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      Ich roch die Rosen, ehe sie erblüten,
      stach die Dornen in die zarte Haut,
      um meine Gedanken zu horten,
      doch flossen sie nur hinaus.

      Ich las die Geschichten aller Verlierer,
      die ihren Sieg nicht erblickten,
      blind liefen sie durchs Leben,
      und glaubten scharf zu sehen.

      Ich plagte mich mit all den Träumen,
      sah die Liebe auf Wolken schweben,
      vermochte sie doch zu versäumen,
      voller Neid zerbrach meine im Licht.

      Ich trocknete die Phrasen aller Laute,
      setzte meinen Blick empor,
      da tanzten sie wie die Affen,
      sangen in ihrem Chor.

      Ich verlief mich im Wald der Gedanken,
      verlor die Sicht zwischen den dunklen Schatten,
      doch spürte ich einen sanften Duft,
      und folgte ihm bis zur Rose.
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      Auf jeden! Dufte!
      Ich kann so viele Worte verlieren und schaffe es doch nicht dieses schreckliche Gefühl zu beschreiben, das sich in mir ausbreitet, wenn ich über Gewalt an Kindern nachdenke. Und all die Worte bleiben immer ein Versuch, eine Lösung zu finden, diese Tatsache in der Gegenwart erträglich zu gestalten. Doch es scheitert allein am Versuch.
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      Auf jeden! Dufte!
      Zentrale Geschichten

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      Ich war weder hungrig, noch hatte ich einen großen Appetit, dennoch hatte ich das Verlangen nach etwas zu Essen. Ich ging die große Brücke über der Donau entlang und fühlte nicht das Unbehagen, das ich sonst immer auf Brücken spürte. Vielleicht weil es dunkel war und keine Autos entgegen zischten und meine klaustrophobischen Ängste herausforderten.

      In der Tankstelle spielte ich den Unentschlossenen, obwohl ich nichts zu suchen hatte. Ich wusste, dass ich eine Pizza kaufen würde und eine Cola und die Leibnizkekse, die ich so mochte, aber es war mir sympathisch eine Rolle zu spielen. Als ich ein kleiner Junge war, rannte ich oft über die Straßen und dachte jeden damit zu imponieren. Ähnlich fühlte ich mich gerade und gleichzeitig wollte ich mir widersprechen, weil ich nun weiß, dass die allermeisten Menschen eher irritiert waren, als sie mich damals rennen sahen.

      Die Verkäuferin lächelte zu mir hinüber. Sie war blond und ihr hübsches Gesicht war mit Sommersprossen überdeckt, die mich an die Verfilmungen von Pippi Langstrumpf erinnerten. Ich ahnte, dass sie ihren schönen Eindruck gleich mit einem dreckigen bayerischen Dialekt reduzieren würde und als sie meine Sachen einscannte und von ihrem neuen Handy erzählte, realisierte sich meine Prophezeiung.

      Sie war trotzdem nett. Es überraschte mich, dass ich so gut Smalltalk führen konnte, auch wenn ich etwas steif stand. Ich bestellte also einen Kaffee, aber sie winkte ab. Es war schon fast zwölf und dann würde sie schließen. Sie sagte es in einem angenehmen Ton und war so voller Verständnis, doch es brach etwas in mir, wovon ich wusste, dass es sich bildete.

      Während ich eine alte Folge Seinfeld sah, aß ich die Pizza. Mozerella war immer genüsslich und eigentlich hatte ich nur selten andere Sorten probiert. Ich dachte an Begriffe wie kulinarisch konservativ als Synonym für Hausmannskost und musste schmunzeln. Aber Pizza war ja eher Fastfood.

