Nebelglas

      Täglicher Wahnsinn vs. Nächtlicher Wahn

      Oh, strahlender Sonnenschein
      ließ alle Schatten tiefer triefen
      bloss nächtens, als alle schliefen
      konnt' ich einmal ehrlich sein

      nächtens, als nur noch Kunstlicht schimmerte
      nächtens, als ein Umriss Monster spie
      beschloss ich endlich was in mir ewig wimmerte
      bersten, bloss wie?

      tags, als Menschen höhnten
      tags, als Träume brachen
      tags, als Wünsche sprachen
      die nächtens das Herz verwöhnten

      Nacht, ein Haus mit Himmel
      Tag, ein Gefängnis ohne Gitter
      Nacht, Gefühlsgewitter
      Tag, Würmergewimmel
      Die Kaktustheorie

      Quälende Rücksicht auf Verlorenes
      Still tiefer Hass gegen ein neues Dich
      Und auch das Lächeln war ein gefrorenes
      Und auch die Sehnsucht fraß mich

      Sprechkrämpfe als Kommunikation
      Taube Blicke wechseln sich
      Und aus der Stille spricht versteckte Hohn
      Und ich vermisse dich

      Ignorierte Wunden neu entdeckt
      Dein Gesicht in Netzhaut eingebrannt
      Und meine Liebe zu dir versteckt
      Und vor allem davon gerannt

      Du kannst nie verzeihen
      Ich kann dich viel eher hassen
      Und doch möchte ich die Sehnsucht verschreien
      Und doch kann ich nicht von dir lassen
      Präzision eines Steinelements

      Spiritueller Abschaum in allen Ecken und Kanten
      Lavamasse sprudelt zweckenfremdet in die Betten
      Flüche zerstreuen verworrene Quanten
      Bloss der liebe Herrgott liegt in Ketten.

      Astaroth spielt mit Göttin Thrud die Karten aus
      Weidenkätzchen schauen zu und wetten
      Ein Quadrat erschlägt die Flittermaus
      Das heißt es zeigt die Mordfacetten

      Viele Worte machen niemals schlau
      Und auch die Tränen schreien keine Worte
      Du verstehst sie nur in blau
      Und ich verkenne diese Trauersorte.
      Liebste Fiore

      Lilli Fiore, gräme dich nicht
      Liebste, Trauer verfliegt nunmal
      Das Leben ist tödlich und schlicht
      Fiore, du hast die Wahl.

      Ich schreibe dir aus einem Grunde:
      Denk' nicht nach, bloss handle
      Leg das Liebste ab zu dieser Stunde
      Manipuliere, zerstöre, verwandle

      Lilli Fiore, gerissen bist du
      Liebste, weine nicht
      Das Leben verfliegt im Nu
      Fiore, vergiss die Pflicht.

      Ich schreibe dir im Wesen des Verfalles
      Denk' nicht an mich, geh weiter
      Leg mich ab wie Alles
      Manipuliere, seziere, sei heiter

      Meine Liebe Fiore, du bist nie da
      Lilli Fiore, du verlierst dich ganz
      Verschwunden eh' ich mich versah
      Fiore, spiel noch einmal zum Tanz!
      [Obiges Gedicht bezieht sich auf keinen der Nutzer hier!! Namentliche Ähnlichkeiten sind nicht gewollt.]


      (evtl. *t*)
      *
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      *
      Klinischer Tod

