Ich kann nicht...

      Ich kann nicht...

      Ich kann nicht...das hört sich so blöd an. Ein Teil von mir, der scheinbar noch wneigstens ein bißchen normal ist, sagt dann immer, stell dich nicht so an. Stelle ich mich an? Keine Ahnung...

      Es geht darum, dass ich mich kaum noch bei jemandem melde, sei es bei Freunden oder meiner Familie.
      Eine gute Freundin von mir habe ich seit Monaten nicht mehr gesprochen, ich konnte mich gerade so zu einer Weihnachts-SMS aufraffen, aber mehr schaffe ich einfach nicht. Vor Wochen kam ein Brief von ihr, aber bisher habe ich mich nicht getraut, ihn zu öffnen und zu lesen. Bereits vor dem Brief hörten wir lange nichts voneinander - ich versprach immer wieder, dass ich bald was von mir hören lasse, aber gerade wenn ich es mir fest vornehme und auch noch ankündige, mich zu melden, kann ich es einfach nicht tun. Ich weiß nicht, warum. Ich weiß nur, dass es eigentlich jeder Tag nurnoch schlimmer macht. Vielleicht, weil ich dann fürchte, meine Fassade ein Stück aufzugeben. Ich bin doch glücklich! Denke alle. Sollen alle denken.
      Bei einer anderen Freundin ist es das gleiche. Sie schrieb schon, sie würde sich Sorgen machen (sie wohnt weiter weg). Ich habe sie beruhigt, gesagt, dass ich mich wegen meiner anstehenden Prüfung nicht melde, es aber danach ganz bestimmt tun würde. Am Montag habe ich diese Prüfung bestanden, mit einer 1, ich habe endlich eine Ausbildung. Ich sollte mich freuen, es in die Welt rausschreien, aber ich habe mich trotzdem bei beiden noch nicht gemeldet.
      Bei meiner Familie ist es ähnlich.
      Meine Eltern trennten sich von 1,5 Jahren - ich fing wieder mit SVV an. Zu meiner Mutter habe ich ein sehr gutes Verhältnis, wir sehen uns zwar selten, aber sie war und ist immer für mich da. Schon bei ihr habe ich Probleme, ihr eine SMS zu schreiben, geschweige denn, anzurufen...bei meinem Vater ist es noch schlimmer. Weihnachten war ich dort, es war anstrengend. Er ist von meiner Mutter verlassen worden, er hat es wie wir nicht erwartet. Er war sehr fertig am Anfang, mittlerweile hat er ne "Bekannte", die er mir nie richtig vorgestellt hat. Aber er ist noch lang nicht drüber weg, sie waren 25 Jahre verheiratet...und immer, wenn ich mit ihm rede, wirkt er so unendlich traurig, was mich wahnsinnig runterzieht. Unser Verhältnis war nie das Beste (wir haben einfach zu wenig gemeinsam), aber ok, aber es verschlechtert sich zunehmend. Er wirft mir vor, dass ich mich nie melde, aber er hat meine schriftliche und meine mündliche Prüfung, die mir sehr wichtig waren, einfach vergessen... Und wenn ich es dann schaffe, mich zu melden, höre ich nicht, dass es schön ist, dass er von mir hört, sondern gleich wieder den Vorwurf, dass ich das ja auch mal eher hätte machen können...

      Dazu kommt, dass ich mich auch sonst zu sehr wenig aufraffen kann. Wie jetzt. Ich hätte einiges im Haushalt zu tun, es ist mein freier Tag, wenn ich arbeiten muss, komme ich eh zu nichts. Aber ich kann nicht. Wozu auch? Wenn mein Freund morgenabend kommt, ist mir die Wohnung wieder peinlich, dass es so aussieht...ich hasse Unordnung, aber zum aufräumen komme ich irgendwie nicht. Wahrscheinlich lege ich mich gleich einfach wieder heulend ins Bett und verschlafe den Tag...

      Ich weiß nicht, was ich hören will...einfach irgendwas...wäre schön...

      lg *coralie*
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Original von *coralie*
      Ihr habt wahrscheinlich recht, ich verdiene darauf keine Antwort. Ich weiß auch nicht...mir gehts blöd im Moment, ich hoffe, ich kieg den Tag irgendwie brauchbar um...


      Wer sagte das du keine Antwort darauf verdient hast?? Vielleicht kann gerade keiner etwas dazu sagen. Viele Leute schreiben lieber nix zu einem Thema, als was sinnloses weil sie nix anderes darauf zu schreiben wüssten. Also nimm es net persönlich das noch keiner geantwortet hat.

      Lg RT
      D.
      Hallo

      Ich denke es ist wichtig dass du da wieder etwas rauskommst. Du setzt dich selbst zu sehr unter Druck mit Sachen, die alle auf einmal nicht zu bewältigen sind. Seh die Probleme nihct als großen Klotz an, du kannst sie aufteilen, so sind sie besser zu bewältigen.
      Schreib dir einen Plan, wann du was machen willst, z.B. heute aufrämen, morgen Wäsche waschen, fang mit kleinen Dingen an, du sollst dich dabei auch nicht überfordert fühlen. Am Anfang ist es schwer überhaupt anzufangen, aber genau das ist der Punkt, wenn du nicht anfängst, wird es sich nicht ändern.

      Du kannst den Tag brauchbar rumkriegen, indem du heute anfängst. ;)

      Freundschaften muss man pflegen, sonst sind sie irgendwann weg. Also lies den Brief, ruf sie an, verabrede dich mit ihr. Auch wen es schwer ist überhaut aus dem Haus zu gehn, mach es. Geh nach draußen, spazieren.
      Verkriech dich nicht weiter, es wird sonst immer alles noch schwerer und verschwende nicht deine ganze Kraft zu Aufrechterhaltung deiner Fassade.

      Ich wünsch dir viel Glück dabei

      und herzlichen Glückwunsch zu der guten Note und zu deiner Ausbildung

      lg
      ... Freiheit ist die Möglichkeit, eigene Ziele zu verwirklichen ...
      Danke euch für eure Antworten.
      Am Wochenende (was ja bei mir nur aus Sonntag besteht) habe ich es endlich geschafft, aufzuräumen, endlich ist es wieder ordentlich. Ich hatte die Illusion, wenn hier erstmal alles ordentlich ist, ist es mein Leben vielleicht auch...
      Meine Freundinnen habe ich noch nicht angerufen, genausowenig meinen Vater. Vielleicht schaffe ich es diese Woche...
      Ich bin so fertig im Moment, einfach erschöpft...
      Flügelwesen
      ...komm nicht auf Scherben zum stehn...
      Andreas Bourani

      Dann ruh dich aus. Schau an was du geschafft hast, wovon du dachtest, dass es nicht möglich ist.
      Äußere Ordnung schafft manchmal auch ein wenig innere Ordnung.
      Du wirst es auch noch schaffen, dein Vater und deine Freundin anzurufen.
      Und wenn du das geschafft hast, sei stolz auf dich, denn du weißt wie viel Kraft dich das gekostet hat, gönn dir dann was schönes.

      lg
      ... Freiheit ist die Möglichkeit, eigene Ziele zu verwirklichen ...