Wo anfangen?

      Wo anfangen?

      Hallo ihr

      Ich glaube, ich könnte gerade mal ein paar Tipps, Gedanken, Ratschläge,... brauchen.

      Zur Ausgangslage:
      - Ich werde im August 25, habe nach der 10. das Gymnasium geschmissen und seit dem beruflich nichts zustande gebracht. Habe dann diverse Sachen angefangen, über Praktika in verschiedene Berufe 'reingeschnuppert' und alles wieder verworfen. Eine Ausbildung zur Sozialassistentin/Erzieherin habe ich zweimal angefangen und beide Male (einmal nach knapp einem Jahr, einmal nach etwa ein bis zwei Monaten) wieder abgebrochen. Der Kopf steht mir im Weg. Ich bin während jedem Praktikum und bei beiden Ausbildungsversuchen so depressiv geworden, dass gar nichts mehr ging. Woran das genau liegt, weiß ich nicht. Egal wie begeistert ich vorher war, es hat nie funktioniert. Teilweise lag es an Mobbing, ansonsten habe ich mich schon nach wenigen Tagen nur eingesperrt gefühlt. Klar muss Arbeit nicht super toll sein, aber ich konnte den Gedanken überhaupt nicht ertragen, den Rest meines Lebens jeden Tag dorthin zu gehen und jeden Tag diese immer gleichen Dinge zu tun. Ich denke nicht, dass das bei allem so wäre, aber ich weiß auch nicht, wobei ich das Gefühl hätte, "Das ist es, das passt zu mir", so dass es zu mir und meinem Leben gehören könnte und ich dort vielleicht nicht immer gern (Probleme gibts ja immer mal), aber eben doch hingehen könnte, ohne mich eingesperrt zu fühlen.
      Das Problem habe ich nicht erst seit jetzt und ich fange auch nicht erst jetzt an, darüber nachzudenken. Das geht nun seit gut 9 Jahren so und ich bin kein Stück weitergekommen, abgesehen davon, dass ich sicher weiß, dass ich nicht im sozialen Bereich arbeiten kann und will. Im Moment tendiere ich zu Buchhändlerin, das 8-wöchige Praktikum vor einigen Jahren war okay, allerdings befürchte ich auch da, dass ich es irgendwann nicht mehr ertragen kann. Bisher war es immer so, dass ich schon nach ein paar Tagen angefangen habe, die Tage bis zum Ende zu zählen.
      Ja, ratlos. Jedenfalls will ich auf keinen Fall den Rest meines Lebens Geld vom Staat bekommen. Außerdem fehlt ohne Arbeit einfach etwas. Das Gefühl ist absolut beschissen. Ungefähr so beschissen wie das, auf die Frage "Und was machst du so?" antworten zu müssen "Nichts, ich bin mit kurzer Unterbrechung seit fünf Jahren erwerbsunfähig".
      Naja.. das Ganze könnte mit an Punkt zwei liegen.

      - Mir wurde vor kurzem eine Hochbegabung 'diagnostiziert'. Passt auf den ersten Blick gar nicht, allerdings kann eine Hochbegabung einen Haufen Probleme verursachen und da passt vieles. Ich wurde als Kind schonmal getestet, daher sollte es wohl keine Überraschung sein, allerdings ist die schriftliche Bestätigung nach mehreren Umzügen nicht mehr auffindbar, weshalb ich es bei meinem bisherigen Lebenslauf nicht wirklich glauben konnte.
      Das führt nun zu Punkt drei.

