Erstmal sag ich ein herzliches: "Hallo" in die Runde.
Ich war schon vor einiger Zeit bereits unter anderem Namen in diesem Forum regestriert und ich muss sagen, dass es mir doch sehr geholfen hat in einigen Fragen und Problemen. Ich denke, dass es definitiv eine gute Sache ist, mit Menschen mit persönlicher "Erfahrung" über gewisse Dinge reden zu können und hilfe zu bekommen oder hilfe bieten zu können.
Also ein großes Lob an euch und all die Arbeit und die große Leistung, die hinter jedem Thread und Post hintersteckt.
Und jetzt zu dem eigentlichen Topic....
__________________________________________________________
... aber davor ist wohl nötig ein wenig weiter auszuholen.
Ich bin jetzt 19 Jahre auf dieser Welt, männlich, steh kurz vorm Abi, habe gute Freunde, ein paar nicht nennenswerter Hobbys und an sich 'n relativ normales Leben momentan, mit dem ich ganz zufrieden bin.
In der Vergangenheit gabs einige unschöne Ereignisse, die ziemlich Einfluss auf meinem Charakter gehabt haben - einige wurden in ganz gute Eigenschaften (wie ich finde) verarbeitet und andere in weniger gute.
Da ich irgendwann mal auf die dumme Idee kam in einer schlaflosen Nacht (komm ich noch zu) das alles aufzuschreiben, hier ne Kurzzusammenfassung:
- Meine Mutter ist Asiatin und ist vor 20 Jahren hier nach Deutschland immigriert und hat meinen (deutschen) Vater geheiratet.
Heute weiß ich, dass es wirklich reine "Zwecksehe" war - sie wollte deutsche Staatsbürgerschaft, mein Vater - lass ich mal offen -
Ich als Erstgeborener war von seiner Seite aus ein Unfall - von ihrer Seite aus Absicherung.
Es gibt keine Gelegenheit, an die ich mich erinnern könnte - was mir erst in der letzten Zeit wirklich bewusst geworden ist - dass da
irgendwas an Gefühlen zwischen den beiden war. Kein Küssen, keine Zärtlichkeiten, kein gar nichts. War schon immer ein reines
Zusammenleben wegen des "Ist-einfach-so"-faktors
- Dies äusserte sich gerne in sehr ausufernden Streits, bis hin zu x-maligen Trennungen. Ging von auswandern in die Heimatstadt meiner Mutter nach Manila, wo ich dann 11 Monate gelebt habe ( ca mein 7. Lebensjahr) oder quer durch Deutschland in ein Frauenhaus.
Es endete jedoch immer wieder damit, dass mein Vater wieder auftauchte und aus uns wieder ne 'Familie' wurd; sprich: Meine beiden Schwestern, meine Eltern und ich wohnten wieder zusammen.
- Mit meinem Vater hab ich seit jeher ein kaputtes Verhältnis:
Es bestand immer ein ungeheurer Leistungsdruck - schulisch und auch sportlich.
Eine 3 in der Schule bedeutete Anschiss, eine 2 den Vorwurf, dass es auch ne 1 hätte sein können - und eine 1, dass es bestimmt welche gab, die besser waren. Das galt für Tests, Arbeiten, Klausuren und Zeugnisse.
Ist komisch, wenn man anfängt zu heulen, weil man ne 3 in Mathe geschrieben hat, während der andere neben einen sich über die selbe Note freut.
Was Sport angeht war es noch schlimmer - er, ein Sportfanatiker, "zwang" uns mehr oder minder uns bei allen möglichen Vereinen zu beteiligen: von Turnen, Laufverein, Leistungsschwimmen, bis hin zu Leichtathletik.
Da er Rentner (nun 70) ist, bestand wohl sein einziger Zeitvertreib dabei immer an der Seite zu stehen und "zu zugucken", was soviel bedeutete: wenn keine Leistung da war, wurde geschrien. Für das Gold-Abzeichen muss man 45min im Kreis herumschwimmen - sprich: Ausdauerschwimmen, es kommt weder auf Zeit oder sonstwas an, hauptsache nicht absaufen. Er - meist der einzige Elternteil, der IMMER am Rand stand - hat mich angeschrien, dass ich schneller schwimmen solle, wie lahm ich doch bin und das - ohne scheiß: "die anderen mich aufholen" würden. Merkt ihr den Witz? Ja, wir schwammen im Kreis! Beruhigend war, dass ich im Wasser war - da fällts nich auf, wenn man anfängt zu weinen.
