Knelles, Sylvia - Tango, Blues und ChaChaCha

      Knelles, Sylvia - Tango, Blues und ChaChaCha

      Tango, Blues und Cha Cha Cha
      von Sylvia Knelles

      Lisa hörte die johlende Menge, als er sein Jackett nach hinten warf, das Splittern der Flaschen, als er die Kisten umstieß. Er torkelte auf sie zu, wieder griff er nach ihrem Arm und versuchte sie auf die Tanzfläche zu ziehen. Gefährliche Stille machte sich breit. Er verhöhnte sie lautstark. Sie solle doch mal einen richtigen Mann an sich ranlassen. So einen wie ihn. Er würde sich doch nicht von so einer einen Korb geben lassen. Er doch nicht. Hilfesuchend und verzweifelt sah sich Lisa wieder um. Alle sahen das Unheil kommen, niemand mischte sich ein. Niemand wollte sich ein solches Schauspiel entgehen lassen.

      Dann spürte sie seinen Atem in ihrem Genick, die verschwitzte Hand auf ihrem Arm. Er riß Lisa brutal herum, sie roch sein Parfum, Panik zerriß ihr Herz. Ihre Seele schrie, ein stummer, ein ungehörter Schrei. Plötzlich ließ er von Lisa ab, in Zeitlupe sah sie ihn nach hinten taumeln. Er schwankte ein paar stolpernde Schritte zurück, starrte Lisa ungläubig an. Taumelte, stürzte und schlug dann wie ein gefällter Baum hart zu Boden. Seine Hand krallte sich auf dem Bauch fest und langsam verfärbte sich das Hemd unter seiner Hand blutrot. Erst als Lisa nach Jahren der Tat aus der Haft entlassen wird, stellt sie sich ihrem Leben. An der Seite ihrer Lebensgefährtin sucht sie einen Weg zurück ins Leben. Ein Leben, das ihr durch den Missbrauch einmal genommen wurde. Ein Missbrauch der sich wie ein roter Faden durch ihr Leben zog. Der sie überleben ließ, mit dem Rücken zur Wand.

      Zitat: Liedeslieder, Filme, Bücher,
      die Welt der Träume war ihr Zuhause.
      [Seite 75]

      Zitat: Die Mauern ihrer Kindheit,
      die sie errichtet hatte,
      konnte sie selbst nicht mehr erklimmen.
      [Seite 75]

      Zitat: Sie ertrug das Leben nur noch im "Film"
      oder flüchtete sich in den Schlaf.
      [Seite 75]

      Zitat: Voller Skepsis musterte sie ihre Umgebung,
      hielt sich immer am Rand und eine Wand im Rücken,
      um nur nicht die Übersicht zu verlieren.
      [Seite 76]


      Erscheinungsdatum: 1995
      ISBN: 3929925052
      Seiten: 119

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