Moin,
Wo soll ich nur anfangen? Bei mir ist in letzter Zeit wieder alles schief gelaufen. Eigentlich hatte ich gedacht es geschafft zu haben. Und jetzt sitze ich hier, vor meinem PC und suche nach Hilfe. In der vergangenen Woche habe ich wieder mit dem schn**d*n angefangen. Es kostet mich jedes Mal eine riesen Überwindung aus dem Haus zu gehen. Selbst zur Berufsschule habe ich es heute nicht gepackt. ich fühle mich leer, alle erwarten, dass ich mein Leben lebe, aber ich habe kaum die Kraft dazu. Permanent wird erwartet, dass ich normal bin. Täglich zur Arbeit gehe, gut arbeite, meinen Hobbies nachgehe, meine alltäglichen Aufgaben erledige. Aber ich schaffe das alles nicht mehr. Fühle mich einsam, da ist keiner mehr, der mir hilft. Vielleicht kann mir hier jemand helfen.

Hallo Angel,
hast du schon eine Thera? Denke, das waere etwas, das dir im Moment am besten helfen koennte, dich aus diesem Loch herauszuholen.
Hm... ob du hier am PC wirklich eine Löstung findest, weiß ich net. Wie schauts denn mit Freunden aus?
Mir wurde neulich gesagt, daß ich die ueberzogenen Erwartungen an mich selbst stelle und daß sie weniger aus dem Umfeld kommen!
Vllt. probierst es erstmal mit kleinen Schritten?
LG

ja, momentan habe ich na ambulante. hab da auch morgen wieder nen termin. aber was bringt mir das jetzt?
Freunde? da gibt es keinen, der mir wirklich helfen kann. ja ein bisschen reden ist gut, aber da ist keiner der sagt "hey ich komm vorbei und helfe dir. " die meisten sagen nur, jetzt muss du das und das machen. Aber ich will einfach jemanden, der mir zu hört, mich in den arm nimmt und mir unterstützung gibt. Nun ja, ich bin jetzt 21, aber ich fühle mich wie 10. und voon einer 10jährigen erwartet man nicht, alleine zu wohnen, sein leben im griff zu haben, verantwortung zu übernehmen. habe nie gelernt was verantwortung und wahre freundschaft bedeutet.

*erstmal ganz fest drück* Ich kann leider nicht bei Dir vorbei schauen und Dich in den Arm nehmen, auch, wenn ich es gerne täte!

"habe nie gelernt was verantwortung und wahre freundschaft bedeutet."

Dann solltest Du es jetzt tun!

Glaub mir, ich weiß genau, wie Du Dich jetzt fühlst! Noch vor kurzem ging es mir ganz ähnlich (siehe unteren Thread), ich bin gefallen, immer tiefer - habe auch "dumme" Sachen gemacht und geglaubt, dass es das jetzt erstmal gewesen wär'.
Und ich verstehe sehr gut wovon Du sprichst, wenn Du sagst, alle erwarten etwas von mir, ich muss gut sein (attraktiv, freundlich, symphatisch, fröhlich ...), ich muss den Anforderungen entsprechen, usw. Auch ich bin es oft Leid, ewig irgendwelche Rollen zu spielen, eine Maske aufzusetzen - nur, um am Ende des Tages selber nicht mehr richtig zu wissen, was mich eigentlich ausmacht.

Du bist auch Borderlinerin, oder? Wenn man in so einem Loch steckt, wie Du es anscheinend gerade tust, hilft eine Therapie tatsächlich nicht so gut, da man innerlich dicht macht. (Viele Borderliner tun dies auch sonst, wenn es um die Frage einer Hilfe geht ;)) Aber eigentlich WILLST Du ja, dass man Dir hilft, sonst hättest Du nicht hier geschrieben. Wenn Deine Störung Dir jetzt vorgaukelt "Es bringt doch eh alles nichts, es kann Dir keiner helfen!", dann kontere mal "Warum dann, sollte ich hier um Hilfe gebeten haben?".

Es wäre vielleicht ganz gut, wenn Du Deiner Therapeutin ganz offen schildern würdest WIE dreckig Du Dich gerade fühlst. Denn das ist ja typisch für uns Borderliner: wie laufen strahlend lächelnd durch die Gegend, sehen gesund und frisch aus - und haben die tiefschwärzesten Gedanken. Wenn Deine Therapeutin Dich gut kennt und richtig einschätzt, wird sie hinter diese Maske schauen können.
Ich weiß nicht, ob eine Krisenintervention Sinn macht, aber Du solltest es auf jeden Fall in Betracht ziehen, bevor es schlimmer wird.
Nimmst Du Medikamente? Antidepressiva o.Ä.?

Wissen Deine Freunde, wie schlecht es Dir wirklich geht? Sehen sie es Dir an? Oder sehen auch sie nur die Frau, die immer alles schaffen muss?
Es könnte gut sein, dass sie gar nicht wissen, was Dir helfen würde - und, dass Du überhaupt Hilfe brauchst.

Aus diesem Teufelskreis, indem Du gerade steckst, gibt es natürlich leider kein Patentrezept. Dieses "Ich kann nicht mehr!" ist ein unglaublich starkes Gefühl - dagegen muss ein, mindestens, genauso starkes Gefühl gesetzt werden. Und darin liegt die Schwierigkeit, finde ich.
Depressionen schwächen ungemein ab. Aber Du weißt sicher, dass, wenn Du nachgibst und nur noch im Haus bleibst, es immer, immer schlimmer wird.
Kannst Du Dich von Deiner Arbeit ein paar Tage krank schreiben lassen? Okay, das ist in der heutigen Arbeitssituation ziemlich schwierig - als was arbeitest Du?
Du solltest Aktivitäten machen, aber nicht allein! Und Dir möglichst immer Ruhepausen schaffen... Bitte doch eine Freundin mit Dir irgendwo hinzufahren. Am besten an einen Ort, wo es ruhig und friedlich ist. Vielleicht im Wald, an einen See? Sag ihr, dass sie einfach nur "da" zu sein braucht, um Dir zuzuhören. Viele fühlen sich überfordert, wenn sie merken, der andere steckt in einer tiefen Krise und wissen dann nicht damit umzugehen. Deshalb solltest Du ihr sagen, dass Du gar nicht viel verlangst und nicht die "Superlösung" von ihr hören möchtest.
Fahr erstmal aus Deinem näheren Umfeld raus und halt Dich da auf, wo kein Trubel ist. Gerade das Gehen wird am Anfang sehr schwierig sein, aber es wird mit jedem Meter etwas besser. Setz Dich zwischendurch auf eine Bank. Und sprich. Sprich Dir alles von der Seele und weine auch, wenn Dir danach ist! Du darfst das - und solltest es sogar! Denn der Kopf rebelliert, wenn er immer selbst betrogen wird.

Evtl. wäre auch eine Gruppentherapie eine Möglichkeit, denn da triffst Du mit Sicherheit auf Menschen, die Dich verstehen.
Aber das solltest Du vielleicht erst wieder in Betracht ziehen, wenn Du Dich ein wenig hochgezogen hast.

Ich kann Dir nur anbieten, mir zu schreiben, wenn Du den Wunsch danach hast. Ich "höre" Dir sicherlich zu!

Meld Dich bald und schreib wie es Dir geht, okay?

*ganz fest umarm*

Alles Liebe und viel Kraft!

Lucy