meine schüler

      meine schüler

      oha, lange war ich nicht mehr hier. und eigentlich gibt es auch so gesehen keinen grund hierher zurückzukehren, aber die vergangenheit holt einen doch hin und wieder ein.
      ich habe g*r*tzt. früher. das letzte mal ist nun aber auch schon wieder 4 jahre her. 4 jahre, eine lange zeit. hin und wieder kommen die gedanken natürlich mal wieder hoch, aber ich würde sagen, dass ich durch bin mit dem thema. aber irgendwie doch auch nicht ganz. ich habe einen gedankengang, mit dem ich nicht so ganz weiterkommen. frage an schüler, sowohl welche, die es tun, als auch angehörige, die damti nix am hut haben:

      natürlich habe ich N*rb*n und ich habe auch keinen bock mehr mich im sommer vor allem und jedem zu verstecken. sie sind ja schon relativ verblasst und nur noch wenig wulstig. es ist mir zu blöde und zu heiß. nun arbeite ich aber seit einem jahr an einer förderschule als refrendarin. es ist eine förderschule für "lernbehinderte", die eigentlich nichts anderes sind als das traurige produkt unserer saufenden, verwarlosten und psychisch labilen gesellschaft. das nur zur erklärung, denn meine schüler wissen vermutlich genauso gut wie ihr, wie scheiße das leben sein kann. jedenfalls passierte es jetzt schon des öfteren, dass meine schüler mich auf meine N*rb*n ansprachen. auf ihre ganz eigene direkte, freche und vollkommen unverschämte art ("eh, frau y. R*tz*n sie sich!??!?"). kann ich ihnen keinen strick draus drehen. je nach situation reagiere ich auf solche fragen normalerweise entweder gar nicht oder mit nem spruch wie: "wonach siehts denn aus?", nur damit den leuten bewusst wird, dass die wahrheit evtl. mehr sein könnte, als sie ertragen können. aber das kann ich bei meinen schülern irgendwie nicht bringen, finde ich auch doof. bisher habe ich immer gesagt: "auch lehrer machen mal fehler." oder "mir ging es mal nicht so gut.". entspricht der wahrheit. aber was transportiert das an meine schüler?

      hier sind doch einige schüler unterwegs denke ich. was würdet ihr denken, wenn ihr einen lehrer sehen hättet, der offensichtlich mal geschnippelt hat? könntet ihr den noch ernst nehmen? was würdet ihr von dem hören wollen? könntet ihr nachvollziehen, dass man phasen haben kann, auch als vorbildlicher lehrer?

      ich schwanke die ganze zeit so ein wenig zwischen dem gedanken, mein ansehen und meine autorität zu verlieren und der tatsache, dass sie daran vielleicht merken könnten, dass auch die beschissenen phasen im leben besiegen kann. denn eigentlich gehts mir spitzenmäßig und auch meine schüler mögen mich.

      vielleicht gibt es hier ja sogar auch schüler aus ner schule für kranke (schulen in der psychiatrie), die mir auch gerne per nachricht ins postfach ihre gedanken zukommen lassen können, wenn vor ihnen in der klinik auf einmal ein ex ritzer stünde und ihnen mathe verklickern will. mich würde das wirklich sehr interessieren. und vielleicht hilft es meinen gedankenknoten ein wenig zu lösen.

      über antworten würde ich mich wirklich riesig freuen! vielen lieben dank schonmal im vorraus!

      *
      अहिंसा
      uah...schwieriges Thema. Also ich unterrichte auch ziemlich gebeutelte erwachsene. Aber ich trage nur langärmelig im Unterricht. Vielleicht bin ich ja noch nicht so weit. Aber ich will auch niemandem einen Grund geben es "nachzumachen".

      LG

      Carrion
      You said "I'm as constant as the Northern Star." And I said, "Constantly in the darkness - where's that at? If you want me I'll be in the bar"
      hey

      vermutlich wird es da unendlich viele antworten geben, von denen jede genauso richtig wie falsch ist.
      ich für meinen teil würde meine lehrerin wohl eher dafür beW*nd*rn, wenn sie wirklich stabil ist, weil sie weiß und das auch sichtbar ist, dass das leben net nur traumhaft schön ist. und aber die für mich scheinbar langweiligen dinge wie mathe trotzdem wichtig nimmt. ich hoffe es ist irgendwie verständlich was ich sagen will. :s

      andere wiederum würden das vielleicht als anlass für noch mehr stress machen nehmen. ich weiß es nicht.


      vielleicht hilft dir das etwas...
      Hallo sternenstaub.

