'...weil schmerz nicht verloren gehen kann...'

      '...weil schmerz nicht verloren gehen kann...'

      darum gibt man ihn weiter.

      das gleiche gilt für heillose destruktivität.

      ich hatte gerade mal wieder so ein gespräch mit meiner mutter...was heißt gespräch, mehr zwei monologe.
      grundsituation wie immer - egal was passiert, egal was ich tue, alles ist falsch, alles ist schlecht, die welt ist gegen sie, alles ist verkehrt, falsch, böse und dem untergang geweit, nichts geht mehr oder wird je gehen, keine hoffnung, nichts.
      und all das gebündelt in ziellos auf mich gerichteter agression.

      ich ertrage das nicht - ich bin kein sonderlich warmer, emotionaler mensch, einfach weil mich emotionen immer sehr unsicher werden lassen...es berührt mich unangenehm, sie da so depressiv sitzen zu sehen, mich anschweigen zu lassen, ja - aber mehr, weil es mich überfordert, als aus mitgefühl.
      im gegenteil, ich empfinde ekel, abscheu - meine üblichen gefühle anderen menschen gegenüber, auch wenn ich das nicht auslebe.

      *quote* ich unterdrücke einen misantrophischen anfall. ich unterdrücke ihn - ich bewältige ihn nicht.

      aber das ist nicht das eigentliche problem... ihr denken kreist um negatives, symbolisiert durch meinen vater. und ich bin, wie sie sagt, wie mein vater. ich bin überhaupt alles, was schlecht ist...in ihren augen. ich glaube, ihr ist nicht mal bewußt, wie weh mir das tut - wie auch, ich zeige es ja nicht...kann es nicht zeigen.

      also versuche ich meine einzige waffe auf sie zu richten - vernunft. kalte rationalität. und es treibt mich schier zur verzweiflung, lässt mich vor ohnmacht schreien, toben, den boden unter den füßen verlieren, dass diese waffe machtlos ist gegen ihr schild der ignoranz.

      ich argumentiere...klar und sachlich. verhaltenstherapeutisch. radikale akzeptanz - sie kann die situation mit meinem vater nicht ändern, ist finanziell an ihn gebunden, also muss sie akzeptieren und nach vorne sehen, das beste aus der widrigen situation machen. wenn sie sich immer und immer wieder nur sagt, wie schlimm diese situation ist, birgt das keinerlei konstruktive möglichkeiten, soviel ist klar.
      aber, ihr einwand 'die situation ist aber doch sooo schlimm'
      verdammt, versteht sie nicht, dass das nicht ist, worum es geht?

      meine mutter war häufig genug in psychologisch/psychiatrischer behandlung, wegen depressionen, tablettenabhängigkeit, suizidalität... erfolglos, und ich weiß auch warum.
      sie sucht jemanden, der ihre probleme löst - wenn man ihr sagt, dass sie das selbst tun muss, und wie sie das am besten anfängt, ist ihr der weg zu unbequem. da bleibt sie lieber in der rolle des armen opfers, dem jeder nur übel mitspielt.

      gut, ich kann sie verstehen.
      mein alltag ist meine persönliche hölle, aber ich begegne ihr jeden tag aufs neue. ich falle, stehe auf, falle um so tiefer, stehe wieder auf...tag für tag für tag...das ist kraftraubend, schmerzhaft, anstrengend, frustrierend - aber es ist leben. resignation allein bedeutet den tod.
      und verdammt, *ich* will nicht sterben.
      bei ihr bin ich mir da nicht so sicher...

      ich weiß langsam nicht mehr, wie ich mit ihr umgehen soll. ich gebe mir verdammt nochmal mühe, und ich weiß auch, dass es für sie nicht leicht ist, aber wenn sie es nicht versucht, wie soll ich ihr dann helfen?! mir fehlt doch selbst die kraft... und sie verlangt hilfe von mir, ich höre fortwährend nichts anderes von ihr als wie schlecht und ungerecht die welt doch ist... sie hat, auch wenn ich ihr das mehrfach gesagt habe, nicht den hauch einer vorstellung von dem ausmaß an abgrund mit dem mich diese statements konfrontieren... ich bin selbst nicht wirklich eine frohnatur, mein leben ist auch nicht das leichteste, aber ich versuche die dinge zu akzeptieren die ich nicht ändern kann, sie weg zu schieben und weiterzumachen - aber sie hält mir ständig ein bild von einer großen, schwarzen, undurchdringlichen mauer vors gesicht...und verzweifelt suche ich weiter nach einem weg daran vorbei, nicht mehr nur meine sondern auch immer mehr ihrer bürden übernehmend...

      und ganz ehrlich?

      '...ich kann nicht weiterschwimmen, bitte lass mich gehen...'

      passendes zitat von sts, die ich hier gerade laufen hatte, kam mir gerade ganz gerecht...*sighs*

      ja, der sumpf von selbstmitleid hat was verlockendes, irrlichter erscheinen darüber, laden mich ein, darin zu versinken...aber das ist nicht der weg, und das weiß ich, also suche ich einen anderen. ich erwarte ja auch nicht, dass es leicht ist, nur...

      für heute abend war es zu viel, ich weiß nur eins, was mir jetzt noch, zeitweise, die kraft geben kann, diese nacht zu überstehen...meine alpträume kommen wieder, die panikattacken, die ständigen angstzustände und verfolgungsgefühle kommen zurück, immer stärker, die antriebslosigkeit, die hoffnung schwindet, der boden rast mit atemberaubender geschwindigkeit auf mich zu, ich merke wie ich falle... und langsam erlischt auch meine hoffnung, auch wenn ich hart daran arbeite, das nicht anzuerkennen und nicht aufzugeben.

      entschuldigt das rumgeheule, aber... ich weiß nicht, wohin damit. meine mutter hat in mir ihren emotionalen altlastencontainer gefunden, ich aber kann das nicht einfach an jemand anderen abgeben ohne an die konsequenzen zu denken...also wird es hier zwischengelagert.