      - Ich habe nie einen eigenen roten Faden für mein Leben gefunden, also habe ich den genommen, den man mir beigebracht hat und das Klischee von durchSchn*ttlicher Normalität als Richtlinie gewählt. Als Kind und Teenager hatte ich gefälligst normal zu sein und irgendwann wollte ich es dann selbst, obwohl das mittlerweile niemand mehr von mir verlangt. Eigentlich wollte ich in den letzten zwei Jahren nichts anderes. Nur normal sein. Nur das Klischee von Ausbildung, Arbeit, Hochzeit, Mann, Kind, Haus, Bla. Zeitweise hat es mir Sicherheit gegeben. Das Problem ist nur.. ich kann das nicht. Weder Ausbildung und Arbeit, wie man sieht (auch wenn ich eigentlich nicht glaube, dass es wirklich _nichts für mich gibt), noch Mann, noch... ja, ich weiß auch nicht. Ich weiß nicht, wie ich das emotional ganz loslassen soll, obwohl es mich mittlerweile nur noch zu ersticken scheint. Es geht mir nicht gut damit. Die Alternative wäre, _mein Leben daraus zu machen ohne Richtlinien und zu gucken, was kommt. Wenn es funktioniert, geht es mir gut damit, aber nur solang ich die Angst vor dem Ungewissen aushalten kann, die daran hängt oder bis der Gedanke kommt, dass ich mit 25 langsam mal etwas Vorzeigbares zustande bringen müsste. Ich bin so 'alt'. Zeitdruck. Perfekt ist beides nicht. Ich wäre gern normal, dann wäre es einfacher. Naja..

      Punkt vier.
      - Es ist furchtbar hier, wo ich wohne. Ich wohne noch zu Hause - auch ganz toll mit fast 25, auch wenn es nicht 'Hotel Mama' ist -, wobei es hier ganz okay ist, aber das Drumherum, das Dorf und die Stadt sind einfach nur furchtbar. Optisch nett, aber die Menschen gehen gar nicht. (Gibt vermutlich ein paar Ausnahmen, aber wirklich gefunden habe ich noch keine, ich habe hier keine wirklichen Freunde und ausgleichen würden die das auch nicht.) Hier ist - wirklich und ungelogen - alles voll mit Drogen und Gewalt und pöbelnden Jugendlichen und selbst die Erwachsenen und Älteren ziehen auf Deutsch gesagt den ganzen Tag über nur 'ne Fresse. Wenn man hier freundlich auf jemanden zugeht, wirds noch schlimmer, da reicht es schon, wenn man jemanden nur anlächelt, weil man grad gute Laune hat. Wenn man hier einer älteren Frau mit Rollator eine Tür aufhalten will, hat das zur Konsequenz, dass sie einem das Ding mit den Worten "Was glauben sie eigentlich, wer sie sind, ich liege noch nicht unter der Erde!" am liebsten über den Kopf ziehen will. Mehr als selten, dass es mal anders ist.
      Ich dachte, das wäre halt so und ich würde mit Menschen eben nicht zurecht kommen, bis ich ein paar Tage bei meiner Schwester war, die vor kurzem weggezogen ist. Da war es dann plötzlich anders, obwohl _ich nicht anders war als sonst. Dort war keiner so wie hier.
      Ich habe mich hier vorher schon nicht so wirklich wohlgefühlt und immer mal wieder überlegt, wegzugehen. Jetzt will ich hier noch weniger bleiben.


      Ja, so viel dazu. Was nun ansteht, bzw. möglich wäre:
      - Aus- bzw. eher wegziehen, weil ich hier nicht durch eine 'eigene' Wohnung festsitzen will.
      - Beim zuständigen Psychologen die ausführliche Auswertung des IQ-Tests anfordern und nach Therapeuten fragen, die sich mit Hochbegabung auskennen und von der Krankenkasse übernommen werden. Die wenigen, die ich bisher gefunden habe, waren weit weg und Privatvergnügen, was ich mir nicht leisten kann. Ob es da jemanden gibt.. keine Ahnung.
      - Eine Mail an die Schule schreiben, die meinen Eltern nach dem ersten IQ-Test empfohlen wurde. Dort gibt es scheinbar auch eine Beratungsstelle, allerdings weiß ich nicht, ob ich für die nicht zu alt wäre und ob die überhaupt auch in Richtung Beruf beraten.
      - Berufliche Eingliederung. Stundenzahl nach und nach steigern und darüber vielleicht einen Ausbildungsplatz finden.


