Umgang mit dem Altwerden der Eltern-wie?

      Umgang mit dem Altwerden der Eltern-wie?

      Hallo,
      naja die Überschrift sagt ja eigentlich schon vieles. Ich bin Anfang 20 meine Eltern werden 2 Jahren 50. Und schon jetzt zehren ihre Managerjobs an ihren Kräften sie werden alt. Es ist so schwer für mich das anzunehmen und zu begreifen. Ich ahb noch die tage im Kopf wo ich mit Papa rumgetollt bin, wo ich mit ihm zum Schwimmen gefahren bin, oder wo Mutter und ich bis tief in die Nacht diskutierten. Das is nun alles schon viele Jahre her, aber dennoch präsent.
      Und nun muss Mutter nach ihrer Krebserkrankung schneller Ruhepausen einlegen, und braucht Mittags wirklich ihre Ruhe. Papa muss nun auch gesundheitlich vorbeugen, beide wirken ausgezehrt und erschöpft. Sie sagen ich soll mir keine Sorgen mache - tue ich aber!!!!!!!!!!!
      Es ist hart anzusehen wie sie älter werden.
      Klar Oma Opa und Großtantchen werden auch älter und bauen auch immer mehr ab, aber sie sind alt, sind alle schwerbehindert, da ist es nachvollziehbar.
      Wie geht man mit so etwas um? Spricht man es an? Wenn ja wie?
      Was kann man selbst zum begreifen tun?
      Bitte, hat jemand irgendeine Idee????

      Eine traurige Clavis.
      hej clavis,

      ich find das thema ganz interessant, ist das erste mal, dass ich das hier lese und wahrscheinlich ist es für viele user auch (noch) nicht wirklich präsent.

      überlege jetzt gerade, was ich dir dazu sagen kann aus dem altersvorsprung sowohl von mir als auch von meinen eltern - sind dieses jahr beide 60 geworden bzw. meine mutter wird's am wochenende.

      meine eltern / ich / wir haben das glück, dass sie bis auf kleinere geschichten (cholesterin, stress-asthma bei meiner mutter, bl*thochdruck bei meinem vater) gesund sind, auch entsprechend aktiv sein können (ehrenamt, politische menschen, viele interessen) und so wie ich das sehe auch halbwegs auf sich aufpassen. trotzdem ist es natürlich so, dass ich bestimmte dinge nicht mer so "locker" sehe - meine mutter ist ewig unzufrieden in ihrer partnerschaft und inzwischen denke ich mehr und mehr "wann wenn nicht jetzt will sie ENDLICH was dagegen tun", um meinen vater habe ich wegen seiner sensibilität und "zartheit" (er ist recht klein und nicht besonders sportlich) einfach so ab und zu angst (wenn er abends alleine heim läuft oder so.)

      über allem hängt natürlich immer ein bisschen das "was wenn sie st*rb*n, was wenn sie einen unfall haben..." hm.
      wie gesagt, bei meiner mutter hab ich weniger sorge, mit meinem vater rede ich da sehr offen drüber, das hilft mir sehr. beide machen altersteilzeit, das wäre auf jeden fall was, wo du mit deinen eltern drüber reden solltest. ganz ehrlich, wenn sie's können (ich kenne die regelungen in der freien wirtschaft nicht so, im öffentlichen dienst gibt's da eine grenze, bis zu welchem jahrgang das noch geht), sollten sie es unbedingt tun, erstens ist man nach 40 jahren arbeitsleben einfach "durch", zweitens verringert sich so langsam das, was man noch vor sich hat im vergleich zu dem, was man hinter sich hat - und man sollte das beste draus machen und die zeit nutzen, wo es nur geht.

      ich glaube, dass es hilft, wenn man selbst sein leben immer besser in den griff kriegt - man sieht, dass es "rund läuft" und das entspannt und man kann sich auf das rein zwischenmenschliche ohne abhängigkeit konzentrieren. und dann natürlich dinge unternehmen: ich mache inzwischen viel einfach so mit meinen eltern, vor allem meinem vater, nur um schönes zu erleben. das ist nicht mehr herumtollen im schwimmbad, aber diskutieren tun wir noch, und zb wandern gehen, oder ins kino, oder theater / oper, oder... hast du denn sowas mit ihnen? geteilte interessen? natürlich sind das nicht mehr die "kinderspiele" von damals, aber es ist genau so schön (ich krieg zum beispiel gänsehaut, wenn ich mit meinem vater spazieren gehe und irgendwann nimmt er meine hand und wir laufen eine weile so weiter.) zum beispiel hab ich auch immer noch recht viel körperkontakt mit meinen eltern, also in den arm nehmen, meiner mutter mal den rücken kraulen oder so, das tut ihnen glaub ich sehr gut und ich finds auch schön (= das hat dann tatsächlich sowas von nochmal-kind-sein.

