Ich halte dass nicht mehr aus, ich kann einfach nicht mehr.
Ich hab mir immer sehr viel Mühe gegeben, in den Therapien mitgearbeitet, Medis brav geschluckt und selbst Strategien gegen die Depressionsfalle entwickelt.
Aber wie wird meine Zukunft ausschauen? Zur Zeit wird mir in Aussicht gestellt, dass ich noch jahrelang Medikamente nehmen und in Therapie gehen muss, dass ich jeden Tag auf mich achtgeben muss, nur um ja nicht wieder in das Loch zu stürzen. Ständig bei allem aufpassen, überlegen ob das jetzt gut ist oder nicht: obs jetzt essen, Musik hören, lesen oder Sport ist.
Ich will nicht mehr krank sein, ich will einfach gesund sein. Nicht nur sagen "Es geht mir zur Zeit gut, ich hab eine gute Phase" sondern: "Ich bin gesund und ich werde nie wieder Depressionen bekommen"
Wofür kämpfe ich eigentlich, wenn ich ja doch immer wieder falle?
Ich bin so verzweifelt, ich sehe keinen Grund mehr, mich überhaupt für irgendetwas im Leben anzustrengen.
Ich weiß, der Beitrag klingt jetzt sehr heulsusenmäßig, aber das muss raus.

Kann mir irgendjemand einen Tipp geben? Gibt es irgendjemanden, der total mit dieser Krankheit abgeschlossen hat und sein Leben lang gesund sein wird?
Ich will doch einfach nur gesund sein. Mein einziger Ausweg zur Zeit besteht im Alkohol - wieder täglich betrinken, obwohl ich es nach dem letzten Klinikaufenthalt wieder in Griff hatte.

Seelenschrei

Ich glaube, jeder, der Depressionen hat oder hatte, kennt diese Gedanken. Du schreibst genau das, was mich selber jahrelang immer wieder beschäftigt hat.

Nein, ich bin nicht vollkommen geheilt. Aber es geht mir meistens gut... mein Leben ist wieder lebenswert.
Ich konnte mir oft nicht vorstellen, mal sowas sagen zu können. Aber es ist so und jetzt weiß ich, wofür ich all die besch*ssenen Jahre lang gekämpft habe.

Auch dein Problem mit dem Alkohol kenn ich nur zu gut verstehen. Du hast das Gefühl, es ohne einfach nicht mehr ertragen zu können. Es kann ja schon nicht mehr schlimmer werden. Aber falsch: Es kann mit dem Alkohol noch schlimmer werden.
Ich denke, das muss ich dir eigentlich nicht sagen. Das wirst du wissen.

Bei Depressionen ist es eigentlich ein ständiges Zähne zusammen beißen und kämpfen. Doch es lohnt sich, auch wenn du das jetzt noch überhaupt nicht so sehen kannst.

Halte durch, es wird besser!

Feejaa

Hey liebe Seelenschrei,


leider gehöre ich nicht in deine Zielgruppe, die du ansprichst, aber irgendwie hat mich dein Beitrag doch angesprochen. Du fragtest nach Menschen, die mit dieser Krankheit, der Depression, abgeschlossen haben. Ich zähle mich _noch_ nicht dazu. Wie lang wird es dauern? Wann ist es vorbei, wann endlich? Wann kann ich sagen, ich bin geheilt? Woher weiß ich, dass ich nicht wieder in die Depression zurück falle? Ab wann bin ich überhaupt krank? Wenn ich Medikamente nehmen muss? Bin also nicht mehr krank, wenn ich keine Tabletten mehr schlucke?

Vielleicht ist gerade das das Teuflische an der Depression. Manche dieser Fragen sind (individuelle) Definitionssachen. Ein Bibliothekar, der jahrelang seine Bücher fein säuberlich in seiner Ordnung aufreiht, der immer nur alles daran setzt, dass alles seinen Platz hat, damit das Leben nicht aus dem Ruder läuft - wie viele Leute würden da sagen, der ist total zwanghaft, der ist doch krank. Aber vielleicht ist das ja für ihn einfach normal und er ist so zufrieden mit seinem Leben. Ist er nun krank oder nicht? Aus seiner Sicht sicherlich nicht. (Sorry, n blöderes Beispiel ist mir nicht eingefallen...)
Aber bei manchen Fragen, da gibt es keine Antwort. Die Frage, ob nicht doch alles wieder in sich zusammen bricht, kann keiner mit JA oder NEIN beantworten. Das Risiko ist da, und wird da bleiben. Aber auch nicht nur bei dir oder Menschen mit Depressionen, das Risiko besteht bei jedem. Ein Mann, der es sein Leben lang gut gehabt hat und der zufrieden mit seinem Leben war, vielleicht kurz vor der Hochzeit steht - was macht der, wenn die Verlobte plötzlich beim Verkehrsunfall ums Leben kommt? Schicksalsschläge können passieren, und nicht nur den Menschen, die eh schon depressiv sind oder waren, jedem von uns.