Streit gab es eh dauernd, wegen lauter Kleinigkeiten. Gab auch vereinzelt Tritte und Schläge, aber nicht in einem sehr exzessiven Maße.
Irgendwann - mit 14 - gab es ne Phase, in der ich mich selbst verl**** hab, aber im Alter von 16 habe ich es in den Griff gekriegt und es geschafft, damit aufzuhören.
Mit meinem Vater rede ich seit ich 15 bin kein Wort mehr - seit 4 Jahren kein einziges, nach einem gewissen Streit, in dem Sätze vielen wie: "Ich wünsche du wärst nie geboren worden", "Du bist der größte Fehler, der mir je passiert ist!" und die Erklärung, dass er mich damals abtreiben lassen wollte und es bereut es nicht getan zu haben.
Das ironische ist, dass ich 3 von den 4 jahren noch weiter mit ihm in einem Haus gewohnt habe.
Jetzt - 4 Jahre nach all dem - bin ich ein gesunder, junger Heranwachsender - steh kurz vor meinem Abi und hab mir mit wirklich jeder Menge Charakterarbeit selbst ein "Ich" zusammengezimmert, mit dem ich weitestgehenst zufrieden bin.
Ich hab Humor, bin optimistisch, hilfsbereit habe auch längere, intakte Beziehungen geführt und bin so "normal" wie ich es nur hinkriegen konnt - von einigen freakigen eigenschaften von mir mal abgesehen, aber sowas macht besonders
Nun kommts aber, dass ich seit ein paar Wochen wirklich beschissen Schlafe. (Alb-/Wach-)Träume betreffend meines Vaters, wie ich mich verhalte, wenn er bald st*rb*n sollte. (wie gesagt, er ist 70) - Ich hege keinen Groll gegen ihn, er ist mir so egal, wie es nur geht. Ich wünsch ihm auch nicht den T*d, denn wenn ich es mir vorstell, ist er es bereits. Es geht allein um die Frage, wie ICH mich dann verhalten soll.
Dann fällts mir zusätzlich immer schwerer, meine sozialen keine-ahnung-wie-man-das-nennen-soll auszuleben. Freunde werden mir unwichtiger, Hobbys ebenso und wenn ich Pärchen oder Menschen seh, die ein wirklich gutes Leben gelebt haben, krieg ich 'n komisches bauchgefühl und mir ist teils nach heulen zu Mute. Nicht, dass ich eifersüchtig wäre oder sowas...kp
Eine gute Freundin von mir, mit der ich darüber nach einer "Wie gehts dir?"-frage geredet habe und ihr dann mit der Zeit auch all das erzählt habe (Tut mir Leid für den ellenlangen Aufsatz ) sagt, ich müsse dringend zum Therapeuten, wegen Zeichen einer Depression und weil sie fürchtet, dass mir sonstwas zustößen konnt. Sie 'droht' mir auch mehr oder minder damit mich Zwangseinliefern zu lassen, falls ich nicht freiwillig mir HIlfe suchen sollt.
Und hier tun sich die im Topic genannten Fragen auf:
- Ist es wirklich nötig, wenn ich mein Leben an sich schon längst wieder in den Griff bekommen habe und ich sicher bin, es wieder tun zu können?
- wäre es vllt doch ratsam eine Therapie zu beginnen und wenn ja, was für eine?
- Wie stell ich das an, dass ich einen "Platz" bekomme ohne mein Abitur zu gefährden?
- Wie wäre der Ablauf?
- Ist ihre Sorge wirklich soweit berechtigt, dass sie mich dazu "zwingen" könnte? Oder darf ich sie beruhigen?
- Und wer hat überhaupt bis hier hin gelesen, wenn ich euch eh schon so dicht-geschwallert hab?
Schonmal ein herzliches Danke von meiner Seite aus - und ein noch größeres "Entschuldigung" für den Ellenlangen post. Danksagung für all die Mühe findet ihr bereits oben Ich dachte mir nur, dass es vllt besser ist, wenn HIntergrundwissen da ist... oder ich hatte einfach Redebedarf und es brannte mit mir durch.
