Kontakt zu "Freundin" im Affekt abgebrochen

      Kontakt zu "Freundin" im Affekt abgebrochen

      Hallo,

      es geht hier um eine "Freundin", über die ich schon öfter geschrieben habe. Ich habe endlich verstanden, dass sie mir nicht gut tut und was ich mir sechs Jahre habe gefallen lassen, um bei ihr bleiben zu können.

      Wir waren für Sonntag verabredet und ich habe sie provoziert, indem ich viel zu spät gekommen bin und nicht noch mal angerufen habe (zu spät losgegangen bin ich, dass es allerdings durch Umleitungen etc 1,5 h wurden lag nicht in meiner Absicht).
      Danach war sie natürlich entsprechend sauer und hat fast die gesamte Zeit durch irgendwie versucht, mich zu verl*tzen (durch Sprüche und Sticheleien), worauf ich mit Rückzug in mich selbst reagiert habe. Ich sehe dann nur von außen ruhig aus, während es innerlich brodelt.

      Das Schlimmste war für mich dann aber, dass sie was trinken gehen wollte und mit mir in ein Lokal voller Typen gegangen ist, die darauf aus waren, Frauen abzuschleppen. Die ersten Blicke ließen nicht lange auf sich warten. Einerseits schien es ihr auch unangenehm zu sein, andererseits hat sie ihren Cocktail extrem langsam getrunken und ich mußte quasi ankündigen, dass ich in fünf min an der Kasse zahlen gehe, wenn wir nicht sofort gehen. Für mich war das Ganze unerträglich. Sie hat mich auch noch so komisch angegrinst und gefragt, ob ich mich unwohl fühle. Ich habe ja gesagt.
      Draußen kamen dann so Kommentare wie :"ich hab ja schon gesehen, dass die alle da drin saßen !" Ich hab sie dann gefragt, ob sie mir das nicht hätte sagen können (ich habe nicht wahrgenommen, dass es solche Typen waren, die da saßen). Alsi ich dann gesagt habe, dass ein Typ ganz extrem geglotzt hat, wollte sie nur wissen "Hat er mich oder dich angesehen ?"

      Wir haben uns dann das Musical angesehen, für das wir uns verabredet hatten und später zu Hause habe ich ihr in meiner Wut eine Mail geschrieben, dass ich weitere Unternehmungen mit ihr nicht möchte, dass unsere Freundschaft beendet ist, dass ich von ner Freundin Unterstützung erwarte und nicht dass sie meine wunden Punkte (Eßstörung, Angst vor dem Umgang mit Männern) gegen mich verwendet. Und dass ich merke, dass unsere Freundschaft mir nicht gut tut, dass sie sich nicht bemühen soll, mich zu kontaktieren. Wie ich sie kenne, wird sie trotzdem Telefonterror machen. Sms geht nicht, ich habe ihre Nummer blockiert.

      Bei ihr vermute ich mittlerweile neben Magersucht-Bulimie (das weiß ich von ihr selbst) auch Borderline (habe die Diagnose seit einigen Jahren und viel davon passt extrem gut auf sie). Deshalb weiß ich, dass hinter dem Ganzen eine Absicht steckt, ich weiß, dass mein Verhalten unfair war, aber ich will mich einfach so nicht mehr behandeln lassen.

      Ich möchte gerne wissen, was ihr beim Lesen gedacht habt,was ihr von dem Ganzen haltet, und vor allem, wie ich jetzt am besten mit der Situation umgehen soll....und bitte ehrlich sein.

      Danke für's Lesen !
      lg, Prue
      Die Dämmerung ist die Grenze, hier machen viele kehrt.Das Dunkel birgt Gefahr, wer weitergeht bleibt nicht unversehrt.
      (Aus : "Die Nacht" von den Ärzten)

      Es wird dann anders, wenn Sie es wagen, es anders zu machen. (aus dem Film "Machuca, mein Freund")

      RE: Kontakt zu "Freundin" im Affekt abgebrochen

      hi Prue,

      ich finde ehrlich gesagt, dass du das richtige gemacht hast. ich verstehe gar nicht, wie du es so lange mit ihr aushalten konntest, wo sie dich doch so runterzieht. ich finde das echt ...unschön, wenn jemand auf anderen rumhackt, nur zum eigenen spaß oder um sich selber besser zu fühlen.

      du sagst ja selber, dass sie dir nicht gut tut. du darfst auch mal nur an dich denken!

      wenn zwei miteinander befreundet sind, die in etwa die selben probleme sind, kann es oft dazu kommen, dass sie sich gegenseitig runterziehen (sage ich erfahrungsgemäß). ein beispiel: beide verletzen sich, beide brauchen die aufmerksamkeit, können sich aber nicht so viel geben wie sie selber brauchen, und andauernd das "wettrennen" darum, wem es schlechter geht usw. das ist nicht nur albern, es ist auch absolut schädlich für beide personen und vor allem schlecht für eine freundschaft. kann es so sein, dass es bei euch mit den essstörungen das selbe ist?

      du bist nicht ihr therapeut und sie nicht deiner. manchmal schadet man sich mehr, als man sich helfen kann.

      ich finde deine reaktion gut. außerdem: da hat sich doch bestimmt einiges aufgestaut in den letzten jahren. war doch gut, das mal rauszulassen, oder?

      lg *fly
      Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehn. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.