      So, was ich nun suche, ist nicht der ultimative Masterplan, sondern Tipps, Ratschläge, Gedanken,.. wo ich da am besten und sinnvollsten anfangen oder wie ich das selbst rausfinden könnte. Vielleicht auch ein paar Gedanken zum Rest. Wie man damit umgehen könnte. Der Wunsch nach Normalität steht mir dabei im Weg, mich mit mir wirklich auseinander zu setzen und die Tatsache, dass in den letzten 9 Jahren alles schief gelaufen ist, macht es alles andere als besser.
      Ich habe schon etwas erreicht in den letzten Jahren, aber den Schritt ins normale Leben habe ich irgendwie bisher nicht geschafft. Ich habe tausend Pläne gemacht und bin entweder gescheitert oder habe sie wieder verworfen. Dieses Mal muss es irgendwie funktionieren, nicht nur weil ich bald 25 werde und _nichts habe. Ich hab schon so viel Zeit verloren und wirklich Angst, dass ich es nie schaffen werde.

      Vielleicht weiß ja jemand etwas dazu zu sagen.

      Lieber Gruß
      Paula
      Liebe Paula,

      ich kann das Gefühl beruflich nichts erreicht zu haben sehr gut nachvollziehen und das nicht etwa weil ich nicht geackert hätte, sondern weil mir vor kurzem gesagt wurde, ich wäre als Arbeitskraft nicht zu gebrauchen. Auch ich bin jetzt dabei mein Berufliches Leben neu zu ordnen.

      Und ich finde, die Pläne die du hast kl*ng*n sehr gut. Das mit der E-Mail an die Schule, welche deinen Eltern empfohlen wurde würde ich auf jeden Fall machen. Fragen kostet ja nichts. Auch deine anderen Ideen, Therapeut, berufliche Eingliederung usw. hören sich sehr gut an. Im Grund weißt du denke ich schon, was zu tun ist, denn du hast es ja selbst aufgeschrieben.
      Was ich noch ganz wichtig finde ist die Tatsache, dass du dich in deinem Umfeld/Elternhaus nicht wohl fühlst und die Erkenntnis, dass es nicht an dir liegt, sondern an dem drumherum. Traust du dir zu alleine zu wohnen? Wenn ja siehst du eine Möglichkeit, da raus zu kommen mit eigener Wohnung? Sozusagen als kompletten Neuanfang? Denn wenn du dich zuhause wohl fühlst, wirst du dich gleich besser fühlen und es wird ein Stück Normalität einkehren, diese Erfahrung habe ich selbst gemacht. Sein eigner Herr sein, in den eigenen vier Wänden, das reicht manchmal schon, um nicht komplett im Chaos zu ertrinken.

      Du fragst wo du anfangen sollst und darauf kann ich eigentlich nur antworten wie oben steht. Du weißt es selbst schon. Du hast eine schöne Aufzählung von vier Punkten gemacht, die jetzt anstehen.

      Zum Thema Arbeit: Auch innerhalb eines Berufes musst du nicht den Rest deines Lebens dort hin. Du kannst die Firma wechseln, die Abteilung, die Tätigkeit etc. Auch eine so simpel erscheinende Arbeit kann immerwieder von neuem Spannend werden. Nicht jeden Tag, aber immer mal wieder.

      Du sagst selbst, jetzt ist die beste Zeit es neu anzugehen. Aber bitte achte auch darauf, dass du dir nicht zuviel Druck machst. Es ist verständlich, dass du Angst hast, es nicht auf die Reihe zu bekommen. Aber es gibt immer wieder eine Chance. Ich denke mir immer: Irgendwas kannst du immer arbeiten, zur Not gehst du Putzen. Das klingt blöd, aber komplett versauen kannst du es gar nicht. Du kannst es ein bisschen versauen, aber nicht so sehr, dass dich keiner mehr nimmt als Arbeitskraft. Das soll nicht abfällig klingen! Aber es ist der Gedanke, der mich aufbaut. Vielleicht tut er das bei dir auch.

      Also los jetzt! Nicht wo anfangen, sondern jetzt anfangen ;)
      Grüße

      Novo
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Danke dir. :)

      sondern weil mir vor kurzem gesagt wurde, ich wäre als Arbeitskraft nicht zu gebrauchen.
      Na das ist ja sehr nett..


