1/4philosophin

      1/4philosophin

      Mh, ich habe die Angewohnheit oftmals einfach alles aufzuschreiben, was mir im Kopf rumgeht, bin aber oft nicht "ausdauernd" genug, dass da wirklich was draus wird...aber hier mal ein Paar Beispiele:

      ach ja: ich weiß nicht, ob die Texte triggern, kann das so schlecht einschätzen :rolleyes:
      aber lieber mal mehr Vorsicht, als zu wenig.

      Nehmt euch also in Acht, ok? 8)


      14.Oktober (der längste Text)

      Es war ein trauriger Tag. Die Trauer schien sich beinahe zu personifizieren. Diese Trauer hatte keinen bestimmten Grund. Sie war einfach da, schlicht und einfach da. Dieser wahrhaft depressive 14. Oktober war gut zu sterben; ja ein wahrlich guter Tag zum Sterben.
      Umso mehr ich darüber nachdachte, desto perfekter schien dieser Tag zu sein- langsam fingen die Blätter an zu fallen, nach einem Prozess des Vergehens, des Vertrocknens. Mein Leben fällt nun, vertrocknet von Tagen, nein Wochen und Jahren des Austrocknens.
      Aus einer objektiven Sicht wäre es wohl ein wunderschöner Tag gewesen, das Wetter war mild, ein schöner Herbsttag, der Wind wehte leise. Dieses sanfte Streichen durch die Bäume war wohl das Letzte, das ich vernahm. Taumelnd, an der menschenleeren Landstraße entlang, vorbei an all dem vorbeiziehenden Leben. Das einzige, das ich in diesem Moment nicht bedachte, war, dass all dieses Leben sich wiederbeleben würde. Wie Phoenix aus der Asche, ein ewiger Kreislauf. Ohne mich. Endlich öffnete sich die Möglichkeit aus diesem Kreise, diesem Trott auszubrechen, mit der Ewigkeit zu brechen. Ich floh feige aus dieser Welt, die sich selber schön redet, aus dieser Welt in der es für mich kein Platz gab, die mir keinen Raum zum atmen gab und mir vor allem zu selbstgefällig war. Der Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich unfreiwilliges Mitglied, ein Teil dieser Welt war, hat wohl mein ganzes Leben verändert. Nun, es währte nicht mehr lange nach diesem Moment der schrecklichen Erkenntnis. Ein Teil in einem selbst zerstörerischen Wirbel der Zeit, der sich immer wieder selber auffrisst und gleichzeitig aus sich selber entsteht. Es war, ist und wird noch ewig alles wie immer sein. Einfach alles wie immer, einfach unendlich. Unendlich schrecklich. Keiner hat mich gefragt, ob ich so leben will, ja ob ich überhaupt leben will.
      Es ist eindeutig, dass der Mensch nicht frei ist, sonst hätte er es nicht nötig sich seine Freiheit einzubilden.
      Ja, dieser Wind der Ewigkeit, der durch die riesigen Kastanienbäume strich war beruhigend, einschläfernd. Ich wurde von ihm eingeschläfert, für immer und ewig, am stäksten Ast dieses alten Baumers hängend. Für immer entschlafen.
      Oder etwa nicht? Gab es etwa doch diese schreckliche Option, dass ich, die Menschen- und Welthasserin, als eben solch eine wiedergeboren würde? Erneut solch ein Leben, wie mein bisheriges? Alles ist ein ewiger Kreis, man kann mit ihm nicht brechen, man kann es sich nur einbilden.
      Geboren als ein Wesen, das nicht im Stande war, diese schlichte Welt zu verstehen, das Leben einfach zu leben, wie es von ihm erwartet wurde. Angepasst, eingepasst, geformt für eine ganz spezielle Lücke in diesem Wirbel. Alles ist wohl Schicksal, man wird unpassend geboren, unfähig sich neu zu formen, getrieben in einen Fluchtversuch vor dieser Welt.
      Der Selbstmord, mein Schicksal? Alles ist Ansichtssache, diese Welt macht es den Schlichten so herrlich einfach, sich die Welt schön zu denken, passend zu denken, von den wirklichen Problemen wegzusehen, sie beinahe komplett zu vergessen und den Zugang zu ihnen zu versperren.
      Ich habe wohl nie gepasst. Ich weiß nicht, was da schief gelaufen ist. Ich weiß nicht, vielleicht ist auch bei den anderen etwas falsch. Ich bin nicht sicher, eine gottverdammte Zweiflerin.
      Einer dieser Punkte, an dem ich schon nicht gepasst habe, zu viele Fragen, viel zu viele Fragen.
      Auf der Suche nach dem Dunkeln, dem Ungewissen, traf ich auf einige Weggefährten. Jedoch währten die wenigsten ihrer Suchen lange. Was ist der Sinn der Menschheit? Etwa das Suchen nach eben jenem Sinn? Doch wäre dies nicht zum Scheitern verdammt? Es ist wohl kaum möglich, dass der Sinn einer Gattung darin liegt, zu verzweifeln.
      All diese Fragen ziehen weite Kreise, Kreise, die aus dem ewigen Strudel hinausreichen und uns einen Hauch von Freiheit spüren lassen. Natürlich nur einen Hauch unserer fiktiven Freiheit.
      Der Sinn der Blumen, der Sinn der Existenz der Fauna, worin liegt er? Dieses Nachdenken versperrte mir den Blick. Den Blick auf die Schönheit und die Fähigkeit zu genießen. Genießen setzt Gedankenleere voraus. Ich kann mich nicht mehr entsinnen, wann ich diese Leichtigkeit aus sich heraus ohne mein Zutun zuletzt oder gar jemals empfunden habe. All diese Fragen! Sie machten mich schier verrückt, drehten sich im Kreise, wollten nicht verschwinden, ehe ich ihre Antwort gefunden habe. Sie wussten genau, dass ich keine Antwort finden werde. Es ist nicht möglich. Es gibt Dinge, die nicht gehen. Sie spielten diesen Trumpf gegen mich aus, stachen mir in den Kopf, verblieben für schier ewig in meinen Gedanken.
      Überall Gedanken, Fragen über Fragen.
      Nun herrscht Stille, für eine begrenzte Zeit.
      Zeit, die es zu nutzen gilt.
      Genießen.

