SVV als Fehler der Vergangenheit ansehen???

      SVV als Fehler der Vergangenheit ansehen???

      Hallo,

      ich möchte Euch eine Frage stellen, die mir in meinem Umfeld und auch hier schon ein paar Mal begegnet ist.

      Seht Ihr das SVV als einen Fehler an, den ihr begeht oder begangen habt? Als eine Jugendsünde sozusagen?

      Mein Mann meinte mal zu mir, wenn jemand fragt, was ich denn an den Armen habe, dann sollte ich doch "Jugendsünde" sagen.

      Das wiederstrebt mir total. Es ist doch keine Jugendsünde. Es war doch mein Versuch, meine Situation zu überleben. Ich bin doch stolz, dass ich das geschafft habe. Ok, ich schäme mich schon für meine N*rben, aber doch nicht für die Tatsache, dass ich mich v*rletzt habe, an sich.

      Oder tut Ihr das? Seht Ihr es als Jugendsünde an? Als einen Fehler, den ihr begangen habt? Das würde mich wirklich mal interessieren!

      Viele Grüße
      Feejaa
      "Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthaus steht
      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Feejaa“ ()

      Huhu,

      nein ich sehe es nicht als "Jugendsünde" an, sondern eher genauso, wie du es geschrieben hast. Ich habe es getan um Situationen zu überleben. Und es vielleicht auch geschafft habe.

      Meine Narben sieht man nicht mehr wirklich, darüber bin ich froh, doch ich würde es niemals als "Jugensünde" betiteln und schon gar nicht als Fehler.

      Liebe Grüße
      Black Sad Tear
      Hallo Feeja,

      mein erster Gedanke dazu ist: man muß dafür grade stehen, jeder hier weiß das Narben über bleiben, wenn man sich schneidet.

      Ein Schritt, der einem bewußt ist, dabei natürlich mehr je älter man ist, je bewußter jede Situation und natürlich auch davon abhängig, wie weit man mit sich selbst ist.

      Ich denke, zu sagen, es wäre eine "Jugendsünde" fühlt sich vielleicht für Deinen Mann gut an, vielleicht um es einfach zu vertuschen, doch es sind "Sünden" einer Erwachsenen - von Dir.

      Und wenn Du, nur DU allein damit klarkommst, Menschen gegenüberzutreten und zu sagen: "ich bin stolz, dass ich das geschafft habe, überlebt habe, mich neu gefunden habe und es gehört darum zu mir." ; dann finde ich das verdammt mutig und auch richtig.

      Nur weil er sich mit der Erklärung besser fühlt, heißt das nicht, dass es für Dich richtig ist.
      Die Wahrheit ist immer besser, letztendlich --> wenn Du damit klarkommst und dazu stehen kannst, sollte er es allemal.

      Liebe Grüße

      Momento :)
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hm... und doch spukt es mir im Kopf herum.... wenn mein Mann das denkt, dann denken das Millionen von Menschen da draußen doch erst Recht. Ich meine, er kennt sich in der Materie etwas aus....
      Das finde ich irgendwie... bedrückend.... kann es nicht näher beschreiben.
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      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno
      Was interessieren Dich andere?

      Willst Du lügen nur damit sich andere besser fühlen? Sich nichts fragen, Du eine neue Mauer aufbaust? Dich nicht traust zu sagen, was DU bist, was DU durchgemacht hast?

      Ob es der einfachere Weg ist? Der der alles schneller entschuldigt, wenn es eine Jugendsünde war?

      Nein, es wäre eine Lüge, Du belügst Dich und andere, die wiederum ein ganz anderes Bild haben und vor allem ist es wichtig, dass DU Dich bei der ganzen Sache mal nicht so verlierst.

      Ich finde wie gesagt es mutiger und richtig, wenn man es so sagt, wie es war.

      Vielleicht nicht zu jedem "Depp", aber wenn Menschen eine Rolle spielen im Leben und wichtig sind.

      LG M.
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      Ich denke, zu sagen, es wäre eine "Jugendsünde" fühlt sich vielleicht für Deinen Mann gut an, vielleicht um es einfach zu vertuschen, doch es sind "Sünden" einer Erwachsenen - von Dir.


