Borderline? Ich? Niemals!

      Borderline? Ich? Niemals!

      Meine Thera hat gestern so Andeutungen gemacht, dass ich das gefühl habe, sie will mir Borderline anhängen. Solche Sachen wie "Wäre es für dich schlimm, diese Diagnose zu haben?" und "Lis dir mal die Symptome durch, ob du dich damit identifizieren kannst". Ja, keine Ahnung wieso ich nicht direkt nachgefragt hab, war sowieso total durch den Wind weil wir über sehr emotionale Dinge gesprochen haben.
      Problem: Ich hab Angst vor dieser Diagnose. Ich will sie nicht bekommen. Das bin nicht ich. Ich hab ewig gebraucht zu akzeptieren, dass ich krank bin, Depressionen habe. Ich hab solche Angst, mich damit dann zu identifizieren, Borderline zu meiner Persönlichkeit zu machen.
      Außerdem - und das ist der wichtigste Punkt - ich hab keinen Grund, Borderline zu haben. Um genau zu sein: keine Berechtigung. Ich bin in einer intakten Familie aufgewachsen, schöne Kindheit, kein Trauma, kein garnix. Versteht mich nicht falsch, ich bin da verdammt froh darüber. Nur: Wie kommt meine Thera dann zu solchen Vermutungen.

      Eine sehr verwirrte Seelenschrei.
      Nun, erstmal wäre es sicher gut, wenn du das in der nächsten Therapiestunde ansprichst. Zwar klingen deine Zitate schon so, als würde sie dir das diagnostizieren wollen, vielleicht hatte das aber auch einen ganz anderen Hintergrund. Das kann nur sie dir sagen.

      Der Rest bezieht sich auf deine Angst, diese Diagnose zu bekommen, also einfach mal _angenommen, sie würde dir das diagnostizieren wollen:
      Du musst Borderline niemals zu deiner Persönlichkeit machen. Diagnosen sind dafür da, um Ärzten eine erste Einschätzung deiner Symptomatik und damit der Behandlungsmöglichkeiten zu vermitteln. Und für die Abrechnung mit der Krankenkasse. D. h. eine Diagnose ist erstmal nicht viel mehr als eine verwaltungstechnische Nummer auf Papier.
      Deine Thera kommt vielleicht zu der Vermutung (s. o., vielleicht ist es auch gar nicht so), weil du eben Symptome aufweist, die für BPS charakteristisch sind. Dazu muss kein Trauma oder so etwas vorliegen. Du hast diese Symptome - aus welchem Grund auch immer - und du hast die Berechtigung, diese Symptome zu haben, weil es immer einen Grund gibt. Der gängigste und daher "akzeptabelste" Grund ist nunmal ein Trauma, aber nochmal: Das muss nicht so sein. Dir geht es, wie es dir geht und das alleine zählt.

      Ich habe die Diagnose auch bekommen und bin nicht im Geringsten einverstanden damit. Nicht, weil ich Angst davor hätte, sondern einfach, weil ich mich damit nicht identifizieren kann und das auch nicht tun werde. Aber das muss ich ja auch gar nicht. Mittlerweile akzeptiere ich es einfach. Es ist eine Nummer auf dem Papier und die Ärzte sind dann weniger verwundert über dieses und jenes Symptom, das ich aufweise.

      Alles Liebe,
      Feuerlilie.
      Schläft ein Lied in allen Dingen,
      Die da träumen fort und fort,
      Und die Welt hebt an zu singen,
      Triffst du nur das Zauberwort.

      Original von *kati*
      blöde frage, aber wenn alles so super war, wuie du sagst, warum bist du in einer thera oder bei einem ???


      sie hat nicht gesagt, dass alles super ist. Sie meinte nur, dass sie eine schöne Kindheit hatte, etc.
      Und sie hat auch erwähnt, dass sie Depressionen hat. Also Grund genug für eine Thera. ;)

      Wie Feuerlilie schon sagte: du musst Borderline nicht zu deiner Persönlichkeit machen.
      Es ist nicht mehr als ein Wort, eine Diagnose, eine Nummer.
      Es bedeutet nicht, dass du dein Leben auf den Kopf stellen musst oder sollst.

      Rede wie gesagt mit deiner Thera darüber. Frage sie, ob sie dir diese Diagnose stellen will, und rede auch mit ihr über deine Ängste.

      Und: du brauchst keine "Berechtigung" um krank zu sein. Ich kann es verstehen, es geht bestimmt vielen so, auch Leuten, die wirklich ein Trauma erlebt haben, aber immer denken, dass es nicht so schlimm war etc.

