Psychiatrie - alles noch schlimmer

      Psychiatrie - alles noch schlimmer

      Hallo...

      ...ich weiß zwar nicht genau, ob das hierher gehört und ob ich das überhaupt schreiben darf, wenn dem nicht so ist, bitte löschen!

      ACHTUNG: Evtl. triggernd

      Ich muss das jetzt einfach mal loswerden und davon berichten.

      Vor ziemlich genau 2 Jahren wurde ich in die Psychiatrie eingeliefert.
      Grund: Ich hab mich nachts besoffen, übel ger*tzt und bin dann bl*tverschmiert im Nachthemd ins Krankenhaus gelatscht. Eine völlig blödsinnige Handlung. Im KH haben die mich dann erst genäht und dann kam auch noch die Polizei und meine Mutter! Es war einfach schrecklich, wie sie da stand und weinte. Und dann haben die mich in die Klapse gebracht. Es war ca. 3 Uhr nachts. Es hieß, ich sollte zur Krise da bleiben. Und ich wollte nicht. Meine Mutter ging einfach. Am nächsten Tag flehte ich sie an, sie solle mich wieder mit nach Hause nehmen, aber das tat sie nicht. Und montags, da beschloss die Thera, ich könnte heim, doch meine Mutter weigerte sich, sie wollte dass ich da bleibe! Ich fing an zu toben, ihr zu sagen, dass ich sie hasse und dass sie mich im Stich lässt. Ich schrie alle an, wollte abhauen, aber die Tür war zu... meine Mutter weg. Dann ging ich in mein Zimmer und schlug die Tür zu. In meinem Tagebuch hatte ich R*si*rkl*ng*n versteckt. Ich r*tz* mich, und schrie die ganze Zeit, dass ich raus will und alles und reden hasse. Tickte komplett aus wie noch nie.
      Stundenlang hab ich gebrüllt und getobt. Bis sie mir mit time out drohten und mir Dipiparonsaft reindrückten. Das half alles nichts. Und später sollte ich dann diesen schwachsinnigen SVV-Bogen ausfüllen, sonst ließe man mich nicht mehr aus dem Zimmer. Und meinen Arm wollte man sehen.
      Und dann schleppten sie mich wieder zum Nähen. Es war alles so zum Kotzen und ich wollte einfach nur t*t umfallen.
      Als ich wieder aus dem Zimmer durfte, sagte mir eine Mitinsassin, dass es nur noch länger dauern würde bis ich wieder hier raus käme, wenn ich nicht mitspielte. Und von da ab, tat ich fast immer das, was die wollten. Machte jede scheiß Aktion mit. War aber auch nicht immer lieb und brav. Letztendlich wurde ich nach 11 Wochen entlassen.
      Und jetzt ist es 2 Jahre her und ich hab immer noch Angst, dass sie mich wieder einsperren, wenn ich auch nur noch in die Nähe von nem Psychologen komme. Ich will keine Therapie machen, weil ich mich nicht mehr einsperren lasse! Niemals mehr! Nur Demütigung war das da! Diese scheiß Betreuer spielen ihre Macht nur aus, sie wissen, dass sie alle in der Hand haben. Und nutzen das aus. Die hatten keine Ahnung. Für die waren da drin alle eh nur schwererziehbar. Alle wurden unter einen Kamm geschert. Nicht von allen, aber von den meisten. Ich bin so stinksauer! Und dabei bin ich doch selber schuld.
      Oft träume ich davon. Träume, jemand haut die Tür hinter mir zu, schließt mich ein. Träume, wie ich Dinge auf gewisse Leute schmeiße und komplett ausraste. usw.
      Ich weiß gar nicht, wie das anders werden soll. R*tz*n tu ich ja immer noch, unmittelbar danach gleich viel schlimmer und öfter als vorher. Dort hab ich mir das Rauchen angewöhnt. Und mein Freundeskreis hat sich teilweise geändert. Gebe mich mit Leuten ab, die eigentlich nur saufen und Party machen. Und sonst an gar nix denken. Zeitweise dachte ich auch an nichts anderes mehr. Ich war jedes WE besoffen. Mittlerweile hat sich wenigstens das wieder eingerenkt.
      Ich frag mich nur einfach: Wenn ich dort nicht gewesen wäre, was wäre dann heute? Würde ich rauchen? Würde ich eine erfolgreiche ambulante Therapie machen?
      Aber anscheindend ist mir nicht zu helfen, weil die Fronten verhärtet sind.

