Klinikfreundschaften

      Klinikfreundschaften

      Klingt ja eigentlich alles ganz nett: Man lernt sich in der Klinik kennen, natürlich viel schneller und auch besser als auf der Straße, in Clubs oder sonstwo, weil man ja nun jeden Tag aufeinander hockt und alle Höhen und Tiefen des anderen (gezwungenermaßen) miterlebt. Man macht ab jetzt alles gemeinsam, möglicherweise zu zweit oder in einer kleineren Gruppe von Leuten, die sich gut verstehen. Man versucht, sich gegenseitig zu helfen und redet über Dinge, die man nicht mit jedem besprechen würde. Dann kommt der Tag der Entlassung, hier und da fließen möglicherweise ein paar Tränen oder auch nicht. Jedenfalls schwört man sich ewige Freundschaft, tauscht Nummern aus und verspricht hoch und heilig, sich bald bei den anderen zu melden.

      Und dann?

      Nichts. Erfahrungsgemäß wird man von 50% der Leute überhaupt nie wieder etwas hören. 40% finden sich noch ein, zwei mal bei gelegentlichen Treffen zusammen und lassen den Kontakt ab dann langsam ausklingen. Wenn man Glück hat, bleibt einem eine richtige Freundschaft erhalten. Aber auch nicht mehr, und selbst dazu braucht es schon eine gehörige Portion Glück, denn das ist alles andere als selbstverständlich!

      Das ist zumindest meine Erfahrung zu dem Thema. Ich hab die ganze Prozedur jetzt 6 mal hinter mir und, ganz ehrlich, ich bin frustriert.

      Gerade am Montag hatten wir genau so eine typische Situation: 3 Ex-Mitpatienten und ich hatten geplant, uns nach unserer Entlassung einmal in der Woche zu treffen, so nach dem Motto "kleine private Ehemaligengruppe". Wir haben alle das gleiche Kankheitsbild und verstanden uns schon während des Aufenthaltes immer recht gut, deswegen wollten wir das weiterführen. Alle waren begeistert von der Idee, die Termine festgelegt, alles kein Problem. Sollte man zumindest meinen, aber es kam natürlich anders. Gleich beim ersten Treffen waren wir nur zu dritt, weil jemand auf einmal keinen Bock mehr hatte. Und am Montag waren wir dann schon nur noch zu zweit. Diesmal sagte jemand anders ab, (wegen nicht vorhandener Motivation) und wieder ein anderer erschien weder, noch meldete er sich. Als wir ihn daraufhin anriefen, sagte er, es ginge ihm nicht so gut und er könne heute nicht - bzw. er sagte es nicht, er brüllte es, denn im Hintergrund waren so viele Stimmen und laute Musik zu hören, dass wir ihn sonst wohl nicht verstanden hätten.

      Wir haben die Gruppe jetzt gecancelt, weil wir (die beiden Verbliebenen) keine Lust mehr haben, uns verarschen zu lassen.
      Ich habe in den letzten Tagen viel über dieses Thema nachgedacht, bin aber zu keinem Schluss gekommen. Nur zu der Frage: Passiert das immer nur mir, oder geht das auch anderen so? Jedes Mal das Gleiche, das kann doch eigentlich kein Zufall sein...oder???

      LG, Pink
      Guten morgen!

      also ich kann dir aus Erfahrung sagen,dass es nicht nur dir so geht und ich habe das auch schon öfter von anderen gehört!
      Aber du hast geschrieben ihr seid 2 Verbliebene-das ist doch schonmal schön! :] dann ist ja wenigstens ausser dir noch eine da!
      Hmm,ich weiss auch nicht warum das so ist.....vielleicht wollen manche einfach ihre Vergangenheit ruhen lassen und sich nichtmehr daran erinnern,dass sie in ner Klinik waren oder es geht ihnen jetzt einfach so gut,dass sie sich damit nicht mehr konfrontieren wollen...ist nur ne Vermutung!
      Aber erfreulicherweise kann ich auch sagen,dass es doch noch einige wenige gibt,mit denen ich auch nach Jahren noch Kontakt habe.Also sowas gibts zum Glück auch =)

      Vielleicht sollte man einfach denken: " wer nicht will,der hat schon !" :D

      Liebe Grüsse,Daniela
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