      Das wichtigste ist, dass du versuchst mit deinen Problemen umzugehen und daran zu arbeiten. Egal warum sie da sind.

      Alles Liebe, Dragonfly
      Von verrückten Leuten kann man eine Menge lernen.
      (Die Mitte der Welt - Andreas Steinhöfel)
      einzig wahres Zitrönchen
      & Chefin des Chi-Kreiselwurm-Verschwörungskommandos


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      hey

      ich möchte mich meinen vorrednern anschließen: mach die diagnose nicht zu deiner persönlichkeit!! ich habe im herbst auch diese diagnose erhalten und bei mir fiel erst einmal die welt zusammen. überhaupt hat es lange gedauert, einzusehen, dass ich psychisch krank bin, aber dann auch noch das... warum gerade ich? und welche gründe sollte es dafür geben? mein elternhaus ist okay, ich hab keine körperliche gewalt erlitten, wurde nicht missbraucht...
      aber mittlerweile habe ich gelernt, dass das nicht unbedingt die einzigen gründe für eine psychische errkrankung sein müssen. und ich habe auch gelernt, mit der diagnose zu leben. dass du jetzt weißt, dass du borderlinerin bist, ändert noch lange nichts an deiner person! du bist immer noch die, die du warst bevor dir diese diagnose mitgeteilt wurde. du darfst auf keinen fall den fehler machen, ständig daran zu denken, sondern versuch einfach, ganz normal weiterzuleben. dann räumst du deiner erkrankung auch keinen so großen stellenwert in deinem leben ein.
      alles gute!
      einsamerStern
      Out, out, brief candle! / Life's but a walking shadow, a poor player / That struts and frets his hour upon the stage / And then is heard no more: it is a tale / Told by an idiot, full of sound and fury, / Signifying nothing.
      (aus: Macbeth von Shakespeare)
      Nun, zuersteinmal Danke für eure Antworten.

      @Feuerlilie
      Diagnosen sind dafür da, um Ärzten eine erste Einschätzung deiner Symptomatik und damit der Behandlungsmöglichkeiten zu vermitteln. Und für die Abrechnung mit der Krankenkasse. D. h. eine Diagnose ist erstmal nicht viel mehr als eine verwaltungstechnische Nummer auf Papier.

      Ich sag mir das jetzt ständig, siet du das geschrieben hast, denn es beruhigt mich einfach.
      weil es immer einen Grund gibt

      Ja, aber welchen? Ich grübel da schon seit Jahren drüber nach. Die Depressionen, das K*tz*n, das SVV, der Alkohol...Warum?
      Dir geht es, wie es dir geht und das alleine zählt.

      Ja. Da haste wohl recht. Danke.
      Deine Antworten bringen mich jedes Mal weiter. Vielen Dank.

      @kati
      Bitte beim nächsten mal das Psoting genauer lesen. Ist nich böse gemeint.

      @dragonfly (schöner Nick übrigens)
      Es bedeutet nicht, dass du dein Leben auf den Kopf stellen musst oder sollst.

      wenn ich diese Diagnose wirklich bekommen werde, dann...naja, ich denke eben, dass dann ein bestimmtes Verhalten von mir erwartet. Das ist total dämlich, ich weiß. Aber ich verstehe noch nicht, warum ich so denke und was ich dagegen tun kann, im Falle des Falles.

      Das wichtigste ist, dass du versuchst mit deinen Problemen umzugehen und daran zu arbeiten. Egal warum sie da sind.

      Ja. Aber das ist so schwer zu akzeptieren. Ich denke immer, ich habe nicht das Recht auf Hilfe. Und auch garnicht das Recht darauf, dass es mit schlechtgeht. Ich darf andere Leute nicht damit belasten.

      @einsamer Stern
      warum gerade ich? und welche gründe sollte es dafür geben? mein elternhaus ist okay, ich hab keine körperliche gewalt erlitten, wurde nicht M*ssbr**cht...

      Darf ich fragen, ob du für dich den Grund/die Gründe schon herausgefunden hast?

      dass du jetzt weißt, dass du borderlinerin bist

      Wie gesagt, noch steht keine Diagnose fest.

