Dringend Rat benötigt!

      Dringend Rat benötigt!

      Guten Morgen!

      Alos, ich mache momentan ein Praktikum in einem Altenheim, drei Wochen lang. Keine lange Zeit mag man meinen, aber mir kommt es trotzdem unendlich lang vor. So ist es wohl immer: wenn man darauf wartet, dass etwas vorbei geht, dauert es umso länger.
      Gestern Abend hab ich den folgenden Blogeintrag geschrieben. Was ich mir erhoffe ist, dass mir jemand einen Rat geben kann, wie ich mich verhalten soll. Wäre unglaublich nett. muss um halb zehn wieder da hin. ;(

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      Dort ist alles so kalt. Bedrückend und kalt. Jeden Tag dasselbe Programm, jede Woche wieder von vorn. Die selben Fragen jeden Tag. Jeden Tag weniger Selbständigkeit.

      Man merkt es nicht sofort, nicht am ersten Tag, aber dann wird es deutlich. Wenn sich das erste Mal alles wiederholt, von kleinen Variationen in der Beschäftigung abgesehen. Kein Wunder, dass die Menschen dort gleichgültig werden mit der Zeit, nicht mehr reagieren, weil es ja doch keinen Unterschied macht, was sie für eine Meinung haben, was sie wollen oder nicht wollen.

      Wie kann man solchen Leuten gegenüber fröhlich sein, wenn sie völlig verwirrt immer wieder nach den selben Dingen fragen? Wenn sie nicht einmal alleine trinken oder schlucken können? Wenn sie Stereotypen entwickeln. Und wie soll man darauf reagieren? Einfach ignorieren? Nicken und die Fragen ein ums andere Mal wieder beantworten?

      In den letzten Monaten habe ich mir abgewöhnt eine Maske zu tragen gegenüber anderen. Ich habe gemerkt, dass meine Freunde es akzeptieren, wenn ich mal nicht gut drauf bin. Sie selber sind es ja auch nicht immer. Auch wenn sie sich kurzzeitig Sorgen machen, ist es in Ordnung, sobald ich ihnen sage, dass ich einfach nur nicht so gut drauf bin. Aber kann ich mir das im Praktikum leisten? Schon wieder habe ich angefangen zu lachen, wenn alle anderen lachen, zu tun was alle von mir erwarten. Aber es fällt mir mittlerweile unglaublich schwer, es macht müde, wenn man diese Farce sieben Stunden am Tag aufrecht erhalten muss, wenn nicht sogar länger, denn sobald ich nach Hause komme, wartet meine Mutter und sie möchte ich nicht auch noch mit meinen Sorgen und Ängsten belasten. Besonders weil sie sie nicht versteht und nicht damit umgehen kann.

      Diese Maske also nur noch Zuhaus tragen? Denn es macht keinen Unterschied wie meine Praktikumsbetreuer mich bewerten, ob sie froh sind, wenn sie mich wieder los sind. Nur diese drei Wochen überstehen, das ist alles.

      Der einzige dort, vor dem ich ehrlich lachen kann ist einer der Küchengehilfen. Ich habe das Gefühl er ist geistig leicht zurückgeblieben, aber er ist unglaublich nett und witzig. Es war entspannend am Mittag mit ihm zu reden, wenn es auch nur für ein paar Minuten war. Es ging um nichts ernstes. Etwas völlig unwichtiges, ich weiß nicht einmal mehr wirklich was es war. Nur, dass wir beide gelacht haben.

      Aber der Zivi weiß nichts zu sagen, der eine Betreuer scheint irgendwie zu erwarten, dass ich alles sofort und komplett kann und richig mache und die Betreuerin ist sehr nett und bemüht, aber natürlich sehr beschäftigt mit allem. Es ist ermüdent, meine Aufgaben die einer Putzfrau oder ähnlichem, kaum die Möglichkeit ein normales Gespräch zu führen. Trotzdem wird erwartet, dass ich mit den Leuten spreche. Über was, wenn sie kaum mehr als einen Satz sagen, wenn überhaupt? Ich kenne diese Leute nicht, sie sind Fremde, man kann sich nicht über Musik oder Filme oder Bücher unterhalten, weil die Geschmäcker da völlig verschieden sind. Überhaupt fällt es mir schwer mit völlig Fremden ein Gespräch zu entwickeln, wenn es keine Gemeinsamkeiten gibt.