      Ich kann von meiner Schulzeit sagen, dass wir eine Lehrerin hatten, die allerdings hauptsächlich mit Magersucht zu tun hatte, dennoch auch mal g*schn*tt*n hat.

      Das sie extrem dünn war war ihr klar anzusehen, und auch bei gemeinsamen Frühstücken ist aufgefallen, dass sie kaum isst. Und eben auch dann mal im Sportunterricht die N*rb*n.

      Sie ist offen damit umgegangen. Hat auf Fragen klar geantwortet, und stand auch dazu, dass sie immernoch ab und an Essprobleme hat. Und auch zu den N*rb*n stand sie.
      Sie sagte aber auch klar, dass es eine sehr schwieriger Zeit _war, aber vorbei.

      Sie hat mit ihrer Offenheit viel BeW*nd*rung bekommen, und ihre Autorität ist keinesfalls gesunken. Es haben sich sogar viele Schüler getraut in Problemsituationen ihren Rat zu suchen und sie ist damit ein Stück weit zu einer Vertrauensperson geworden.
      Und, vor allem hat es gezeigt: Lehrer sind auch nur Menschen.

      Zu der Nachahmung möchte ich noch sagen, dass sie damals auch klar von den Folgen, den Fakten und allem geredet hat, und auch sagte, dass es sie eigentlich nicht weiterbrachte mit ihren Problemen. Eben auch sagen, dass es der falsche Weg ist, auch wenn so jemand wie ein "Vorbild" diesen Weg gegangen ist kann er falsch sein.

      Ich wünsch dir alles Gute, Dragonfly
      Von verrückten Leuten kann man eine Menge lernen.
      (Die Mitte der Welt - Andreas Steinhöfel)
      einzig wahres Zitrönchen
      & Chefin des Chi-Kreiselwurm-Verschwörungskommandos


      Hallo,

      ich mag auch mal etwas dazu sagen. Ich bin kein Schüler, sondern stehe in ähnlicher Rolle da wie Du, ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen zusammen, die sehr problematisch sind, jeder auf seine eigene Weise.
      Ich persönliche bevorzuge den Weg, meine N*rb*n dort nicht zu zeigen.
      Es ist ein Schutz für mich, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Problemkids nutzen Schwächen von anderen oft sehr schnell (Schwäche nicht falsch verstehen, eher als Angriffspunkt) um sich selbst auch besser darzustellen. Ich weiß nicht, inwieweit Dich das wieder instabiler werden lassen könnte in bestimmten Situationen.
      Auf der anderen Seite ist es so, das Du irgendwie eine Autoritätsperson bist und somit übernimmst Du auch viel Verantwortung.
      Ich bin nicht sicher, wie Kinder gerade an einer Förderschule dafür auch den Weitblick besitzen (wenn sie nicht selbst betroffen sind), es nachzuvollziehen, das es zu _Deinem Leben gehört hat und das es _Dein Kampf ums überleben mal war.
      Ich denke das kann man dort nämlich keinesfalls voraussetzen.
      Es ist nicht so, dass Du Deine Erfahrungen ja nicht auch nutzen kannst um auch gezielt bei Kindern zu erkennen, wenn sie in solchen Schwierigkeiten stecken sollten und ein sensibles Gespräch zu suchen, anstatt Dich auch noch selbst dazu zu bekennen.
      Ich finde das muss nicht sein, was aber nichts mit verstecken oder so zu tun hat.
      Sondern nur damit, das man eben gerade nicht voraussetzen kann, dass es verstanden wird.
      Ich hoffe es kommt rüber, was ich sagen wollte.