[edit: Satz editiert, bitte Löschregel 05 beachten. Free]
Ich war schon vor einiger Zeit bereits unter anderem Namen in diesem Forum regestriert und ich muss sagen, dass es mir doch sehr geholfen hat in einigen Fragen und Problemen. Ich denke, dass es definitiv eine gute Sache ist, mit Menschen mit persönlicher "Erfahrung" über gewisse Dinge reden zu können und hilfe zu bekommen oder hilfe bieten zu können.
Also ein großes Lob an euch und all die Arbeit und die große Leistung, die hinter jedem Thread und Post hintersteckt.
Und jetzt zu dem eigentlichen Topic....
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... aber davor ist wohl nötig ein wenig weiter auszuholen.
Ich bin jetzt 19 Jahre auf dieser Welt, männlich, steh kurz vorm Abi, habe gute Freunde, ein paar nicht nennenswerter Hobbys und an sich 'n relativ normales Leben momentan, mit dem ich ganz zufrieden bin.
In der Vergangenheit gabs einige unschöne Ereignisse, die ziemlich Einfluss auf meinem Charakter gehabt haben - einige wurden in ganz gute Eigenschaften (wie ich finde) verarbeitet und andere in weniger gute.
Da ich irgendwann mal auf die dumme Idee kam in einer schlaflosen Nacht (komm ich noch zu) das alles aufzuschreiben, hier ne Kurzzusammenfassung:
- Meine Mutter ist Asiatin und ist vor 20 Jahren hier nach Deutschland immigriert und hat meinen (deutschen) Vater geheiratet.
Heute weiß ich, dass es wirklich reine "Zwecksehe" war - sie wollte deutsche Staatsbürgerschaft, mein Vater - lass ich mal offen -
Ich als Erstgeborener war von seiner Seite aus ein Unfall - von ihrer Seite aus Absicherung.
Es gibt keine Gelegenheit, an die ich mich erinnern könnte - was mir erst in der letzten Zeit wirklich bewusst geworden ist - dass da
irgendwas an Gefühlen zwischen den beiden war. Kein Küssen, keine Zärtlichkeiten, kein gar nichts. War schon immer ein reines
Zusammenleben wegen des "Ist-einfach-so"-faktors
- Dies äusserte sich gerne in sehr ausufernden Streits, bis hin zu x-maligen Trennungen. Ging von auswandern in die Heimatstadt meiner Mutter nach Manila, wo ich dann 11 Monate gelebt habe ( ca mein 7. Lebensjahr) oder quer durch Deutschland in ein Frauenhaus.
Es endete jedoch immer wieder damit, dass mein Vater wieder auftauchte und aus uns wieder ne 'Familie' wurd; sprich: Meine beiden Schwestern, meine Eltern und ich wohnten wieder zusammen.
- Mit meinem Vater hab ich seit jeher ein kaputtes Verhältnis:
Es bestand immer ein ungeheurer Leistungsdruck - schulisch und auch sportlich.
Eine 3 in der Schule bedeutete Anschiss, eine 2 den Vorwurf, dass es auch ne 1 hätte sein können - und eine 1, dass es bestimmt welche gab, die besser waren. Das galt für Tests, Arbeiten, Klausuren und Zeugnisse.
Ist komisch, wenn man anfängt zu heulen, weil man ne 3 in Mathe geschrieben hat, während der andere neben einen sich über die selbe Note freut.
Was Sport angeht war es noch schlimmer - er, ein Sportfanatiker, "zwang" uns mehr oder minder uns bei allen möglichen Vereinen zu beteiligen: von Turnen, Laufverein, Leistungsschwimmen, bis hin zu Leichtathletik.
Da er Rentner (nun 70) ist, bestand wohl sein einziger Zeitvertreib dabei immer an der Seite zu stehen und "zu zugucken", was soviel bedeutete: wenn keine Leistung da war, wurde geschrien. Für das Gold-Abzeichen muss man 45min im Kreis herumschwimmen - sprich: Ausdauerschwimmen, es kommt weder auf Zeit oder sonstwas an, hauptsache nicht absaufen. Er - meist der einzige Elternteil, der IMMER am Rand stand - hat mich angeschrien, dass ich schneller schwimmen solle, wie lahm ich doch bin und das - ohne scheiß: "die anderen mich aufholen" würden. Merkt ihr den Witz? Ja, wir schwammen im Kreis! Beruhigend war, dass ich im Wasser war - da fällts nich auf, wenn man anfängt zu weinen.