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      Das Leben ist ein Spieler

      Das Leben ist ein Spieler
      (einfach mittendrin augehört...typisch ;) )

      „Das Leben ist ein Spiel“, diesen Satz nutzt man allzu sorglos, immer wieder wird es ausgekramt, auf den Tisch gewurfen, wenn es darum geht, es sich einfach zu machen. Man nutzt ihn gerne und vergewaltigt ihn für alle möglichen Anlässe.
      Dieser Satz, der aus einem selbstbestimmbaren Leben ein passives Etwas macht, mit dem umgesprungen wird, er wird zu häufig genutzt wenn wir es darauf anlegen, uns die Sache einfach zu machen, die Sachen ohne tiefgründige Erklärung vom Tisch zu werfen und stattdessen den stupiden Dingen zu fröhnen.
      Doch merkt man nicht, wie falsch dieser Satz sein kann! Das Leben ist kein argloses Spiel, dass nicht weiß wie es ihm geschieht, nein das Leben ist ein SPIELER, ein grausamer, ungestümer noch dazu.
      Es mag Leute geben, deren ach so schlichtes Leben geruhsam ist und nicht auf auf die höchsten Gewinne, deren Leben einfach, genügsam und vorallem normal ist. Die Norm jedoch habe ich längst aus meinem Bewusstseinshorizont verbannt-sie vergleicht Dinge, die wir uns nicht einmal anmaßen sollten sie zu vergleichen.
      Wie sehr beniede ich doch diese Gemüter deren Leben sich an dieser fiktiven Norm orientieren und gemeinhin als „normal“ bezeichnet werden, wie sehr müssen diese Menschen genießen! Der Genuß-dafür ist ein wahrlich tiefer Einklang mit seinem Leben notwendig, man muss sich innerlich leeren und anvertrauen können für das wahre Genießen.
      Doch was tun, wenn das Leben eines Gemüts stürmisch ist, wenn es drängt und nur schwer verlieren kann im Spiel mit all den anderen Lebens-Spielern? Was, wenn es sich niemals zufrieden gibt, immer weiterhetzt, das Gemüt das verweilen wollte weiter jagt?
      Nun, über kurz oder lang wird dieses Gemüt aus seinem innersten Selbst hinaus sein Leben verabscheuen, dies ist der erste Schritt des Abnabels, man macht sich vermeindlich frei, frei für die Selbstbestimmung und des von diesem Punkte an möglichen Genißens.
      Vermeindlich.
      Wahrhaftig ist es aber doch so, dass dieser Prozess des Ablösens, des Fliehens vor seinem eigenen Leben schlimmer noch ist, als seinem Leben weiterhin zu unterstehen, seinen Lebensweg zu gehen, ja sein Schicksal zu LEBEN.

