Cinderella-Komplex bzw. Peter Pan-Syndrom / keinerlei Krankheitseinsicht

      Cinderella-Komplex bzw. Peter Pan-Syndrom / keinerlei Krankheitseinsicht

      Morgen,

      ich weiss gerade nicht, wohin ich mich sonst wenden soll. Eine Freundin von mir liess dieses Wochenende ganz lapidar den Satz fallen, sie leide offenbar am Peter-Pan-Syndrom. Ich habe ein bisschen gegoogelt und dazu, auf Frauen adaptiert, den Begriff Cinderella-Komplex gefunden, obwohl das nicht *exakt* das trifft, was sie zu haben scheint... keine Angst, es hat einen Bezug zu SVV, daran leidet sie nämlich auch - und ich schätze, dass das seinen Zusammenhang hat...

      Jedenfalls: Sie benimmt sich wie ein kleines Mädchen. Redet wie ein kleines Mädchen, ist unselbständig, wann immer sie es kann, versäumt Pflichten ihres alltäglichen Lebens, versucht, immer als süss, faszinierend, toll und dennoch umwerfend kompetent angesehen zu werden (auf ihrem Beruf), immer im Mittelpunkt zu stehen... das tut sie teils mit sehr radikalen Methoden: Kann sie nicht positiv faszinieren, versucht sie, ihre Umgebung zu erschrecken und zu ängstigen, im Sinne von Angst um sie, um ihr Wohl und nötigenfalls auch um ihr Leben.

      Das bleibt nicht wirkungslos, auch bei mir nicht, obwohl ich weiss, dass es das "sollte", um dieses Verhalten nicht noch mehr zu fördern... aber es kann ja auch mal schiefgehen :( und ihr Leidensdruck ist erheblich. In ihrem Leben geht, auf sozialer Basis, sehr vieles schief und mangels echten Einsatzes gelingt es ihr auch nicht, ins Berufsleben einzusteigen - obwohl sie hochbegabt ist (das ist nachgewiesen), einen phantastischen Abschluss hingelegt hat und theoretischdie Chance hätte, richtig gross in ihren Beruf einzusteigen. Ab und zu vertraut sie sich mir ein wenig an, ich habe den Eindruck, dass sie dann eher sich selbst ist als das, was sie der Umgebung vorspielt. Sie ist dann nicht mehr ganz so kindlich, sie ist nicht mehr ganz so betont verzweifelt, sondern etwas von ihr bricht hervor und redet - teils - relativ ernst mit mir. Leider sind diese Momente SEHR selten und ich kann, aus Rücksicht auf mich selbst und meine Ausbildung, nicht so sehr für sie dasein, wie ich das gerne würde.
      Immerhin über ihr SVV redet sie gelegentlich mit mir, auch weil sie weiss, dass ich selbst betroffen bin und sich dann wahrscheinlich sicherer fühlt, allerdings wird dieser Teil der Thematik nie richtig ernst. Selbst das scheint sie als ein Spiel zu betrachten; sie hat es auch als Druckmittel gegenüber ihrem Partner eingesetzt (Streit - sie hat vor seinen Augen geschnitten...).

      Dennoch erkennt sie nicht, was sie sich antut bzw. erkennt nicht, dass sie an diesen Verhaltensweisen etwas ändern sollte. Wenn man sie auch nur ansatzweise darauf anspricht, womit das Scheitern vieler Dinge in ihrem Leben zusammenhängen könnte, verfällt sie voll und ganz in das kindliche Schema und wird extrem trotzig, empört und beleidigt. Sie macht dann total zu, d.h. auf diesem Weg verbaut man sich auch sehr effizient die Möglichkeit, für sie dazusein und ihr zu helfen. Dabei wäre die Einsicht, dass das, womit sie so gerne spielt, sie auch kaputtmacht, der allererste und allerwichtigste Schritt zur Heilung.

      In einer Therapie ist sie, zwangsweise: Nach einem Suizidversuch vor einigen Monaten (aufgrund einer gescheiterten Beziehung) wurde sie zu einer ambulanten Therapie "genötigt". Aber ich habe nicht den Eindruck, dass sich da was bewegt / sie die wichtigen Dinge anspricht... sie kann SEHR gut drumherumreden...
      Immerhin nimmt sie die Therapiesitzungen wahr. Wenn sie aber wieder einen Freund finden sollte, fürchte ich, dass sie das sofort abbricht und der Kreislauf von vorne losgeht (dazu müsste ich zuviel schreiben, das sprengt den Rahmen der Beiträge)...

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Marion“ ()

      hallo marion...

      Das Problem, was du gerade ansprichst, dass sie ihr Problem nicht wirklich realisiert is wirklich schlimm... Da mannicht wirklich etwas dagegen machen kann... Wenn man auf sie einredet, schaltet sie womöglich auf stur und schottet sich ab... Und somit ist ihr ja auch nich geholfen...
      Wenn der Betroffene das Problem nicht anerkennt, hat man meist Schwierigkeiten ihn davon zu überzeugen das es ein Problem ist...

