Meine Schwester

      Meine Schwester

      Hallo zusammen,

      das ist das erste Mal seit sehr langer Zeit, dass ich wieder in diesem Forum schreibe. Damals war ich selber als Betroffene hier und habe Hilfe erhalten. Heute schreibe ich als Angehörige. Der Grund ist meine Schwester (23 Jahre alt).

      Sie hat seit ein paar Jahren SVV, hatte bisher aber noch nie professionelle Hilfe. In den letzten 2 Jahren war sie recht stabil, bis sie sich vor ein paar Monaten von ihrem Freund trennte (oder er sich von ihr - so genau wissen wir das nicht, weil sie absolut gar nichts erzählt). Seitdem v*rl*tzt sie sich immer wieder und immer stärker. Sie verschwindet tagelang, ist auch per Telefon oder SMS nicht erreichbar. Sie igelt sich total in sich ein, lässt niemanden an sich heran. Noch nicht einmal unsere Mutter, die ihre einzige Vertraute ist, weiß, was bei ihr abgeht. Als meine Mutter sie auf die N*rb*n und frischen W*nd*n angesprochen hat, schlug sie ihr vor, wenn sie nicht mit ihr reden wolle, solle sie sich doch professionelle Hilfe holen, da es ihr offensichtlich sehr schlecht geht. Meine Schwester lehnte dies ab mit den Worten "Ich habe das schon mal alleine geschafft, also schaffe ich es auch diesmal." Meine Mutter glaubt nicht daran, vor allem, weil ihr Verhalten immer merkwürdiger wird.

      Ich weiß, dass meine Schwester negative S*xuelle Erfahrungen gemacht hat. Ob sie davon ein Trauma zurückbehalten hat, weiß ich nicht, jedenfalls schädigt sie sich nicht nur durch v*rl*tzungen sondern auch durch ihr S*xuelles Verhalten. Sie hat diese erlebten Dinge nie verarbeitet und leidet noch heute darunter - das hat sie zumindest vor einiger Zeit mal unserer Mutter anvertraut.

      Ich weiß aus eigener Erfahrung, welche Ausmaße SVV annehmen kann und dass man manchmal als Betroffener regelrecht machtlos ist, wenn sich die Sucht ausbreitet. Ich stürzte damals innerhalb kürzester Zeit total ab und kam stationär. Dachte damals auch, ich schaffe das alles alleine und war heilfroh, dass ich dann doch Hilfe bekam. Alleine hätte ich das nicht geschafft.

      Meine Mutter ist so hilflos meiner Schwester gegenüber und hat mich jetzt um Rat gefragt. Den kann ich ihr aber auch nicht wirklich geben, denn wenn meine Schwester so dicht macht und keine Hilfe annehmen will, wird das auch nichts werden, wenn wir ihr helfen wollen. Anbieten können wir ihr unsere Unterstützung, egal, welchen Weg sie wählt, aber zulassen muss sie die Hilfe. So sehe ich das jedenfalls.

      Hat jemand eine Idee, wie ich / meine Mutter an meine Schwester rankommen können, ohne dass sie sofort alles abblockt?

      Danke und viele Grüße vom

      Sonnenstern
      Ich denke als Ehemals-Betroffene weißt du selber das helfen bzw. Hilfe annehmen nicht immer einfach ist.

      Ich weiß, dass ich damals auch immer dachte ich schaff es allein und wollte auf keinen Fall Hilfe annehmen. Dazu hätte ich mir ja selbst eingestehen müssen, dass ich ein Problem habe (auch wenn das offensichtlich war). Ich weiß nicht ob ihr deiner Schwester einfach mal einen Termin bei einer Beratungsstelle oder sonstigem machen sollte und sie dann dahin begleitet...

      Ansonsten würde ich sagen, seit für sie da und unternehmt wenn möglich was mit ihr.
      Sonst verkriecht man sich total in seinen Problemen und das macht es nicht besser.