      Naja, dazu muss ich sagen, dass ich mich im Alter von 15- 21 verletzt habe. Also schon noch "Jugend" :) Aber eben keine "Sünde"

      Und ja Momento.... natürlich ist es richtig, was du schreibst. Ich will auch nie sagen, dass es eine Jugendsünde war. Ich glaube, das ist falsch rübergekommen. Es bedrückt mich, dass andere das so sehen könnten, glaube ich.
      Es ist mir eigentlich nie so recht in den Sinn gekommen, dass Menschen das überhaupt so verstehen könnten. Es war für mich immer nur meine Form, meine Vergangenheit zu überleben. Ich habe nie daran gedacht, dass Menschen, die meine N*rben sehen, etwas anderes denken könnten.

      Und es war wie gesagt auch einfach die Frage, ob es jemand von Euch selber so ansieht.

      Hat jetzt irgendjemand verstanden, was ich sagen will??? *konfusbin* :)
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      Theodor W. Adorno

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Feejaa“ ()

      Ja Du magst Recht haben, niemand ist frei von allen anderen, die Meinungen und wie man uns sieht, ist uns eben wichtig, der Mensch ist ein Soziales Herdentier :)

      Wenn ich Menschen mit Narben sehe, welches offensichtliche Schnittwunden waren /sind, dann denke ich eigentlich nie, das es Jugendsünden sind, obwohl ich mir gut vorstellen kann, dass viele Menschen es gern "einfacher" denken und sich sagen :" Jaja, reine Jugendsünde, jung und nicht gewusst was man tut."

      Aber ich als Erwachsene, die selbst noch in dem Prozess des SVV drinsteckt, stecke es nicht ausschließlich in diese Kategorie, wenn es mir jemand erzählt, weiß ich es ohnehin-wann und welche Zeit, aber ansonsten verbiete ich es mir selbst es zu kategorisieren in einer Richtung.
      Einfach weil ich ja selbst dann das Anti-Beispiel wäre :)

      Das sind meine Gedanken dazu.
      Vielleicht ja morgen beim Treffen mehr dazu :)

      LG M.
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      Dann wäre all das was du gelernt hast und das was aus dir geworden ist aus einer Jugendsünde heraus entstanden?
      Dann wäre dein Stolz den du heute empfindest, ein falscher Stolz und du müsstest ihn ablegen?
      Ist es dann nicht fatal so zu leben wie du es tust und an dich zu glauben, aus deiner Kraft zu schöpfen,wenn es so wäre wie dein Mann es sagt?

      Es ist schwer für Mitmenschen die Vergangenheit eines andern zu verstehen, noch viel schwerer wenn er eine solch bewegte Zeit hinter einem liegt wie es bei dir der Fall ist.

      Dein Mann möchte gewiss auch nur,dass die Ruhe einkehrt und du nicht wieder eingeholt wirst davon um auch der Umwelt keinen Einblick gewähren zu müssen in diese Zeit.

      Aber ich finde es um so wichtiger dazu zu stehen,weil man auf die Entwicklung sehr stolz sein kann und die Narben die sichtbaren Zeichen für die innere Verwandlung sind.
      Verschiebe keine Dinge auf den Moment, den du dir nie herbei sehnst,das würde den Stillstand deiner Entwicklung bedeuten
      hej du,

      ich denke eigentlich eher, dass dein mann dir damit schmerz und nachfragen ersparen will, wenn er dir zu so etwas rät. er hat ja auch nicht gesagt, du _musst_ das sagen, sondern er hat es dir vorgeschlagen - vielleicht weil er denkt, jedes weitere nachfragen wäre dir unangenehm und mit "jugendsünde" würdest du dich davor am besten schützen. ist natürlich nur eine vermutung - frag ihn doch einfach mal, was deine narben für ihn bedeuten und sag ihm, ohne ihm seinen vorschlag vorzuwerfen, adss du darüber nachdenkst, was er gesagt hat und dass sie für dich für etwas ganz anderes stehen.

      mein freund hat mal gesagt, dass er in gewisser weise stolz auf meine narben ist - weil sie zeigen, dass ich einen harten kampf kämpfen musste und gesiegt habe, überlebt habe. (= das fand ich irgendwie sehr... schön. und obwohl ich nicht "stolz" auf sie bin, sehe ich meine narben ähnlich - als zeichen für probleme, die ich hatte, für schmerz und leid, die ich erlebt habe und die ich erfolgreich bekämpft und hinter mir gelassen habe.

      lg
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Danke für eure Antworten.