      Gruß M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Hallo Sternenstaub,
      Ich finde, in deinem Text hast du selber schon einen guten Ansatz gefunden:
      Dir ging es schlecht, du hast es irgendwie überW*nd*n und jetzt geht es dir gut, mal ganz einfach gesagt.
      Ist das nicht, gerade für deine Schüler, die ja aus einem schwierigen Umfeld kommen nicht irgendwie positiv? vielleicht schaffst du es ja, in dieser Hinsicht auf das Thema einzugehen und der ein oder andere wird, auch wenn es nicht so aussieht, mal drüber nachdenken...
      Natürlich musst du selbst entscheiden, was und wieviel du preis geben möchtest, ich dachte nur, wenn man es so beleuchtet bist du ganz und gar nicht schwach, vielleicht für deine Schüler weniger abgehoben...
      Hmm, vielleicht war das jetzt auch völliger Blödsinn...
      Am I that unimportant -
      am I so insignificant?
      Isn't something missing -
      isn't someone missing me?
      (Evanescence - Missing)
      ach, ihr seid voll gut. ich danke euch allen! ich nehme das jetzt erstmal so auf und mit ins bett und sortiere mir das mal.

      mir fiel gerade ein, dass es zumindest an dieser schule ja jetzt auch schon fast egal ist, ob ichs zeige oder nicht, weil jetzt wissen es ja eh schon alle. was solls. dankedankedanke! und gute n8 mit acht!
      अहिंसा
      hallo,

      ich möchte noch dazu sagen, dass ich bezüglich der N*rb*n nur gute Erfahrung gemacht habe und das genau auch bei solchem Klientel und darunter sowohl (potentielle) Täter, als auch Mensch(en) mit Selbsv*rl*tzendem Verhalten. Ich habe es genau mit dieser Erklärung, dass es mir damals nicht so gut ging und ich aber gelernt habe damit anders umzugehen. Alle Fragen und Aussagen dazu waren immer sehr respektvoll und holte mir respekt ein, weil ich für sie authentischer war als die jenigen, die, aus sicht des Klientels, aus einer heilen Welt kommen.

      Ich selbst hätte es damals, glaube ich, befremdlich gefunden, was aber nur daran liegt, dass es mir ganz schwer fiel, es auszuhalten, dass es anderen auch mal nicht gut geht, weil für mich nicht so gut gleich ganz schlecht war und ich mich dadurch schuldig und schlecht fühlte (auch wenn es völlig sinnfrei war)

      Doch jetzt und auch jetzt habe ich es mit Autoritätspersonen mir gegenüber zu tun, beW*nd*re ich, wenn sie ihren Weg gehen, es zumindestens weitesgehend und kaum einschränkend überW*nd*n haben und ihren Weg gehen, weil von diesen Menschen, kann man unglaublich viel lernen, was LEBEN heißt.

      Alles Weitere per PN

      lg, chili
      Hey ihr,

      was mich interessieren würde: wie gehen denn die Eltern damit um? Hat
      jemand, der Lehrer ist oder in einem ähnlichen Beruf arbeitet, schonmal
      Rückmeldung von Eltern bekommen? Ich studier Pädagogik und hab bisher
      immer alles versteckt aus Angst, dass die Eltern Stunk machen könnten.
      Habt ihr in der Hinsicht Erfahrungen?
      Wir wollen weiße Raben sein in unseren Gedanken .
      Und mir sprießen Rabenfedern...
      Denk an mich, ich komme wieder.
      Denk an mich, hälst du sie in der Hand.
      ASP - Krabat

      hej rabe!
      meinst du, ob die eltern auf die tatsache reagiert haben, dass ich mal nen problem hatte? oder ob die eltern reagieren, weil ihre kinder das machen?
      also bei mir definitiv beides nein. allerdings muss ich dazu anmerken, dass den meisten eltern meiner schüler alles scheißegal ist. deren kinder könnten von der brücke springen und es würde sie nicht jucken.
      in dem verein wo ich vorher gearbeitet (ehrenamtlich) habe, hat sich auch nie jemand beschwert. mein chef dort wusste von meinem problem und damals war es noch aktuell. sollten sich eltern mal an ihn gewandt haben, hat er das nicht an mich weitergeleitet. aber wie ich den kenne, hätte er dann eher mit meinen unglaublichen sonstigen pädagogischen kompetenzen gegenargumentiert *lach*
      ich denke es ist auf jeden fall ein vorteil, wenn man zeigt was man kann, bevor man mit der vergangenheit rausrückt. allerdings weiß ich auch nicht, wie mein leben aussähe, wenn ich noch wirklich voll drin wäre. vermutlich hätte ich den job den ich jetzt mache nicht angetreten. ich denke meine derzeitigen kollegen stehen voll hinter mir. die sehen das ja auch alle und bisher hat noch keiner was gesagt. sollten mich jetzt eltern darauf ansprechen, würde ich ihnen das vermutlich ganz konkret erklären. vor allem aber dann auch mit fokus darauf, dass es vorbei ist, das es eine phase war, dass es mir jetzt gut geht und ich daraus meine lehren gezogen habe. und irgendwie denke ich schon, dass es vor allem im pädagogischen bereich hilfreich sein kann, so etwas durchgemacht zu haben. es erleichtert die notwendige empathiefähigkeit um einiges und bereichert das argmuentationsspektrum um vieles.

