"Ich könnte unsichtbar sein"

      "Ich könnte unsichtbar sein"

      Hi Ihrs!
      Diesmal geht es darum, wie ich mich einer sehr guten Freundin gegenüber verhalten soll.
      Sie ist sehr schüchtern und kann das nur schwer ablegen. Sie gehört nicht zu den Beliebtesten im Jahrgang, obwohl sie das noch extremer sieht als es wirklich ist. Sagen wir es mal so: Die Leute in der Schule lieben sie nicht abgöttisch, aber sie ist akzeptiert.
      Auch ich war lange unbeliebt und habe mich sehr unwohl in der Schule (die ja nun bald vorbei ist) gefühlt, aber in den letzten Monaten hat sich das bei mir wirklich gebessert.

      Wir waren nun gestern Abend weg, zuerst zu zweit, und haben dann noch ein paar mehr Leute aus dem Jahrgang, auch gute Freunde von uns beiden, getroffen. Wir haben uns unterhalten und ich habe schon gemerkt, dass sie immer am Rand steht und sich nicht wirklich beteiligt hat.
      Dann hat sie einen Satz losgelassen, der mich ziemlich schockiert hat:
      "Ich könnte auch genauso gut unsichtbar sein, oder?"
      Was daran für mich so schlimm ist? Noch vor ein paar Wochen habe ich mich selbst bevorzugt als "unsichtbar" bezeichnet, bis ich mich dazu entschieden habe, meine Einstellung zu ändern.

      Wirklich unglaublich beliebt bin ich immer noch nicht, aber ich strenge mich an, nicht mehr in das Verhalten meiner Mitschüler Boshaftigkeit hinein zu interpretieren. Ich werte nicht mehr jedes Tuscheln als Lästern, jeden Blick als abwertende Geste.
      Sie kann das aber nicht. Ich habe das Gefühl, dass sie manchmal möchte, dass ich auch noch davon ausgehe, dass mich alle "hassen".

      Und ich weiß nicht was ich machen soll, wenn sie soetwas sagt. Ich kann sie in die Gruppe ziehen, dafür sorgen, dass sie nicht außerhalb sitzt. Sie bemüht sich aber auch nicht groß, Platz einzunehmen. Ich weiß dass sie sich das nicht traut, aber ich kann ihr nicht immer den Stuhl unter den Hintern schieben, auch wenn ich ihre beste Freundin bin. Sie denkt glaub ich einfach sie stört, und das ist nicht so - fast alle schätzen ihre Anwesenheit.
      Sie macht sich nur abwesend.
      Ich kann schubsen und ziehen, dafür sorgen dass sich der Kreis nicht vor ihrer Nase schließt weil sie sich einfach nicht traut zu sagen "Ich muss hier auch noch rein".
      Ich weiß dass ihr Verhalten nicht in meiner Verantwortung liegt. Ich habe ihr auch gesagt, dass sie selber dafür sorgen muss, dass sie nicht unsichtbar ist und sich ihren Platz nehmen muss. Das war meine erste Reaktion und bei ihr hat das einen Heulkrampf ausgelöst.

      Nun weiß ich nicht, was ich machen soll. Soll ich mich zurückziehen - nicht von ihr im Allgemeinen, aber sie in solchen Situationen einfach machen lassen? Oder soll ich mich weiter kümmern dass sie ihren Platz hat?

      Würde mich über Antworten sehr freuen, auch wenn das hier doch sehr lang geworden ist.. :rolleyes:
      Grüße, Shal
      tell me, did the wind sweep you off your feet
      did you finally get the chance to dance along the light of day?
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      reitet ohne mich weiter.
      hey..

      also, ich denke, du solltest sie lieber machen lassen, denn aus Erfahrung weiß ich, dass es nix bringt, wenn man den Leuten immer wieder zeigt, wo die Türen auf sind, wenn sie nciht selbst bereit dazu sind, diese selber zu sehen.
      Deine beste Freundin hat sich darauf eingeschossen, dass alle was gegen sie haben und sie versucht demzufolge auch alles aus diesem Blickwinkel zu betrachten.
      Egal, was du tust, wie sehr du sie vom gegenteil zu überzeugen versuchst, es wird doch in die Leere schlagen.
      Du kannst ihr den Weg zwar zeigen, aber gehen muss sie ihn alleine, wenn sie das nicht tut, kannst du das nicht ändern. das ist ihre entscheidung.
      es kann passieren, dass du dich bei deinen Bemühungen "tot läufst" und doch nix als das übliche dabei heraus kommt.
      auch wenn du sie gern hast, kaputt machen darfst du dich da nciht.
      sie muss ihre eigenen erfahrungen machen und wenn die eben noch darin bestehen, dass sie ne weile mit diesen "mich -mag-keiner-"gedanken durch die gegend läuft, dann ist das leider so.

      das heißt ja alles nicht, dass du nicht mehr mit ihr befreundet bist,oder so.
      ich denke hier geht es auch um deine eigenen Grenzen und was du noch bereit bist zu "ertragen".