      -------------

      Ich hab Angst vor dem nächsten Gespräch am Dienstag. Angst, dass es wirklich so ist. Ich versuche jetzt bis dahin, mich mit Skills über Wasser zu halten. Das wird schon irgendwie klappen.
      wenn ich diese Diagnose wirklich bekommen werde, dann...naja, ich denke eben, dass dann ein bestimmtes Verhalten von mir erwartet.

      oh, da hab ich mal irgendwo ein schönes Zitat einer Betroffenen gelesen das einen ähnlichen Gedanken ausdrückt (und gleichzeitig der Weg ist um die Diagnose nochmal zu bestätigen ;)) "ihr wollt Bordeline? Na das könnt ihr haben!"
      weißt du, ich habe auch u.a. die Diagnose BPS, trotzdem versuche ich ich selbst zu bleiben und nicht dem Klischee zu entsprechen. ich bin zB absolut nicht impulsiv (auch nach meinung meiner Psychiaterin und Therapeutin nicht), eher das gegenteil, obwohl Impulsivität ja ein wesentliches "Merkmal" einer BPS ist.
      Ich versuche das ganze mit (schwarzem) Humor zu sehen (auf die Frage "wie geht es dir" zB Antworten "Gut und schlecht.....- ja, ich bin BPS, ich darf minütlich wechseln")
      Außerdem gibt es sehr sehr viele Menschen mit BPS die ein relativ normales Leben mit stabilen Beziehungen/Job usw führen und bei denen keiner die Diagnose vermuten würde. Nur in Kliniken/Therapiegruppen/Forum sind halt hauptsächlich die mit einer ausgeprägten Symptomatik, was ja logisch ist irgendwie.
      Und obwohl BPS eine Persönlichkeitsstörung ist, sie muss nicht zwangsläufig das ganze Leben bleiben.
      Nimms nicht so schwer, egal welche Diagnose, du bleibst du selbst. Und grade bei einer bei einer so multiplen Symptomatik (SVV, Kotzen, Alk...) kriegt man oft sehr verschiedene Diagnosen und u.a. eben auch Bordeline. Ich hatte und hab auch schon etliche Diagnosen, und oft hängend die Diagnosen eher vom jeweiligen Psychiater/Therapeut ab als von einem selbst.
      lg :)
      Hallo!!!

      Ich glaube nicht, dass man unbedingt eine schlechte KIndheit oder Trauma etc. erlitten haben muss, um das Recht zu haben, krank zu sein...

      Du kannst nichts dafür, krank zu sein...
      Kannst du offen mit deiner Thera über deine Ängste reden???
      Ich würde dir ebenfalls empfehlen, es einfach anzusprechen...

      Ich kann dir vllt nicht helfen, aber ich kann das in einigen Dingen nach vollziehen...auch ich hatte, keine schlechte Kindheit und nie ein Trauma, dennoch habe ich so meine Probleme mit mir und auch mit anderen... und Grund??? keine Ahnung...

      Ich weiß, dass bringt dich nicht wirklich weiter, aber vllt fühlst du dich dann nicht mehr so allein...

      vlg
      Nadel
      Sieht denn keiner, dass ich schreie, weine und verzweifelt bin???
      Man betrachtet mich, doch keiner sieht genauer hin!!!
      Bin nur Luft und Schatten...

      Liebe mich, wenn ich es am wenigsten verdient habe,
      denn dann brauch ich es am meisten...
      --> ich weiß nicht von wem, ist aber nicht von mir!!!

      RE: Borderline? Ich? Niemals!

      Ich hab solche Angst, mich damit dann zu identifizieren, Borderline zu meiner Persönlichkeit zu machen.


      Also wenn du es hast brauchst du es nicht zu deiner Persönlichkeit zu MACHEN. Weil die diversen Symptome davon längst ein Teil deiner Persönlichkeit SIND.
      Und vor sich selbst davonzulaufen ist unmöglich.

      Außerdem - und das ist der wichtigste Punkt - ich hab keinen Grund, Borderline zu haben. Um genau zu sein: keine Berechtigung. Ich bin in einer intakten Familie aufgewachsen, schöne Kindheit, kein Trauma, kein garnix. Versteht mich nicht falsch, ich bin da verdammt froh darüber. Nur: Wie kommt meine Thera dann zu solchen Vermutungen.


      Das sagt darüber nicht viel aus.


      Seelenschrei.


      Daß du dir so einen Nick zugelegt hast sagt aber dafür mehr darüber aus.
      Borderline ist ja auch eine eigentlich veraltete und Bezeichnung. Es heisst eigentlich "Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung Typ Borderline".