      Wünsche dir und deiner mutter viel kraft und deiner Schwester auch alles gute
      N*rb*n erinnern uns an das was gewesen ist, aber sie definieren nicht unsere Zukunft

      Träume verleihen uns die Kraft, dort weiter zu machen, wo die Realität, der Verstand & die Hoffnung längst aufgegeben haben
      Huhu,

      waghalsige Antwort, die durchaus auch nach hinten gehen kann.
      Manchmal, wenn alles reden nichts hilft, weil derjenige nicht möchte und auch keine Hilfe annehmen möchte, hat der einfache Satz "Es ist okay, wenn du das gerade so brauchst. Ich respektier das, es ist okay." eine große Wirkung gehabt. Dann kam meist ein "Aber es ist doch nicht okay!" oder Ähnliches vom Gegenüber und plötzlcih war da ein Türchen - einfach dadurch, weil man nicht versucht hat, es einzurennen.
      Aber wie gesagt - das ist mit Vorsicht zu genießen. Ich kenne deine Schwester nicht, ich weiß nicht, ob das weiterhelfen würde. Manchmal braucht man einen radikalen Arschtritt von außen, manchmal die Zusage, dass man die Freiheit hat, das zu tun, was eigentlich schlecht ist. Prinzipiell würde ich persönlich davon abraten, sie zu irgend etwas zu drängen o.Ä. So grausam es ist - sie ist alt genug. Druck erzeugt in der Regel - meiner Meinung nach - Gegendruck und Verhärtung. Wenn es aber zu weit geht und sie sich oder andere gefärdet, würde ich sie einweisen.
      Liebe Grüße

      wr
      Wir wollen weiße Raben sein in unseren Gedanken .
      Und mir sprießen Rabenfedern...
      Denk an mich, ich komme wieder.
      Denk an mich, hälst du sie in der Hand.
      ASP - Krabat

      Hey =)
      Ich hoffe, ich kann dir helfen...
      Ich würde an deiner Stelle einen Brief schreiben. Ein Gespräch kann sie gut abbrechen und sagen: "Lass mich in Ruhe." Bei einem Brief hingegen ist die Chance recht gross, dass sie alles liest. Schreibe ihr doch, dass du immer für sie da bist und dass du ihr raten würdest an eine Beratungsstelle zu gehen. Du kannst ihr auch schon Adressen reinschreiben, an die sie sich wenden könnte. Ich habe das damals mit einer Freundin so gemacht und es hat ihr geholfen und sie hat sich Hilfe geholt. Vielleicht hilft es dir und deiner Schwester ja auch. Du schreibst, dass sie evt. ein S*xuelles Trauma hat. Da könntest du ihr die Adresse von Wildwasser angeben.
      Alles Gute!
      Lg Why?!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Why?!“ ()

      Hey Sonnenstern,

      ich persönlich denke, genau wie why, das ein brief vielleicht als "erste maßnahme" mal gut wäre. ich kenne das von mir selber, dass ich gespräche sofort abblocke. wenn sie aber zeit hat den brief in ruhe zu lesen und drüber nachzudenken ohne das jemand vor ihr steht und sofort auf eine antwort wartet wird sie vielleicht eher drüber nachdenken. weiß deine schwester denn, dass du selbst betroffen warst? wenn ja wird sie das was du sagst vielleicht ein klein wenig ernster nehmen und eher drüber nachdenken weil sie weiß, dass du ihr verlangen nach v*rl*tz*ng*n nachvollziehen kannst. du kannst ja, wenn du das möchtest, in den brief auch ein wenig zu deiner eigenen erfahrung rein schreiben. dass du selber am anfang auch gedacht hast du würdest es alleine schaffen, aber das es manchmal eben ohne hilfe nicht geht.
      ansonsten würde ich auch sagen, versucht sie möglichst erstmal nicht zu drängen. wenn sie keine hilfe will wird sie die auch unter druck nicht annehmen. versucht lieber ihr schonend klar zu machen, das es keine schande ist, hilfe an zu nehmen.
      ich hoffe das hilft dir irgendwie weiter...

      liebe grüße
      N**dle
      Wenn einer, der mit Mühe kaum,
      gekrochen ist auf einen Baum
      schon meint, dass er ein Vogel wär,
      so irrt sich der.
      [Wilhelm Busch]