      Gruß,
      Kali

      [edit: satz editiert. bitte löschregel 05 beachten.
      solaine]

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „solaine“ ()

      mh, das ist vermutlich nicht was du hören willst, tut mir leid, aber...
      was erwartest du denn?

      deine mutter hatte vermutlich angst, war selbst überfordert mit der situation - nachvollziehbar, oder?

      und...wieso wolltest du unbedingt sofort aus der psychiatrie raus? wenn es dir so gut gegangen wäre, wärst du den abend wohl nicht im krankenhaus gelandet, oder?
      und was ist dämlich an diesem dämlichen svv-bogen?
      der versuch dir zu helfen ist dämlich?
      ja, stimmt. dämlich und sinnlos, wenn du nicht mitmachst. aber mangelnde mitarbeit spricht dir in meinen augen auch das recht ab, dich über ausbleibenden erfolg zu beschweren.

      ...irgendwie scheinen hier viele was nicht zu begreifen.
      leute, euer leben liegt in eurer hand.
      es ist an euch, chancen wahrzunehmen oder zu verspielen, jammern allein bringt da nichts, probleme muss man selbst lösen - und ein bisschen dankbarkeit wenn einem hilfe angeboten wird könnte auch nicht schaden.

      ich hab über ein halbes jahr auf meine letzte stationäre thera warten müssen, und nach drei monaten wurde ich rausgeschmissen, weil die kasse nicht mehr zahlte.
      ...und an anderer stelle verschleuderst du das, was dir angeboten wird.

      tut mir leid, das weckt bei mir eher wut als mitleid.

      komm auf die beine und tu was an deiner situation, statt zu spekulieren was in der vergangenheit anders hätte laufen können.

      fuin
      Was Trust sagt, ist ein bissl hart, aber ich würde es ähnlich sagen.
      Dieser Aufenthalt war sicher keine schöne Zeit für dich und dass es Zeit zur Verarbeitung braucht, ist auch klar. Dennoch sollte es dich nicht davon abhalten, dir Hilfe zu suchen. Denn wenn du nicht in irgendeiner Weise gefährdet bist, weist dich auch Niemand ein. Da brauchst du gar keine Angst zu haben. Bei Alkohol sind die halt manchmal sehr schnell, weil man nie weiss, wie die Personen mit sich umgehen, wenn sie aus dem KH draußen sind.
      Dieser Aufenthalt hatte keine Schuld daran, dass du rauchst, denn das war deine eigene entscheidung, ebenso die Wahl deiner Freunde.
      Wenn du willst, dass es besser wird, handle! Stopp das Rauchen und trinken und such dir eine ambulante Therapie.

      Laure
      Original von Trustno1

      ich hab über ein halbes jahr auf meine letzte stationäre thera warten müssen, und nach drei monaten wurde ich rausgeschmissen, weil die kasse nicht mehr zahlte.
      ...und an anderer stelle verschleuderst du das, was dir angeboten wird.

      tut mir leid, das weckt bei mir eher wut als mitleid.



      naja trust, vielleicht solltest du deine gefühle diesbezüglich ein bisschen differenzieren. fakt ist, es gibt kliniken, die einfach nicht das sind, was sie sein sollten - ein schutzraum und unterstützung auf dem richtigen weg. es gibt kliniken, wo man kränker rauskommt, als man reinging und die einen kein stück weiterbringen.
      wir wissen nicht im detail, was kali in ihrer klinik erlebt hat, offensichtlich warst du in einer guten und es ist für dich einfach nur mist, dass die kasse sich so quergestellt hat. noch dazu warst du in diesem moment bereit dazu, hilfe anzunehmen, was denke ich auch nich schon dein ganzes lebenlang der fall war. wenn man noch nicht soweit ist und kommt in eine klinik, wo betreuer, pfleger und vielleicht therapeuten wenig vertrauen wecken, macht es das natürlich nicht besser.

      kali, ich denke einfach, was du verstehen solltest ist, dass dir nicht jeder was böses will. schon gar nicht alle der 1000 therapeuten, bei denen du vielleicht eine ambulante therapie machen willst. die frage nach dem "was wäre, wenn" (..ich nicht dort gewesen wäre) erübrigt sich - du warst da und schluss ist. das, was du jetzt machen kannst ist, deine erfahrungen von damals auch als erfahrungen zu betrachten und nicht als etwas, was sie nicht sind - eine verallgemeinerungen aller möglichen hilfsangebote für dich.
      hör auf dich selbst zu bemitleiden und komm ausm knick., such dir ne ambulante thera, mach vorgespräche, sieh zu, dass du voran kommst und ruh dich vor allem nicht auf deinen schlechten erfahrungen aus.

