Kein Verständnis bzw. nicht nachvollziehen können

      Kein Verständnis bzw. nicht nachvollziehen können

      Es ist echt so traurig. Ich muss in einer Wohnung leben, wo einiges passiert ist und wo ich mich nur durch Computer oder fernsehen ablenken kann, um mich nicht den Erinnerungen und Flashbacks stellen zu müssen. Besonders abends ist es schlimm, wenn ich weiß, dass ich jetzt bis zum nächsten Morgen hier bleiben muss. Bin schon seit Monaten auf Wohnungssuche, aber bis jetzt hieß es immer nur: "Hunde sind nicht erlaubt!". :(

      Langsam wird es wirklich unerträglich und wenn ich es schaffe die Gedanken, Gefühle usw. zu verdrängen, stößt mich irgendjemand wieder darauf. Erzähle ich auch nur einen Bruchteil von dem, wie es mir momentan geht, kann das keiner außer mein Psychologe und vielleicht meine beste Freundin nachvollziehen oder verstehen. Alle anderen sind da entweder ratlos oder sie spielen es irgendwie runter und schieben es darauf, dass ich so sensibel bin.

      Vorhin hat er sich gemeldet. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Konnte nicht sagen, dass er nicht mehr anrufen soll und mich in Ruhe lassen soll. Er war ja freundlich zu mir. Warum war ich es in der Vergangenheit nicht gewesen und habe die Polizei gerufen und ihn angezeigt? ER ist doch so nett, hat halt auch seine Probleme und wusste sich nicht anders zu helfen. Ich bin immer diejenige, die alles kaputt macht. Habe es nicht anders verdient als mir wieder neue Schn*tte zuzufügen.

      Ich weiß nicht, was ich mir von diesem Thread erwarte. Vielleicht dass jemand kommt und sagt, dass es ihm ähnlich geht/ging? Dass man es nachvollziehen kann, dass eine Wohnung, Orte, Menschen, Düfte, Musik, Gegenstände usw. alles triggern kann und dass es mich so wahnsinnig hilflos macht dem Ganzen nicht entkommen zu können? ?(
      Hallo little soul,

      ich denke schon, dass Orte und Geräusche und andere Faktoren triggern können und ich kann Deine Reaktionen gut nachvollziehen. Bei mir war es ähnlich. Ich musste auch noch eine Weile in dem Zimmer bzw. Haus wohnen, wo es passiert ist und hatte noch das Pech, dass einer von den beiden noch im selben Ort wohnte wie ich.

      Nun, vllt findest Du eine Möglichkeit, wie Du das mit neuer Wohnung und dem ganzen auf die Reihe kriegen kannst? Hat Dir Dein Psychologe denn schon Tipps gegeben? Ich finde es übrigens sehr gut, dass Du Dir jemanden zum Reden gesucht hast. Es ist so wichtig, dass man jemanden hat, mit dem man reden kann. Grade zu diesen schwierigen Themen scheint es immer noch viel Unsicherheit und Tabuisierung zu geben.

      Dass manche Leute dann bei diesem Thema ratlos sind und nicht wissen, was sie machen sollen, wie sie Dir helfen sollen...hmm...was kann man dazu sagen? Es ist traurig, wenn man mit diesem Thema zu kämpfen hat und es können nur wenige nachvollziehen. Ich denke, man kann es ihnen nicht so übel nehmen, dass sie ratlos sind...ich denke, ich wäre in einer ähnlichen Situation, würde ich in meinem Bekannten- oder Freundeskreis von sowas erfahren.

      Zwecks des Vorfalls, dass er sich wieder gemeldet hat und ja, Dich anscheinend nicht in Ruhe lässt, würde ich Dir raten echt zu überlegen, ob Du nicht zu Polizei gehst. Dazu hat er kein recht! Klar, man ist im ersten Moment überrumpelt (war ich auch, als er mich damals anrief) und dann kann man so selten was Passendes sagen, aber das könntest Du evtl. Deinem Psychologen sagen, damit ihr nach einer gemeinsamen Lösung schaut, denn es scheint Dich doch zu belasten.

      Schlussendlich kann ich schon sagen, dass ich jemand bin - und es gibt sicher noch einige mehr hier -, die Dich gut versteht, ich wollte halt Deinen Beitrag nicht einfach so stehen lassen. Ich schlage vor, dass Du mal mit Deinem Psychologen redest und wenn net reden, dann kannst vllt einen Brief schreiben?

      Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und alles Gute!

      LG vom

      weißen Röschen
      *Das beste für die Seele eines Menschen ist der Rücken eines Pferdes (Lord Palmerston)*

      *Wo immer der Mensch seinen Fußabdruck in der langen Entwicklung von der Barbarei zur Zivilisation hinterlassen hat, finden wir den Hufabdruck des Pferdes daneben (John Moore)*



      Vielen Dank für die Antwort. Es ist schön zu lesen, dass doch manche
      meine Reaktionen und Gedankengänge nachvollziehen und verstehen können. Da komme ich mir nicht ganz so verrückt und allein gelassen vor.

      Es ist für mich vor allem sehr schade, dass meine Familie das alles nicht
      verstehen und nachvollziehen kann. Das macht mich echt traurig. Ich
      will es ihnen nicht übel nehmen, dass sie so reagieren, aber die Dinge,
      die sie sagen, machen die Sache nicht besser, eher noch schlimmer.

