Gefühl des Alleindastehens

      Gefühl des Alleindastehens

      Guten Abend..

      an Schlaf ist gerade nicht zu denken, bin nach mehr als drei Monaten Klinik wieder daheim, mit einer Diagnose mehr (Borderline-Störung), gerade dabei einen Therapeutenwechsel vorzunehmen (fand in der Klinik heraus das ich mit einer Frau besser klarkomme) und alle haben so ewig lange Wartelisten. Ich fühl mich im Moment so völlig alleine mit dieser, für mich auch relativ frischen, Diagnose.

      Ich weiß ja, dass ich nicht alleine bin, dass es andere, ebenfalls davon Betroffene gibt. Was nützt aber dieses Wissen wenn ich mich ganz anders >fühle<?
      Die Umstellung von Klinik auf "Zuhausealltag" fällt mir nicht grad leicht, ich bekomme keine Struktur in den Tagesablauf, sprich ich habe momentan keinen Tagesablauf. Nachts kann ich nicht schlafen und morgens komm ich nicht aus dem Bett. Nicht aus Faulheit - es widerstrebt mir selbst - aus Schlappheit. Und Freundeskreismäßig habe ich viele "Freunde" verloren, bzw. nur festgestellt dass einige vermeintlich gute Freunde gar keine waren. Irgendwie ist alles im Aufbau, mein Bauplan jedoch scheint momentan ein für mich zu großes Projekt zu beinhalten.
      Es tut mir leid für diesen Forumeintrag, der eigentlich nichts aussagt, ich weiß nicht was ich mir davon erhoffe. Fühle mich grad einfach nur zum Heulen.
      Hey,
      die Diagnose kann dir vielleicht helfen, eine geeignete Thera zu machen. Und nur weil unzaehlige andere Leute die gleiche Diagnose haben, heißt das nicht, daß man sich allein fuehlt. Es gaebe immer irgendeine Sache, die ein Einsamer mit anderen gemeinsam haben koennte, da ließe sich immer etwas finden.
      Aber das ist nunmal dein Gefuehl.
      Sicher ist es schwer, nach dem geordneten Klinikalltag einen eigenen Rhythmus zu finden. Kannst du dich irgendwo ambulant melden (in einer Klinik in der Naehe), wo du zur Not auch mal zwischendurch auftauchen kannst?
      Nimm dir nicht vor, alles auf einmal zu schaffen und wieder voll einzusteigen, sondern plane alles in kleinen Schritten. Schreib dir zum Beispiel einen Plan, was du wann erledigen moechtest.
      Ich liebe solche Formeln mit "sorry" und "es tut mir leid", wenn es gar nichts zu entschuldigen gibt. Damit treibe ich meine Umwelt zur Weißglut. ;)
      Fuer mich sagt dein Eintrag, daß du dich total verlassen fuehlst und auch ueber die Diagnose nicht aufgeklaert wurdest.
      Grueßle.
      I CROSSED THE
      B|O|R|D|E|R|L|I|N|E
      AND LOST MYSELF

      Hallo Daimon - Danke für deine Antwort (-:

      Auf die weiteren Behandlungsmöglichkeiten bezogen ist die Diagnose schon was positives.. Wie du richtig erkannt hast, wurde ich darüber wirklich nicht aufgeklärt, zumindest erfuhr ichs kurz vorm Entlassungstermin. Allerdings bekam ich einen hilfreichen Satz mit auf den Weg, den, dass ich mich nicht über eine Diagnose definiere. Dass ich noch viel mehr bin.

      Einen Plan mit kleinen Zielen und Dingen, die mir gut tun, habe ich mir noch in der Klinikzeit geschrieben. Leider fehlt mir momentan die nötige Motivation *grml und schon wieder ungeduldig mit mir bin*

      Bei mir in der Nähe gibt es halt das Nürnberger Klinikum und den Krisendienst Mittelfranken, da kann ich mich schon melden, allerdings ist bei mir die Hemmschwelle immer sehr, sehr, sehr, sehr hoch.. also sprich: meist meld ich mich, wenn die Krise am abebben ist. Das möchte ich gerne ändern, mal Hilfe annehmen zu können ohne mich davor mit langen quälenden Gedanken zu plagen ob das jetzt nicht sinnlos und unverschämt ist. Ich weiß zumindest, dass dies noch ein Problem für mich ist. Wie nur gesagt, befinde ich mich irgendwie grad im Aufbau.. es fällt mir extrem nicht leicht. In der Theorie ist so vieles klar und in der Praxis funktioniert's (noch) nicht.

      Ich sollte gleich anfangen und mich wieder schlafen legen, sofern ich das kann..
      Kann dir nur sagen das ich das kenne ... mit Freunden die keine sind!
      Ist man mal soweit zu reden wird es den meisten irgendwann zu schwierig und zu belastend!
      Mittlerweile versuch ich mir in solchen Fällen einfach einzureden das man auf diese Art Freunde so oder so verzichten kann.
      Wie gesagt ich versuche....
      und es braucht übung...

      und klappt doch ned immer!
      Hallo,

      leider weiß ich nun überhaupt niht ob und wie ich dir helfen könnte....
      Ich kann dir nur versuchen Mut zuzusprechen. Ich kenne das so gut! Mein Exfreund hat mich damals zwangseinweisen lassen, direkt nachdem ich meine Diagnose bekommen habe. Nach der Klinik war einige Monate Ruhe und dann ging ich fast freiwillig in eine Spezialklinik.
      Sie tat mir eigentlich auch ganz gut, d.h. ich konnte die Anfänge lernen, mit Borderline umzugehen.
      Zuhause hat sich dann allerdings fast nichts geänder. Gut, die Wut ist etwas weniger geworden, aber diese Trägheit... Sie war auch ein Grund, weshalb die Beziehung dann entgültig kaputt ging.
      Jetzt wohne ich alleine. Wenn es mir schlecht geht (und ich steckte gerade wieder in einem seeehr tiefen Loch, komme grad wieder etwas raus) dann zwinge ich mich dazu, zu erinnern, was ich in der Klinik erfahren und gelernt habe.
      Das ist schwer und schlaucht... Es zerrt an einem... Aber es hilft! Ich zwinge mich dazu, rauszugehen, oben zu bleiben, aufzustehen, zur Berufsschule zu gehen.... zu essen. Und ich zwinge mich dazu, zu lächeln! Ich mache mich selbst auf schöne Dinge aufmerksam und sei es nur die frische Luft.
      Irgendwann kommt dann auch das Anfangs so Schwierige in die Gewohnheit und irgendwann macht es einem auch Spass! Dann fällt es einem nicht mehr so schwer, weil es ja Gewohnheit ist.

      Aber bis dahin ist es ein laaaaanger Weg. Bei mir ist das alles 7 Monate her.

      Lieben Gruß und gaaanz viel Kraft