falsche selbsteinschätzung vs falsche fremdeinschätzung

      falsche selbsteinschätzung vs falsche fremdeinschätzung

      Ich bin wütend. Wütend und enttäuscht. Und ein wenig verunsichert.

      Einer guten Freundin ging es die letzten Monate nicht gut, sie hatte einige Abstürze, rutschte wieder in die SV (wenn auch nach ihr eine einmalige Aktion) und hat uns permanent weggestoßen, weiß Gott wieviele Dinge vorgeworfen, permanent misstraut.
      Keine leichte Zeit.
      Aber ich war da. Auch wenn es mich selbst auch viele Nerven gekostet hat.
      Sie hat auch eingesehen, dass es so nicht weiter gehen kann, hat sich über eine Therapie informiert, einen Termin mit einer Beratungsstelle ausgemacht. Den hätte sie schon Anfang letzten Monats haben können, doch aus (mir nicht verständlichen Gründen, die eher nach Ausreden kl*ngen) erst auf Anfang März gelegt.
      Inzwischen geht es ihr aber wieder gut, sie ist ihrer Aussage zufolge wieder stabil, sieht keinen Sinn mehr darin, jetzt noch den Termin wahrzunehmen.
      Dass ich das anders sehe, versteht sie nicht, will sie nicht verstehen.
      Ich wollte ihr meinen Blickwinkel erklären, ihr begreiflich machen, wieso ich es gut fände, wenn sie doch hingeht.
      Meine Freundin ebenso.
      Stattdessen bekam sie nur zu hören, wir dürften eigentlich gar nicht reden, jeder von uns hätte seine Probleme und sie solle einmal mich anschaun.
      Ich dachte, ich hör nicht richtig. (Saß daneben, habe es also zwangsläufig mitbekommen)


      Ich weiß nicht, welches Gefühl im Moment vorherrscht.

      Da ist zum einen Wut.
      Sie hat sich in den letzten Monaten einiges geleistet, nicht nur mir gegenüber. Ich war da, habe zugehört. Und jetzt stellt sie mich praktisch mit sich auf eine Stufe?!
      Spricht mir alle meine Fortschritte ab, die ich gemacht habe?
      Ich war weit unten, ja, daraus mache ich kein Geheimnis. Wahrscheinlich sogar weiter, als sie es ist. Oder zumindest auf eine etwas andere Art. Aber dennoch.


      Enttäuschung.
      Ich habe ihr vertraut. Mit ihr gesprochen, wo ich es mit meiner Freundin nicht konnte. Sie weiß, dass ich mich früher v*rl*tzt habe, sie weiß, wenn es mir jetzt nicht so gut geht, wenn ich gegen den Druck ankämpfe. Sie weiß um meine Probleme, mich den Menschen, die ich Liebe verständlich zu machen, weiß, dass ich unter extremer Belastung manchmal abdrifte, im schlimmsten Fall beginne zu Hyperventilieren.
      Ich habe ihr das alles anvertraut und sie hat nichts besseres zu tun, als es gegen mich zu verwenden, mich als Ausrede zu benutzen, wieso _sie_ keine Therapie braucht.

      (ganz nebenbei...selbst wenn, hätte das doch nichts mit ihr zu tun. schließlich muss jeder so eine Entscheidung für sich selbst treffen.)


      Und zu guter letzt:
      Unsicherheit...
      Hat sie vielleicht recht?
      Schätze ich mich stabiler ein, als ich eigentlich bin?
      Ich habe seit über 1/2 Jahren nicht mehr g*schn*tt*n.
      Natürlich, der Druck ist manchmal da, aber ich weiß, mit welchen Skills ich ihn aushalten kann.
      Ich schaffe es meist, mich aus diesem Gefühl des Abdriftens zu reißen, bevor ich wirklich weg bin. Ich kenne die Situationen, in denen es auftritt und vermeide sie zwar nicht ständig, aber es hilft, wenn ich 'vorgewarnt' bin.
      Ich weiß, welche Atemtechniken ich anzuwenden habe, um nicht zu hyperventilieren.
      Und ich arbeite daran, mich mitzuteilen. Ich habe mit meiner Freundin darüber gesprochen, ja _gesprochen_ (!) und sie stimmt mir zu, schätzt mich ebenfalls nicht so labil ein.
      Mir geht es im Grunde gut.
      Kann ich mich auf dieses Gefühl verlassen? Oder mache ich mir womöglich doch etwas vor?

      Nebenbei habe ich keine Anhnung, wie ich jetzt mit dieser Freundin umgehen soll. Sie darauf ansprechen? Es einfach gut sein lassen?

      Vielen Dank fürs lesen...und vielleicht hat ja der eine oder andere einen gedanken dazu, den er mit mir teilen möchte.
      Kurúshii