      Die Unvereinbarkeit

      Die Unvereinbarkeit (sollte mal was "Großes" werden...mal wieder ziemlich früh abgebrochen ^^)

      Mag es im Leben noch so viele Wege geben- der Mensch wählt meist den gewohnten, den breitesten, den am besten durch Erfahrungen ausgebauten.
      Mag es im Leben noch so verwegene Abzweigungen geben- man wählt doch zu selten jene, bei denen man sich zunächst einen Weg durch all das Gewächs schlagen muss.
      Mag es im Leben noch so viele Möglichkeiten geben- viel zu viele lassen wir ungenutzt; die Angst vor dem Unbekannten, die uns treibt.

      Und somit machte ich mich auf den Weg, auf den Weg mir den steinigsten aller Wege auszusuchen, die düstersten Abzweigungen zu wählen und die am wenigsten erfolgsverheißendsten Möglichkeiten zu nutzen. Ich machte mich auf den Weg, um des Weges willen, mein Ziel sollte der wahre Weg sein.
      Es war nicht schwer zu entscheiden, welchen Wegen ich nicht folgen wollte, welchen ich einfach nicht folgen konnte, meines Ichs wegen. Denn mein Weg diente auch der Findung von mir selbst.
      Und ich machte mich auf meinen Weg, auf der Suche nach mir selbst und meinem Ziel, das ein langer Weg zu werden verhieß.

      Die Überwindung erstmals vom getrampelten Pfad auszuscheren war nicht allzuschwer, ich wurde letztenendes eher passiv vom Wege gedrängt, getrampelt von den Kolonien Derjeniger, die gerne und voller inbrünstiger Überzeugung jenen alten Weg verfolgten und weiter ausbauten, vorallem aber ihn immer weiter entfernten von jenem wilden Jungel, von jenem Dickicht, das rufend und lockend auf mich einsprach.
      Vielleicht konnten diese Legionen der Gleichmarschierenden einfach dieses Rufen nicht vernehmen, waren einfach zu sehr auf ihren Drill, auf ihren Gleichschritt konzentriert, zu sehr gehorchten sie ihrer Angst, in das Unbewusste, von dem sie gar nichts einmal ahnten, geschickt zu werden.
      Die Angst ist ein wahrer Einsiedler, sie bevölkert eines Jeden Seele, jedoch vollkommen isoliert und unbeeinflussbar. Erst wenn man tief nach ihr kramt, sie an das Äußerte kommen lässt, ihr Vortritt gewährt und mit ihr verkehrt bekommt man nur die Chance, den Kampf mit ihr aufzunehmen, doch ist dieser ein allzu müßiger.

      ein typisches "mal alles aufschreiben"

      Ich schreibe darüber, um es nicht zu tun.

