Auf der Suche nach Hoffnung und Menschen, die die ES hinter sich gelassen haben.

      Auf der Suche nach Hoffnung und Menschen, die die ES hinter sich gelassen haben.

      Langsam werden mir meine eigenen Threads selbst zuviel, ich erstell ja nur noch irgendwelche neuen Themen :rolleyes: Whatever...ich denk halt viel.

      Und vor allem denke ich in der letzten Zeit wahnsinnig viel über die Anorexie nach. Es geht um die Funktion, es geht um Motivation, es geht um Hoffnung oder eben auch Hoffnungslosigkeit, es geht ums Sich-In-Die-Anorexie-Fallen-Lassen und ums Wie-Komme-Ich-Da-Raus?

      Und im Grunde genommen habe ich nur eine Frage:

      Gibt es hier im Forum Menschen, die es geschafft haben, die Anorexie oder die Bulimie hinter sich zu lassen?
      Ich glaube, ich muss nicht mal wissen wie ihr das geschafft habt (auch wenn es schön wäre, auch das lesen zu können; das ist dann wohl eine indirekte Aufforderung), sondern ich suche einfach nach Hoffnung. Und zu wissen, dass es hier Menschen gibt, die es geschafft haben, ich denke, das würde mir Hoffnung geben.

      Hört es jemals auf? Wird das Essen irgendwann wieder zu etwas Alltäglichem, Normalen? Oder wird es immer einen "komischen Beigeschmack" haben?
      Kann man sich irgendwann im Spiegel angucken und sagen, dass das Spiegelbild zu ertragen oder vielleicht sogar akzeptabel ist?
      Hört das alles irgendwann auf, wenn man sich anstrengt oder wird das Verhältnis zum Essen nie wieder normal?

      Hanna

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Prachtmädchen“ ()

      Hallo Hanna!

      Ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und möchte dir gerne drauf antworten.
      Ich hatte auch jahrelang eine ES - also Ana - und mein meine Gedanken kreisten nur noch ums Essen und Nichtessen.
      Ich habe mir nur noch ganz bestimmte kalorienarme Nahrungsmittel erlaubt,
      Seit ca. zweieinhalb Jahren hat sich da sehr viel bei mir verändert. Ich habe meinen Freund kennen gelernt und da habe ich es geschafft, mein Essverhalten zum ersten Mal nach sieben Jahren undgefähr zu verändern. Und zwar sehr.
      Ich habe auch wieder Süßigkeiten, Kuchen etc gegessen udn konnte es auch genießen. Habe aber immer noch streng darauf geachtet, nicht zuzunehmen. Aber es war schon mal ein großer Erfolg für mich.
      Und jetzt in letzter Zeit, schon so zwei Monate oder so, tut sich auch wieder sehr viel: Wenn ich in den Spiegel schaue, finde ich mich zu dünn und gefalle mir nicht mehr so. Dann denke ich oh mann, mein Gesicht uns so, das sieht so ausgezehrt aus.
      Aber gleichzeitig ist halt das Muster noch immer im Kopf, das sagt, bloß nicht zunehmen.
      Aber ich merke doch, wie der Wunsch, wieder Normalgewicht zu bekommen und zuzunehmen immer größer wird und das Muster immer mehr in den Hintergrund gerät.

      Also, liebe Hanna, du siehst: Es gibt auf jeden Fall Hoffnung!!!
      Ich wünsche dir von Herzen alles Gute und dass du es schaffst die ES zu besiegen

      Alles Liebe

      Melantho
      Liebe Hanna,

      Ja, es gibt die Hoffnung auf ´"Da-raus-kommen". Ich habs geschafft.
      Und heute esse ich unheimlich gerne und mache mir gar keine Gedanken mehr, ob ich zuviel gegessen habe oder so. Ich denke auch nichtmehr "Oh nein, ich hab heute soviel gegessen, ich hab sicher zugenommen..etc".

      Ich esse, wenn ich Hunger habe, bis ich satt bin. Nie wieder k*tz*n.Nie wieder dauernd wiegen oder Kalorien zählen. Dieses Kapitel habe ich hinter mir gelassen.