      Mit der Dunkelheit kamen auch die düsteren Gedanken wieder, die bei Tag verblassten wie die Sterne am morgen. Sie kamen so plötzlich und heimlich dass man versucht ist zu glauben, sie wären die ganze Zeit bei mir gewesen. Vielleicht waren sie das auch, wer kann das schon sagen. Aber anstatt dass sie in der lauten Musik des vertrauten Mp3 – Players verschwammen oder in Worten zerflossen, wurden sie immer klarer, je weiter die Nacht voranschritt. Und sie schritt mit großen Schritten, die auf der Uhr jedoch kaum sichtbar wurden. Sie benetzten die Gefühle, ähnlich den Tränen, welche die Wangen befeuchteten, wann immer jene düstren Gedanken das Herz erreichten.
      Und kein Licht, keine Lampe konnte diese Nacht erhellen. Sie war wie Tinte durch das leicht geöffnete Fenster geflossen und hatte sich mit einer überirdischen Kühle auf meine Haut gelegt. Sie trug fremde Gerüche und ferne Geräusche mit hinein, doch eher um mich zu quälen, denn mir das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Sie zwang mir die Welt in ihrer Kulisse auf, nur um mir zu zeigen dass ich kein Teil davon bin, kein notwendiges Zahnrad in der Maschinerie Menschheit. Die Wände hatten sich um mich geschlossen, höhnten mit Alltäglichkeit und nahmen die Dunkelheit scheint's dankbar in sich auf, sodass diese in dicken Perlen aus ihnen tropfte und das Zimmer langsam flutete.
      Das Zimmer, mein Wesen, der Atem, das Sein, alles ertränkt in dieser Tinte der Nacht, in dieser Tinte, die die schwarzen und gefährlichen Gedanken mit sich trug. Die Tränen einten sich, schienen die Dunkelheit verdünnen zu können, die Trauer lindern zu können, doch es ist alles nur ein Trug des Herzens gewesen, um einige der lichten Erinnerungen bannen zu können.
      Als ich die Augen schloss, um nicht zu sehen wie ich in diesem Augenblick ertrank, malte meine Fantasie mir einen neuen träumenden Augenblick. Die Linien die den Traum zeichneten schienen wie bunte Narben einer toten Vergangenheit und ich schreckte erst kurz zurück, nur um dann verzückt das Gemälde zu betrachten.
      Ein Wald. Es schien später Abend, das Sonnenlicht schon müde und scheinbar verwelkt.
      Es dringt durch das feine Geäst und skizziert helle Linien in den Nebel, um mir meinen Weg zu weisen. Der Weg durchs Unterholz und Dickicht, nur wohin ? Nun, ich wusste es nicht, ging jedoch trotzdem, nur um dieses Zimmer, angefüllt mit Finsternis, hinter mir zu lassen. Das tote Laub, das im Tod viel schöner scheint, als grün im Leben hoch am Himmel, nun welkend unter meinen Füßen, raschelt als ob's des Windes Melodie sacht begleiten wollte. Die Kühle die mich hier umfängt ist nicht überirdisch und erdrückend finster, sondern schneidet fest in mein Fleisch und scheint mit Windes Stimme zu zischen: "Du lebst!".
      Auch der kalte Bach, den ich durchwate, scheint zu lachen, gluckert klar und doch betrübt, trägt fort was mich beschwerte. Ich gehe weiter, lasse den Bach seinen Weg ziehen, lasse den Wind mich ein Stück begleiten bis er die Lust verliert mit meinem Haar zu spielen.
      Ich bin allein.
      Es ist eine andere Einsamkeit als die des Zimmers. Keine Wände die wie Gitter scheinen, von Finsternis getränkt auf mein Sterben warten und mich verspotten. Hier ist die Einsamkeit klar und wie ich so stehe und atme und die Kälte meine Lunge seziert, weiß ich warum ich diesen Augenblick träume:
      Ich kann frei sterben.
      Ich kann hier gehen und muss nicht die Mauern des Zimmers ertragen und mein Herz muss nicht dort in dieser sterilen Welt seinen letzten Schlag tun. Meine Lippen müssen nicht dort ihre letzten Worte finden, meine Augen müssen nicht dort das Licht der Welt verschwimmen sehen. Und Dankbarkeit erklingt im Schluchzen dass mich schüttelt mit den kalten Fingern einer unbekannten Trauer.
      Das weiche, tote Laub mein Sterbebett.
      Die Bäume laden Vögel mich mit Liedern zu begleiten und in der Ferne lacht der Bach und scheint zu murmeln, dass mein Tod nicht Trauer ist.
      Schließ die Augen Mensch, sagt der Wind nun jedoch ganz deutlich.
      Ich schließe sie, lasse mich tragen, folge dem Wind.
      Folge dir.
      Ich folge dir.
      Und das letzte was ich spüre ist der Regen, der die Dunkelheit aus meiner Seele wäscht.
      Fadenfeuerherde

      Fadenfeuer schlängelt sich; verborgen
      durch tiefe Kellerlöcher meiner Gedanken
      Doch nicht das Feuer macht mir Sorgen,
      sondern ein Leck lässt Lachen wanken.