      Gruß
      t
      Hi!

      Danke erstmal für deine Antwort...
      Ertragen kann ich viel, nur weiß ich eben auch aus eigener Erfahrung dass die Bemühungen anderer nicht fruchten, wenn man selbst nicht bereit dazu ist, etwas zu ändern.

      Ich versuche ihr beizubringen, wie sehr sie von den meisten gemocht wird und dass auch Kritik an ihrer Schüchternheit nicht böse gemeint ist.

      Nur fühlt es sich so verdammt fies an, wenn ich ihr nicht sagen kann, dass ich das für sie regel. Wenn ich sagen muss "Tu es selbst". Denn ich weiß wie schwer das ist. Dieser Spruch wäre einer, den ich ohne bedenken und ernst gemeint im Forum bringen würde. Aber im realen Leben ist das anders, da hat man plötzlich ein Mädchen im Arm das mit den Tränen kämpft.

      Dazu kommt noch, dass sich eine unserer, bzw. ihrer, besten Freundinnen seit einiger Zeit massiv von uns distanziert. Ich habe das Gefühl, dass es dabei eher um mich geht, und zu ihr sagt dieses Mädchen auch ich wäre im Moment "anstrengend" etc., obwohl ich mein Verhalten nicht groß geändert habe. Alles in allem schließt sie sich einer anderen Clique an und das tut uns beiden ziemlich weh, vor allem weil sie wirklich nicht darüber redet, abhaut, sich nicht zu kümmern scheint.
      An betreffendem Abend, an dem wir weg waren und meine Freundin diesen "Anfall" bekommen hat war das andere Mädchen auch da, daneben, und hat sich nicht drum gekümmert. Nicht einmal gefragt.
      Ich fühle mich schuldig weil ich keinen Keil zwischen die beiden treiben will und weil ich weiß, wieviel meiner Freundin jede einzelne Freundschaft bedeutet.

      Nunja, es fällt einfach schwer jemanden mit soetwas allein zu lassen,auch wenn man weiß dass man selbst nicht so besonders viel machen kann.

      Alles Liebe, Shal
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      Liebe shal,

      ich weiß nicht mehr, wo ich diese Idee mal gelesen habe, ich glaube es war mal vor Jahren hier im Forum. Aber das ist eigentlich auch egal..
      Die Idee?
      Wie wäre es, wenn du zu den Leuten hingehst und sie alle auf ein Plakat schreiben lässt, was sie an deiner Freundin mögen? Oder auf kleine Zettel oder so.
      Damit sie merkt, dass sie willkommen ist.. Ob sie merkt, dass sie sich selbst die Tür vor der Nase zu schlägt oder nicht, das sei erst einmal dahin gestellt, aber sie sollte doch wenigstens merken, dass andere sie gerne haben und möchten, dass sie da ist.
      Oder ihr organisiert einen Videoabend und ladet sie ein. Wenn sie nicht weiß, ob sie kommen soll oder so, dann sagt ihr, wie wichtig es euch ist, dass sie kommt.
      Hast du mal das andere Mädchen gefragt, wieso sie sich so distanziert?
      Habt ihr euch mal zu dritt zusammen gesetzt und darüber gesprochen oder so? Das würde vielleicht Licht ins Dunkle bringen.
      Ich weiß, dass es schwer ist jemandem zu sagen, dass er etwas selbst tun muss, aber man kann sich im Leben nicht immer darauf verlassen und ausruhen, dass andere etwas machen, man muss es fast immer selbst anpacken, auch wenn man unterstützung bekommt.
      Das sollte deine Freundin verstehen und möglicherweise kannst du ihr das jua mal in einem ruhigen ton sagen und ihr klar machen, dass du ihr nichts böses damit willst. Ich hoffe sie versteht das..
      mehr fällt mir dazu für#s erste nicht ein.

      Liebe Grüße
      sternenzeit
      .Cause, everyday there's a war to fight
      And if I win or lose never mind
      I'm ready for the good times.

      Shakira


      Motzfrosch, sehr direkt, Exbetroffene
      und in Folge dessen Popo-Tritt-Verteilerin
      Danke, sternenzeit,

      ich hab darüber mit einer anderen Freundin gesprochen, die auch meinte man müsste dem Mädchen, sollte es so weitergehen, zeigen dass sie immer willkommen ist und gemocht wird.

      Eigentlich machen wir relativ viel bei ihr, sie ist unsere Herberge und wird grundsätzlich mit eingeladen, bzw. es ist selbstverständlich dass sie dazu gehört, deswegen kann ich es so schlecht nachvollziehen, dass sie Angst hat sich einzubringen.
      Aber inzwischen denke ich auch, man sollte sie machen lassen.