      Ich habe mit meinem Mann auch lange gesprochen, nachdem er das sagte. Er will nur mein Bestes, deswegen wird er es wohl gesagt haben. Er hasst meine N*rben. Oder besser gesagt, sie machen ihn traurig. Er weiß zwar, wie ich dazu stehe, doch er kann meine Arme nicht anfassen. Er sieht dahinter wohl die ganzen inneren Schm*rzen. Aber das ist ok. So können wir beide damit leben.

      Doch eigentlich habe ich diesen Thread verfasst, weil ich hier auch irgendwo das Wort "Fehler" gelesen habe.... und mit einem Mal dachte "Huch.... wie kommt das denn HIER her?" :)
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      Theodor W. Adorno
      Ich hab mal vielleicht noch was zum Punkt "Fehler" zu sagen...

      Ob es so ein Fehler ist, für einen selbst...

      Ich hab in meiner Therapie jetzt oft gehört, dass mir gesagt wurde: Es ist ein besserer Kompromiss zu etwas, was Sie sonst tun würden.

      Ich habe noch nichts gefunden, was das ersetzt, es mir möglich macht, mit Dingen umzugehen.
      So hart das klingt, ich sehe es nicht als Fehler, sondern als "keinen anderen Ausweg sehen"...

      :)
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      "Jugendsünde"? Nein, ich denke nicht, dass dieser Begriff zutrifft, obwohl auch ich mich von meinem 15- bis 20 Lebensjahr, also bis vor kurzem, selbst verletzt habe.

      Es mag zwar eine nette Formulierung sein. Doch meiner Meinung nach ist es eine Art "verniedlichung" bzw eine Aussage, die alles verharmlost.So nach dem Motto:
      "Ich war jung und naiv!"
      Gleichzeitig empfinde ich es auch als eine Art Flucht vor der Wahrheit, weil wenn ich zu Jemanden sage: "Es war eine Jugendsünde", hört es sich für mich so an, als ob man nicht dazu steht und sich nicht traut zuzugestehen, dass man Probleme hatte und dieses Verhalten aus purer Verzweiflung und Auswegslosigkeit entstanden ist.

      Zum Begriff Fehler...hmm, das ist schwer zu sagen...
      Denn im Grunde genommen macht jeder Fehler und ich weiß nicht, ob man ssv direkt als Fehler bezeichnen kann. Natürlich sage ich jetzt, dass es nicht der beste und einfachste weg war um probleme zu bewältigen. Doch welcher Weg ist der richtige?
      Was ist überhaupt richtig und was falsch?
      Was bezeichnet man als Fehler und was wiederum ist kein Fehler?
      Ich denke das ist ansichtsache und sehr davon abhängig, in welcher Phase der SSv man sich befindet.

      Im großen und Ganzen kann ich zu dem Thread nur sagen:
      sehr interessant. Hat mich zum nachdenken angeregt und ich freue mich schon auf weitere beiträge zu dem Thema.
      Sage nie all dass, was du weist. Wisse aber immer, was du sagst!
      hallo.

      wenn ich zeit hab und den menschen mag und kenne, der sowas fragt, dann sage ich "die, die, die, die, die und die narben, das waren jugendsünden". denn das war es tatsächlich anfangs, dumme worte oder schn+tt+ in meiner haut für nichts und wieder nichts.
      denn anfangs hat mir das gar nichts gegeben. ich wusste zwar vorher nicht, dass es sowas wie selbstverletzendes verhalten gibt, aber... das erste jahr war wirklich kinderscheisse, für die ich mich bis heute verabscheue.