      über jede form von reaktion wie immer dankbar, egal in welche richtung sie geht...

      fuin

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Trustno1“ ()

      RE: '...weil schmerz nicht verloren gehen kann...'

      hey du!

      ich wollte an deinem beitrag nicht so einfach vorbeilesen,denn mich hat sehr berührt,was du da geschrieben hast und ich kanns zum teil auch vollkommen nachempfinden,denn bei meiner ma ist es ähnlich.Sie ist auch depressiv-nicht so stark,dass sie zwischen leben und tod hin und herschweift-aber sie gibt mir auch für alles die schuld..genug dabei.
      ich weiss nicht,aber meiner meinung nach finde ich,solltest du ihr das klipp und klar sagen,was du da geschrieben hast.
      Auch wenn sie es ignoriert-so wie meine ma das auch immer macht-sie sollte es wissen,immer und immer wieder.
      villt.wärs auch keine schlechte idee,diesen beitrag auszudrucken und ihr ihn dann zu geben.
      Dann könnte sie zuerst mal alles lesen und villt.gibt ihr das auch zum nachdenken.

      tut mir leid,wenn ich dir nit anderst weiterhelfen kann!
      bin selber auch total hilflos,was das mit meiner ma angeht.
      wünsch dir viel kraft und gib nicht auf!
      aber lass nicht zu,dass deine ma alles in dich hineinstopft und du selber wieder am boden liegst!!!!!
      lg Regenkind
      des erste was mir bei diesem beitrag durch den kopf gegangen is, is, dass du das nich mit dir machen lassen musst. des zweite war dann die idee ein stofftier aufzuschlitzen, ihr es vor die füße zu werfen dass du dich so von ihr behandelt fühlst, oder etwas derartiges.
      es tut mir leid, ich kann nich wirklich helfen, des wären wie gesagt meine ersten gedanken, vll sin sie etwas hart, ich weiß nich, aber zu mehr kommt mein hirn nich,d afür fehlt mir dann einfach die intelleigenz.
      viel kraft un mut
      lg Nox
      ich hab schonmal ein topic über sie geschrieben, und man riet mir auch da, das auszudrucken und ihr zu zeigen - nun, das hab ich getan, und es ist absolut nach hinten los gegangen...sie will einfach nicht weiter gehen als bis zu dem punkt, wo es für sie negativ klingt...nutzt das ganze nur um sich damit zu profilieren und ihre opferrolle zu verdeutlichen...

      und nox- abgesehen davon, dass ich es nie übers herz bringen würde, ein unschuldiges stofftier aufzuschlitzen (auch wenn das symbolhaft in etwa verdeutlicht, wie ich mich fühle...)...ich könnte das nicht. ich will sie nicht schocken, ich will ihr bestenfalls helfen, oder zumindest dafür sorgen dass sie sich und nach möglichkeit auch mich nicht noch mehr kaputt macht...das ist alles.

      aber danke für eure reaktionen

      fuin
      Riemann (Grundformen der Angst) bezeichnet so ein Verhalten als "weiche V*rg*w*lt*g*ng" - und das ist es in meinen Augen auch.
      Und so schlecht, wie es Dir damit geht, solltest Du das auf keinen Fall weiter mit Dir machen lassen!

      ich will ihr bestenfalls helfen, oder zumindest dafür sorgen dass sie sich und nach möglichkeit auch mich nicht noch mehr kaputt macht


      Du kannst dafür sorgen, wie es DIR geht, aber Du kannst ihr nicht ihren Part, ihre Selbstständigkeit oder die Verantwortung für ihr Wohlbefinden abnehmen. Damit tust Du ja genau das, was Du ihr auch vorgeworfen hast: Du schaffst ein abhängiges Verhältnis, in dem Du für sie verantwortlich bist.
      Nur: Du kannst nie für einen anderen Menschen die Verantwortung übernehmen (Kinder in gewissem Maße ausgeschlossen), und niemand kann seine Eigenverantwortung an jemand anderen abtreten.
      Aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit: Sag ihr, dass Du sie liebst, aber nicht die Verantwortung für sie übernehmen kannst, weil das für Euch beide, und vor allem für DICH nicht gut ist.
      Dann hat sie immer noch die Möglichkeit, das hinzunehmen und vllt darüber nachzudenken, oder aber sie wird Dir vorwerfen, sie im Stich zu lassen - aber das tust Du nicht.
      Du musst lernen, Grenzen zu Deinem eigenen Schutz zu stellen - so schwer das auch ist. (Ich kenn das alles, wenn auch nicht so extrem, von meinem Vater).
      Hast Du Thera? Wenn ja, dann bitte dringend mal darum, dass sie einbezogen wird - vllt würde sie auf jemand Professionelles ja eher hören.
      *knuddel wenn darf*
      lg
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