Versagerin!

      Versagerin!

      Hallo Leutchen

      Ich habe eeeeeeewig nicht mehr geschrieben, sondern lese seit Monaten nur noch mit.

      Naja, mittlerweile gehts mir wieder richtig beschissen.Doch da ich gerade absolut keine Kraft habe, alles detailliert zu formulieren, setze ich einfach den Brief rein, den ich heute abend an meinen alten Therapeuten geschrieben habe. Ich hatte bis nach dem Abi bei ihm Thera-also Sommer 2007!

      Ich hoffe daraus wird Einiges deutlich.

      Was ich erwarte?

      Arschtritte, Motivation...Keine Ahnung, irgendwas!

      Hallo Herr ….

      Erst mal möchte ich mich entschuldigen, dass ich beide Male die VON MIR gewünschten Termine abgesagt habe.
      Es lag nicht an Zeit, Terminen oder ähnlichem sondern lediglich daran, dass ich zu stolz war zugeben zu wollen, dass ich alleine absolut nicht klar komme.
      Der Abbruch meines Studiums war der erste große Fehler den ich begangen habe.
      Den zweiten habe ich erst vor einigen Tagen begangen.

      Ich hatte mich nach Abbruch des Studiums entschieden eine Ausbildung machen zu wollen. Zuerst stand Europa-Institut an, danach Kinderkrankenschwester, Erzieherin…Alles Mögliche.
      Im Sozialen Bereich habe ich dann auch freiwillige Praktikaas gemacht.
      Danach habe ich festgestellt, dass ich alle Bedingungen für ein Au Pair Jahr erfülle und habe mich somit dafür entschieden. Es hat mich unheimlich gereizt und ich dachte tatsächlich, das es ein Neuanfang für mich sein könnte. Ich hatte es mir fest vorgenommen und habe mich unheimlich darauf gefreut, konnte es kaum abwarten und dachte, dass es die schönste Zeit meines Lebens werden würde.
      Natürlich habe ich insgeheim auch sehr daran gezweifelt. Doch diese Seite habe ich immer wieder verdrängt und mir selber gut zugesprochen, sodass ich den Schritt letztendlich gewagt habe und am 14 Juli mit einer Agentur in die USA geflogen bin.
      Dort habe ich es 8 Tage ausgehalten. Am 9 Tag habe ich heulend angerufen, mein Bruder hat einen Flug für mich gebucht und somit war der „American Dream“ vorbei.
      Es lag an mir das ich abgebrochen habe. Natürlich haben mir viele Dinge in der Familie nicht gepasst, aber diese hätte ich wechseln können. Das wäre kein größeres Problem gewesen sondern man hätte nur etwas Mut dazu gebraucht. Ich wollte die Familie allerdings nicht wechseln, sondern nur noch nach Hause!
      Meine Freundin hatte Recht indem sie meinte, dass es bloß eine Flucht sei, man aber nicht vor sich selber flüchten kann.
      Ich wusste, dass sie Recht hat. Aber ich bin so ein Sturkopf und dachte Allen beweisen zu müssen, dass es mir gut geht und es auf keinem Fall eine Flucht sei. Weder vor mir, noch vor Anderen….

      Es hört sich bestimmt alles sehr unverständlich und chaotisch an…und ja: Das ist es tatsächlich und ich sowieso total durcheinander!

      Ich weiß mittlerweile gar nicht mehr wer ich bin, was ich möchte, was für Ziele ich habe, wie mein Leben allgemein weitergehen soll.
      Ich habe keine Freude mehr.
      Einerseits möchte ich viel unterwegs sein. Andererseits fehlt mir dazu die Motivation, die Lust, die Kraft.
      Ich fühle mich nicht wohl in meinem Körperlich bin einfach nur unzufrieden. Mein Gewicht ist seit dem letzten Jahr nie stillgestanden. Immer wieder waren es mal 10 kg mehr, mal wieder 12 weniger…Ich kann es nicht halten und schwanke immer wieder zwischen zwei extremen. Das macht mich genauso fertig!

      Ich will den ganzen Mist nicht. Ich will endlich glücklich sein, feiern können und unbeschwert in den Tag starten.
      Aber es klappt einfach nicht, noch nicht!

      Warum ich Ihnen schreibe?
      Gute Frage!
      In der Hoffnung, dass sie mir vielleicht einen Rat geben können wie ich mich verhalten soll.
      Thera oder selber durchkämpfen?
      Allgemein einfach mal ihre Meinung.