      Fadenfeuerfraß verhilft der Welt zur Flucht
      Bleib hier, mein dummes Kind,
      bleib hier, in sich'rer Bucht...
      Doch treibt es fort, der Feuerwind.

      Städte brennen, schwarze Wälder weiten sich
      Ein Kopf aus Schutt und Asche
      Augenblicke hetzen feuerlich
      Es grüßt nun stets die Laberflasche.
      Sonnenniedergang

      Lichtliköre laufen über Bergesspitzen
      Sonnenmeere baden Wipfelgrün
      Weiche Helligkeit lässt Bäche blitzen
      Kühle senkt sich und lässt Leben blüh'n

      Nächte legen ihren Schleiher
      um die wuchernd Wiesenfelder
      Und einsam ruft's am Spiegelweiher
      Und es ruft durch alle Wälder

      Dann rufen plötzlich zwei und drei
      Alle Luft ist nun erfüllt von Nacht
      Leise raunt's noch allerlei
      Dunkelheit hat Licht gebracht
      Die Maiko

      Weißes Blei kompensiert die tiefen Gräben
      Und der rote Pfirsich verschweigt das Recht
      Unter grünem Tuch balanciert auf Stäben
      Schwebt die Lüge über dem Gefecht

      Niemals mehr die Laute klingen lassen
      Vergrabene Sehnsucht unter der Erde vergessen
      Alle toten Künste verblassen
      Kein Preis scheint hierfür angemessen

      Klaviersaiten über den Straßen
      Dort hängend den Morgen erwarten
      Trug und Glück gleichermaßen
      Hassend die Augen entarten
      Wahnsinn