      Ja, was so ungefähr ansteht, weiß ich und vom Kopf her traue ich es mir auch eigentlich zu. Vom Gefühl her sieht es allerdings anders aus, das ist das erste Problem dabei. Ich will das und wenn ich daran denke aus-/wegzuziehen und zu arbeiten und so, fühlt sich das gut an, aber dadurch, dass jetzt schon so lang alles schief gelaufen ist und ich nichts hin bekommen habe, kann ich mir gleichzeitig nicht vorstellen, dass es dieses Mal anders wäre.
      Und vom Kopf her weiß ich auch, dass nicht alles auf einmal geht. Von 0 auf 100 hat bei der Ausbildung im letzten Jahr schon nicht funktioniert und ich denke, bei Auszug + Eingliederung gleichzeitig wäre es genauso. Womit also anfangen. Problem zwei. Erst wegziehen in mehr oder weniger fremde Umgebung und mich dort eingewöhnen und dann weitermachen oder erst hier über die Eingliederung 'ins Leben schnuppern' und dann gehen. Vielleicht sind die Leute hier ja leichter zu ertragen, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass ich sie nicht mehr ewig ertragen muss. Wobei ich auch nicht weiß, ob auf der Grundlage, dass ich hier weg will, eine Eingliederung überhaupt möglich ist. Sinnvoll wäre es dann nur, weil ich darüber eben gucken könnte, ob ich etwas finde, was ich machen will und mir wirklich vorstellen kann und weil es wieder ein kleines Stück normaleres Leben wäre. Aber ob das reicht.. Könnte man wohl besprechen. Wobei da auch Problem eins wieder mit dazu kommt, denn ich sitze hier schon mein ganzes Leben lang fest. Ich bin zwar mehrmals umgezogen, aber es war halt nur hier in der Gegend und überall gleich. Ich kann mir vom Gefühl her nicht vorstellen, dass es funktioniert und dass ich hier weggehe und neu anfange. Dass es halt _wirklich anders werden könnte.
      Problem drei ist, dass ich wirklich keine Ahnung habe, was beruflich funktionieren würde. Einen richtigen Traumberuf hatte ich nie. Das einzige, was ich schon von Anfang an immer wollte, war lernen. Als ich angefangen habe zu sprechen, war ich so klein, dass ich noch im Kinderwagen lag. Ich war schon als Kleinkind fasziniert von Buchstaben und habe mit etwa zwei oder drei angefangen zu lesen. Schreiben und rechnen kamen in den Jahren danach noch bevor ich eingeschult wurde. (Ohne dass meine Eltern da irgendetwas forciert hätten. Die haben nur meine Fragen beantwortet, wenn ich welche hatte.) So ging das halt weiter. Ich wollte immer mehr wissen, Schule war langweilig bis ich dann auf dem Gymnasium war. Da wäre ich erstmal fast sitzen geblieben, weil ich nicht gelernt hatte gezielt zu lernen, wenn ich etwas lernen _musste. Mit 15 habe ich dann halt hingeschmissen, weil ich keine Lust mehr hatte. Meine Noten waren in den meisten Fächern nur durchSchn*ttlich und mir ging es zu der Zeit schon nicht so besonders (schon länger eigentlich, das hat schon ziemlich früh angefangen, aber da hatte ich gerade vor ein bis zwei Jahren angefangen, mich zu v*rl*tzen), aber danach wurde es dann halt richtig schlimm mit der Zeit. Je länger nichts mehr kam, was mich gefordert hätte, umso schlimmer wurde es. Keine Ahnung, ob der Zusammenhang so passt, denn als ich es nach einem Jahr Berufsschule nochmal auf dem Gymnasium versucht habe, hat auch das nicht mehr funktioniert, die Leute waren ätzend und ich bin in den Stoff nicht mehr reingekommen. Das könnte man dann wohl mit Therapeut (falls es da jemanden geben sollte) und/oder Beratungsstelle besprechen (falls das gehen sollte).
      Jedenfalls denke ich jetzt seit Jahren immer wieder daran, mein Abi nachzuholen und danach zu studieren. Jetzt halt auch wieder und da kommt dann die Stadt wieder ins Spiel, in die ich gern würde. Eingliederung habe ich direkt dort nicht gefunden bisher, aber ein Kolleg in der Nähe. Zusätzlich habe ich zwei Studiengänge, die mich interessieren würden, wovon einer mit dem Abitur schon seit Jahren in meinem Kopf ist und auch das wäre beides in der Nähe möglich, egal wofür ich mich entscheiden würde.
      Könnte perfekt sein, wenn da nicht gleichzeitig die Angst, es nicht zu schaffen, in meinem Kopf wäre (wobei die dabei komischerweise kleiner ist, als bei beruflichem Zeug), der Wunsch normal zu sein und der Gedanke, dass ich schon so 'alt' bin. Angenommen es würde auf Anhieb alles funktionieren, wäre ich 32, wenn ich fertig bin. Das ist nicht normal. Normal ist, eine Ausbildung zu machen und arbeiten zu gehen und damit bin ich jetzt schon überfällig.