      Liebe Grüße…
      Sage nie all dass, was du weist. Wisse aber immer, was du sagst!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „dolore1987“ ()

      Hallo dolore,

      ich finde es sehr gut, dass du dich an deinen alten Therapeuten gewand hast.
      Er kennt dich bestimmt um einiges besser, als z.B. ich, und kann dir hoffentlich einige gute Tipps geben wie's weitergehen könnte.

      Auch wenn du den USA-Aufenthalt abgebrochen hast, finde ich es wahnsinnig mutig von dir, dass du es versucht hast!
      Ich hätte mich das nie im Leben getraut ...
      Was war den eigentlich genau in der Familie los, dass du wegwolltest?
      Kann es sein, dass du Angst davor gehabt hast, dass wenn du in eine neue Familie gehst, dass das dann auch wieder ein Reinfall wird und du nicht klarkommst?

      Ich möchte und kann dir jetzt nicht sagen, wie du dein Leben jetzt weiterleben sollst, denn dazu kenne ich dich zu wenig.
      Aber mir scheint es so, als ob sozusagen ein "Plan" fehlen würde.
      Eine Struktur, an der du dich halten kannst.
      Verstehst du was ich meine?
      Dass du halt einen "Halt" hast, etwas geregeltes ....

      Aber ich bin mir sicher, dass du das Ganze, vielleicht auch mit Hilfe deines Therapeuten, in den Griff bekommen wirst!


      Lg Juli


      Edit: Hab gerade nochmal deine Titel deines Beitrages gelesen:
      Du bist KEINE Versagerin!!
      Wenn du z.B. den Amerika-Besuch gar nicht erst versucht hättest, wäre dass dann besser gewesen? Meiner Meinung nach nicht ...
      Und auch wenn jett nicht alles so rund läuft und du Hilfe brauchst ... jeder braucht Hilfe. Wir Menschen sind nun mal keine Einzelkämpfer, die alles alleine können!
      And when she's pressed she will undress, and then she's boxing clever. [Placebo]

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Smiley“ ()

      Hey! Ich kann nur zustimmen, du bist definitiv keine Versagerin!!!
      Mir geht es ähnlich, habe letztes Jahr Abi gemacht, studiere jetzt. Ich überlege, ob ich abbreche. Zu viel Druck, zu viele andere Probleme. Dann nächstes Jahr 3 Monate Auslandsaufenthalt, muss ich machen, sonst kein Abschluss. Ich habe mega Angst davor. Ich will hier nicht weg. Hab jetzt nach einem Jahr wieder Thera begonnen. Bin seit einem Jahr wieder das erste Mal hier im Forum aktiv....

      Aber Versagerin, nein! Es ist einfach so, dass es Menschen wie uns gibt, die in ihrer gewohnten Umgebung bleiben müssen und einfach zu viele andere Probleme haben. Wenn ich sehe, was meine Kommilitonen alles für die Uni tun... Ich sitze zu Hause rum, kann mich zu nichts aufraffen, mache mir lieber Gedanken um unwichtige Dinge! Aber weißt du was? Die meisten haben keine Ahnung vom richtigen Leben. Die Leben in ihrer perfekten kleinen Traumwelt. "Wie, du willst nicht ins Ausland, wieso das denn nicht???" Sie wissen nicht, wie die Psyche eines Menschen ticken kann. Ich hatte auch erst Probleme damit, nicht so zu sein wie die. Aber mein Gott, dann war ich halt mit 19 schonmal in der Klinik, dann muss ich halt zum Psychologen, obwohl ich dachte, ich schaffe es alleine... Dafür habe ich tausend Mal mehr Erfahrung mit dem Leben und bin mehr Schwierigkeiten gewohnt, das merke ich immer wieder! Wir wachsen mit jedem Tag mehr! Und deshalb sind wir keine Versager!

      Oje, der Teil hört sich komisch an... :D Ich lasse ihn dennoch so stehen...

      Dass du deinem Therapeuten geschrieben hast finde ich klasse! Dafür ist er ja da! Und notfalls fang noch eine Therapie an, das ist nichts Schlimmes! Bestünde denn nicht die Möglichkeit, dein Studium wieder aufzunehmen?

      Liebe Grüße!
      I never walked so far on a lonely street
      With no one there for me...
      -Billy Talent-
      Hallo und danke für eure Antworten!