      Würde ihn jemand nach mir fragen, würde es ihm vielleicht auffallen.
      Eigentlich müsste man ihm nur zusehen, um zu wissen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Doch da weder Mutter noch Vater zu Hause zu sein pflegen, bemerkt es auch niemand. Und er selbst ist nunmehr außer Stande etwas so reales wie Verwirrung zu begreifen.
      Es ist also nichts Ungewöhnliches an meiner Anwesenheit. Ich bin einfach da.
      Und ich weiß genau, was er hören will.
      Und das, das weiß eiegntlich nicht einmal er selbst.
      „Sie hat dich doch nie geschätzt.“
      „Nie.“, wiederholt er.
      „Und sie hat dich ausgelacht!“
      „Ausgelacht...“, sagt er und lächelt schief. „Ja. Ausgelacht.“
      Die Sonne geht unter und wirft ihr letztes, müdes Licht durch das Fenster. Er merkt es nicht.
      Er sitzt nur da und überlegt. Ich weiß bereits was er tun wird. Auch er weiß es, hat das nur noch nicht festgestellt.
      „Und dann stolziert sie auch noch mit diesem Typen vor dir rum... Hat sie nicht gelacht?“
      Ich fixiere ihn und will dass er sich daran erinnert.
      „Hat sie gelacht, Liebling?“, frage ich noch einmal. Leiser.
      Er nickt langsam und löst seinen Blick vom Boden, schaut mich aus den braunen Augen wütend an. Oder vielleicht auch eher verletzt und enttäuscht. Wie nah doch diese Gefühle zusammenhängen... Und etwas neues ist da, es ist der Hass.
      „Sie hat gelacht.“, murmelt er, aber seine Stimme ist fest. „Gelacht.“ Er kichert.
      Ich nicke verständnisvoll und beobachte wie die Straßenlaternen vor dem Fenster angehen, es ist erst ein leicht rosa Licht, dass dann strahlend, aber kalt wird. Kalt, weiß und rein.
      Er wird wieder ernst und folgt meinem Blick. „Gelacht.“, sagt er wieder.
      „Oh ja.“, sage ich, lehne mich zurück. „Sie hat gelacht. Und worüber?“
      Sein Blick ist finster als er mir antwortet. „Über mich.“
      „Genau.“, wispere ich und schaue ihn aus den Augenwinkeln an. „Über dich. Dabei bist du viel mächtiger als sie denkt. Sie verachtet dich. Lacht. Du solltest ihr das Lachen austreiben.“
      Kurz blitzt die Verwirrung, etwas Angst, in ihm auf, dann werden diese Gefühle verschluckt. Von mir, von meinen Worten.
      „Ja.“, sagt er nur und schaut wieder zu Boden. Seine Augen sind unstet. Er lacht wieder. „Ja.“
      „Gelacht. Und dabei einen Anderen im Arm gehalten.“
      „Sie wollte dich doch nie verstehen, oder?“
      „Nein, wollte sie nicht.“
      „Und was sagte sie, Liebling? Was hat sie gesagt?“
      Er kichert wieder und fährt sich durchs dunkle Haar. „Sie sagte...“
      „Psychopath. Hat sie das nicht gesagt?“
      Es ist dunkel im Zimmer geworden, nur der Bildschirm des Computers und das Licht der Straßenlaternen spenden etwas Helligkeit.
      „Scheiße. Ja. Das hat sie gesagt. Sie hat mich ausgelacht. Und sie sagte, ich sei ein Psycho. Ein Psycho. Ich bin kein Psycho. Bin ich ein Psycho? Ein Psycho?“
      „Nein, Liebling.“, flüstere ich. Dann lauter: „Du bist doch so schlau. Und du bist ein Mann. Hat sie dich jemals als Mann gesehen?“
      „Sie hat gelacht.“, war seine Antwort. „Gelacht. Vor den anderen.“
      „Und was haben die anderen gemacht?“ Ich weiß was sie taten. Sie lachten.
      „Gelacht.“
      „Gelacht.“, murmle ich. „Sieh nur wie sie dich bloßstellt. Sie verachtet dich.“
      „Ja, sie verachtet mich.“
      „Und du? Immer schon hast du sie geliebt! Und sie lacht nur... Das ist nicht nett, oder?“
      „Nein. Das ist nicht nett. Ich... Und sie lacht. Sie hat... gelacht.“
      „Aber du weißt, wie du ihr zeigen kannst, dass ihr zusammengehört, nicht wahr?“
      Ich lächle. Ich weiß nicht ob er es im schwachen Schein der Lichter sieht, aber er muss es nicht sehen. Er weiß auch so, dass ich lächle.
      „Ja...“, flüstert er. „Wir gehören nämlich zusammen, weißt du?“