      Viel Blabla. Irgendwie läuft mir der Kopf über. Tut mir leid.
      Es ist echt ein Knäuel, mit dem ich mich die ganze Zeit über im Kreis drehe, weil ich immer vom einen zum anderen komme und es scheinbar keinen Anfang und kein Ende hat.
      Wie glaubt man an sich? Wie trifft man Entscheidungen? Wie plant man, ohne dass man die Pläne so lang dreht und wendet, bis sie einem in den Händen auseinander fallen?
      Wäre die Reihenfolge Therapie/Beratung, Eingliederung, Wegziehen, Ausbildung/Abitur (große Frage) sinnvoll? Ich weiß es wirklich nicht.
      Ich hab eben nochmal gelesen, was ich gestern geschrieben habe und auf den ersten Blick sieht es wirklich einfach aus. Aber irgendwie fühlt es sich nicht so an. Ich bin wirklich planlos und total unsicher.

      lg
      Als ich diesen Thread zum ersten Mal entdeckt habe, war mein erste Gedanke: Wieso geht das Mädl nicht Abi machen und studieren? Ich hab überlegt, ob ich dich drauf ansprechen sollte, hab aber gedacht, du wirst schon deine Gründe haben. Jetzt seh ich, dass meine Idee gar nicht so falsch war. ;)
      Du schreibst, du wolltest immer nur lernen. Ein Abi und ein anschließendes Studium ist die beste Möglichkeit dafür denke ich. Du solltest dich nicht davon aufhalten lassen, wie alt du bist, wenn du einmal fertig bist und ob das normal ist oder nicht. Nichts im Leben ist wirklich normal. Du hast Schule, Ausbildung, Arbeit, Familie als den normalen Lebensweg bezeichnet und ich habe ihn zumindest bis hierher durchlaufen und kann dir zwei Dinge sagen:
      - so toll ist das auch nicht
      - bei nur einem ganz kleinen Bruchteil der Menschen läuft es wirklich so ab. Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umgucke, dann findet sich dort genau einer, bei dem es so war (mit mir zwei). Wären die anderen damit zwangsläufig unnormal? Was ich damit sagen will ist: Es gibt keinen Maßstab für normal. Erst gestern hat hier eine Userin einen Thread eröffnet, die jetzt mit fast 40 ihr Studium beendet.
      Und auch mein Weg, der bis hierhin so normal erscheint weicht jetzt von der Norm ab. Ich schmeiße meinen Job und beginne nochmal eine neue Ausbildung/hole das Abi nach (da bin ich mir noch nicht sicher) und will nebenbei noch ein Kind bekommen. Auch das ist nicht "normal". Das ist aus diesem Grund nicht normal, weil es nicht in das vorgefertigte Bild unserer Gesellschaft passt. Aber wichtig ist doch, dass mir das gefällt was ich tue.

      Ich glaube du hättest gerne jemanden der dir sagt: Mach das in der und der Reihenfolge. Aber das wird nicht passieren. Du selbst musst für dich entscheiden, was du gerne hättest und vor allem wann du es gerne hättest. Ob du erst ausziehen magst oder erst die Ausbildung. Das kann dir niemand abnehmen.
      Du hast Angst, dass es wieder nicht klappen könnte und das ist ja auch verständlich. Mach dir bewusst, dass es dieses Mal anders wird! Du wirst eine andere Ausbildung/dein Abi machen, nicht nochmal das selbe. Du wirst wegziehen, ob jetzt oder später. Es wird anders. Deswegen muss es nicht zwangsläufig scheitern. Sicher, du hast Angst. Aber dieser Neuanfang ist ein Richtiger!