      Später erzählte ich Maria die Geschichte mit der Tankstelle. Ich chattete seit einigen Wochen mit ihr und mochte die Dialoge. Es waren leichte Unterhaltungen mit Tiefe, aber manchmal gingen sie zu nah oder waren befremdlich verständnislos. An diesem Abend war sie sehr humorvoll, obwohl ich zuvor einen Eintrag in ihrem Blog las, der eher das Gegenteil vermuten ließ. Zwar war sie häufig durchdrungen, aber wirkte nicht wie jene Personen, die ihre Probleme versteckten. Eigentlich hatte sie ein einziges großes Problem, das sie aber nicht lösen konnte. Ihre Mutter war so sehr ein Teil von ihr und ihrem Leben wie ihr Hass auf eben diese. Manchmal sah ich mich und meinen Vater darin wieder und doch war unser Verhältnis über die Jahre sehr viel toleranter und leichter geworden. Wären wir nicht so nah, kämen wir miteinander aus.
      Nie traute ich mich direkt zu sagen, dass Maria anders mit der Angelegenheit umgehen müsse. Einmal hatte ich sie mit einer Person verglichen, die sie sehr verabscheute und da hatte sie mich einige Stunden ignoriert und mir ein übles Gewissen eingejagt. Einmal kündigte sie mir die Freundschaft, nachdem ich einen scheinbaren Überraschungsbesuch bei mir vereitelte. Den ersten Abend war die Gegenwart leer und ich spürte den Drang zu vergehen, während ich ein trauriges Cello-Stück aus einem italienischen Film hörte und die ganze restliche Nacht schlaflos in den kalten Himmel starrte, als ob er Schuld oder auch die letzte Hoffnung trüge. Tagelang sprach sie kein Wort mit mir und später - nachdem wir uns versöhnt hatten - erfuhr ich, dass die Geschichte eigentlich eine große Lüge war und kam nie wirklich darüber hinweg.

      Ich hatte meine Arbeitsstelle verlassen und den nächsten Tag nichts zu tun. So wie alle nächsten Tage. Ich begann in der Nacht, Selbstgespräche am Computer aufzuzeichnen, wie ich es schon seit Wochen tat. Dann hörte ich die Aufnahmen an und tippte sie ab. Ich dachte mir, schon einige Bücher veröffentlicht zu haben, wenn ich immer so vorgegangen wäre. Mit sechszehn hätte ich einen depressiven Roman über einen Menschen geschrieben, der seinen su*z*d vortäuscht, um sich an der Trauer seiner Mitmenschen zu ergötzen. Und alle hätten ihn geliebt, weil ich ein junger Autor gewesen wäre. Aber jetzt war ich trotz meines jungen Alters viel zu alt für einen jungen Autor und müsste wie die anderen Schriftsteller darum buhlen, von irgendjemanden beachtet zu werden. Aber im Gegensatz zu mir hatten sie alle schon ihre Bücher geschrieben und ich tippte Selbstgespräche ab.
      Ich bemerkte beim Tippen oft die selben Sätze. Ich wiederholte mich immer wieder und manchmal waren meine Monologe auch nur Satzbausteine, weil ich vom einen Gedanken zum anderen sprang. Also tippte ich halbe Sätze ab und versuchte sie abzuschließen, aber scheiterte maßlos daran. Der eine drehte sich um München und einem Konzert, das ich dort besuchte. Das schönste Konzert, das ich je besuchte und die anhaltende Euphorie der nächsten Wochen. Ungebremst war der nächste Satz aber irgendwas über Cornflakes und ich dachte, ich müsse wieder nach München und Cornflakes essen. Vielleicht auch beides dort.