      Ich fühle mich wie in völliger Fremde. Wenn ich am Abend zurückkomme, meine Musik anmache, wenn wie jetzt gerade beispielsweise "hide's" Stimme aus den Boxen schallt, ich wieder mit Freunden sprechen kann, ist das wie in einer ganz anderen Welt. Das ist meine Welt. Hier finde ich mich zurecht. Hier ist es nicht kalt.

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      So, wenn ihr noch da seid, erstmal danke fürs lesen =)
      Bin mir nicht sicher, ob das hier ein Trigger sein könnte, aber wenn ja, dann bitte verschieben, sorry.

      Vielen Dank.
      lg
      no_way_out

      RE: Dringend Rat benötigt!

      Hey no_way_out!

      Ja, drei Wochen können eine sehr lange Zeit sein, vor allem in so einer tristen und starren Umgebung, in der man sich nicht wohl fühlt.

      Du schreibst, dass du mit dem Küchengehilfen lachen konntest, obwohl es wohl irgendeine Kleinigkeit war. Vielleicht kannst du versuchen, in deinen Pausen öfter mal mit ihm zu reden, zu lachen - dir einfach ein paar Lichtblicke zu schaffen, damit nicht alles so kalt und 'dunkel' ist...

      Wünsche dir viel Kraft!
      Avocado
      Eine Rose gebrochen ehe der Sturm sie entblättert
      Danke für die schnelle Antwort. Ja, das Problem ist nur, dass die küche im Keller ist und ich da nur reinkomm, wenn ich nen ofiziellen Grund hab. AUßerdem hab ich keine wirkliche Pause. Eigentlich nur am Nachmittag, aber ich weiß nie genau wie lang. Also muss ich eigentlich durchgehend iwie erreichbar sein. Ansonsten würd ich gern öfter mit ihm reden.
      Hey!

      Hast du dir mal überlegt mit den Leuten darüber zu reden die das tagtäglich machen also die Arbeit mit den älteren Menschen ? Ich kann dich schon verstehen was du schreibst kenne aber auch genau die andere Seite arbeite selber in einem Seniorenheim (bin Krankenschwester) für jemanden der überhaupt keine Erfahrung hat mit der Arbeit und auch Schwierigkeiten hat mit den verschiedenen Krankheiten umzugehen der hat es wirklich nicht leicht. Gerade dann wäre es sinnvoll wenn das Pflegepersonal besondern sensibel auf diese Menschen eingeht so auch auf dich .... ich denke das ist nicht passiert oder?

      Lieben Gruss Filou
      Die Kunst ist einmal mehr aufzustehen,
      als man umgeworfen wurde

      (Churchill)
      Hallo!

      ich habe mal 3 Monate Praktikum im Krankenhaus gemacht, ist noch nicht so lange her, und da ging es mir am Anfang ähnlich (weil da auch fast nur alte Menschen waren, die zum Teil todkrank waren). irgendwann habe ich aber gemerkt, dass sich die Patienten freuen, wenn mal jemand mehr "Zeit" hat, also wie ein Praktikant, der ja manchmal mehr Worte wechseln kann als eine Fest Angestellte, die oft im Zeitdruck sind.
      ich hab versucht, den Patienten etwas gutes zutun, selbst wenn sie gar nichts mehr wahrgenommen haben, oder sich nicht mitteilen konnten, bekommt man oft überraschende Resonanz, das ist ein LÄcheln, ein Handdruck beim Waschen, oder einfach nur das Gefühl das ganze irgendwie erträglicher zu machen.
      so hat mir das sehr geholfen, die 3 MOnate gut zu verarbeiten und auch am Ende mit einem guten Gefühl zu gehen.

      Vielleicht kannst du damit was anfangen, ist mir gerade spontan dazu eingefallen.
      und ansonsten: finde ich auch ganz wichtig, darüber zu sprechen, was du dort siehst und erlebst, um es zu verarbeiten! gibt es dort Mitarbeiter auf der Station mit denen du gut klar kommst?

