Persephone

      du warst auf der suche nach deinem ich
      doch gefunden hast du bloß
      ein kaputtes wesen
      dein ich war zersplittert
      und bist nur eins von tausend scherben

      dein seelesplitter liegt ungeschützt,
      völlig nackt und bloß,
      im scherbenmeer
      gefangen

      nimmst eine scherbe in die hand
      und lässt sie sinken in dein fleisch
      eine scherbe ist durchsichtig,
      unsichtbar,
      nicht so blut
      sichtbar um dich zu retten
      um dein ich zu befrein
      Ich bin auf der suche nach meinem
      ich
      doch ich merke dass ich bloß eine
      fassade bin
      eine lüge

      drum schneide ich die lüge kaputt
      will unter die fassade sehen
      um endlich
      mich
      zu finden

      doch so tief ich auch schneide
      da ist kein
      ich
      da ist
      nichts
      ich wollt,
      es gäb mich nicht,
      ich wäre niemals da

      doch mein ich
      mich,
      gibt’s bloß in einer welt
      voller angst
      hass
      gewalt

      und ist das nicht mehr,
      dann gibt es mich nicht;
      drum führe ich fort
      was mein schöpfer begann
      um weiter
      zu
      sein
      schweig!
      wenn du redest,
      bist du tot
      jedes wort
      eine lüge


      irgendwann
      hat das mädchen aufgehört
      zu sprechen
      und nach vielen jahren der stille
      nach jahren der stummen schreie
      hat es vergessen,
      dass es ganz früher mal
      worte gab

      sprich!
      doch wie,
      dort wo früher der mund war
      bloß eine blutige wunde,
      eine von tausend versuchen
      zu sprechen
      doch nur eine narbe
      redet!
      nicht!
      du hast mich
      mit füßen getreten,
      hast mich gehasst,
      hast mich verletzt

      drum packte ich mich selber ein,
      doch sterben wollt ich nicht,
      legte mich zum schlafen hin,
      in die tiefkühltruhe

      klopf an,
      wenn du mich haben willst!


      dein leben
      gewesenes
      zuckt ins jetzt
      wie tausend blitze
      messerscharf
      zerschneiden die mauern
      die doch nie mehr sind
      als leinwände
      beschmierte fassade

      blitze brennen
      brennen mich
      verbrennen mein ich

      doch niemand siehts,
      hats je gesehen
      denn leinwände,
      die brennen nicht
      angst, schmerz, qual
      - horror geschieht!
      jetzt

      weg,
      lauf weg,
      niemand rettet dich,
      lauf weg!
      wohin?
      gibt kein sichren ort
      gibt kein hilfe
      nein!

      rennen,
      immer tiefer in die seele rennen
      sie jagen dich,
      sie finden dich,
      und immer tiefer in die seele rennen

      rennst durch selbsterschaffne welten,
      immer tiefer rein,
      hinein
      bis zum mittelpunkt der seele
      wo kein
      horror
      mehr
      geschieht
      du
      du bist mein herr
      mein lehrer, meister
      gott.

      du bist nie fort
      du hast meine seele
      in besitz genommen
      du besitzt
      mein ich
      früher rein und gut
      ist schon lange
      schmutzig,
      besudelt,
      schwarz
      voll blut

      ich hasse dich, verdamme dich, töte dich
      doch ich bin du
      und du bist ich
      drum hasse, verdamme, töte ich
      mich
      kindchen, du wirst geliebt!
      was für ein geschenk,
      in dieser grausamen welt
      mädchen,
      du hast es gut!



      aber vater,
      viel zu groß ist deine liebe,
      vaterliebe
      deine liebe in mir,
      so gierig und hart,
      so arg und voll schmerz,
      sie reißt mich,
      mich und das mädchen,
      entzwei
      sie liegen auf dir
      riesige körper
      packende hände
      halten dich fest

      du liegst da
      hilflos und klein
      kannst nichts tun,
      bloß immer brav sein

      nein nein nein
      wo bin ich?
      ein kind,
      beim papa im bett,
      wieder klein?
      nein nein nein
      erwachsene frau
      zugeschlossne psychiatrie,
      gefesselt ans bett


      alles wie immer...
      das feuer brennt,
      höllenfeuer
      verborgne welten,
      nachtwelten
      zu heiß
      zu nah
      zu schwarz
      und der teufel spricht
      verbrenne, kind, verbrenne

      zu groß ist die angst,
      zu groß ist die qual
      sie kann nicht leben,
      doch sie kann auch nicht sterben
      drum dreht sie sich um
      und geht,
      weg aus der angst
      und weg von der qual,
      rein in ihre eigne,
      sichre?
      welt
      kollateralschaden


      wir führen einen krieg,
      geliebtes leben,
      warum hast du auch bloß
      mein territorium besetzt?

      lass mich nur machen,
      ich weiß genau,
      was dich am meisten verletzt,
      der zärtlichste tyrann,
      der bin immernoch ich