      viele andere narben, nein, das waren keine jugendsünden mehr. aber fehler waren es trotzdem. keine zeichen für vergangene kämpfe oder meine hilflosigkeit, einfach nur... dumm.


      deswegen... ja, ich sehe mein svv als fehler an. fehler der vergangenheit trau ich mich noch nicht zu sagen, ich war schon öfter mal ein paar monate wieder weg davon. aber wenn die monate zu jahren wurden, werde ich auch davon als "fehler der vergangenheit" reden. so wie ich heute meinen freunden oder anderen leuten, die nach den narben fragen "dummheiten, nichts als dummheiten" antworte.

      grüßli.
      Vergangenheit, "jugendsünden"..

      Nun, alles was ich früher gemacht, ist auch ein teil von mir.
      Alles, was ich heute mache ist ein teil von mir.

      Sicher sag ich auch zu einigen sachen "jugendsünden, insbesondere bei solchen dingen, wo ich noch gar nicht die folgen abschätzen konnte, oder war haben wollte.
      Oder halt zu sachen, die ich heute auf keinen fall wiedermachen würde, bzw. die ich heute als Fehler ansehe

      Der Begriff "Jugendsünde" ist für mich eine Form von abgrenzung.
      Früher war Früher, heute ist heute. Und bei einigen dingen, was früher war, möchte ich nicht mehr drüber reden.
      Und da sage ich dann endweder, Jugendsünden zu, oder, "abgebucht unter erfahrungen". Sachen, womit ich abgeschlossen habe.


      Damit gibt sich mein umfeld zufrieden und weiß, das ich darüber nicht Reden möchte, akzeptiert das und alles ist gut.


      Ein jeder sieht das aber anders, so zumindest ist es aber bei mir.

      Verschlafene Grüße
      Ich finde, "Fehler in der Vergangenheit" und "Jugendsünde" haben an sich schon zwei völlig verschiedene Assoziationen in meinem Kopf.

      Wenn jemand zu mir sagt: Das war eine Jugendsünde, dann denke ich daran, dass er jung war, nicht wusste, was er tat und dass es nicht ernstzunehmend war, sondern eben eine kleine oder größere Dummheit.

      Fehler hat da schon eine andere Bedeutung für mich. Jedenfalls im Bezug auf SVV. Und ich glaub, wenn ich von mir selber spreche, trifft es Fehler sehr gut. Wenn mich jemand fragt, dann sag ich manchmal: "Ich war damals eben sehr traurig". Aber letztendlich hätte ich immer versuchen können, anders damit umzugehen, ich habs nur nicht getan. Ich hab den Fehler gemacht, den Weg des geringeren Widerstandes zu wählen und mir meine Traurigkeit wegzu"schneiden", anstatt an ihr zu arbeiten.

      Ich kann mich auch ohne das Wort Jugendsünde zu benutzen von meinem SVV abgrenzen, denn das war damals und ich hab viel dazugelernt. Ich denke, da kommt dann einfach das "in der Vergangenheit" dazu. Mein SVV ist ein langjähriger Fehler gewesen, aus dem ich gelernt habe und der nicht mehr vorkommen wird.
      Humans have a knack for choosing precisely the things that are worst for them. [ Dumbledore ]

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      @ PinkePiartin

      Ja... in Laufe der Diskussion merke ich auch, dass es bei vielen etwas unterschiedliches ist und Jugendsünde nicht mit Fehler gleich zu setzten ist.
      Letztendlich zählt, mit welchen Blickwinkel man heute auf die Vergangenheit schaut.
      Ich für mich habe das SVV nicht als den Weg des geringsten Widerstandes angesehen. Mich umz*bringen, das wäre für mich der Weg des geringsten Widerstandes gewesen.
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      Theodor W. Adorno

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Feejaa“ ()

      Ja, ich denke auch, dass das alles auch auf dem eigenen Blickwinkel basiert und wie man sein SVV sieht :) Das ist ja bei jedem auch unterschiedlich.

      Wünsch dir auf jeden Fall alles Gute :)
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      Blumentopflerin

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