Ich habe nicht alle deine bisherigen 786 Beiträge gelesen, aber das was ich gelesen habe, auch hier in deinem Beitrag, zeigt mir nur mehr als deutlich: Du bist doch auf einem super Weg! Allein die Überschrift "WILL EINFACH NUR GESUND SEIN", damit ist meiner Meinung nach einer der größten Steine schon vom Weg runter geräumt, zur Seite, so dass du ohne Probleme dran vorbei laufen kannst. Du _willst_ doch!
Und nicht nur das, du gehst noch weiter und sagst: Schön, dass ich will, und wie mach ich das jetzt? Du redest hier davon, dass du in Therapien mitarbeitest, dir Mühe gibst, SELBER Strategien entwickelst, in anderen Beiträgen, dass du auch auf dich Acht gibst, Sport machst, Filme zum Lachen schaust, malst, weißt, was man statt Alkohol machen kann. Du weißt auch, was dir nicht gut tut. DU BIST DOCH SCHON SUPER WEIT, MACH WEITER SO!

Du meinst, das nervt. Immer schauen, ob's jetzt auch richtig ist. Klar, es nervt. Aber du hast ja auch nicht erst gestern angefangen. Du entwickelst mit der Zeit auch ein Gefühl dafür, ob's jetzt passt oder nicht, das geht ganz intuitiv. (Und weiblich bist du ja, also an der Intuition wird's nicht mangeln. ) Das ist was, was wirklich nur eine Zeit lang so geht, dass man da so genau drauf achten muss.

Nur weil ein paar Jahre schlecht sind, muss nicht das ganze Leben schlecht sein. Keiner ist dazu geboren, der absolute Loser zu sein. Auch du nicht.

Die Zeiten werden besser, versprochen. Und du hast es in der Hand, was du aus dem dir Gegebenen machst.


Alles Gute dir!
Patrick

Hey ihr Beiden, vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich kann dazu jetzt eigentlich nicht mehr viel sagen; was ihr geschrieben habt, hat mich sehr berührt und mir wieder etwas Kraft gegeben weiterzukämpfen.

Dankeschön,
Seelenschrei.

Hallo seelenschrei,


als ich dein posting las, dachte ich, dass ich das selbst geschrieben haben muss.
Mich hats vollkommen berührt, weil wirklich jedes Wort, bis auf den Alkohol, von mir hätte stammen können. Seit 11 Jahren Medikamente gegen Depression, seit 8 Jahren Therapie. Und was kommt dabei raus????
Gute Zeiten - schlechte Zeiten. nie die Sicherheit, dass die Seele am Dienstag noch so stabil ist wie am Montag. Sich irgendwie nie auf die Zukunft verlassen können. Puh, ich weiß, ich schreib zunächst total destruktiv.

Aber ich sags mal positiv: mit Medikamenten und Therapie bin ich soweit gekommen, dass ich meine Krankheit akzeptieren kann. Ich habe mich durch die Therapie viel besser kennengelernt. Ich empfinde die guten Phasen besonders intensiv. Ich habe auch die Möglichkeit gefunden mit ausgewählten Personen über meinen Zustand zu sprechen. ich weiß in etwas was mit mir los ist. Muss nicht mehr so übelst streng mit mir umgehen.

In all den Büchern, die ich über Depressionen gelesen habe, hab ich letztlich nie eine echte Heilung entdecken können, wenn es nicht gerade darum ging bestimmte Auslöser zu bearbeiten. Klar, die Ärzte, Psychiater, Therapeuten, die sprechen irgendwie immer von der Möglichkeit der Heilung und das ist ja auch okay. ich lasse mir aber schon lange nicht mehr vom Arzt sagen, dass ich an der Depression festhalte, weil ich sie zu etwas brauche. Diese These greift nicht, wenn man aus der größten Freude und dem größten Elan in Stumpfsinnigkeit verfällt.

Ich galube, dass bestimmte Formen von Depressionen nicht heilbar sind, sondern es einfach nur möglich ist erträglicher damit zu leben.
In Bezug auf die Medikamente sage ich mir: wenn sie helfen, dann ists okay sie auch ein Leben lang zu nehmen.
Aber ich kann dich so gut verstehen, dass du manchmal auch müde wirst gegen die Depressionen zu kämpfen. Ich habe kein Rezept. Kann nur immer in kurzen Schritten denken und ohne Frage ist es ein Riesenmist mit so schweren Depressionen belastet zu sein.

LG,
lindenblüte