      Und du kannst das auch schaffen. Es geht nicht von heute auf morgen. Aber es ist machbar und das ist das allerwichtigste!

      Alles Liebe

      Eve
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.
      Original von Evergreen
      Ja, es gibt die Hoffnung auf ´"Da-raus-kommen". Ich habs geschafft.



      Und wie hast du das geschafft? Es hört sich toll an. Da möchte ich auch hinkommen!

      Auch dir Melantho, danke für deine Antwort. Kannst du denn sagen wie du das geschafft hast? Sich einfach wieder dazu zwingen zu essen und irgendwie merken, dass es aushaltbar ist?
      Ich musste mich nicht zwingen.
      Ich denke, dass jeder Mensch da einen anderen Weg gehen muss.
      Bei mir waren es sehr viele innere und äußere Entwicklungen. Es hat sich viel verändert. Und auch meine Einstellung zum Essen und zum Körper hat sich mitverändert. Zwingen musste ich mich aber nicht.
      Wie ich das geschafft habe?
      Hmmm, in dem ich viele kleine Schritte gegangen bin.

      Achtung, könnte etwas "kindisch" rüberkommen, aber mir hats geholfen...

      Ich hab damit angefangen, meinen Körper, jeden Morgen und jeden Abend einzucremen. Am Anfang dachte ich, hilfe, bin ich hässlich, aber ich hab weitergemacht. Ich hab angefangen meinen Körper als einen Freund angesehen, der mich immer begleitet. Und Freunden muss man auch mal was gutes tun. Dann habe ich meinen Fingern, den Armen etc. Namen gegeben, damit waren sie dann nicht einfach nur ein Körperteil, sondern ein ganz besonderes Körperteil. Wenn ich mich also eingecremt habe, dann habe ich immer daran gedacht, wie gut das meinem Körper tut und mir vorgestellt, wie die Creme in die Haut einzieht und die Haut sich darüber freut.
      Mit der Zeit hab ich dann ein richtig gutes Verhältnis zu meinem Körper aufgebaut. Er benötigt auch Zuwendung. Und wenn wir unserem Körper etwas gutes tun, dann wirkt sich das auch auf die Seele aus.
      Irgendwann war es sogar so schön für mich, dass ich mich immer darauf gefreut habe.

      Aber trotzdem war mir mein Körper noch zu dick. Ich fühlte mich zwar wohler in meiner Haut, aber beim Blick in den Spiegel war ich immer noch unzufrieden.

      Ich hatte schon immer Probleme mit dem Essen. Also hab ich mir ein Biobuch geschnappt und mir durchgelesen, was unser Körper für was braucht. Ich hab dann meine Mahlzeiten direkt darauf ausgerichtet, so dass ich wusste, mein Körper bekommt jetzt das was er braucht, ganz gezielt. Es ist gesund (und meist waren die Gerichte wirklich sehr fettarm) ich habe also kein Fast Food oder so in mich reingestopft, sondern nur ausgewähltes Essen. Dann ging es auch meinem Körper besser, er bekam was er brauchte.

      Ganz langsam habe ich dann zugenommen, aber es war okay für mich, weil ich wusste, ich ernähre mich ausschließlich gesund und das was ich zunehme, das beruht auf einer gesunden Ernährung.

      Wenn ich mir das jetzt nochmal durchlese, kommt es mir fast schon wieder einfach vor, aber das war es nicht. Nie. Ich hab lange dafür gebraucht. Und es haben auch äußere Einflüsse mitgespielt. Gespräche mit Betroffenen oder Außenstehenden.

      Ich glaube ich habe 'ne ganze Menge vergessen, wenn mir noch ein paar Dinge einfallen, dann schreibe ich sie noch dazu.

      Hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.

      PS: Auch wenn man einen enormen Selbsthass o.ä. hat, das mit dem eincremen hilft, ich kenn viele denen das geholfen hat. Am Anfang kommt man sich seltsam vor oder will aufhören, aber es klappt, wenn man sich darauf einlässt und das auch ein paar Monate macht.