      ich frage einfach auch offen, wo ich helfen kann (schwere sachen tragen, mal was im garten oder die leiter hoch...) und ansonsten versuch ich ihnen was gutes zu tun (gutscheine für schwimmbad oder massagen) und zeit mit ihnen zu verbringen. und sie einbinden in mein leben, so sehr das geht (anrufen, quatschen...).

      ich glaube, dass man so (also durch kontakt, interesse, offene gespräche) dann auch einen guten eindruck davon bekommt, wo die sorgen berechtigt sind (mein vater wird sich zb dran gewöhnen müssen, dass ich, wenn wir abends zusammen ins kino gehen und er heimgeht, ich eben nochmal anrufe um zu sehen, dass er gut daheim ist) und wo man sich keine machen braucht (ich weiß, dass meine eltern zb regelmäßig ärztliche vorsorge machen und ich keine angst haben muss, dass urplötzlich alles aus dem gleichgewicht ist und sie es viel zu spät entdecken.)

      und letztlich - krankheit kann uns alle immer erwischen. wenn man jemanden liebt hilft da nur: empfänglich für ihn und seine gefühle bleiben, ehrlichkeit pflegen, zeit miteinander verbringen, das schöne bewahren.

      weiß nicht, ob dir das hilft.
      alles liebe,
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Hallo solaine,
      danke für deine schnelle Antwort.

      Hm das mit dem Unterbnehmen ist schwierig da ich weit weg von meine Eltern wohne und auch nicht das beste Verhältnis in nähe zu Ihnen habe. Sprich ich brauch den Abstand um überhaupt mit alldem Aktuellen und dem sonstigen Gepräge klarzukommen.

      Denn verbunden mit dem Klarkommen mit dem Älterwerden sthet auch die Angst, wie du ja geschriben hast.
      Sicher es kann immer und überall jedem etas passieren.
      Vielleicht hängt es auch mit der Trennung zusammen, keine Ahnung.
      Wirklich sehen tu ich meine Eltern an Weihnachten wieder, und dann haben wir uns 4 Moante nicht mehr gesehen.
      Und das mit der Alterteilzeit, das wird nicht gehen, da sie in der Kirche arbeiten und da fängt die Karriere erst mit 50 an und endet mit 70. Traurig aber wahr.Zudem würden sich meine Eltern beide dagegen sträuben als waschechte Workaholics....
      Ach wieso muss das so schwer sein??????????? ;(
      hej,

      magst du vielleicht an weihnachten die zeit nutzen, um mal mit ihnen über deine angst zu reden und ihnen dann vielleicht briefe schreiben? das hab ich, außer als meine mutter mal längere zeit in kur war, zwar nie probiert, aber aus den sechs wochen damals weiß ich, dass das nochmal ein ganz neues verhältnis schaffen kann. und dadurch hast du auch eine gewisse nähe, ohne dass du ständig anrufen oder was mit ihnen machen musst (was vielleicht echt nicht toll ist, wenn das verhältnis eh nicht so gut ist.)

      lg
      solaine
      "But isn't that life for us all? Trusting to luck?"
      "You can always try to give luck a helping hand", she said.
      //william boyd//


      Liebe clavis,

      dein Thema spricht mich sehr an. Ich möchte dir gern sozusagen von der anderen Seite her antworten.

      Ich bin 51 Jahre und mein Mann 57 Jahre und unsere Tochter ist 21 Jahre. Von daher passt es in etwas mit dem Alter.
      Ich habe mich zunächst mal auf dein Thema gestürzt, weil ich dachte, dass da jemand von alten Eltern schreibt.

      Aber dann las ich, erst schmunzeln, dann sehr ernst, dass die "alten Eltern" ja ich bin. Etwas, was man gar nicht erfassen kann, denn letztlich kommt man sich oft noch so jung vor, irgendwie zeitlos - wenn man nicht gerade in den Spiegel schaut - ;)

      Ich verstehe aber dein Thema, denn ich habe vor ca zwei Jahren darüber viel mit unserer Tochter gesprochen. Da ist sie nämlich ausgezogen und wollte das auch unbedingt mit ihrem Freund zusammenzuziehen.
      Wir hatten nichts dagegen. Wir halfen bei der Wohnungssuche und Einrichtung. Und dann kam der Zeitpunkt des Auszugs und plötzlich war alles anders.

      Unsere Tochter saß weinend da und mutierte von der ganz Erwachsenen zur Kleinen, denn der Abschied schien plötzlich extrem. Ich sage mit Absicht erwachsen und klein, weil einfach beides da ist und alles äußerst ambivalent ist.