      „Ich weiß... Ach, mein armer Liebling, wie konnte sie nur so gemein zu dir sein?“
      „Habe ich erzählt, dass sie mich ausgelacht hat? Vor allen anderen? Und die...“
      Sie lachten.
      Er nickt. „Ja, ja. Sie lachten. Über mich. Dabei hab ich ihr doch nie was getan? Ich hab sie immer geliebt, aber sie...“
      „Hat dich nie beachtet.“
      „Nie.“, sagt er und es klingt wütend. Sehr wütend.
      „Bist du wütend auf sie, Liebling?“
      „Ja!“ Er ballt die Hände zu Fäusten. „Ja! Ich bin wütend auf sie!“
      „Aber du liebst sie, nicht wahr? Du wirst ihr verzeihen, wirst du das? Du wirst ihr zeigen, dass ihr zusammen gehört, oder?“
      „Ja... Ja. Ja!“ Er steht auf. Ich erhebe mich, sehe ihm in die Augen. Der Computer geht auf Standby. Er wird wohl nicht mehr angeschaltet werden.
      Er öffnet die Tür und ich folge ihm ins Wohnzimmer. Der Vater ist noch nicht zurück. Und auch die Mutter ist fort. Sie spielt Bingo bei ihren Freundinnen.
      Er öffnet den Schrank, dabei murmelt er: „Gelacht! Aber ich verzeihe... Ich verzeihe dir. Ja. Ja.“
      Er holt es hervor. Auch in der Dunkelheit weiß ich, was er in den Händen hält. Die Macht ihr zu zeigen, dass sie zusammengehören...
      „Jetzt wird sie nicht mehr lachen, Liebling. Sie wird endlich erkennen, dass ihr zusammengehört. Endlich kannst du es ihr beweisen, du bist nicht mehr wütend, bist du noch wütend?“
      „Nein.“, sagt er, aber wir wissen beide, dass er noch wütend ist.
      „Und du wirst ihr verzeihen, dass sie gelacht hat, das wirst du doch, oder? Du wirst ihr doch trotzdem deine Liebe beweisen, richtig?“
      Ein entschlossenes Nicken in meine Richtung, dann geht er zur Wohnungstür. Leise folge ich ihm und wir verlassen bald das Haus.
      Es ist nicht weit zu ihr und ich weiß, dass es besser ist, nicht zu reden.
      Eine Melodie hat sich in seinem Kopf festgesetzt und er summt sie den ganzen Weg lang. Noch weiß er den Text dazu nicht. Ich werde ihn erst noch finden müssen. Gleich... ja, gleich.
      Schon oft ist er hier hinaufgeklettert, erst aufs Vordach, dann durch das Fenster, das sie niemals schließt, in den begehbaren Kleiderschrank. Sie sieht ihn nicht, wie er auch heute unbemerkt von ihren Eltern ins Haus eindringt. Doch heute wird er nicht nur in dem Kleiderschrank sitzen und ihr durchs Schlüsselloch zusehen wie sie Musik hört, Fernsehen schaut oder lernt.
      „Warte.“, flüstere ich ihm zu, denn man hört Stimmen aus ihrem Zimmer.
      Ihr Vater. Dann hören wir die Tür und er wartet noch einen Moment, tritt nun in ihr Zimmer.
      „Hi.“, sagt er und lächelt schief.
      Sie kreischt kurz auf, doch ihr Schrei wird durch das Gewehr in seinen Händen erstickt. Ich sehe, welch große Angst sie hat.
      „Wie bist du hier herein gekommen...? Was willst du von mir?“
      „Gelacht.“, sagt er und kichert wieder dieses Kichern... „Gelacht, gelacht, gelacht! Jawohl, gelacht! Aber ich verzeihe dir.“
      Sie wimmert, krallt sich am Bett fest. Ich glaube, sie wollte gerade Schlafen gehen.
      „Weil ich dich liebe. Aber das weißt du ja, oder? Glaubst du es mir?“
      Sie nickt mit großen Augen, blinzelt zur Tür. Doch ihr Vater kommt nicht zurück.
      „Bitteee...“, wispert sie. „Bitteee...“
      Er nickt und ich lächle. Sie bemerkt mich nicht. Er aber dreht sich zu mir um. Ihre Angst hat ihn etwas verunsichert, mich jedoch umso mehr angespornt.
      „Jetzt? Werden wir dann wirklich eins sein?“
      Ich grinse. „Jetzt, jetzt, JETZT!“
      Sie fragt: „Mit wem redest du?“
      Doch da hat er schon abgedrückt.
      Oh, welch Laut... Ein Weckschuss scheint es, denn nun erst bemerkt er es.
      Er steht da. Blut.
      Er blickt sich zu mir um. Tränen.
      „Ja.“, sagt er. „Mit wem rede ich?“
      Ich kichere. Ja, nun bin ich es, die kichert.
      Ich antworte, nein, ich singe den Text zu der Melodie:

      „Bedenke als du wütend warst,
      Als jene letzte Mauer barst!
      Ach, mich zu finden war so leicht,
      Wo deine Fantasie, über alle Grenzen reicht!
      Erschaffen nur für dich
      Schwinde ich nun trauerlich...
      In Träumen nur wahr
      Bin ich, ich selbst, nicht da,
      Doch als alles sich verband,
      Gewann mein Traum rasch überhand.
      So diese Grenze überschritten,
      Gehe ich jetzt inmitten
      All jenem was real sei.
      Denn ich bin fort. Und frei.
      Es war deine Tat,
      Hin auf meinen Rat,
      Und da ich bin, Traum allein,
      Wirst du fortan einsam sein.
      Im Wahn ist es schnell geschehen.
      Doch Worte, ich, alles wird vergehen.
      Du aber bleibst mit deinen Gedanken,
      Gerätst in Angst, ins Wanken...
      Allein, so allein,
      Sollst du fortan sein.“

      Ein Schuss. Die Melodie jedoch klingt mit ihm aus. Es ist sehr still zwischen den Geräuschen der sich nähernden Schritte.

      (2006)
      Die Kriegs-erklärung

      Schlachtenlämmer kriegesmüd'
      Wasserstraßen kahl gefegt
      Und unter tosend Wolkenbild unendlich trüb'
      Sich zu Gewitterfäusten krachend erregt

      Armada und Armee trotten dahin
      Weltein, weltaus, manchmal auch in Wirklichkeit
      Mit Waffen, stumpf und ohne Sinn
      Bloss jeder Zeit zum Krieg bereit

      Tote Bären säumen Lämmers Wegesrand
      Und Trauben fressen Raben in der Nacht
      In der kein Geist die Welt verstand
      Und Kälber ziehen blutend in die Schlacht

      Felle über Fälle über Fallen für den Fuchs
      Tief im Wald verstecken sich die Knaben
      Lachend bis die Stimme wuchs
      Bis krächzend wie die Raben

      Ein Morgengrauen rüttelt alle wach
      Die Welt hängt schief in ihrer Bahn
      Die Felder liegen blutig brach
      Alle Wesen sind im Kriegerwahn

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      Vorübermeer

      Gefühle schweben wolkengleich übers Meer
      Farbenfroh ist es schon lang' nicht mehr
      Nunmehr alles grau, trist, leer
      Und von ferne tragen Winde Stürme her

      Zentnerschwer versinken Teile meiner Seele
      Deine Augen haben mich verbannt
      Und sehen nicht wie schwer ich mich quäle
      Haben keine Hoffnung mehr versandt

      Aber ich bekämpfe lächelnd die Tage
      Dein Gesicht ist versprüht mit der Gischt
      Du siehst nicht die Bürde die ich trage
      Deine Stimme hat sich mit dem Meer vermischt

      Schroffe Klippen weisen Schiffe fort
      Nur dein Hafen ist noch frei
      Doch dein Schiff ist nicht mehr dort
      In mir versunken wie Blei

      Gewitter peitscht die Wogen
      Deine Worte heulen auf
      Gefühle sind neu aufgezogen
      Als Wolken wieder zuhauf

      Ein Blitz mit deinem Ton trifft meinen Geist
      Donner erfüllt die Luft mit deinem Wesen
      Eine Lüge dass du nicht mehr drum' weißt
      Eine Lüge ist alles gewesen

      Tosende Wellen brechen meinen Verstand
      Deine Worte spalten die meinen und lenken die Welt
      Die letzte Festung steht in Brand
      Und doch ist es mein Herz das dein Bild behält...

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      Nimmermeer

      Alte Tränen fließen nimmermehr
      Neue Tränen tropfen schneller in die Sicht
      Und finden keine Gegenwehr
      Denn ich vergesse nicht

      Regentropfen zerschneiden graue Wellen
      Glasgleich spiegelt sich in Ihnen
      Alle Träume die zerschellen
      Es sind Tropfen wie Ruinen

      Deine Gedanken sind nicht mehr hier
      Sie sind verflogen als ich schwach war
      Deine Worte waren mir Elixier
      Nun bist du ewig unnahbar
      Nichts

      Es ist nichts, nichts ist in mir
      Alles vollgesogen damit
      Alles verdorben mit dir
      Alle Uhren haben deinen Schritt

      Ich hasse die hallenden Worte
      Ich hasse dein lachendes Gesicht
      Und es ist nichts, nichts verblasst die Orte
      Nichts fällt auch nicht ins Gewicht

      Sonne auf, Sonne unter, und dann du
      Doch nein, es ist nichts
      Denn mein Herz ist zu
      In deinen Händen zerbricht's

      Kein Laut von deinen Lippen
      Einfach nichts zu hören
      Nichts springt von den Klippen
      Nichts wird dich mehr stören

      Einfach nichts.
      Das weiße Haus (in den Bergen)

      Mullbandagen in den Bäumen
      Schlüssel hängen in den Fensterbögen
      Und dahinter gieren Wesen in den Räumen
      Wesen, voller Leidensunvermögen

      Wolkenverschliffende Pfade
      Hinter reißendem Glas
      Süchtelnde Augen, Tränenballade
      Bebende Blicke auf tauendem Gras

      Drinnen oder Draußen, immer gefangen
      Hier oder dort, immer verlassen
      Die lichten Träume verhangen
      Die grobe Liebe erfassen
      Siebenstern, du bist verwelkt

      Treibendes Elend, quellende Qual,
      wuchernder Ekel, herrschendes Glas
      Alles Licht im Nebel wirkt bloss fahl,
      Der Schimmer wirkt wie Licht, das Gifte fras

      Fensterlose Aussichtstürme gaukeln weiter Herzen,
      doch wie alle wissen, sind auch Blumen nie tot.
      In meiner Kapelle sind für dich nun keine Kerzen
      du hast ewig Hausverbot.