      lg
      ché
      hallo kali,
      kann mich den vorrednern nur anschließen. mir ging es ähnlich. habe ganz viele schlechte erfahrungen gemacht, allerdings nicht in einer klinik selbst, denn soweit kam es nicht. doch letztlich hat mir ein tritt von einem psychologen sehr gut getan, denn sonst würde ich noch immer in der vergangenheit leben und denken was wäre wenn usw. du bist jetzt anders, jeder muss mit dem leben, was er tut. übernimmt die verantwortung für dich, denn niemand wird da etwas hinterhertragen. habe oft auf darauf gewartet. doch letztlich ging es dann nur darum mich einweisen zu wollen. bei meiner psychiaterin habe ich zugemacht. sie konnte die situation nicht einschätzen, denn ich habe ja nix gesagt.

      du kannst ambulant hilfe finden und der vorteil, du kannst dir den therapeuten aussuchen, denn dafür sind vorgespräche da.

      alles gute
      gina
      Hi ihr!

      Danke für eure Antworten!

      @trustno1: Ja, meine Mutter wusste sich nicht anders zu helfen. Sie sah es als letzte Chance, was für mich zu tun, bis ich 18 wurde und sie kein Recht mehr hatte über mich zu bestimmen. Und es tut mir auch wahnsinnig Leid, was ich ihr angetan habe, denn das ganze war eine scheiß Aktion und ich weiß beim besten Willen nicht, was mich damals dazu bewegt hat.
      Es ist auch nicht die Tatsache, dass ich hin musste, sondern einfach die Tatsache, dass ich gezwungen wurde. Und ich lass mich nicht zwingen. Es war einfach dieses Gefühl, hilflos zu sein. Sie bringt mich in den Kindergarten und geht. Und ich will nicht in den Kindergarten, will lieber bei ihr bleiben. Aber als Kind kann man da nichts machen. Es ist einfach die Tatsache, andere haben Macht über dich und du hast keinen eigenen Willen mehr zu haben. Tu das jetzt oder du kriegst ne Stunde! Tu es, oder es gibt ne 6. usw. Es ist die Tatsache, dass ich keine Wahl mehr hatte. Und aus Trotz hab ich mich innerlich quer gestellt, wie ein Kind.

      Ein SVV-Bogen macht für mich keinen Sinn, wenn er als Zwang erlebt wird. Mich macht das einfach stinksauer. Und ich hasse Sätze wie "Wenn du das nicht machst, dann..." Immer gleich mit allem möglichen drohen, wie bei den ganz Schwierigen, die nix machen, wenn man sie bittet. So kam ich mir einfach vor. Nur Pflichten, keine Rechte. Ein Gefängnis.

      Bevor ich da hin kam, wollte ich wirklich was tun, bin bei Vorgespächen gewesen usw. Die sagten dann, dass da eine stationäre Thera das Beste wäre. Ich war gerade dabei, mich damit anzufreunden und dann kam der Zwang. Und da war für mich klar "So nicht. Ich mach das nicht, wenn ihr das wollt, sondern wenn ich das will." Und das war für mich der springende Punkt.

      Für mich bleibt seit dem folgende Frage offen: Wie soll man gesund werden, wenn alles, was man liebt und einem wichtig ist, weit weg ist und man es nicht bei sich hat?
      Klar, man soll dann nur an sich denken, das versteh ich schon. Nur ist der Schmerz über diese Trennung unerträglich.


      @ché: Ich war in der Jugendpsychiatrie im Pfalzinstitut in Klingenmünster. Dort waren fast nur schwererziehbare Jugendliche von 12 bis 18 Jahren. Viele waren aggressiv, autoaggressiv, laut und taten garantiert nie, was man ihnen sagte. Folglich gingen die Betreuer davon aus, dass alle, die da sind, sich so benehmen.

      Da ich ja jetzt umziehe, mein FÖJ rum ist und ich vorerst keinen festen Job hab, bleibt mir ja Zeit, mich nach einer ambulanten Therapie umzuschauen. Wäre wahrscheinlich nicht verkehrt.
      Es ist natürlich auch völlig blödsinnig, sich am Vergangenem aufzuhalten, das ist mir auch klar. Aber die Erinnerungen kommen immer wieder hoch. Wahrscheinlich brauch ich jetzt auch noch ne Therapie für die Therapie...

      @alle: Ich werde mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen, was ihr mir gesagt und geraten habt. Danke nochmal.

      Liebe Grüße,
      Kali