      Eve
      Es ist nicht so,
      dass ich jetzt nicht mehr kann
      denn irgendwann
      fängt etwas neues an




      mit mehr Belang.
      hallo ihr,

      also ich hab es vor vier jahren geschaft der magersucht zu entkommen! ich hab wirklich diese jahre dann weider normal gegessen und nicht mehr über all das nachgedacht! aber leider bin ich im moment wieder auf den weg dahin oder schon dort gelandet ich weis es nicht! ich hoff nur das ihr wo es geschafft habt auf euch aufpasst und es beim kleinsten anzeichen nicht noch mal zulasst! ich hätte mehr aufpassen müssen! naja ich hoff ich schaff es wieder zurück!

      sy
      Wenn er kommt hab keine angst, jedes ende ist ein neuanfang! alles ist eins und gehört zusammen
      Original von Melantho
      Zwingen musste ich mich aber nicht.


      Dieser Satz hat mich nachdenklich gemacht. Nachdenklich insofern, dass ich gedacht habe, dass es vielleicht nicht besser werden kann, wenn man sich nur zwingt und die Motivation dahinter fehlt. Eine Mitpatientin aus der vorvorletzten Klinik hat mal zu mir gesagt, ich soll mir nicht sagen "Ich muss", sondern "Ich will". Daran musste ich denken. Wenn ich mir immer wieder sage, ich muss essen, ist es anders, als wenn ich sage ichwill essen, weil das der Weg zur Gesundheit ist und weil Essen sozusagen meine Medizin ist.

      Danke für die lange Antwort, Eve. Das mit dem Körper eincremen. Ich kann mich nicht dazu überwinden. Ich mache ja sogar beim Duschen meistens die Augen zu, damit ich ihn nicht sehen muss. Anfassen geht fast gar nicht. Aber vielleicht muss ich mich dazu überwinden, vielleicht ist es gerad aber auch noch zuviel bzgl. Flashbacks und Dissos.

      Das mit der gesunden Ernährung, das hört sich gut an finde ich. Danke jedenfalls für die Antwort, ich schau mal was ich daraus für mich ziehen kann.
      Liebe Hanna,

      meine erste Therapeutin hat mir mal gesagt, dass man "Ich muss" durch "Ich will" ersetzen soll.... wie du es ja schon kennst.

      Es gibt aber noch etwas, das man ersetzen kann.
      "Ich kann nicht"- "Ich will nicht"
      Ich denke, das ist ebenfalls etwas, was für dich wichtig werden könnte!

      Ich schicke dir viele liebe Grüße
      S.
      "Auschwitz beginnt da, wo einer im Schlachthaus steht
      und denkt, es sind ja nur Tiere."

      Theodor W. Adorno
      ich habe es nach sechs schlimmen jahren mit der magersucht geschafft da rauszukommen. ich denke du hast recht, dass es mit dem "ich muss mich zwingen" bedeutend schwieriger ist. bei mir war es so, dass ich eines tages plötzlich gesehen und gespürt habe wie abgemagert ich bin, das heißt für einen moment habe ich meinen körper richtig wahrgenommen und mir ist klar geworden, dass ich sterbe wenn ich so weiter mache. und ich habe gemerkt wie sehr ich am leben hänge und dass ich die schwierigkeit mit dem essen anzufangen in kauf nehmen möchte, um nicht sterben zu müssen. dieses von außen an mich angetragene "du musst essen" wurde zu einem "ich möchte leben" und zu einem "ich möchte das leben genießen" und das war der erste schritt. dann habe ich es so ähnlich gemacht wie evergreen und mir bücher zur gesunden ernährung besorgt, die mir vor augen geführt haben, was ein gesunder köper braucht und es hat mir auch etwas die panik vorm zunehmen genommen. dieses sich bewusst machen: der körper braucht nahrung zum funktionieren bedeutet nicht dick werden hat sich nach und nach eingestellt. ich glaube der magersucht entkommt man in erster linie durch einen sprung. das ist im rückblick leicht gesagt, ich weiß, aber meine therapeutin hat mal zu mir gesagt: "was meinen sie was tolles passiert wenn sie die energie die sie aufs hungern verwenden für sich einsetzen". ich weiß wie verteufelt die Anorexie ist und wie schwierig es ist da raus zu kommen, aber ich denke es ist wie bei allen anderen süchten, man muss sich zu 100% dazu entscheiden da rauskommen zu wollen und wenn man das will dann geht es auch. es gehört zur sucht, dass man sich hinter ihr versteckt (das ist jetzt etwas hart ausgedrückt), die sucht ist der weg des geringeren widerstandes, doch wenn du die energie die du bis jetzt in diese krankheit gesteckt hast in power für dich transformierst dann schaffst du es.
      hm.. ich schreib da jetzt auch mal was . ich denke, ich kann schon sagen, dass ich der magersucht bzw. bulimie entkommen bin.

