Ich weiß einfach nicht mehr weiter !

      Ich weiß einfach nicht mehr weiter !

      hi
      Ich heiße Felix und ich bin 14. Ich weiß nicht so richtig, ob das hier so hin passt. Ich sehe andere Threads, in denen sich Mädchen den ganzen Unterarm aufschn**d*n. Mädchen, die schon in 10 Behandlungen waren und die Hälfte davon abgebrochen haben, die im Grunde genommen ihr Leben schon aufgegeben haben. Dagegen fühl ich mich so lächerlich. Ein pubertierender Teenager mit Depressionen? Na und?? Aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich hab einfach keine Kraft mehr den grauen Alltag auszuhalten. Ich hab einfach keine Kraft mehr die Fassade vom "normalen" Jungen mit sozialen Kontakten aufrechtzuerhalten. Das ist alles so "anstrengend"! Jedes Gespräch, auch wenn es nur Smalltalk ist. Jeder Tag.

      Das fing alles vor etwa 2 Jahren. Ich saß auf einer Bank auf dem Schulhof in der Pause. Allein. Da kommt ein anderer Schüler zu mir. Ich habe erst ein paar Tage später seinen Namen erfahren. Max. Er sagt irgendetwas provozierendes. Ich habe schon längst vergessen was. Vielleicht, weil ich es vergessen wollte. Ich habe es verdrängt.
      Dann schlage ich ihm mit voller Wucht ins Gesicht.
      Nicht, weil ich wütend war, oder frustriert. Ich wollte nicht mehr der kleine, "brave" Felix sein. Ich wollte der Welt zeigen, dass auch ein "großer" Felix in mir steckt. Ich weiß, das ist dämlich und kindisch, aber ich habe mich "gut" gefühlt. Ich war nämlich schon immer das Angriffsziel auf Sticheleien, nichts schlimmes, kein Mobbing. Ich war mit Abstand der jüngste in der Klasse und der typische Streber. Aber ich war zufrieden damit, ich hatte nette Freunde und die Welt war in Ordnung.
      Bis dieser beschissene Schlag alles aus dem Ruder brachte. Seine Nase hat heftig angefangen zu bl*ten. Doch das schlimmste war, dass er mich so entsetzt angeschaut hat. So vorwurfsvoll. "Was hast du gemacht?!" hat er geschrieen. Er tat mir so leid und ich habe mich so geschämt. Dabei war das nicht mal das schlimmste. Im Nachhinein kommt mir das so lächerlich vor, ein harmlose Schlägerei eben. Das schlimmste war das danach. Mein Verhalten. Ich bin nach Hause gelaufen, aus kindlichem Trotz. Die nächsten Tage wurde ich extremst gemobbt. Dieser Max, den ich kaum kannte ist mehrmals auf mich losgegangen und hat mich g*schl*g*n. Das führte soweit, dass ich Angst vor den Pausen hatte. Ich habe mich in der Toilette und im Wald hinter der Schule versteckt. Ich habe mich so geschämt.
      Natürlich hatte ich Freunde. Sie unterstützten mich. Doch davon wollte ich nichts wissen. Ich habe mich komplett isoliert. In meine eigene Welt, in der ICH der King war. Sollten doch meine beschissenen Freunde woanders rumhängen !
      Dann fand ich die scheinbare Lösung: ein Online-Rollen-Spiel. 5 Stunden am Tag? na und? 10 Stunden am Tag? na und? Die körperliche Erschöpfung nagte an mir. Den Schulalltag nahm ich nur noch im Nebel wahr. Doch das störte mich nicht im geringsten. Hier war ich der Looser. Im Internet war ich der King.
      Doch das pendelte sich wieder ein. Ich begann endlich zu begreifen, dass mich nicht alle hassen. Ich begriff endlich, dass diese "Prügelei" im Grunde genommen nur eine Banalität war. Ich sagte mir alles ist OK und zwang mir so die Realität auf. Ich baute wieder die Fassade vom vom "braven" Jungen auf und leitete den Schmerz nach innen. Die Welt war wieder OK und ich konnte wieder lachen.
      Bis sich meine Eltern scheiden ließen.
      Eigentlich traf mich das nicht wirklich. Oder ich sagte mir, dass es mich nicht treffen soll. Keine Gefühle, keine Trauer, keine Wut auf meinen Vater, der jetzt diese Büroschlampe fickt. Stattdessen: Leere
      Was im Grunde genommen viel viel schlimmer war. Irgenwas war tief in mir zerbrochen. Das Vertrauen auf den Mitmenschen. Das Vertrauen auf die Liebe in der "realen" Welt
      Also begann ich wieder zu zocken, mich in die surreale Fantasywelt zu flüchten...Meine Freunde? Sie mutierten zu Pseudo-Freunden, deren Zweck darin besteht, dass man sie nach den Hausaufgaben fragen kann. Sie verstanden nichts von meinem Schmerz und meiner Trauer. Sie hatten ja ihr ach so tolles Vorzeige-Leben.Sie waren so EKELHAFT glücklich.
      Nein, jetzt war nichts mehr ok. Ich gab endlich zu, dass mein Leben scheiße war und zerfloss in Selbstmitleid. Meiner Mutter fiel das auch endlich mal auf und sie schleppte mich zum Psychologen. Aber ich wollte mich nicht öffnen und es mir von der Seele reden. Ich wollte lieber allein sein. Ich hatte keine Lust fröhlich zu sein. Ich WOLLTE traurig sein !
      Aber da gab es ein Mädchen namens Melanie. Wir kennen uns vom Badminton-Training und sie geht auf eine andere Schule. Deswegen kennt sie mich nicht als gemobbten Versager, sondern als... ja was? als "normalen" Jungen eben. Ich habe mich in sie verliebt. Sie ist so anders. Bei ihr kann ich wieder fröhlich sein. RICHTIG fröhlich. Nicht nur meine Fassade.So wurden die Trainingsstunden zu den schönsten meines Lebens. Ihretwegen habe ich versucht mich zu bessern. Sogar mit dem exzessiven zocken habe ich aufgehört.
      Aber um so mehr hat sie mich enttäuscht.
      Ich hatte mir ein Bein gebrochen und hatte sie deswegen 2 Monate nicht gesehen. Ich konnte nicht mehr zum Training kommen und wir hatten nur über Schülervz Kontakt. Sie bot mir an mit zu einem Stadtfest zu kommen. Ich hatte mich natürlich total gefreut sie wieder zu sehen und was zu unternehmen. Naja, dort erfuhr ich dann von ihrer Freundin Eva, dass sie auf so einen Nerd namens Philipp steht. Am nächsten Tag waren die beiden dann zusammen.
      Der Liebeskummer war garnicht das schlimmste. Er kommt mir eher pubertär und peinlich vor, obwohl ich auch jetzt nach einem Jahr immernoch etwas für sie empfinde. Er war eher nur der Auslöser mich wieder ins schwarze Loch zu stoßen. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die Bausteine, die ich mühsam aufgebaut habe, fielen durch einen Schlag um.

      Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe einfach nicht mehr die Kraft so weiter zu machen !
      Deswegen schreibe ich mir das hier alles von der Seele. Ich habe noch nie darüber geredet. Weder mit meiner Mutter, noch mit meinen Freunden, die eigentlich garkeine sind. Und das Schreiben hat gut getan.

      Danke
      Hallo.

      Was möchtest du denn? Wolltest du nur hier alles loswerden? Möchtest du etwas ändern?
      Der WIlle es besser zu machen ist der erste Schritt in die richtige Richtung.. Willst du also etwas ändern und die Mühe geben? Dann müsstest du dich nur auf eine Therapie oder immerhin erstmal auf ein Gespräch mit ner Fachperson einlassen. So offen darüber reden, wie du hier geschrieben hast. Allein bist du nicht und wenn du Hilfe willst wirst du Hilfe bekommen..

      LIebe Grüße

      crow
      Hallo Felix,

      Für deine 14JAhre schreibst du sehr sehr erwachsen und reflektiert. Das zum einen. Zum eigentlichen:
      Hast du darüber nachgedacht dir Hilfe bei einem Kinder und Jugendpsychater zu suchen um eine Thera zu beginnen?

      Sicherlich der Wille muss da sein, aber ich dnke den ahst du irgendwo in dir.
      Du schreibst sehr detailliert und kannst Probleme sehr klar benennen das ist hilfreich aber externe Hilfe wird nicht verkehrt sein.
      Alles Gute.
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