5 Jahre clean - und trotzdem bleibt ein Teil für immer. Ein Schneeflockeabstürzchen.

      5 Jahre clean - und trotzdem bleibt ein Teil für immer. Ein Schneeflockeabstürzchen.

      Hallo,

      wow, ich war so lange nicht mehr hier, ich weiß nicht einmal ob es noch irgendjemanden hier gibt, der mich kennt. Ein bisschen schmunzeln musste ich eben auch tatsächlich, als ich gesehen habe, dass zwei Beiträge von mir oben festgemacht sind... jaja, die "gute" alte Zeit.

      Es geht mir nicht gut, um es mal vorsichtig auszudrücken, auch wenn ich mir das nicht gerne selbst eingestehe, und irgendwie hatte ich jetzt dieses Bedürfnis, einfach hier herzukommen und einen Thread zu eröffnen. Dabei habe ich hier fast schon Jahre nicht geschrieben - und trotzdem habe ich das Gefühl, es gehört genau hier hin und könnte helfen.

      Es sind fast 5 Jahre, die ich jetzt nicht mehr unter SVV leide und vielleicht so etwa 3 Jahre in denen es stetig aufwärts ging und ich sagen würde, dass ich gesund geworden bin. Der Weg war lang, aber die Normalität hat sich eingestellt. Ich habe eine Lehrstelle bekommen, diese super abgeschlossen, eine Arbeit, meine ambulante Therapie abgeschlossen, ich bin vor 2 Jahren ausgezogen und wohne selbstständig und alleine. Mir geht es gut, ich habe das Leben erreicht, dass ich immer wollte - ein normales Leben, ohne Angst.

      Abstürze werden weniger, sehr viel weniger. Zur Zeit passieren sie mir vielleicht 2 oder 3 mal im Jahr, in Extremsituationen. Aber leichter werden sie nie.

      Ich bin im Moment mit der Gesamtsituation überfordert, ich will meine Träume leben und weiß nicht so Recht wie, ich will mehr, ich will hier weg, und nach meiner Absage aus New York frisst die Planlosigkeit wie das laufen soll mich auf. Manchmal, ganz manchmal, denke ich ich werde das niemals schaffen. Und ich erkenne auch, dass das ein Muster ist und nicht stimmt. Ich weiß, dass ich es schaffen werde. Aber gerade fehlt mir dir Kraft.

      Und dann wünsche ich mir, dass er da ist. Dass er mich hält, mir zuhört, einfach an meiner Seite steht. Er müsste ja gar nichts groß tun, nur da sein. Er ist es nicht, und mir wird bewusst, dass das daran liegt, dass ich zur Zeit mehr für ihn empfinde, als er für mich. Er gehört zu den wenigen Dingen die mich hier halten - und ich rutsche ab, in eine Nebenrolle in seinem Leben. Ich hätte ihn wirklich gebraucht gestern Abend, aber er hat lieber Poker gespielt. Das ist einfach hart und ich werde dann sehr verletzend, aber irgendwie hat es mir auch nur bewusst gemacht, dass ich in der Beziehung zur Zeit zu viel gebe, und er zu wenig. Und dass ich eigentlich dann jetzt gehen müsste...

      Der Gedanke tut so furchtbar weh. Ich brauche ihn, ich will bei ihm sein, und ich habe zur Zeit einfach das Gefühl, wenn ich DIESES EINE AUCH NOCH zerstöre, ist um mich herum alles grau. warum gerade jetzt, warum kann er nicht da sein wollen wenn ich ihn brauche.

      Und so liege ich da und weine seit ungefehr 14 Stunden. Es tut so weh, ich weiß gar nicht was, es ist wie ein Absturz in dem alles wieder über einen reinbricht. Die Vergangenheit, alter Schmerz, aktueller Schmerz, und das Gefühl, von ihm im Stich gelassen zu sein.

      es tut so weh, dass ich mich daran erinnere, wie "hilfreich" es jetzt wäre, irgendeine Sucht zur Pseudohilfe zu nehmen. Wie ein kleiner Schnitt wenigstens für die kurze Zeit den Schmerz aufheben würde. Oder wenigstens wieder mit dem Rauchen anfangen, oder ein bisschen Droge. Ich weiß, dass ich all das nicht tun werde, dass ich nicht dahin zurückfallen werde, aber ich werde in solchen Momenten wohl nie aus den Augen verlieren, dass es diesen leichten Weg gibt, zumindest für die Sekunde. Schließlich kenne ich auch den langen Kampf der danach kommt.

      Ich werde ihn gehen müssen, den harten Weg und aushalten aushalten aushalten. Nichts anderes versuche ich gerade. Es tut weh, aber es wird vorbeigehen. Es ist einfach ein Absturz. Irgendwann kommt die Ruhe, und ich weiß, dass die Welt dann nicht mehr so grau aussieht wie gerade. Ich muss es einfach nur aushalten, denn das Mädchen das sich in diesem Moment in den Arm schneidet, bin ich längst nicht mehr. Aber ich werde sie für immer gewesen sein.
      Was immer du tun kannst, oder wovon du träumst - fang damit an!
      Hallo,

      also erstmal möchte ich dir sagen, dass ich es echt total beeindruckend finde, dass du es so lange ohne ausgehalten hast, dass du so dafür kämpfst, ein möglichs normales Leben zu führen und es weitgehend geschafft hast, die Krankheit hinter dir zu lassen!!!

