Was nun, wer weiß

      Was nun, wer weiß

      So langsam geht mir echt die Lust an allem verloren. Jeden Tag schaff ich nur noch das gleiche. Schlafen bis nachmittags und abends dann vor den Rechner hocken. So sehen die ganzen Tage aus. Und das schafft mich irgendwie. Einerseits ist es schön, sich um nichts zu kümmern und das Leben zu verschlafen. Andererseits kann ich nichts mehr, meine Wohnung ist ein Trümmerhaufen/Leergutlager, ich habe keinerlei Kondition mehr, habe regelmäßig Herzschmerzen, aber geh ja nicht zum Arzt, kümmer mich kaum um mich (außer der üblichen Hygiene).

      Wenn ich kein Bier mehr im Haus habe, bestell ich mir Essen und Bier beim Lieferdienst, was total ins Geld geht und ich spätestens in der Mitte des Monats pleite bin. Also muss ich Leute anfragen, ob sie mir was leihen und das jeden Monat. Einkaufen geht fast gar nicht mehr, ich frage einen Freund, der viel arbeiten muss und dafür eigentlich gar keine Zeit hat, ob er mich zum Supermarkt fährt, der aber grad mal 10min entfernt ist. Aber alleine schon dieser Weg ist für mich ein Riesenangang. WENN ich denn dann einkaufen gehe, dann gleich für mehrere Tage, damit ich mich danach nicht mehr rausbewegen muss.

      Den einzigen Kontakt, den ich so noch habe, ist zu meiner Oma, die ich über alles liebe. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was ist, wenn ihr mal was passiert. Aber selbst Treffen mit ihr fallen mir wahnsinnig schwer. Vor ein paar Wochen haben wir uns in der Stadt getroffen, um mir eine Hose zu kaufen. Das war eine Katastrophe. Ich bin so fett geworden, dass mir fast nichts gepasst hat. Ich hätte heulen können. Hab meiner Oma dann vorgeschlagen, dass ich mit dem Freund mal in eine Nachbarstadt fahre und dort gucke, was ich allerdings mit Sicherheit nie gemacht hätte, nur, weil ich nicht mehr weiter suchen wollte.

      Und dann passiert es mir auch im Moment immer häufiger, dass ich tierischen Druck habe, mich wieder zu verletzen. Bisher konnte ich dem immer entgegen steuern, aber er wächst immer mehr von Tag zu Tag. Ich habe die ganze Zeit die Cutter Klingen vom Teppichmesser im Kopf, die hier noch rumfliegen, aber ich will es nicht mehr!! Irgendwie ist es ein Teufelskreis. Je länger ich mich wehre, desto höher wird der Druck. Es gut machen wollen, macht also alles irgendwie schlimmer.

      Meine Thera und meine Ärztin wollen mit in eine Klinik packen. Aber ich will nicht. Und schon gar nicht in die Kliniken, die ihnen vorschweben, schön hunderte von Kilometern weit weg. Ich musste meiner Ärztin dann versprechen, mich wenigstens in der Tagesklinik bei mir um die Ecke anzumelden. Das konnte ich mir noch am ehesten vorstellen, aber auch da will ich eigentlich überhaupt nicht hin. Denn das einzige, was die da jeden Tag machen, ist Ergo-Therapie und da hab ich gar keinen Bock drauf. So hab ich den Tag, an dem ich dort die Ärztin anrufe, so weit wie möglich rausgezögert. Diese Woche hab ich es dann gemacht. Die haben im Moment dort eine Wartezeit von drei Monaten. Jetzt weiß ich nicht, ob ich das gut finde oder doch eher nicht. Ich kann mich weitere drei Monate gehen lassen, muss mich um nichts kümmern. Wenn ich dort hin gehen muss, wird es morgens eine riesen Anstrengung, pünktlich dort aufzuschlagen. Und dann diese Gruppen. Und die Runden mit den Ärzten...vor den andern Patienten die tollen Fragen beantworten, jippppiiiii yeah, total schön.

      Und dazu kommt noch, dass meine Ärztin mir ab dem nächsten Termin keine AD´s mehr verschreiben will, weil ich zuviel trinke und sich das nicht so verträgt. Nicht, dass ich davon was merken würde, aber na ja. Jetzt habe ich die Sorge, dass ich dann total abkacke und ich nichts mehr hinbekommen. Auf mein abendliches Bier zu verzichten, kann ich mir momentan überhaupt nicht vorstellen, denn dann kann ich nicht mehr einschlafen und durchschlafen. Ich trinke es als Schlafmedizin.

      Aber was nützt dieses Gejammer jetzt von mir schon. Würde mir wünschen, dass es mit einem Fingerschnipp besser gehen würde. Aber da kann ich lange drauf warten. Es soll besser werden, aber was hab ich dann davon. Dann hab ich wieder die langen Tage hier zu Hause vor mir, weil ich mich kaum noch aus dem Haus traue, Angst vor anderen Menschen habe. Wenn ich mal in die Stadt muss oder mit dem Bus fahren muss, wünsche ich mir regelmäßig Harry Potters Tarnumhang, dass man mich ja nicht beachtet und sieht. Und das wird auch immer schlimmer. Ich fürchte, wenn das so weiter geht, rutsche ich in eine Paranoia wieder schön rein. Das wäre nicht das schlechteste, dann komme ich auf die Pflegestation in der Klinik, da gibt es keine Wartezeit

      Na ja, genug gejammert. Ignoriert es, wenn ihr mögt. Wer hat schon Bock, sich das gejammer anzutun....hmpf. Aber danke fürs lesen.

      Moonlight
      Stabil instabil 8)
      Hallo FullMoonlight07,

      nun, dass deine Therapeutin und deine Ärztin dich gerne stationär / teilstationär in Behandlung hätten, kann ich nachvollziehen, bei dem was du beschrieben hast.

      Meine Thera und meine Ärztin wollen mit in eine Klinik packen. Aber ich will nicht. Und schon gar nicht in die Kliniken, die ihnen vorschweben, schön hunderte von Kilometern weit weg. Ich musste meiner Ärztin dann versprechen, mich wenigstens in der Tagesklinik bei mir um die Ecke anzumelden. Das konnte ich mir noch am ehesten vorstellen, aber auch da will ich eigentlich überhaupt nicht hin. Denn das einzige, was die da jeden Tag machen, ist Ergo-Therapie und da hab ich gar keinen Bock drauf.


      Was möchtest _du_ denn? Was kannst du dir vorstellen? WAS könnte dir helfen, was wäre gut für dich?
      Bist du momentan überhaupt bereit, etwas zu tun?

      Wenn ich dort hin gehen muss, wird es morgens eine riesen Anstrengung, pünktlich dort aufzuschlagen. Und dann diese Gruppen. Und die Runden mit den Ärzten...vor den andern Patienten die tollen Fragen beantworten, jippppiiiii yeah, total schön.


      Okay. Du hast selbst am Ende deines Textes geschrieben, dass mit einem Fingerschnippen nicht alles gut wird.
      Dazu gehören auch Anstrengung und Dinge, die einem nicht unbedingt Spaß machen.

      Es soll besser werden, aber was hab ich dann davon. Dann hab ich wieder die langen Tage hier zu Hause vor mir, weil ich mich kaum noch aus dem Haus traue, Angst vor anderen Menschen habe.

      Du hast davon, dass die Angst vor den anderen Menschen und die Angst aus dem Haus zu gehen, wahrscheinlich weniger werden. Wenn du die Therapie dazu nutzt, daran zu arbeiten.

      Verharren und resignieren - oder aufstehen und es versuchen?


      lg
      plasticine.

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