      Du hast doch einen Plan und wenn ich denen Beitrag so lese, dann höre ich folgendes raus: Am allerliebsten würdest du dein Abi machen und du hast auch schon zwei Studiengänge ins Auge gefasst. Und du willst ausziehen. So wirkt es auf mich. Korrigiere mich, wenn ich es falsch verstehe. Aber das einzige was dich noch aufhält, ist der Gedanke, nicht normal zu sein und die Tatsache, dass du nicht weißt, in welcher Reihenfolge du es anpacken sollst. Zum Thema Normalität habe ich mich ja oben schon ausführlich ausgelassen und die Reihenfolge? Tja, da kann man dir sicher Tipps geben, aber die Entscheidung liegt bei dir. Und das würde ich nicht als negativ betrachten. Ist doch sehr positiv: Du alleine kannst entscheiden, was du zuerst anpackst.

      Ich glaub an dich, du schaffst das. Auch Umwege führen zum Ziel!
      Liebe Grüße
      Novo
      Es nimmt der Augenblick was Jahre geben...
      Du hast Schule, Ausbildung, Arbeit, Familie als den normalen Lebensweg bezeichnet und ich habe ihn zumindest bis hierher durchlaufen und kann dir zwei Dinge sagen:
      - so toll ist das auch nicht
      Sehr beruhigend. :blaues Grinsen: Nein, wirklich irgendwie.
      Ja, den Thread habe ich auch gelesen. Bei anderen habe ich damit auch gar kein Problem und ein bisschen hat es auch geholfen, das zu lesen. Es ist nur irgendwie wirklich nicht einfach, das loszulassen, wenn man jahrelang versucht hat, sich unsichtbar zu machen. In der 5. und 6. habe ich absichtlich schlechte Noten geschrieben, um nicht noch mehr gemobbt zu werden, zu Hause habe ich irgendwann kaum noch den Mund aufgemacht, um meinen Eltern nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten,... all sowas und das läuft nun unbewusst von allein weiter. Eigentlich müsste ich so gar nicht mehr sein. Mein Vater ist schon seit Jahren weg, meiner Mutter ist alles recht, was ich mache, solang ich damit glücklich bin und ich werde bald 25, da sollte es mir wohl egal sein, wenn es noch anders wäre. Aber irgendwie hat sich das eingeprägt und in meinem Umfeld ist es zusätzlich so, dass es tatsächlich bei allen so läuft. Ausbildung, mit Freund/Freundin zusammen ziehen, arbeiten, Kind bekommen, Heiraten. Mir fällt gerade spontan niemand ein, bei dem es anders wäre. Davon abgesehen war bisher alles, was ich entschieden habe, falsch. Es hat nie irgendwas funktioniert. Und das ist nichtmal Schwarz-Weiß-Denken.
      Ich glaube, deswegen brauche ich gerade auch einiges an Bestätigung von außen. Menschen, die mir sagen, dass es okay ist, egal was ich mache. Wenn ich (mir) sicher bei/in etwas bin, ist es mir egal, was andere sagen, aber ich bin so unsicher. Auch die Angst davor, wieder zu scheitern, das war halt nicht nur die eine Ausbildung. Ich hab verschiedene Sachen ausprobiert. Kindergarten (das war halt während der Ausbildung), Buchhandlung, IT-Systemelektroniker, Physiotherapie, Ergotherapie und verschiedene Abteilungen im Rathaus/Verwaltung. Hat alles nicht funktioniert.
      Seit vorhin sieht es nun auch tatsächlich wieder so aus, als würde es mit dem Abitur nichts werden. Ich hatte mich in den letzten Jahren schon öfter mal darüber informiert, wie ich das machen könnte, hatte auch allgemein über Kollegs gelesen und auch die Homepage von einem. Naja, bei dem jetzt kl*ng*n die Aufnahmebedingungen nun allerdings so, als würde ich da nicht aufgenommen werden können. (keine Ausbildung, nicht drei Jahre Berufstätig, nicht drei Jahre lang arbeitslos und dabei einen Haushalt mit mindestens drei Personen geführt) Wenn das nun nichts wird - und so sieht es ja aus - kann ich das schon wieder abhaken, denn per Fernstudium kann ich mir das absolut nicht leisten. So schnell geht das. Ich hab' dort vorhin eine Email hin geschrieben, aber ob und wann die antworten.. sind ja jetzt Ferien hier und von dem anderen Kolleg habe ich bis heute nichts gehört. (Ist Jahre her, dass ich denen geschrieben habe.) Vielleicht rufe ich morgen oder Montag mal an.
      Dumm ist nun, dass ich das einfach _will. Auch wenn es irgendwie halb übers Knie gebrochen wäre, weil ich, wenn ich dort anfangen würde, den Vorkurs mitmachen wollen/müssen würde, um wieder rein zu kommen und dafür schon im Januar umziehen müsste und es bis dahin nur noch ein halbes Jahr ist und meine Schwester erst dorthin gezogen ist und ich ihr so schnell hinterher flüchten würde (das habe ich ihr vorhin so gesagt, sie hat geantwortet, dass ich spinne), ich will das. Ich könnte in der Nähe auch eine Eingliederung machen (hab zwischendurch mal geschaut mittlerweile) und Ausbildung und ja, wäre wohl auch okay irgendwie, aber jetzt wo ich mir das mit dem Abitur zumindest zeitweise innerlich erlaubt habe, fühlt sich das (Eingliederung & Ausbildung) an, als würde ich mich damit nur wieder fügen. Schön und gut ist anders.