      Und klar, durch einen Schnitt würde sich im moment vielleicht die Anspannung, die Trauer lösen, das kann man ja als "erfahrene Betroffene" nicht abstreiten, aber denk doch auchmal an das dannach.
      Du würdest jetzt vielleicht ne Stunde, zwei Stunden, nen halben Tag oder so dem Schmerz entkommen, doch dann würde die Scham, die Wut darüber, es nach so langer Zeit doch wieder getan zu haben, sicherlich überwiegen. Und meinst du, diese Gefühle sind dann leichter auszuhalten als der Schmerz jetzt? Dieser eine Svchnitt würde dich wieder soweit zurückwerfen.

      Und er schmerz wird auch ohne Schneiden mit der zeit weniger werden, ganz bestimmt! Es dauert wohl länger, aber es wird nicht ewig dauern! Und dann wirst du stolz sein, durchgehalten zu haben!

      Und viele der Gefühle haben ja sicherlich mit der jetztige Situation eher indirekt zu tu, das jetztige Gefühl des Alleinseins triggert ja die die ganzen alten Situationen wieder. Und die wirst du ja durch Schneiden auch nicht los!
      Vielleicht schaffst du es ja, dir deutlich zu machen, dass deine jetzigen Gefühle einfach so unendlich schlimm sind, weil sie an alten erafhrungen rühren, und nicht alle was mit der gegenwart zu tun haben.


      Und das man die Erfahruingen, die man gemacht hat, in´deinem Fall jetzt mit dem Schneiden, gespeichert bleiben im Kopf, das ist normal denke ich. genauso wie ein Alkoholiker immer aufpasen muss, Aljkohol nicht zu nahe zu kommen und in jeder schwierige Situation sofort drann denkt, so ist es wohl auch mit dem schneiden. Es war ein langer lebensaabscnitt, wo dich das SVV begleitet hat, es ist eine extreme Erfahrung, und das kann man nicht ungeschehen machen.
      Und wenn man es könnte, wer weiß, ob das gut wäre. Wenn du nichtmehr wüsstest, was für ein Kampf das ist, da rauszukommen, dann würde man es wohl eher wieder einsetzten.

      Also, versuch, weiterzukämpfen!#

      lg, persephone
      Hallo,

      ich habe jetzt ein wenig geschlafen und bin wieder auf einem "normalen Level." Erstmal vielen Dank für die lieben Worte.

      Dieser eine Svchnitt würde dich wieder soweit zurückwerfen.

      Ja, das weiß ich - und deshalb würde ich das auch niemals mehr tun. Irgendwie hat es mich aber (mal wieder) erschreckt, dass diese Gedanken immernoch existieren, aber wahrscheinlich ist das einfach normal, dass einem in solchen Situationen alte Muster wieder einfallen, mit denen man früher versucht hätte, damit umzugehen.

      Und viele der Gefühle haben ja sicherlich mit der jetztige Situation eher indirekt zu tu, das jetztige Gefühl des Alleinseins triggert ja die die ganzen alten Situationen wieder.

      Das war für mich gerade ein sehr hilfreicher Denkanstoß von außen, wenn er bei mir auch noch ein wenig weiter geführt hat.
      Früher war eine ganz zentrale Frage für mich: "Wieviel darf ich akzeptieren, um nicht alleine zu sein? Wann tut mir jemand nicht tut und ich muss gehen?"

      Ich muss mir diese Frage immernoch stellen was unsere Beziehung gerade angeht. Aber vielleicht vermische ich hier auch versehentlich, denn er will mir sicher nichts böses... vielleicht weiß er gar nicht genau, warum ich so verletzt bin, und dass ich ihn gerade jetzt brauchen würde. Vielleicht ist er einfach ein bisschen unsensibel (was er manchmal ist) und merkt es nicht. Vielleicht ist er auch einfach ein Arsch, ich muss darüber nachdenken oder einfach nochmal mit ihm reden. Aber vielleicht stecke ich gerade zu viel Interpretation da rein auf Grund vergangener Erfahrungen...

      Und vielleicht ist der Punkt, an dem ich zur Zeit stehe auch irgendwie so ätzend, weil es sich ein bisschen wie früher anfühlt - nicht wissen wohin, wie es weitergehen soll, wie die Zukunft aussieht. Eine sofortige Lösung soll her, weil der Schwebezustand nicht zu ertragen ist. Und diese Zweifel natürlich... Zweifel, dass ich froh sein sollte dass ich das normale Leben habe, anstatt immer noch mehr zu wollen.

      Aber ich WILL mehr. Ich will meine Träume leben, ich will auch bereit sein dafür etwas zu riskieren. Und ja, vielleicht ist das für mich einfach auch heute noch ein bisschen schwerer, als für Leute ohne "labilen Hintergrund" (sage ich jetzt einfach mal) aber vielleicht ist es auch gerade wenn man sich seines Lebens sehr bewusst ist, der richtige Weg, das Beste daraus zu machen. Ich werde das sicherlich noch oft aus den Augen verlieren, aber ich KANN DAS!

      dankeschön.
      Was immer du tun kannst, oder wovon du träumst - fang damit an!