      Viele Grüße, Graf Zahl
      Wenn du nicht willst, dass die Angst dich einholt,
      darfst du nicht von ihr davon laufen.
      Original von *Filou*


      Hast du dir mal überlegt mit den Leuten darüber zu reden die das tagtäglich machen also die Arbeit mit den älteren Menschen ? Ich kann dich schon verstehen was du schreibst kenne aber auch genau die andere Seite arbeite selber in einem Seniorenheim (bin Krankenschwester) für jemanden der überhaupt keine Erfahrung hat mit der Arbeit und auch Schwierigkeiten hat mit den verschiedenen Krankheiten umzugehen der hat es wirklich nicht leicht. Gerade dann wäre es sinnvoll wenn das Pflegepersonal besondern sensibel auf diese Menschen eingeht so auch auf dich .... ich denke das ist nicht passiert oder?




      Mir ist direkt dazu was eingefallen, worüber du eventuell mit den älteren Leuten ins Gespräch kommen kannst (weiß nicht, ob du das schon getan hast) und zwar die beiläufige Frage: "Wie geht es Ihnen?" Ich habe selbst schon die Erfahrung gemacht, dass besonders ältere Menschen, die u.U. keine Angehörigen haben, die sie besuchen kommen, froh sind, wenn sie mit jemandem darüber reden können, was sie beschäftigt (was in vielen Fällen natürlich Krankheiten sind, aber schätze, damit muss man rechnen.)

      Auf dass du die restliche Zeit da gut überstehst. :)

      Liebe Grüße,
      K.


      EDIT: Dito, Graf Zahl ;)
      ~ Memories that touch our hearts will never fade away ~

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Kasmodiah“ ()

      @ *filou*: Nein, das ist bisher nicht passiert. Versteh ich auch gut, weil die ja immer sehr beschäftig sind und so.

      @ Kasmodiah: Ich glaub, das werd ich heut mal machen. Danke ^^

      Die Einrichtung ist relativ klein, aber viele Bewohner. Deswegen sind die Betreuer immer unterwegs und total beschäftigt, da bleibt leider nicht viel Zeit um zu reden. Höchstens mal im Aufzug und das ist immer nur eine halbe Minute oder so. Da kommt dann mal die Frage, wie's so läuft, aber bevor ich groß was sagen kann, sind wir auch schon wieder unten und es ist keine Zeit mehr.
      Mir fällt es sowieso unglaublich schwer mit jemandem, vor allem wenn ich ihn/sie nicht gut kenne, über meine Gefühle/Probleme etc. zu reden. Da blockiert i-was. Die scheinen auch alle nicht sehr daran interessiert mal über sowas oder im allgmeinen über ihre Arbeit zu sprechen.
      Hey!

      In deinem Falle wäre es wichtig das du es ansprichst denn wie soll man ein Praktikum ausüben und vielleicht auch ein bisschen Freude dran haben wenn man sich nicht wohl fühlt , also ich hab mir meistens wenn ich gemerkt habe das sich die Menschen unwohl fühlen natürlich die Zeit genommen um mit ihnen zu reden. Wenn du magst kannst du mich auch gerne weiter per PN anschreiben wir können auch da weiter reden vielleicht fällt es dir leichter weil wir eben anonym sind ich wie gesagt aber halt auch die andere Seite kenne und selber in einem Heim arbeite ;)

      Lieben Gruss Filou
      Die Kunst ist einmal mehr aufzustehen,
      als man umgeworfen wurde

      (Churchill)
      Also gut, es war Gottesdienst und ich sollte währenddessen (weil ich nicht gläubig bin und deshalb nicht mit bin) iwas dekorieren. Mit Eiern, wegen Ostern. Aber plötzlich kamen die Tränen, hab mich auf der Toilette eingeschlossen, konnte einfach nicht mehr aufhörn zu weinen. Warum weiß ich selbst nicht, es ging einfach nicht mehr, obwohl garnichts passiert ist... hab dann mit dem Betreuer geredet, dass es mir nicht gut geht... dass ich svv hab, aber ich bin mir nicht sicher, ob er was damit anzufangen weiß... er hat gelächelt und genickt und gesagt, ich soll mich erstmal ausschlafen und so... morgen hab ich ja später erst Dienst... das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich wirklich am heulen bin... und nicht mehr wirklich aufhörn kann... ;(