      *Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe*



      Hallo fly.this*way*w,

      danke für deine Antwort. Im Nachhinein denke ich, es hat mich so lange bei ihr gehalten, weil ich ganz lange keine wirklichen Freunde hatte und auch, weil ich ihr damals dankbar war, dass sie mich aus meiner Isolation geholt hat. Aber meine Situation hat sich schon sehr verbessert, mittlerweile habe ich Freunde, die mich mögen und hinter mir stehen und auch alles andere wird- ganz langsam - besser.

      In puncto Eßstörungen habe ich eher den Eindruck, von Anfang an als Bestätigung gedient zu haben, weil ich esssüchtig und stark übergewichtig bin. Und solange ich brav zu allem ja und amen gesagt habe, war unsere "Freundschaft" auch sehr harmonisch (sah jedenfalls so aus). Erst als ich anfing, an meiner Eßstörung zu arbeiten und selbstsicherer zu werden, nahmen die abwertenden Sprüche und Sticheleien ihrerseits zu.

      Ich denke, du hast ganz gut beschrieben, wie es bei uns von Anfang an aussah. In puncto selbstschädigendes Verhalten haben wir auf jeden Fall versucht, uns zu übertreffen.

      Was mich die ganze Zeit gehalten hat war, dass ich mich durch meine "Hilfe" stark fühlen konnte und mit dem Nachgrübeln über sie und ihre Probleme meine Zeit füllen konnte, meine innere Leere nicht spüren mußte.

      Zur letzten Frage : Ja, es hat extrem gut getan, ihr das so deutlich zu schreiben, was ich gefühlt habe.

      Es hat gut getan, zu lesen, was du geschrieben hast. Ich möchte jetzt in erster Linie an mich denken und für mich selbst da sein, und ich bin mir sicher, ich schaffe das auch.

      Danke noch mal !

      lg, Prue
      Die Dämmerung ist die Grenze, hier machen viele kehrt.Das Dunkel birgt Gefahr, wer weitergeht bleibt nicht unversehrt.
      (Aus : "Die Nacht" von den Ärzten)

      Es wird dann anders, wenn Sie es wagen, es anders zu machen. (aus dem Film "Machuca, mein Freund")
      Hey Prue!

      Das Ganze erinnert mich ehrlich gesagt an eine Sache von mir.
      Ich hatte eine Freundin...sie war schwer übergewichtig und hatte sonst niemanden. Eigentlich hatten wir absolut keine Gemeinsamkeiten, bis auf die Tatsache, dass ich damals etwas pummelig war. Ich hörte ständig solche Sprüche wie "Oh schau mal die joggt, das können wir mit unserem fetten Hintern niemals". Wir, wir, wir.
      Ich habe nach der Schule extrem abgenommen, auch wegen einer Esstörung...aber noch immer hörte ich "wir zwei Dicke.", und das
      ,obwohl ich mittlerweile untergewichtig war...naja extremes Gift für mich, aber sie brauchte das einfach. Die Probleme häuften sich, ihre Mutter wollte mich nicht mehr im Haus haben, weil ich scheins Satanist und aufgrundessen dumm wäre, etc. aber das gehört jetzt nicht hierher.
      Jedenfalls, meine Konsequenz: Freundschaft kündigen. Sorry, aber sowas ist keine Freundschaft...war es wohl auch nie. Es ging vielleicht von Anfang an um den Zweck, dass man nicht alleine ist. Und wenn du jetzt die Kraft hattest, dich da rauszuarbeiten, könnte es sein, dass vielleicht der winzige Faden, an dem eure Freundschaft hing, gerissen ist. Von dem her finde ich es ein guter Akt der Selbstbehauptung, denn solche Aktionen, wie die deiner Freundin, ruinieren nur dein Selbstbewusstein.
      Also, Applaus von meiner Seite. :)
      Menschen, die v*rl*tzt wurden, sind gefährlich, denn sie wissen, dass sie überleben
      Hallo SinRatziel,

      danke für deine Antwort ! Ich habe sie gelesen und sie hat mir sehr geholfen. Mir ist zum ersten Mal richtig bewußt aufgefallen, dass M. und ich auch nie etwas gemeinsam hatten außer unserer Symptomatik. Es gab keine gemeinsame Basis, wie ich sie von richtigen Freundschaften her kenne. Verschiedene Hobbies, verschiedene Hintergründe...die Gemeinsamkeiten mußten erst noch geschaffen werden und ich habe mich ihr immer gleichzeitig unter- und überlegen gefühlt (das bezieht sich auf verschiedene Dinge).

      Ich mußte es ihr noch mal persönlich sagen, da sie meine Nachricht leider noch nicht gelesen hatte. Es war ziemlich heftig, aber ich bin froh, dass jetzt Ruhe ist.
      Und der Witz ist : Tagesstruktur, Eßverhalten und Eßstruktur klappen immer noch nicht gut, aber sehr viel besser als zu der Zeit, in der wir noch Kontakt hatten :).

      lg, Prue
      Die Dämmerung ist die Grenze, hier machen viele kehrt.Das Dunkel birgt Gefahr, wer weitergeht bleibt nicht unversehrt.
      (Aus : "Die Nacht" von den Ärzten)

      Es wird dann anders, wenn Sie es wagen, es anders zu machen. (aus dem Film "Machuca, mein Freund")