      vielleicht hat dir das ein wenig geholfen. ansonsten frag noch mal nach ;)

      liebe grüße

      *
      अहिंसा
      moinmoin!

      es gibt news: ich arbeite seit knapp 2 jahren nicht mehr an einer förderschule, sondern in einer "normalen" gesamtschule als sonderpädagogin für förderschüler, die inklusiv (die vermeintlich bessere inklusion) beschult werden. mit meinem N*rb*nhickhack bin ich irgendwann anders umgegangen: ich habe mir ein feines tattoo drübertackern lassen. mein tattoowierer war zwar schwer genervt von den N*rb*n, dafür sieht man sie nun fast nicht mehr, es sei denn man hält sich den arm direkt vor die nase. fast der ganze arm ist mittlerweile voll. jetzt bin ich die tätowierte lehrerin. der neue job bringt neue erfahrungen mit sich. vornehmlich im bereich der elterN*rb*it. die eltern haben weder meine tattoos noch meine piercings kritisiert (im gegenteil. eine muddi meinte mal, sie fände es gut, dass es mittlerweile auch solche lehrer gäbe, das wäre näher an der punkerlebenswelt ihrer tochter dran). allerdings kam neulich die kritik eines vaters, dessen sohn mich wohl auf dem weg vom bus in die schule gesehen hätte. er meinte, mein auftreten würde meine authorität untergraben. womit? er meinte meine großen roten kopfhörer. *prust* das nur dazu, worüber man sich in pädagogischen jobs sonst noch alles den kopf zerbre*ch*n könnte.... und: tattoos über N*rb*n sind super. seitdem auch keine fragen mehr ;)

      liebe pädagogen: wir können uns über jeden furz den wir lassen dreimal gedanken machen, ob das nun passend ist oder nicht. ich denke das wichtigste ist, dass wir authentisch bleiben und die kids uns so kennen und ernst nehmen können.
      अहिंसा
      also ich hätte auch gern tätowierte, gepiercte lehrer mit n*rb*n, die selbst mal was durchgemacht haben.. und wissen wovon sie sprechen

      nicht immer diese pädagogen, die so tun als würden sie einen verstehen, weil sie irgendwelche bücher gelesen haben und daheim ihre tolle kleine familie haben und dann nichts mehr von problemen wissen wollen.
      Hey ;)

      Also mir als Schüler käme es nciht drauf an, ob mein Lehrer N*rb*n hat, oder nicht, er muss schließlich auch damit leben, wenn ich welche habe ^^

      Und ich finds echt cool von dir, dass du dein Ding so durchziehst, denn weißt du was: genau DESHALB haben die Schüler respekt vor dir. Weil du selbstbewusst rüberkommst und dich nicht einschüchtern lässt. Die Tattoos und Percings zeigen den meisten Schülern, wahrscheinlich, dass du "rebellisch" bist und dich eben nciht herumkommandieren lässt, allein das bringt einem schonmal Punkte ;)

      Und wegen diesem Vater: Man kann es nie allen Recht machen, Eltern schon gar nicht!

      LG Mira

      Hey Sternenstaub,

      ich finde es echt toll, dass du so einen guten Weg gefunden hast, die N*rb*n zu "verdecken", aber möchte gerne dazu sagen, dass in meinen Augen deine Autorität auch nicht unter ihnen gelitten hätte, wenn du sie nicht tätowiert hättest - im Gegenteil hätte ich, wie einige vor mir bereits schrieben, ein deutlich höheres Vertrauen in dich gehabt als in den, äh, ich sage mal "uniformierten Standardpädagogen". Es ist super, dass du zu dir selbst stehst und authentisch bleibst, denn das ist viel mehr wert als vieles andere.

      PS: Deine roten Kopfhörer hören sich echt cool an, lass dich nicht von dem Vater verunsichern ;)