      Mein bester Freund meint, ich sollte meinen Eltern nachher wenn sie Heim kommen endlich alles sagen... reinen Tisch machen... die Gelegenheit nutzen... aber ich weiß noch nichtmal wo ich anfangen soll... ich kann das nicht erklären... nicht so, dass sie's verstehn... selbst bei dem Betreuer, der mir ja eigentlich egal sein kann, hab ich kaum einen vollständigen Satz rausgebracht. Und für einen Brief ist die ganze Sache jetzt auch nicht geschaffen... bin mir nicht mal sicher, ob ich den jetzt überhaupt noch schreiben könnte... ;(
      Hey!

      Beruhige dich erstmal , lass die Tränen laufen besser das als was anderes. Warum du jetzt so reagierst denke ich wirst du jetzt eh nicht rausfinden vielleicht ist es der Druck , das was du beschreibst die Belastung der Stress .... dieses Unwohlsein. Beruhige dich!! Es ist nichts schlimmes passiert im Moment versuch deine Gedanken zu ordnen wenn es wieder geht , jetzt mit deinen Eltern zu reden halte ich für ungünstig da du sowieso aufgewühlt bist. Vielleicht kannst du dich im Moment ablenken Musik aufdrehen , raus gehen oder irgendetwas um erstmal wieder einen klaren Kopf zu bekommen und bitte unterdrücke die Tränen nicht sie haben einen Sinn ...

      Lieben Gruss Filou
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      (Churchill)
      Hey!

      Nichts zu danken .... mach das vielleicht bekommst du deinen Gedanken etwas geordnet und manchmal sieht alles dann nicht mehr ganz so schlimm aus wenn der Kopf wieder freier ist ..... hm ......
      Vielleicht schreibst du danach nochmal hier was dir durch den Kopf geht?!

      Lieben Gruss Filou
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      als man umgeworfen wurde

      (Churchill)
      Das Rausgehen hat wirklich geholfen. Zwar bin ich in einen ziemlichen Schnee-schauer gekommen - hatte nur ne dünne Sommerjacke an *brrr* - aber das hat mir geholfen wieder klar zu denken und mich zu beruhigen. Danach hab ich mit meiner Mutter gesprochen. Sie war ziemlich überfordert, aber ich hab ihr ein paar Infos rausgesucht, damit sie wenigsten ein bisschen was weiß. Mein Vater kam ein bisschen später. Er hat total toll reagiert, meinte er würde es auch ein bisschen verstehen alles, weil er oft selbst leicht depressiv ist.
      Es war das erste mal, dass ich meine Mutter hab weinen sehn. Sie ist dann in meine Schule um mit der Schulpsychologin mal zu reden, aber die hatte erst später einen Termin frei, also fährt sie jetzt gleich nochmal hin. Werd erstmal hierbleiben und dann morgen vormittag wenn möglich mit ihr sprechen.

      Anfangs wusste ich überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Ich hab auch nicht sehr viel gesagt, obwohl ich das vllt sollte. Aber ich bin so unglaublich froh, wie mein Vater reagiert hat. Als meine Mum nicht da war, saßen wir noch zusammen im Wohnzimmer und haben miteinander geredet und es ging total leicht. Ihm gegenüber konnte ich viel offener sein. Meine Mutter ist jetzt wieder ganz normal... ich hoffe, dass sie damit zurecht kommt.

      Wir haben dann auch entschieden (besser gesagt, sie habens gesagt und ich hab genickt *g*), dass wir ne thera suchen. Mal sehen, was daraus wird. Werd gleich mal ein bisschen danach schaun.
      Hi!


      Also, erstmal Respekt, dass du es ihnen so offen gesagt hast. Hut ab, das traut sich nicht jeder. =)
      Und ich finds auch toll, dass sie darauf ja offenbar relativ gelassen reagiert haben. (Sowas würden sich sicherlich viele hier wünschen.)


      Viel Glück bei der Therasuche :)


      K.
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