lieben sie sich. Sie stöhnen voller Lust und Zufriedenheit.
      Sie hat sich das alles viel schlimmer vorgestellt. Es ist so wunderschön. In seinen Armen liegend schaut sie ihn an. Sie liebt ihn. Er lächelt. Er liebt sie auch. Ihr helles Blut vermischt sich mit seinem dunklen. Er drückt sie fest an sich. Sie schliesst die Augen und sagt immer wieder das sie ihn liebt. Dann schweigt sie. Vor seinen Augen wird alles schwarz.
      Sie werden für immer zusammen sein.
      Die Vögel zwitschern und die Sonne kitzelt ihn in der Nase. Er wacht auf, sein Körper schmerzt.
      In seinen Armen Ravina. Er schaut sich um, alles voller Blut. Seine Augen blicken auf Ravina, sie ist warm. An ihren Lippen klebt Blut. Er legt sie auf die Seite und steht auf.
      Konzentriert sucht er ihre Atmung.

      Er konnte nicht. Wieso nicht auch er?

      © Ravina Dellamorte