      Was mit der Familie los war und weshalb ich weg wollte:

      Die Familie war sehr, sehr nett zu mir und ich wünsche Jedem anderen AU Pair solch nette Gasteltern.
      Ich habe mich allgemein nicht wohlgefühlt bzw es waren banale Dinge, die mich gestört haben.
      Der erste schock war, dass ich in meinem kleinen Zimmer im keller kein Fenster hatte. Ich bin Jemand, der städnig Licht braucht und dort unten habe ich jedes mal fast einen Raster bekommen weil ich mich eingesperrt gefühlt habe. Natürlich war dies nicht der Fall. Aber ich habe mich so gefühlt.
      Die Klimaanlage, die sogar nachts lief fand ich genauso schrecklich, umso mehr die Tatsache, dass man diese nicht abschalten konnte und ich im Pulli schlafen musste. Aber ok, das ist nun wirklich eine Kleinigkeit mit der ich mich locker abfinden konnte.

      Mein zweites, größeres Problem waren die Kinder und die Sicht der Eltern, diese Kinder erziehen zu wollen.

      Die Eltern hatten kaum eine Beziehung zu den Kindern weil diese von Anfang an, von zwei Au Pairs aufgezogen wurden (wir waren übrigens auch zu zweit).
      All das, was bei den Au pairs unter der Woche sozusagen verboten war, ließen die Eltern zu um ihre Ruhe zu haben. Sprich man musste jeden Montag die komplette Erziehung bei null beginnen.
      Diese Kinder waren total unerzogen, haben mit Getränken, Essen und sonstiges in den Zimmern um sich geworfen und im Hotel die Bettdecken und Menükarten mit filzstiften angemalt und das beste dabei war, dass die Mutter dazu nichts gesagt hat.
      Zu mir meinte sie sogar als der kleine mit seiner milch im hotelzimmer rumspritzte: "Mach dir nichts draus, sind doch nur im Hotel!"

      Ich habe echt gedacht ich höre nicht recht und habe gedacht ich sehe nicht recht, als sie sich geweigert hat mit den Kindern zum essen zu gehen, stattdessen den Roomservice bestellt hat.
      Wie arg muss man dsich schämen um nicht mit den Kids in der Öffentlichkeit essen gehen zu wollen?
      Sorry aber das war für mich genauso unverständlich genauso wie die Tatsache, dass das kleine Mädel die ganze Zeit nur geschriieen und geheult hat. Egal in wessen Anwesenheit.

      Es gab wirklich einige Gründe und eine Familie wechseln wollte ich nicht.
      Für mich war die USA im Großen und Ganzen schon ein rießen Schritt der viel Kraft benötigt hat weil ich große Zweifel in bezug auf mich hatte.
      Einen Wechsel hätte ich nicht gepackt....

      Der Schritt war im Allgemeinen viel zu groß für mich.Ich hätte es wissen müssen.Ich hätte wissen müssen, dass ich es nicht schaffe und es im Endeffekt nur eine Flucht vor mir selbst und meinen Problemen war.

      Meine Freundin hatte wohl recht als sie sagte, dass es nur eine Flucht sei, man aber vor sich selbst nicht flüchten kann. Das einem die Proble verfolgen, unabhängig von ort und Zeit.
      Ja, sie hatte recht und ich schäme mich unendlich.
      Vor allem deshalb weil cih schon vor meinem Abflug wusste, dass sie recht hatte.

      Ja, klar fehlt mir nun die Struktur. ich habe keinen geregelten Tagesablauf und lebe jeden Tag hinein.
      Natürlich werde ich mich nach einem Job umschauen und mich gleich für ausbildungen für das nächste Jahr bewerben. Aber momentan ist alles sehr chaotisch. Nicht nur äußerlich weil ich keinen Job habe oder ähnliches, sondern und vor allem, innerlich.

      Mit dem Essen läuft es genauso schrecklich.
      Doch das gehört hier definitiv nicht hinein.

      Mein Thera hat mir gestern nach wenigen Mintuten sogar schon zurückgeschriebn. Hätte ich nicht gedacht.
      Er möchte, dass ich diese Woche bei ihm vorbeigehe damit wir in Ruhe darüber reden können.
      Ob ich noch mal zu ihm zurück gehen kann?
      Daran zweifel ich sehr weil er ein Kinder und Jugendtherapeut ist und ich bereits 21 bin. (Mittlerweile)

      Außerdem weiß ich noch gar nicht ob ich überhaupt eine Thera brauche.
      Mir gehts eigentlich gut.
      Naja jedenfalls nach außen hin...
      Sage nie all dass, was du weist. Wisse aber immer, was du sagst!
      Hey, dein Therapeut hat dich eingeladen, bei ihm vorbeizukommen. Er meint das so wie ers sagt. Vielleicht hat er keinen Therapieplatz für dich, vielleicht 100 andere Sachen, aber er kann und will dir auf jeden Fall helfen. Also geh hin! Und du hast den Vorteil, daß ihr euch schon kennt...