      Hast du schon mal versucht mit ihr über die Therapie zu sprechen?... Und wenn sie schon beiläufig eine Diagnose ins Gespräch geworfen hat, hast du sie gefragt ob sie das nich ängstigt? Vielleicht in einem der seltenen Momente wo sie ernst ist... verstehst du was ich meine? Warte auf einen dieser Momente und versuch sie zu fragen ob sie keine Angst hat und nicht etwas dagegen unternehmen will? Vielleicht kannst du so etwas in ihr bewegen?


      ...

      Alles gute
      grüße
      e.
      Mein Herz will doch nur wissen, warum der Kopf lügt...

      Und mein Kopf will Gewissheit, dass das Herz recht hat und es Gift ist, was er "Gedanken" nennt...


      Danke erstmal für deine Antwort,

      Original von huinOoUnd wenn sie schon beiläufig eine Diagnose ins Gespräch geworfen hat, hast du sie gefragt ob sie das nich ängstigt?


      Das war ein ungünstiger Moment: Wir waren auf einer Autofahrt mit einer dritten, nicht sonderlich eingeweihten Person und hatten ein Rollenspieltreffen zum Ziel. Sonst wäre ich darauf eingegangen, so habe ich es liegengelassen - und weil wir uns nicht gerade jeden Tag sehen, konnte ich es bis jetzt nicht wieder aufgreifen.

      Ich hatte gehofft, dass sich irgendjemand damit auskennt, ich fühle mich etwas überfordert... momentan "beschränke" ich mich darauf, ihre kindlichen Verhaltensweisen abzulehnen, die erwachsenen aber umso mehr zu bestärken; das klappt zwar, könnte sie aber auf Dauer von uns wegtreiben... ausserdem: Wir sehen sie vor allem zum Rollenspiel. Einer der Mitspieler scheint sich in sie verschossen zu haben und verteidigt sie bei jeder Handlung. Wann immer wir sie kritisieren, sagt er, das sei "nicht so schlimm", das sehe er anders, das sei ja dennoch gerechtfertigt undsoweiterundsofort... ich habs schon versucht, ihn darauf anzusprechen, warum ich so handle, aber er scheint nicht gesprächsbereit zu sein, nicht offen für eine Erklärung bzw. nicht offen für die Erkenntnis, dass sie ein ernsthaftes Problem hat.
      Mhh ich verstehe gut was du meinst...

      ... Und bei dem kerl der scheint wohl blind vor liebe zu sein, das is ja leider auch nich sonderlich hilfreich wenn sie dann von ihrem verehrer in ihrem verhalten noch bestätigt wird...


      Tut mir leid, das ich dir mit Erfahrungen nich wirklich weiterhelfen kann... Aber falls es dir hilft habe ich für dich ein offenes Ohr... Kannst mir gerne schreiben über den weiteren Verlauf der Geschichte, falls es dir hilft ;)


      Liebe Grüße
      e.
      Mein Herz will doch nur wissen, warum der Kopf lügt...

      Und mein Kopf will Gewissheit, dass das Herz recht hat und es Gift ist, was er "Gedanken" nennt...


      Update :)

      Von wegen keinerlei Krankheitseinsicht, ich habe ihr offenbar massiv Unrecht getan. Sie hat Krankheitseinsicht.

      Laut ihrer Therapeutin (hab mir ein bisschen erzählen lassen, die Frau scheint gut zu sein) hat das Syndrom gute und schlechte Seiten. Gerade weil sie im künstlerischen Bereich tätig ist, ist die ungehemmte Kreativität von Kindern für sie ein grosser Vorteil (bzw. sind viele, die an diesem Syndrom "leiden", genau deshalb in künstlerischen Bereichen zu finden). Aber sie ist natürlich oft auf zwischenmenschlicher Ebene etwas "blockiert", reagiert dort nicht erwachsen.

      Ich habe heute mit einer sehr erwachsenen Person gesprochen und mit ihr sowas wie eine Übereinkunft geschlossen. Wenn ich merke bzw. empfinde, dass ihr kindliches Verhalten an einem Punkt unangemessen und negativ ist, weise ich sie darauf hin. Sie wird dann versuchen, ihr Verhalten zu verändern.

      Ich finde, konstruktiver hätte dieses Gespräch nicht enden können...

      Bloss über den Typen haben wir noch nicht geredet. Da habe ich sie erstmal per Mail angeschrieben, weil ich den ganzen Nachmittag nicht daran gedacht habe, ihr meinen Verdacht zu schildern (dass er so verliebt ist). Aber aus anderen Teilen des Gesprächs konnte ich deutlich entnehmen, dass sie eigentlich momentan keine Beziehung erwartet... also an ihm auch kein Interesse hat. Das ist doch schon mal positiv...