      Es ist eigentlich wie ein Saatkorn. Die innere Verwüstung setzt sich fort, wenn sie genügend Dunkelheit und Trauer sind ihre Art von Licht, mit Tränen wird sie gewässert.
      Der Vorgang ist selbsterhaltend, denn hat man den Auswuchs der Verwüstung entdeckt, wird man ob der Tatsache noch trauriger, innerlich leerer, mutloser.
      Aber man kann versuchen zu kämpfen. Man kann versuchen, den Gedanken an den Freitod und selbstverletzendes Verhalten zu ignorieren, man kann sie in den Weiten der inneren Leere verhallen lassen. Diese Schreie nach der Aufmerksamkeit der eigenen Seele und Person- irgendwie ist SVV eine skurile Art der Umsorgung und Zuneigung zu seiner selbst.
      Kleine Dinge, kleine Fehltritte und Unachtsamkeiten sowohl der eigenen Peron als auch der anderen lassen ein Feuer aufflammen. Es ist wirklich ein Wenig das Gefühl, als würde man innerlich verbrennen, sich selber verzehren im Wunsch nach der Klinge, der Wunsch steigt innerlich auf, bis er einen in Windeseile vollständig erfüllt.
      Jetzt sitze ich schon wieder hier, nach einem kleinen Fehler meinerseits, wahrlich nichts schlimmes und dennoch denke ich nur noch an die Klinge in meiner Schublade. Es ist seltsam, wie sehr die Gedanken eines Menschen durch solche Dinge beeinflusst, gar verfolgt werden können.
      Es ist ein ungutes Gefühl, vom Aufstehen an bis Abends wenn man zu schlafen beginnt, immer ein und die selber Gedankengänge im Kopf zu haben. Sie begleiten einfach alles. Wenn man lacht, wenn man schweigt oder spricht, diese Gedanken machen einfach alles Grau, blenden jegliches Licht aus und bauen sich damit für sich selber ein Nest, in dem sie weiter hinfortleben können.
      Ich kann nicht einmal überzeugt sagen, dass ich sie hasse. Sie sind ein Teil von mir. Ich denke, jeder Mensch hat diesen Teil, diese inneren Stimmen und Rufe, nur manche besitzen das Talent, über so etwas einfach hinwegzuhören, sei es aus Naivität oder aus Stärke, das spielt keine Rolle. Früher konnte ich es glaube ich auch. Doch habe ich dieses Talent leider wie so viele andere Talente auch verloren.
      Der Gedanke an den Tod ist aber auch so verlockend! So einladend. So final und einfach.
      Möchte man sich nicht mehr mit den Dingen im Leben rumschlagen bringt man sich eben um. Punkt.
      Ein wenig Abenteuer gefällig? Für mich ist der Tod das größte Abenteuer des Lebens und ich würde mich durchaus als abenteuerlustig beschreiben.
      Erst jetzt im Nachhinein ergründen sich einige Dinge aus meiner Kindheit, schon immer habe ich alle Arten von Wunden etc. so lange aufgekratzt, bis es schmerzte, blutete oder eben dann vernarbte.
      Es kommt mir vor dass keine einzige Wunde bei mir unberührt abheilte.
      Jetzt reichte das eben nicht mehr, also stieg man um, allein die Idee, sich mich Klingen die Haut aufzuschneiden ist komplett absurd, wer kommt denn eigentlich auf so etwas?
      Ich weiß gar nicht, wie ich das erste Mal darauf gekommen bin, vllt. hatte ich es bei einer Freundin erlebt, im Internet gelesen, ich weiß es nicht. Das würde mich wirklich mal interessieren, spielt jetzt aber eigentlich ja keine Rolle mehr.
      Also, Schnitt um Schnitt, Kratzer um Kratzer, ich kann mich kaum mehr in Einzelheiten an die letzten 2 Jahre erinnern. Jegliche zeitliche Einordung fehlt. Wohl eine freudsche Fehlleistung. Es war einfach einmal nach dem anderen Mal, meine Umgebung damals war wenig hilfreich, hatten sie doch so ziemlich alle das selbe Problem, allerdings unabhängig voneinander, keinerlei „Modeerscheinung“ oder so etwas.
      Doch von Mal zu Mal, von Rückfall zu Rückfall-jedes Mal wird der Wille danach, damit aufhören zu wollen stärker. Immer häufiger werden die Momente, in denen man es schafft, die Klinge erfolgreich wieder wegzulegen, obwohl man nur ein winziges Stück davor war, sich zu schneiden. Im Laufe des Prozesses ebbt auch das innere Feuer langsam, in sehr kleinen Schritten ab. Nun sieht man nach einer schlechten Schulnote nicht mehr nur „die eine“ Lösung, und wenn, dann nur für eine kurze bzw. kürzere Dauer als zuvor. Man schafft es immer öfter, den Gedanken zu begraben, zu ignorieren, anders zu umgehen.
      Und all diese Fortschritte machen stark und geben Mut, sie lassen die Hoffnung wieder aufleben.
      Alles ist auf dem Weg.
      Mit einem Mal war es da, das Gefühl die ganze Zeit von denselben Gedanken verfolgt zu werden. Man steht morgens mit ihnen auf um sich abends wieder mit ihnen im Kopf ins Bett zu legen. Man versucht einzuschlafen, um sie nicht mehr beachten zu müssen, sofort beschlagnahmen sie deine Träume. Man liegt wach, die ganze Nacht, denkt nach, wird diese Gedanken nicht mehr los, man wünscht sich nur noch eins- Gedankenleere. Früher oder später kommt im Leben ein Punkt, der nichts mehr belässt, wie es früher zu sein schien.