      Und ich persönlich kann mit dem Begriff "Emotional Instabile Persönlichkeitsstörung" viel mehr anfangen als mit dem Wort "Borderline". Weil es einfach haargenau beschreibt was in mir vorgeht. Also daß ich kein stabiles Persönlichkeitsgefühl habe und deshalb unter starken emotionalen Problemen und Schwankungen leide.
      Und wenn ich gefragt werde was ich denn habe gebe benenne ich es auch so.

      Typ "Borderline" heisst es übrigens, um es vom Typ "Impulsiv" zu unterscheiden, der dann die eher stark gewalttätigen Betroffenen bezeichnet.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „petrairene“ ()

      @persephone
      Nimms nicht so schwer, egal welche Diagnose, du bleibst du selbst. Und grade bei einer bei einer so multiplen Symptomatik (SVV, k*tz*n, Alk...) kriegt man oft sehr verschiedene Diagnosen und u.a. eben auch Bordeline. Ich hatte und hab auch schon etliche Diagnosen, und oft hängend die Diagnosen eher vom jeweiligen Psychiater/Therapeut ab als von einem selbst.

      Ja, das stimmt. Ich glaube auch eher nicht daran. Mein früherer Psychiater hat gesagt, das wäre eine Modeerscheinung. Ich denke, bei mir trifft diese Aussage zu. Sie ist die Erste, die sowas sagt (und ich hatte schon viele Therapeuten und Psychiater).

      @nadel
      Kannst du offen mit deiner Thera über deine Ängste reden???

      Ja, auch wenn es schwr ist.
      Du kannst nichts dafür, krank zu sein...

      Doch!!! Natürlich! Ich bin selber schuld, dass ich mich r*tz*, k*tz*, trinke. Ich bin slber Schuld an meinen Depressionen, ich müsste mich einfach nur zusammenreissen.

      @petrairene
      Daß du dir so einen Nick zugelegt hast sagt aber dafür mehr darüber aus.


      Nein, tut es nicht. Es geht mir gut. Es darf mir nicht schlecht gehen. Ich bin verdammt nochmal selber Schuld.Oder? Bin ich dass? Ich bin so am Ende...Aber wer sollte Schuld haben, außer mir? Wer?
      Ach ja, der Begriff "Borderline" wurde vor langer Zeit geprägt als man noch glaubte daß diese Art von Störung eine Zwischenstufe zwischen Neurose und Psychose ist.

      Was aber totaler Quatsch ist, weil obwohl ein "Borderliner" auch mal psychotisch dekompensieren kann, das mit einer echten Psychose nichts zu tun hat.

      Von daher vergiss dieses Wort einfach. Es wurde in der Vergangenheit auch dazu verwendet Leute die sich irgendwie assozial verhalten oder Leute mit denen Therapeuten nicht klargekommen sind zu stigmatisieren, von daher haben erstmal viele Leute keinen Bock "DIESE" Sache zu haben. Und leider klebt dieses "Stigma" nun an dem Begriff.

      Aber es geht nur darum daß Du ein Gefühl dafür kriegst wo deine Probleme liegen. Welches Etikett man dann da daufklebt ist zweitrangig.

      Daß du dir so einen Nick zugelegt hast sagt aber dafür mehr darüber aus.


      Nein, tut es nicht. Es geht mir gut. Es darf mir nicht schlecht gehen. Ich bin verdammt nochmal selber Schuld.Oder? Bin ich dass? Ich bin so am Ende...Aber wer sollte Schuld haben, außer mir? Wer?


      Niemand ist Schuld. Es geht nicht um Schuld. Es geht darum was jetzt IST und was du daraus machen kannst.

      Nimm mal an auf der Kreuzung ist ein Autounfall passiert. Beim Ausbeulen der Blechschäden ist es völlig irrelevant wer den Unfall verursacht hat, oder?
      Hi...

      Ich habe den ganzen Thread bis jetzt nur überflogen, dennoch möchte ich auch kurz ein paar Worte dazu los werden weil mich der Titel einfach traf...

      Mir hat man auch diese Diagnose gestellt, aber deswegen nenne ich mich noch lange keine Borderlinerin. Wie hieße das denn wenn man "nur" eine Depression hat? Depressive... kenne ich nur als mehr oder mindere Abwertung im allgemeinen Sprachgebrauch.

      Selbst wenn dir diese Diagnose gestellt wird, was ändert das?

      Anders herum, wenn du dir die Diagnosekriterien durchliest, was trifft dann auf dich zu?

