07.07.2009 22:15 - ZDF "Halbgötter in Not-Wenn Ärzte hilfe brauchen"

      07.07.2009 22:15 - ZDF "Halbgötter in Not-Wenn Ärzte hilfe brauchen"


      Der Bochumer Internist Horst P. bekämpft seine Überbelastung mit Valium, das er sich selbst intravenös spritzt. Als seine Ehe zerbricht und er seine 13-jährige Tochter verliert, kommt massiver Alkoholkonsum hinzu. In seiner Praxis bemerken die Patienten seine Schnapsfahne, Kollegen weigern sich bald darauf, ihre Patienten an ihn zu überweisen.


      Der Bonner Arzt Michael F., ebenfalls Internist, wird zum Alkoholiker. Auch er leidet unter körperlicher und seelischer Überbelastung, hat früh den t*d seines Vaters und als Erwachsener den t*d seines Bruders zu verkraften. Auf dem Höhepunkt seiner Sucht trinkt er täglich zwei Flaschen Wodka, behandelt Patienten mit drei Promille Alkohol im bl*t. Seine Ehefrau jedoch hilft ihm aus dieser schweren Krise. Soviel Glück hat Franz S. nicht. Sein arbeitsintensiver Berufsalltag als Leiter einer Klinik macht ihn zum Gewohnheitstrinker, nach kurzer Zeit steht er mitten in der Nacht auf, um sich eine Flasche Wein einzuverleiben. Am Alkoholismus zerbricht seine Ehe, seine Frau verlässt ihn, er verfällt in Depressionen. Nach Schätzungen der deutschen Ärztekammern sind über 20.000 Ärzte in der Bundesrepublik suchtmittelabhängig - durchSchn*ttlich doppelt so viele wie in der Normalbevölkerung. Diese Statistik ist kein Zufall, der Arztberuf birgt überdurchSchn*ttlich hohe Risiken für Suchtkrankheiten. 'Eine enorme körperliche und psychische Belastung ist ein Charakteristikum dieser Branche', erklärt Professor Götz Mundle, Leiter der Oberbergkliniken Deutschland. Seine Kette hat sich auf Mediziner mit Suchtproblemen spezialisiert, betreibt fünf Therapiezentren in der Bundesrepublik. Ärzte genießen in der Regel großes Ansehen, nicht selten ein hohes Einkommen. Der Preis dafür ist jedoch vielfach Dauerstress: Wochenend- und Bereitschaftsdienst, Nachtarbeit, 20-Stunden-Schichten in den Kliniken. Dazu kommt die mentale Belastung: 'Wenn sie einen Patienten st*rb*n lassen müssen, weil sie nichts mehr für ihn tun können, oder den Eltern erklären, dass ihr Kind es nicht schaffen wird, nehmen sie diese Gedanken zwangsweise mit nach Hause', sagt der ehemalige Klinikleiter Dr. S.. Wo eigentlich besonders lange Regenerationsphasen nötig wären, ist das Gegenteil der Fall. Je weniger Zeit zum Abschalten zur Verfügung steht, desto schneller muss es gelingen - die Hauptursache dafür, dass ein Arzt zur Flasche oder zu Medikamenten greift. Der nahezu uneingeschränkte Zugriff der Mediziner auf Arzneimittel verstärkt diesen Effekt. Die 37-Grad-Sendung greift das Tabuthema suchterkrankter Ärzte auf. Drei von ihnen sprechen offen über ihre Krankheitsgeschichte.