Streit gab es eh dauernd, wegen lauter Kleinigkeiten. Gab auch vereinzelt Tritte und Schläge, aber nicht in einem sehr exzessiven Maße.
Irgendwann - mit 14 - gab es ne Phase, in der ich mich selbst verl**** hab, aber im Alter von 16 habe ich es in den Griff gekriegt und es geschafft, damit aufzuhören.
Mit meinem Vater rede ich seit ich 15 bin kein Wort mehr - seit 4 Jahren kein einziges, nach einem gewissen Streit, in dem Sätze vielen wie: "Ich wünsche du wärst nie geboren worden", "Du bist der größte Fehler, der mir je passiert ist!" und die Erklärung, dass er mich damals abtreiben lassen wollte und es bereut es nicht getan zu haben.
Das ironische ist, dass ich 3 von den 4 jahren noch weiter mit ihm in einem Haus gewohnt habe.
Jetzt - 4 Jahre nach all dem - bin ich ein gesunder, junger Heranwachsender - steh kurz vor meinem Abi und hab mir mit wirklich jeder Menge Charakterarbeit selbst ein "Ich" zusammengezimmert, mit dem ich weitestgehenst zufrieden bin.
Ich hab Humor, bin optimistisch, hilfsbereit habe auch längere, intakte Beziehungen geführt und bin so "normal" wie ich es nur hinkriegen konnt - von einigen freakigen eigenschaften von mir mal abgesehen, aber sowas macht besonders
Nun kommts aber, dass ich seit ein paar Wochen wirklich beschissen Schlafe. (Alb-/Wach-)Träume betreffend meines Vaters, wie ich mich verhalte, wenn er bald st*rb*n sollte. (wie gesagt, er ist 70) - Ich hege keinen Groll gegen ihn, er ist mir so egal, wie es nur geht. Ich wünsch ihm auch nicht den T*d, denn wenn ich es mir vorstell, ist er es bereits. Es geht allein um die Frage, wie ICH mich dann verhalten soll.
Dann fällts mir zusätzlich immer schwerer, meine sozialen keine-ahnung-wie-man-das-nennen-soll auszuleben. Freunde werden mir unwichtiger, Hobbys ebenso und wenn ich Pärchen oder Menschen seh, die ein wirklich gutes Leben gelebt haben, krieg ich 'n komisches bauchgefühl und mir ist teils nach heulen zu Mute. Nicht, dass ich eifersüchtig wäre oder sowas...kp
Eine gute Freundin von mir, mit der ich darüber nach einer "Wie gehts dir?"-frage geredet habe und ihr dann mit der Zeit auch all das erzählt habe (Tut mir Leid für den ellenlangen Aufsatz ) sagt, ich müsse dringend zum Therapeuten, wegen Zeichen einer Depression und weil sie fürchtet, dass mir sonstwas zustößen konnt. Sie 'droht' mir auch mehr oder minder damit mich Zwangseinliefern zu lassen, falls ich nicht freiwillig mir HIlfe suchen sollt.
Und hier tun sich die im Topic genannten Fragen auf:
- Ist es wirklich nötig, wenn ich mein Leben an sich schon längst wieder in den Griff bekommen habe und ich sicher bin, es wieder tun zu können?
- wäre es vllt doch ratsam eine Therapie zu beginnen und wenn ja, was für eine?
- Wie stell ich das an, dass ich einen "Platz" bekomme ohne mein Abitur zu gefährden?
- Wie wäre der Ablauf?
- Ist ihre Sorge wirklich soweit berechtigt, dass sie mich dazu "zwingen" könnte? Oder darf ich sie beruhigen?
- Und wer hat überhaupt bis hier hin gelesen, wenn ich euch eh schon so dicht-geschwallert hab?
Schonmal ein herzliches Danke von meiner Seite aus - und ein noch größeres "Entschuldigung" für den Ellenlangen post. Danksagung für all die Mühe findet ihr bereits oben Ich dachte mir nur, dass es vllt besser ist, wenn HIntergrundwissen da ist... oder ich hatte einfach Redebedarf und es brannte mit mir durch.
[edit: Satz editiert, bitte Löschregel 05 beachten. Free]
Ihr seht mich und sagt: "Warum?"
Ich träume und sage: "Warum nicht?"
(George Bernhard Shaw)
Ich träume und sage: "Warum nicht?"
(George Bernhard Shaw)