      Es ist egal warum einiges davon zutreffen könnte, du selber kannst nichts dafür. Du hast sicher auch schon so deine Erlebnisse und Erfahrungen gehabt und gemacht. Psychisch erkranken will man ja nicht, man ist es einfach.

      Liebe Grüße
      Das Ich
      Ich werfe jetzt einfach mal eine Vermutung in den Kreis...
      ...Ist es nicht so das wir die Leidenden eines sich langsam selbstzerstörenden Systems sind?
      sobald andere einem sagen das man die berechtigung hat krank zu sein fängt man an wie wild um sich zu schlagen und zu sagen "neinich bin selbst schuld, ich muss mich nur zusammenreißen"...wie kommt das?
      ich kenn das von mir und bin überrascht, dann heißt das diese reaktion ja krankheitsbedingt sein muss oder?
      @petrairene
      Von daher vergiss dieses Wort einfach. Es wurde in der Vergangenheit auch dazu verwendet Leute die sich irgendwie assozial verhalten oder Leute mit denen Therapeuten nicht klargekommen sind zu stigmatisieren, von daher haben erstmal viele Leute keinen Bock "DIESE" Sache zu haben. Und leider klebt dieses "Stigma" nun an dem Begriff.

      Ok, so hab ich das noch gar nicht gesehen.

      Aber es geht nur darum daß Du ein Gefühl dafür kriegst wo deine Probleme liegen. Welches Etikett man dann da daufklebt ist zweitrangig.

      Ja, das stimmt. Ziel ist ja, dass es mir besser geht. Nur hab ich wohl irgendwie Angst, dass mir dann jeder dieses Etikett ansehen würde.

      Niemand ist Schuld. Es geht nicht um Schuld. Es geht darum was jetzt IST und was du daraus machen kannst. Nimm mal an auf der Kreuzung ist ein Autounfall passiert. Beim Ausbeulen der Blechschäden ist es völlig irrelevant wer den Unfall verursacht hat, oder?

      Gutes Beispiel, ja da hast du recht. Ich bilde mir nur immer ein, dass es dann leichter wäre, wenn ich irgendjemand oder etwas die Schuld zuschieben könnte. Aber ich vermute mal, dass es so nicht läuft.

      @future
      Anders herum, wenn du dir die Diagnosekriterien durchliest, was trifft dann auf dich zu?

      Das ist das komische. In einem Moment denke ich, dass eigentlich fast alles mehr oder minder stark zutrifft. Im anderen Moment, bin ich wieder fest davon überzeugt, dass ich da überhaupt garnicht reinpasse.

      Es ist egal warum einiges davon zutreffen könnte, du selber kannst nichts dafür. Du hast sicher auch schon so deine Erlebnisse und Erfahrungen gehabt und gemacht. Psychisch erkranken will man ja nicht, man ist es einfach.

      Ja, aber keine schlimmen Erfahrungen. Nichts, was soetwas rechtfertigen würde. Aber manchmal denke ich, dass ein Teil von mir krank sein will. Einfach, weil ich es schon so lange bin und garnichtmehr weiß, wie es ist, psychisch gesund zu sein. Oder...keine Ahnung.

      @maria
      dann heißt das diese reaktion ja krankheitsbedingt sein muss oder?

      Ich weiß nicht genau. Aber vielleicht will man sich halt einfach nicht eingestehen, dass man Probleme hat. Denn das würde bedeuten, sich seinen Problemen auch stellen zu müssen, und das ist oft sehr schwer.
      Ich wollte dazu auch was schreiben ;).

      Mir kommt das hier sehr wie ein Placeboeffekt vor. Du kannst dich mit keinem der Symptome identifizieren. Dann sagt man dir, dass es aber so ist und dann kannst du es auf einmal? (Soll nicht abwertend klingen) Ich verstehe nicht, was die Diagnose "bewirkt". Ich meine jetzt nicht "Wer ist daran Schuld" sondern, was es verändert, wenn man dir sagt:"Du bist borderline." (Auch nicht abwertend gemeint ;) ). Aber was ändert sich dadurch für dich, dass du jetzt einen Namen für deine Probleme, bzw für deinen Zustand hast? Ändern sich dadurch deine Probleme? Ändert sich dadurch irgendetwas, außer dein Selbstbild? Und genau deswegen dürfte sich dein Selbstbild eigendlich garnicht änder. Es ändert eigendlich garnichts. Dir steht auch nicht auf die Stirn geschrieben, mit dicker Neongrüner Schrift "--> Borderline <---"

      Es ist eingendlich nur diese Negative assoziation, die petrairene ja schon angesprochen hat. Genauso hat aber auch die Psychatrie eine negative Konnotation. Auch ob man geschlossene -, oder geschützte Station sagt, macht im Endeffekt keinen unterschied. Und wenn du selbst jetzt sagst:" Mein Charakter ist "Borderline"" (Ich weiß nicht wie ichs anders ausdrücken soll, hoffe du verstehst, was ich meine), dann kann es sein, dass du dich so entwickelst. Das dann aber nicht, weil irgend eine Psychologin (eine von vielen, wie du gesagt hast und was auch persephone schon gesagt hat) dein Verhalten so nennt, sondern weil du es dir einredest.