      Ja.. keine Ahnung. Die Reihenfolge hängt nun wohl davon ab, ob es funktioniert. Wobei ich an den Umzug auch noch nicht wirklich glauben kann, denn nach Wohnungen habe ich in den letzten Jahren auch immer mal wieder geguckt. Aber da ist es dann wohl an mir und der Unsicherheit gescheitert.

      Den Psychologen von der Beratungsstelle der Schule kann man direkt Mails schreiben, vielleicht schreibe ich da heute Abend noch jemandem, vielleicht können die ja irgendwie bei irgendwas helfen, Kopf, Beruf, was auch immer. Vielleicht auch nicht, die Schule ist eine Privatschule, vielleicht haben da auch die Psychologen nichts übrig für Menschen, die keine Unsummen verdienen. :rolleyes: (Da die Schule auch ein Internat ist, müsste da vermutlich aber zumindest jemand da sein. Denke ich.)
      Vielleicht schreib' ich auch dem anderen noch. Mal gucken.

      Das ist schon wieder alles scheiße..
      Aber danke für deine Worte.

      lg
      Auf den dritten, vierten, fünften,.. ich weiß nicht wie vielten Blick hat sich das nun wohl ganz erledigt. Selbst wenn ich mich da rein quatschen können sollte, wäre ich nicht BAföG-berechtigt, weil ich bisher nicht lang genug gearbeitet habe. Hartz IV wird man währenddessen wohl kaum bekommen, das ging während der Ausbildung, die ich angefangen habe (auch BAföG-gefördert) auch nicht, auch nicht bei denen, die Wohnung oder Haus und Familie hatten. Selbst wenn ich BAföG-berechtigt wäre, bekommt man das erst frühestens ab Anfang der Einführungsphase, also ab Beginn des Schuljahrs, weil vorher die Stundenzahl zu niedrig ist. In der Zeit vorher kann man sehen, wie man klar kommt. Da ich für meinen Lebensunterhalt nicht selbst aufkommen kann, könnte ich dann also Fingernägel kauen und unter 'ner Brücke schlafen. So viel zum Abitur.
      Eingliederung wäre auch hier möglich, daher würde mir die Arge den Umzug nicht zahlen, egal ob unter oder über 25, da die Kosten der Unterkunft überall höher wären und das Sozialamt zahlt auch nicht, weil die nicht zuständig sind, wenn man anfangen will zu arbeiten oder halt sowas zu machen. Und selber geht nicht.
      So ist es tatsächlich und so ist es immer. Ich falle immer durch alle Raster. Aber es war schön, mir mal wieder etwas zurecht spinnen und träumen zu können. Schade, dass es wieder nur eine weitere Spinnerei war. Trotzdem danke.