      Wegen der Wohnung werde ich morgen mit meinem Psychologen reden. Ich
      werde einfach in den verschiedenen Supermärkten, an der Uni,.. eine
      Wohnungsanzeige hinhängen. Ich merke immer mehr, wie dringend es ist
      schnellstens aus der Wohnung zu kommen. Heute konnte ich gar nicht mehr
      hier sein und habe mich vors Haus gesetzt.
      Werde meinem Psychologen auch erzählen, dass er wieder angerufen hat.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „little_soul“ ()

      viele menschen können es nicht nachvollziehen oder verstehen, weil sie sowas nie erlebt haben. Ich z.b. kann auch vieles nicht nachvollziehen. vielleicht kann deine familie damit nicht anders umgehen, weil sie nicht wissen wie. da würde es helfen, sie aufzuklären, ihnen zu sagen, welches verhalten vielleicht nicht so gut bei dir ankommt und welches alternative verhalten besser wäre. andererseits können sie sich vielleicht aber auch nicht anders verhalten, weil sie sich selber irgendwie schützen wollen.
      auf jeden fall hilft in beiden fällen nur, dass man darüber redet.

      was die umgebung angeht.
      könntest du dein zimmer umstellen, umdekorieren oder sowas? neue bettwäsche, ein paar andere dekosachen, evtl. eine tagesdecke übers bett, die ganzen sachen woanders hinstellen und schon ist es nicht mehr genau der raum, in dem irgendwas passiert ist. dazu noch duftkerzen für einen anderen geruch.
      das sind so kleinigkeiten, die manchmal eine menge bringen können.
      die sonne die sterne tragen kunde von dir,
      jeder lufthauch erzählt mir von dir.
      jeder atemzug, jeder schritt
      trägt deinen namen weit mit sich mit....

      (schandmaul - dein anblick)
      Obwohl hier schon viele Tipps gegeben wurden, möchte ich auch noch etwas schreiben.

      Ich war in einer ähnliche Situation, meine Wohnung, die Stadt haben Schlimmes in mir ausgelöst.

      Bis ich endlich wegziehen konnte, hat es mir sehr geholfen, umzuräumen, etwas anderes aus der Wohnung zu machen.So wie Shania schrieb.
      Das hat mir gezeigt, dass ich in irgendeiner Form, handlungsfähig bin, etwas ändern kann, auch wenn es erstmal nicht so viel war.
      Ich habe auch viele Dinge aus meinem "alten" Leben entsorgt, das war ebenfalls erleichternd.

      Meine Therapeutin hat mir auch geraten, zu versuchen, irgendwelche Plätze zu suchen, die Nicht vorbelastet sind, so wie ich verstanden hab, hast Du einen Hund, vielleicht probiert ihr mal eine andere Gassi-Runde, es hilft manchmal, wenn das Gehirn andere Reize bekommt.

      Alles Gute für Dich, ich drück Dir die Daumen, dass Du schnell eine neue Wohnung findest.
      LG violet
      Danke für eure Beiträge. Ich nehme es den Menschen nicht übel, dass sie es nicht nachvollziehen oder verstehen können, weil viele sowas nie erlebt haben. Allerdings habe ich meiner Familie schon öfters gesagt, dass ich nicht büer bestimmte Dinge reden will. Erst vergangene Woche habe ich meine Mutter am Telefon gebeten aufzuhören, habe das Zittern angefangen, aber sie konnte es nicht lassen. Ich merke immer wieder, dass mein "Nein" nichts wert ist. Sei sagen, dass sie leiden, wenn es mir schlecht geht und es nicht ertragen können, wenn ich weine. Ich sollte mich doch einfach zusammenreißen. Das tue ich halt seitdem, nur es fällt mir von Woche zu Woche immer schwerer.

      Leider handelt es sich nicht um ein einziges Zimmer, in dem etwas passiert ist, sondern es geht um die ganze Wohnung. Es hat sich schon einiges hier verändert - aber die Erinnerungen bleiben. Entsorgt habe ich auch viel und es war für den ersten Moment auch erleichternd, nur hielt dieser Zustand nicht lange an. Ich kann mich nur noch in der Wohnung aufhalten, wenn ich am Computer sitze oder vor dem Fernseher. Das Schlimme ist, dass mich große Teile der Stadt triggern. Ich laufe nur noch mit lauter Musik durch die Straßen, wenn ich nicht gerade mit meinem Hund unterwegs bin.

      Die Gassi-Runden mit meinem Hund sind ok. Dabei ist meine Aufmerksamkeit sowieso auf ihn gerichtet, weil er ein sehr neugieriger und lebhafter Hund ist. Das ist die einzige Zeit am Tag, in der ich ein bisschen verschnaufen kann.

      violet, danke übrigens, dass du mir die Daumen drückst. Ich hoffe auch, dass ich sehr schnell eine andere Wohnung finde. Ist zwar dann immer noch in derselben Stadt, aber schon besser. Wenn ich im Moment mit meinem Studium voran kommen würde, würde ich auch bald fertig sein und könnte allem hier den Rücken kehren. DAS wäre das Beste!