      Da ist es spannend ein neues Leben zu beginnen ohne die Kontrolle durch die Eltern und da ist dann gleichzeitig Abschied und beide Seiten merken: hoppla, das ist ja ein sehr großer AbSchn*tt. Unsere Tochter hat das ganz und gar existentiell getroffen, denn sie sah uns plötzlich alt und fast t*t und hatte eine Riesenangst, dass wir st*rb*n könnten.

      Mich hat das sehr erschreckt. Und wir haben viel Zeit verbracht darüber zu reden. Klar, es ist so, dass Eltern älter werden und Kinder auch spüren, dass sich etwas verändert. Klar, es kommt die Zeit, wo eventuell Krankheiten auftauchen, so wie bei deiner Mutter oder im Stress deines Vaters und damit kommt die Angst irgendwie allein auf der Welt zu stehen.

      Leider kann man das nicht stoppen. Und jeder Abschied irgendwann macht Angst. So geht es umgekehrt deinen Eltern auch.

      Ich kann auch natürlich auch nicht zu meiner Tochter sagen: du, ich bin 51, da habe ich noch 30 Jahre vor mir. So etwas kann man niemandem versprechen.
      Aber man kann etwas versprechen: nämlich, dass bei dir die Zeit kommen wird, wo du eine eigene Familie gründest, wo deine Eltern langsam an Bedeutung abnehmen und wo ein Abschied aus Todesgründen zwar sehr traurig, aber nicht vernichtend für dich sein wird.
      Das kannst du dir vielleicht jetzt nicht so richtig vorstellen.

      Jetzt ist die Zeit, wo du zwar nicht wie als kleines Kind alles mit deinen Eltern machen kannst, aber wo eure Beziehung eine ganz neue Qualität bekommen kann. Du, als große Tochter, die nun vielleicht zur Freundin der Mutter wird und mit ihr Themen besprechen kann, die früher nicht möglich waren.
      Oder der stolze Vater, der trotz Managerposten stolz ist, dass er eine große Tochter hat.

      Aber: sollten deine Ängste unerträglich sein, so, dass sie dich dauernd beschäftigen, dann müsstest du vielleicht ein paar Stunden in einer Thera das aufarbeiten. Manche Nabelschnüre sind zu fest geknüpft. Die Krankheit deiner Mutter macht es dir noch schwerer. Und so kann eine ganz natürliche Ablösung, die mit Trauer natürlich einhergeht, zur Qual werden. Das solltest du nicht zulassen, sondern dir dann Hilfe holen.

      Unsere Tochter ist damals ausgezogen. Mit dem Freund war dann Schluss. Und seit drei Monaten wohnt sie allein in einer Wohnung und hat einen neuen Freund, der aber nicht mit ihr zusammenwohnt. Und meine Tochter genießt den Zustand, dass sie mal dorthin, mal dahin kommen kann. dass wir am Telefon unser tägliches Schwätzchen halten, dass sie natürlich jederzeit kommen kann und die Abnabelung läuft.

      Aber es ist ein Prozess.

      Was ich dir jetzt ersparen möchte ist der Teil, wo ich dir erzählen könnte wie heftig der Prozess für die Eltern ist. Es ist harte Arbeit an sich, dass man seine Kinder ziehen lassen und groß werden lassen kann im Wissen, dass man sie nicht besitzt, sondern nur ihr Begleiter ist, in der zeit, in der die Kinder das brauchen.

      Ich wünsche dir und deinen Eltern alles Liebe. Trotz vielem Stress gute Gespräche. Und: falls du das Gefühl hast, dass du sehr leidest, dann hole dir einige Stunden professionelle Hilfe. das ist durchaus manchmal in diesem Prozess angebracht.

      Liebe Grüße,
      von einer durch dein posting und meiner Antwort ziemlich tief in dein Thema gezogenen lindenblüte :)

      Umgang mit dem Altwerden der Eltern-wie?