      das hat lange gedauert, aber es geht. mir hat es geholfen, eben nicht mich zu zwingen oder gezwungen zu werden sondern selber langsam kleine schritte zu gehen. ganz wichtig war für mich der entschluss, nie wieder auf eine waage zu steigen.
      es hat mir auch geholfen, mich mit dem kochen und ausgewogen gesund essen selber auseinanderzusetzen.
      dh, selber zu kochen und zu wissen, wieviel von was der körper so braucht. mit der zeit kommt auch wieder ein gefühl dazu. bei mir hat es allerdings schon eine zeit gedauert, bis ich wieder ein normales hungergefühl gespürt hab. deswegen waren für mich anfangs feste essenszeiten und ein ungefährer essplan recht wichtig.
      sehr wichtig für mich war, nicht unter druck zu stehen. dh, erstmal schaun, dass ich das gewicht halte und nicht weiter abnehme. langsam ein gefühl wieder dafür entwickeln.

      was mir zu einem positiveren körpergefühl wirklich geholfen hat, war regelmäßige sanfte bewegung. radfahren oder so. diese runde bewegung. ohne viel anstrengung. nicht um kalorien zu verbrennen sondern einfach um mich besser zu fühlen . ein besseres gefühl im körper zu kriegen. das hat auch eine weile gedauert und es verlässt mich heute auch wieder ab un zu.aber es ist möglich, dieses gefühl "ich halte den körper nicht aus, das essen in mir drin" was auch immer, hinter sich zu lassen bzw. erstmal zu reduzieren.
      essen als etwas schönes und genussvolles zu erleben, dabei hat mir meine damals beste freundin geholfen. die mir das vorgelebt hat.
      und was ich heute noch gern mache, freunde zum essen einladen.. was schönes kochen, ein richtiges kleines fest machen, mit deko und allem was dazugehört.
      um gegen die bulimie anzukommen brauchte ich vor allem den entschluss: es muss aufhören.
      hab mir grenzen gesetzt: das esse ich, und das bleibt auch drin. ohne rückzieher. das war hart, aber es war das einzig mögliche. mir selber das verbot auferlegt, nach dem essen kotzen zu gehen.
      fressanfälle lassen sich am besten mit regelmäßg ausgewogen essen vermeiden.
      das stimmt wirklich.

      wg dem eincremen: das versteh ich gut, dass dir das schwerfällt. mir hat es geholfen, erst die augen zuzulassen und nur zu fühlen, wie gut sich das anfühlt und wie es dem körper gut tut, wie toll die creme riecht und so.. vllt wär das eine annäherungsmöglichkeit?

      ich hoffe, es is was für dich dabei, was dich weiterbringt.
      alles liebe c.
      Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will."
      ..."vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen ertragen als unsere Freuden. Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns eingetreten ist...." (Rilke)
      Die Ursache bin ich selbst! (Thomas Bernhard) :thumbsup:

      DER KRIEG IST VORBEI! (meine exsupervisorin)
      Danke noch für eure Antworten.
      Ich denke, ich kann da einiges für mich draus ziehen.

      Ich wollte nur nochmal eine Rückmeldung geben, dass ich sie auch gelesen habe, komme mir sonst immer so blöd vor, wenn sich Menschen noch die Mühe geben zu antworten und dann keine Reaktion kommt.

      Deswegen: Danke!
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