      Ich hoffe das hilft dir ein wenig

      Lg

      /Unforgiven
      Climbing high - crashing down
      fly like an eagle - slammed to the ground
      Ich persönlich finde den Begriff BorderlinerIn gar nicht schlimm. Klar mag es für viele abwertend klingen, aber Schwulen ist es auch egal, dass diese Begrifflichkeit mal ein Schimpfwort war oder für manche vielleicht auch noch ist...die meisten die ich kenne stellen sich hin und sagen "ich bin Schwul"!

      Ich als Borderliner kann mich einfach mit einem bestimmten Personenkreis identifizieren, der ähnliche Schwierigkeiten im Leben hat wie ich. Denn mal abgesehen von Diagnosen, Nummern, Krankenkassen usw. haben wir doch alle etwas gemeinsam, zwar mal mehr, mal weniger, aber irgendwie gibt es doch einen kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen uns. Und dieser gemeinsame Nenner ist für mich nichts für das man sich schämen sollte, sondern ein Teil von uns, für dessen Akzeptanz in der Gesellschaft sich es zu kämpfen lohnt. Wir sind nämlich keine Psychos, sondern stinknormale Menschen, die einfach ein bisschen sensibler sind als der Rest der Welt, was ich wiederum ganz sympatisch finde. ^^

      Ich hoffe Ihr haut mich jetzt nicht,

      LG Fuha!
      "Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Nichts und dem Schmerz, dann wähle ich den Schmerz." (William Faulkner)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Fuha“ ()

      Also wenn du es hast brauchst du es nicht zu deiner Persönlichkeit zu MACHEN. Weil die diversen Symptome davon längst ein Teil deiner Persönlichkeit SIND.
      Und vor sich selbst davonzulaufen ist unmöglich.


      Das kann ich so nur unterschreiben.
      ich würde mich an dem Begriff selbst nicht so festhalten. Es ist ein Schlagwort, welches es mir persönlich einfach gemacht, die Summe meiner Defizite kurz und knapp zusammen zu fassen, wenn ich keine Lust auf große Reden habe ;) "Du bist". Aber es heißt ja nicht, dass Du dazu dazu verdammt bist, auch immer so zu bleiben, hm?
      It has been said that something as small as a flutter of a butterfly's wing
      can ultimate cause a typhoon halfway around the world.
      [chaos theory]
      Hallo Seelenschrei,

      ich kann deine Gedankengänge zumindest etwas nachvollziehen. So ähnlich dachte ich auch, als mir die Diagnose gestellt wurde. Aber etwas positives hat es : Vorher wurde immer nur an einem Teil der Symptomatik, an meiner Eßstörung, therapiert. Jetzt ist mein Krankheitsbild besser bezeichnet und daher kann ich auch besser behandelt werden. Meine alte Thera hat Borderline auch nur als Stempel gesehen und konnte nicht akzeptieren, dass ich einige Symptome tatsächlich aufweise und ließ es auch dementsprechend unter den Tisch fallen.

      Jetzt habe ich eine neue Therapeutin, die besser auf mich eingehen kann, weil sie diese Diagnose ernst nimmt (sie hat aber sehr genau hingeschaut, welche Symptome ich habe und welche nicht). Umgekehrt fühle ich mich dadurch verstandener, angenommener und bin offener. Solch eine Diagnose kann also auch hilfreich sein - in gewisser Weise.
      Was ich sonst noch schreiben würde wurde in Amys Posting und dem Zitat, auf das sie sich bezieht, sehr gut ausgedrückt.

      lg, Prue
      Die Dämmerung ist die Grenze, hier machen viele kehrt.Das Dunkel birgt Gefahr, wer weitergeht bleibt nicht unversehrt.
      (Aus : "Die Nacht" von den Ärzten)

      Es wird dann anders, wenn Sie es wagen, es anders zu machen. (aus dem Film "Machuca, mein Freund")