      Hallo Clavis,
      als ich deinenThread gelesen habe,fühlte ich mich irgendwie gleich angesprochen.Obwohl ich mehr als doppelt so alt bin wie du,kenne ich diese Ängste nur zu gut.Meine Mutter ist schon 70 J. mein Vater 74 J. alt.Vor 7Jahren mußte mein Vater am Herzen operiert werden und ich hatte schon damals große Angst ihn zu verlieren!!!!Doch alles wurde gut und er führt ein fast "normales"Leben.Dann im letzten Jahr der große Schock:bei meiner Mutter wurde Krebs diagnostiziert.Die Diagnose zog mir den Boden unter den Füßen weg.Ich wollte es nicht wahrhaben,meine Mutter bis dahin nie ernsthaft Krank und dann diese schlimme Krankheit????Zuerst machten uns die Ärzte Hoffnung und ich wollte fest dran glauben,daß sie wieder halbwegs "Gesund" wird.Aber die Realität sieht leider sehr sehr düster aus(der Krebs wurde zu spät erkannt)
      Meine Thera sagte ich müße schon jetzt Abschied nehmen,klarkriegen das meine Mutter st..b.n wird.!Ich hingegen verdränge den Gedanken....,das sie vielleicht schon bald nicht mehr da ist.Das ertrage ich nicht...,wie soll mein Leben weiter gehen,ohne sie???????????????Ich brauche sie doch so sehr,auch u. gerade jetzt wo es mir so schlecht geht!!
      Obwohl ich immer um ihre Liebe kämpfen mußte und noch immer Kämpfe...,nie das bekommen habe was ich so dringend gebraucht hätte........!!!
      Ansprechen kann ich meine starken Verlustängste nicht......,warum das würde jetzt zu weit führen..!
      Ja,Clavis du sieht auch wenn man selbst schon ein Alter erreicht hat wie ich,die Ängste sind "Präsent".Das Älterwerden begreifen und es auch als solches zu akzeptieren fällt schwer und wirkliche Tips im Umgang damit ,konnte ich dir wohl leider nicht geben...,doch du stehst nicht alleine da!!
      Noch kurz:die Antworten von Solaine fand ich vielversprechend und ermuntert zu Taten...,empfänglich für Gefühle sein,Ehrlichkeit pflegen,Zeit miteinander verbringen,das schöne bewahren

      LG Gaby
      Unsere Sehnsucht wird immer größer, je weniger wir sie befriedigen können!!!
      Hallo clavis,
      das Thema beschäftigt nicht nur dich.
      Ich werde in diesem Jahr 18, mein Vater ist 60 und meine Mutter 58.
      Natürlich denkt man dann mehr über das Alter nach. Meine Eltern sind gesundheitlich bereits so ziemlich ruiniert und ich evrstehe deine Ängste, Sorgen und Gedanken nur zu gut.
      Kannst du mit ihnen denn darüber reden?
      Ein Patentrezept zum Umgang damit gibt es leider nicht, ich suche auch noch danach, aber mir hilft es, dass ich teilweise mit ihnen darüber reden kann.

      lg Soulcoma
      I get colder inside the more that I try
      And with every day I fall deeper
      I am
      frozen inside, all feelings have died
      And with every day it crawls deeper.
      das ist auch ein thema was mich beschäftigt....ich habe wahnsinnig angst davor, dass meine großeltern bald st*rb*n könnten....man weiß das ja nie, ich bin bei ihnen aufgewachsen und sie sind älter als die eltern meiner freunde....logisch..wenn sie st*rb*n, habe ich gar keine familie mehr...das ist eine horrorvorstellung, ehrlich! ich würde sie aber nicht darauf ansprechen, weil ich es ihnen natürlich nicht so bewusst machen will, dass sie schon sehr alt sind, sie beschäftigen sich glaube ich selbst schon genug mit dem thema, dass sie wahrscheinlich nicht mehr so lange sein werden.....da möchte ich nicht noch salz in die W*nd* streuen, weil es glaube ich für die meisten menschen unangenehm ist, zu wissen, wenn sie nicht mehr lange zu leben haben....im moment sind sie beide noch ziemlich fit für ihr alter, aber man weiß nie, was passiert, es könnte morgen ein anruf bei mir eintreffen, dass einer von ihnen oder sogar beide gestorben sind und dann steh ich ganz alleine da. dann hab ich niemand vertraulichen, zu dem ich gehen kann, wenn ich finanzielle sorgen oder ernstzunehmende probleme habe....was mache ich denn dann? ich habe schon die einstellung, dass man mit familienmitfliedern andere dinge bespricht als mit sehr guten freunden, wenn man in der lage ist, dass man natürlich familienmitglieder hat, die für einen da sind....das macht für mich schon einen unterschied aus und ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn ich alles alleine mit mir abklären muss, wenn mir niemand schutz bieten oder mir helfen kann, auch, wenn es mal um kleine problemchen geht...ich habe wahrscheinlich auch deswegen den dringenden wunsch, eine familie selber zu gründen, mit kindern und so, aber da kommt das nächste problem, dass ich keinen passenden mann finde..sehr schwierig... ??? auf jeden fall kann ich es gut verstehen, dass man sich um seine eltern oder großeltern extreme sorgen macht, wenn sie ins alter kommen, vor allem, wenn man sie sehr lieb hat!wenn ich nicht einschlafen kann,lieg ich manchmal so rum und fange plötzlich an zu heulen, weil ich daran denken muss, dass es bald so weit sein könnte...aus heiterem himmel...