      Nunja, und was diese andere Freundin angeht, es hat sich herausgestellt dass es bei diesem Thema tatsächlich nur um mich geht, ich denke das entlastet sie auch fürs Erste schon.

      Danke nochmal für die Antworten,
      Shal
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      Guten Abend,

      ich hab die Antworten nur überflogen, darum verzeih, falls ich etwas überlesen habe.

      Ich würde an dem Punkt ansetzen, als sie einen Heulkrampf bekommen hat. Du musst mit Deiner Aussage direkt ins Schwarze getroffen haben, ansonsten hätte sie nicht angefangen zu weinen. Hast Du sie schonmal einfach nur gefragt, weswegen sie denkt, dass niemand sie mag..? Sie einfach mal reden lassen, erzählen lassen, sodass sie sich auskotzen und Platz schaffen kann in sich. Ich denke, manchmal muss man einfach nur reden, alles erzählen, ohne gleich Gegenkommentare zu hören. Wenn man bei Gefühlen immer nur dagegen redet, so werden sie dadurch nicht automatisch kleiner. Sie akzeptieren und sagen: "Ja, ich versteh ich. Ich kann das nachempfinden, kann nachvollziehen, weswegen Du Dich so fühlst." Nur diese Akzeptanz... Und dann, wenn sie fertig ist und ihren Gefühlen Luft gemacht hat, kannst Du sie fragen, ob sie denn etwas ändern will. Ganz bewusst diese Frage stellen. Und wenn sie mit "ja" antwortet, kann man weiterfragen, was sie unterstützen würde und dass man ihr gerne hilft, sofern man kann. Nicht ihr die Arbeit abnehmen und einen Stuhl unter den Popo schieben, sondern sie fragen, welchen Stuhl sie möchte und wohin man ihn stellen soll. Ich bin der Überzeugung, dass ein jeder Mensch spürt, was ihm selbst am besten hilft. Vielleicht ist das auch ein Weg, wie Du Deiner Freundin ein wenig helfen könntest. Ein wenig utopisch das Ganze, aber vielleicht ein kleiner Weg.
      Ich wünsch euch Glück.
      Grüße

      an-shin
      Hi an-shin!

      Nein, das habe ich nicht, ich könnte mir auch in den Hintern beißen dafür, dass dieser Spruch so schnell rausgekommen ist. Wahrscheinlich bin ich schon zu sehr festgefahren auf diese Sprüche-Rausklopf-Selbsthilfe-Schiene oder wie auch immer...und ich hatte das ein oder andere Gläschen zuviel. ^^
      Ich glaub sie weiß, dass ich es nachempfinden kann, und ich denke sie ist ähnlich paranoid wie ich, was das Zwischenmenschliche angeht. Wir haben schon oft darüber geredet, wenn Dinge passiert sind die wir als Lästereien interpretiert haben, nur halte ich mich da seit einiger Zeit raus.
      Warum sie allerdings unseren Freundeskreis auch so sieht, das weiß ich nicht. Das mit der anderen Freundin wird ein Grund sein, und dass sich unser bester Freund auch unbewusst "distanziert" hat als er frisch mit seiner Freundin zusammen gekommen ist. Aber das ist schon etwas her, und ich werde sie in der nächsten solchen Situation auf jeden Fall darauf ansprechen.

      Hm, was mir auch noch eingefallen ist...Ich habe manchmal das Gefühl, sie wird in ihrer Familie nicht gesehen. Ihre Schwester hat SVV, hatte Bulimie, lebt relativ wild, ist nicht so zuverlässig wie sie...übertönt sie also in allen Lebenslagen. Und sie wird dabei untergebuttert.

      @Zartbitter: Auf mich oder auf meine Freundin bezogen, dieser Satz?

      Alles Liebe,
      Shal
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      reitet ohne mich weiter.
      Liebe shal,

      selbst wenn sie weiß, dass Du sie verstehen kannst - vielleicht muss sie es einfach nochmal fühlen und erleben. Ich finde Deine Reaktion nur zu verständlich, mir fiel beim Lesen deines Threads auf, dass ich ein ähnliches Verhalten bei meiner Freundin an den Tag lege (etwas anderes Thema, aber im Prinzip doch irgendwie das Gleiche - glaube ich..). Manchmal hilft Zuhören unendlich viel..

      Die familiäre Situation kann dazu beigetragen haben, aber das sollte dann doch lieber ein Fachmann bestimmen und daran gegebenenfalls arbeiten. Mehr als ihr zuhören und die Hilfestellung leisten, die sie möchte (und um die sie bittet), kannst du nicht. Frag sie, ob sie etwas ändern möchte und wenn ja, wie du sei dabei unterstützen kannst. Vielleicht wird es ja doch noch klappen, irgendwann.. :)
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