      Manche empfinden diesen Punkt als pures Glück, bei anderen ist er einzig und allein unspektakulär.
      Meiner war von Blut getränkt- es hafte bis heute an mir.
      Ich kann nicht genau sagen, wann diese Gedanken das erste Mal an meine Türe klopften, aber von da an waren sie meine liebsten und verhasstesten Wegbegleiter zugleich. Sich selbst als krank einzustufen, dieses Wissen um die Seltsamkeit des eigenen Handelns machte mich schier verrückt, gab mir allerdings auch ein wissendes, kontrollfähiges Gefühl. Ich meinte viel zu lange, alles im Griff zu haben, ich war viel zu lange der Meinung, jederzeit aus diesem selbstzerstörerischen Strudel ausbrechen zu könne, ich dachte viel zu lange. Und viel zu viel.
      Das Gefühl, wenn man die Klinge nach längerer Zeit wieder ansetzt ist geradezu unbeschreiblich, es ist Himmel und Hölle zugleich, man fühlt sich stark und empfindet sich als den schwöchsten menschen der Welt zugleich. Wenn das Verlangen zu groß wird, kommt es mir vor, als würde es mich innerlich geradzu zerreißen, es gibt mir aber im selben Moment auch das Gefühl, auf diese Weise mein Innerstes zusammenhalten zu können. Dieses Gefühl ist unvergleichlich. In gewisser Weise habe ich immer noch Sehnsucht nach diesem verdammten Gefühl, das ich sonst nirgends finde. All die anderen Elemte der Selbstverletzung hingegen widern mich so an. Dieses zwanghafte Verstecken, die Narben zu sehen, die einen wohl für immer zeichnen werden, dieses unbändige Verlangen nach der Klinge, diese Untergebenheit einem Stück Metall gegenüber. Dieses Planen, wann man die Zeit findet, sich zurück zu ziehen, das Planen, wann es Zeit wird, neues Material zu kaufen, das Abwägen, ob man es sich erlauben kann, wo man doch den Sommer schon vor der Tür stehen sieht. Und die Tatsache, dass man es ungeachtet aller Abwägungen ohnehin wieder tun wird.
      Lange Zeit war ich durch meine Selbstverletzung mit mir im Reinen, konnte mich mit ihrer Hilfe bestrafen und sühnen, konnte mich abreagieren, konnte meine Trauer mit Blut ersticken. Bis mir bewusst wurde, dass ich schlicht und ergreifend die Kontrolle verloren hatte. Der Zustand der Unkontrollierbarkeit dauerte lange an, bis mir die Kontrolle durch helfende Hände wieder in die Hand gelegt wurde, anfangs war es schwer sie zu handhaben.
      Viele sagen, man könne jederzeit aufhören, man müsse es nur wollen. Ist man aber mittendrin, so weiß man, dass man diesbezüglich schlicht und ergreifend gar nichts mehr will, außer sich selbst mit der Klinge zu umsorgen. Immer und immer wieder, man fühlt sich wohl und zu Hause in seinem selbstgeschaffenen Elend. Selbsteverletzendes Verhalten hat wohl in den meisten Fälle auch etwas damit zu tun, dass man einfach nicht glücklich sein will- obwohl man es wohl könnte. Irgendwie ist es auch bequem, alles durch ein Paar Schnitte wieder gut machen zu können, das Heil zu finden.
      Ich bin immer seltsam innerlich leer, nachdem ich an mir selbst Hand angelegt habe, diese Leere wirkt im einen Falle furchtbar dämpfend und einschläfernd, im anderen verfalle ich wegen ihr geradezu übermäßig in Aktivismus, um die Leere zu füllen, um dieses betäubte Gefühl loszuwerden.
      Die letzten zweieinhalb Jahre sind in meinen Erinnerungen ein einziges Wirrwarr, keinerlei Erinnerungen an konkrete zeitliche Abstände existieren. Meine Gedächtnis ist voller einzelner Ereignisse, die wie Stacheln ins Fleisch stechen, mich immer wieder aufs Neue verletzen, wenn ich sie auskrame, wenn sie von Unachtsamkaeit beleuchtet werden, wenn sie an die Oberfläche treten.
      Gerne wäre ich so stark, wenigstens mir selbst zu widerstehen. Gerne hätte ich die Kraft, mich nicht ungeachtet des anderen selbst zu zerstören. Doch ich habe Halt gefunden, und allein diese Tatsache macht mich stolz.
      Da ist es schon wieder, dieses brennende Verlangen, das ich wohl niemals loswerden werde.
      Oder etwa doch?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „1/4philosophin“ ()

      kein Plan...

      Wäre ich stark, so bräuchte ich nicht so zu scheinen.
      Scheine ich aber so, so fällt es mir schwer, mein wahres Ich zu akzeptieren.
      Ungenutzt lag es brach für lange Zeit – begebe ich mich nun auf die Suche nach ihm.

      Diese Suche ist wahrlich abenteuerlich, führt sich doch durch jegliche Abgründe, die eine meschliche Seele zu bieten hat. Es ist hart all dies Elend anzusehen, welches man allzulange verdrängt sah. Aber es hat sich nur versteckt, tauchte kurz auf um schnell wieder zu verschwinden-unbemerkt-; verkleidete sich, lieh sich das Aussehen manch eines anderen Empfindens.
      (seltsamer Weise abgebrochen....)