      Der nächste Morgen kam langsam. Erst als ich im Bett lag, durchquerten die Sonnenstrahlen mein Fenster zaghaft, bis ich die Rolos fallen ließ. Dann war es stockfinster und da es Herbst war, gab es auch nicht die zwitschernden Vögel zu hören. Nur ein paar quietschende Reifen störten die stille Idylle der Dunkelheit, bis ich einschlief.
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      Auf jeden! Dufte!
      Es wurde nach einigen leeren Wochen wieder Zeit für einen meiner geschrieben Monologe. Die größte Herausforderung ist dabei allerdings immer der Beginn. Manches Mal beginne ich dann damit, diesen als das schwierigste zu schildern, um so den Textfluss zu erreichen, der jeden nächsten Satz animiert. Aber mittlerweile bin ich in dieser Methodik so weit bewandert, dass ich mir ihrer lügenden Funktion trotz aller positiven Nebeneffekte zu sehr bewusst bin als dass sie hinreichende Wirkung erzielen könnte. Man könnte mir nun natürlich entgegen halten, dass dies auch dieses Mal geklappt habe, aber wer weiß denn zu diesem Zeitpunkt überhaupt, ob dieser Text nicht wie die Sopranos abrupt endet oder gar nur wie viele weitere unter den Entwürfen auf die letztliche Papierkorbverschiebung wartet? Wer kann schon mit Gewissheit sagen, dass es sich hierbei nicht um eine Zeitverschwendung handelt? Für den Leser und und oder den Autor? Aber im philosophischen Sinne ist Verschwendung ja kein Grund zur Sorge, gar ist die Sorge kein Grund zur Sorge, höchstens ein Aspekt der negativen Sphäre unter einigen der positiven und den meisten der Gleichgültigkeit. So bleibt die Metapher des Lebens ein See mit Fischen, Leichen und giftigen Abfällen. Eine Metapher der Moderne wohl gemerkt, wenn auch anwendbar zu allen Zeiten des Homo Sapiens. Mitnichten aber als Universalantwort zu gebrauchen, da ist lieber zionistisches Material von großer Besonderheit. Niemals zu wider und stets in einer gewissen Kombination mit altertümlichen Bräuchen in verkorksten Sätzen zu verwenden, die nach einem Ende lechzen, aber in ihrer Begreiflichkeit viel länger zu sein haben, sodass sie in ihrer Fassung ansatzweise den Stand eines Intellekts erreichen, der ihnen andersweitig nicht gebührt gewesen wäre, außer sie wären einer Gestalt entfallen, die allein durch ihre Biographie für ein Synonym der geistlichen Be- oder auch Verausgabung im Duden und konkurrierenden Wörterbüchern Eintrag findet, sodass eine Anreihung vieler Relativpronomen ähnlich unwesentlich wäre wie der Versuch einer satirischen Ausarbeitung dieser bemerkenswert verschachtelten Sätze, so als wäre all dies zu einer größeren Beschaffenheit bereit, die erst mit einer stundenlangen Auseinandersetzung in Erfahrung gebracht werden könnte und das Ziel eines jeden aufmerksamen Menschen wäre. Oder aber auch nicht. Die bessere Universalantwort nach Voltaire sozusagen ist, jedem Menschen eine andere Betrachtungsweise zuzuschreiben, wonach eine jede Meinungsverschiedenheit auf eine vermeintliche Geschmacksdifferenz zurückzuführen sei, die nunmal der Tatsächlichkeit entspreche. In Wirklichkeit ist das natürlich großer Unfug, auch wenn der Ansatz als eine Nichtexistenz allgemeiner moralischer Werte verstanden werden kann, der ich rein formal auch zustimmen würde. So könnte der biedere Herr beispielsweise diesen Textfetzen für die größte Unbrauchbarkeit erklären, während eine gottesfürchtige Gestalt darin das Geschenk des Allwissenden erkennen dürfte und in tiefer Dankbarkeit niederkniet. Beide Reaktionen entsprechen allerdings nicht dem Wunsch des Autors, also meinen persönlichen Wunsch. Ich hoffe auf Anerkennung, Ruhm und Ehre, liebliche Briefe, Flaschenpost und viele Fanatiker. So verfahre ich nun bis hierher, müde wie ich bin, nach einer Reihe an geschwätziger Tage. Ein lieblicher Gruß geht an mich selbst. Dankeschön.
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