      Dein Lächeln zeigt geschliffene Zähne,
      bereit mich zu zerrreissen sollte ich dich finden
      Ich gebe auf, auch wenn ich dich Nahe wähne
      Um bloss die Vergangenheit zu verwinden

      Dein Herz schlägt wie eine Faust
      Und ich ertrage die Schmerzen meist still
      Dein Rücken wirft Schatten, Lachen verbraust
      Dein Schweigen ist so schrill.

      Federschwerer Regen fällt auf das Grab.
      Hier, und nirgends sonst, liege ich begraben
      Wo ich einst in deinen Augen lag
      Als Geist noch will ich dein Lächeln haben...
      Tropfen höhlen den Stein...

      Du zehrst an mir.
      Du bist fern, und doch nie weg.
      Die Träume voller Lebensgier,
      Die Träume voll von dir.

      Sie alle zerstören in mir das Licht.
      Sie, die Menschen, nehmen das Leben.
      Ich verschwinde ganz schlicht,
      Ich überlebe das nicht.

      Regen gibt noch letzte Funken.
      Sonst ist alles kalt und leer.
      Manchmal lebenstrunken,
      Bin ich bloss zusammengesunken.

      Worte verschwinden im schwarzen Loch.
      Worte, ich vermisse sie.
      Aber ich versuche es noch,
      will schreiben, will es doch.
      Für R.

      Dieses wir, es war ein Strohfeuer. So leicht entflammt!
      Und die Flammen brannten so hell und so hoch, wir dachten, es würde wohl niemals verlöschen!
      Doch dann, fast still, war es niedergebrannt, und das, was da gebrannt hatte war nun zu Asche geworden.
      Das, was da gebrannt hatte, war mein Herz.
      Was ist wahre Menschlichkeit?
      Die wahre Menschlichkeit, welche den Menschen vom Tier unterscheidet, ist nicht durch die Gestalt eines Menschen gegeben.
      Es ist auch kein blosser Akt einer Barmherzigkeit oder einem Moment der Fürsorge.
      So ist Menschlichkeit nicht durch eine Spende an einen Obdachlosen gegeben, ebenso wenig wie durch die Tat, einer alten Dame über die Straße zu helfen.
      Generell ordnet sich der Mensch durch sein Verhalten bei den Tieren ein. Von den Tieren kann sich der Mensch durch wahre Menschlichkeit unterscheiden.
      Allerdings sind die meisten Menschen von Trieben unterworfen, welche ihnen den Weg zur wahren Menschlichkeit versperren. Diese Triebe sind unter anderem: Gier, der Hang zum Hedonismus oder pure Egomanie.
      Diese Menschen leben nach ihren Trieben und unterwerfen sich diesen ganz. Sie sind nicht fähig wahre Menschlichkeit zu erkennen.
      Diese wahre Menschlichkeit wird durch das Erschaffen erreicht.
      Der Mensch ist in der Lage, verschiedenes zu erschaffen. Er ist also in der Lage als Schöpfer zu fungieren.
      Dieses Schaffen ist kaum auf der materiellen Ebene zu finden, denn es sind keine Bauten.
      Vielmehr zeigt sich wahre Menschlichkeit darin, dass der Mensch in der Lage ist, durch Gedanken und Konzentration etwas Neues zu kreieren. Als Beispiele seien Bücher, Bilder, Fotos, Grafiken und ähnliches gennant.
      Des Weiteren kann ein Mensch wahre Menschlichkeit durch wahre Aufopferung erreichen.
      Als Beispiel seien Menschen genannt, die ihre eigenen Lebensumstände zurückstellen um anderen Menschen zu helfen, die ihre eigene Lebenssituation verschlechtern um anderen Menschen etwas zu ermöglichen.
      So sind Menschen wahrhaft menschlich, wenn sie sich von den Trieben loslösen und etwas erschaffen, sei es etwas Künstlerisches oder aber sei es auch etwas Zwischenmenschliches.

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