Wieso wurde das bei mir diagnostiziert?

      Wieso wurde das bei mir diagnostiziert?

      Gute Nacht,

      kurz bevor die Vögel wieder anfangen zu zwitschern, habe ich noch mal eine kurze Frage:

      Meine Therapeutin hat mir das neulich diagnostiziert und ich verstehe es nicht. Ich habe ihr das auch gesagt, aber sie hat es, glaube ich, nicht so wirklich ernst genommen, weil ich dauernd sage, dass ich nicht glaube, dass das, was ich erlebt habe ja wohl nicht sooo schlimm ist. Jedenfalls nicht zu vergleichen mit Krieg oder so etwas.
      Angeblich habe ich aber die entsprechenden Symptome. Ich komme mir aber so schlecht deswegen vor, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass andere Leute in meiner Situation ähnlich geschädigt wären wie ich es anscheindend bin. Deshalb habe ich in letzter Zeit öfter mal darüber nachgedacht ob nicht vielleicht noch andere Dinge in meinem Leben vorgefallen sind, die ich einfach derartig gut verdrängt habe, dass sie absolut nicht mehr auftauchen (ich kann mich wegen einer DIS sowieso an fast nichts mehr erinnern). Aber dann verstehe ich nicht, weshalb ich das nicht in mein Tagebuch geschrieben habe, seit ich 9 bin schreibe ich das eigentlich regelmäßig?! Und wieso hat das dann niemand bemerkt?!

      Ich weiß, dass hier keine Diagnosen gestellt werden sollen aber ich wollte einfach mal fragen ob jemand hier Erfahrungen mit solchen "Entdeckungen" hat und wie das bei euch bewirkt wurde usw.

      Danke!
      Lacrimula
      nichts ist in ordnung. aber immerhin.
      hallo lacrimula,

      ich glaube, du denkst du viel darüber nach.
      deine therapeutin sagt, dass du symptome hast, die dafür sprechen, und hat dem einen "sammelbegriff" gegeben. eine diagnose, ein name, das sind im endeffekt nicht mehr als ein buchstaben, und sie ändern nichts an deiner vergangenheit. deine therapeutin weiß nicht besser als du über deine vergangenheit bescheid, und selbst mit der diagnose kann sie sich irren.
      ich würde dir dringend raten, mit ihr über genau das problem zu sprechen - dass du das nicht verstehst und jetzt in deiner vergangenheit nach etwas anderem suchst, und ob sie dir vielleicht genau erklären kann wie sie darauf kommt, was sie denkt, um dir etwas ruhe zu geben.

      und weißt du, ich kenne das gefühl. bei mir wird ptsd vermutet, und ich dache immer wie komisch es ist dass ich überhaupt in therapie bin, dass die krankenkasse das überhaupt zahlt, wo mir doch eigentlich nichts schlimmes passiert ist. und in den letzten wochen und monaten betrachte ich das anders. ich habe keine weltbewegenden neuen erkenntnisse, es ist eher so, dass ich meine vergangenheit anders sehe, dass ich die aspekte jetzt anders zusammensetzen kann und sehe, dass es doch schlimm war. aber wenn man es nicht anders kennt, wie soll man es da schlimm finden?

      es gibt auch, wo du das beispiel "krieg" erwähnst, untersuchungen zu kindern in kriegsgebieten, und selbst da entwickeln nicht alle kinder eine ptsd. es kommt auf so viele aspekte an. persönlichkeitsaspekte. familienaspekte. umweltaspekte. es gibt keine gruppe, in der jeder ptsd entwickelt und ein "recht" dazu hat, und die anderen gruppen nicht. das ist ein so komplexes bild, das zudem noch bei jedem in einer anderen intensität und mit einem anderen bild auftreten kann.

      aber was bleibt: es sind nur ein paar buchstaben. sie ändern nichts an dem, was du erlebt hast. aber ich würde dir wirklich raten, genau darüber mit deiner therapeutin zu reden.

      liebe grüße,
      xibalba
      Hi.

      Ich hatte mit 17 eine PTBS diagnostiziert bekommen, hatte viel Therapie und leide unter dieser Störung heute nicht mehr. Ich empfand die Diagnose damals schon berechtigt, da ich unter den Flashbacks und allen dazugehörigen Symptomen litt. Was ich aber sagen will, ist, dass ich dieses "Ist doch alles gar nicht so schlimm gewesen"-Gefühl/Gedanken kenne. Ich habe immer wieder in der Vergangenheit gewühlt und nach Erinnerungen gesucht, die mir "bestätigen" könnten, warum es mir dann dennoch so schlecht geht. Ich habe immer an der falschen Stelle gesucht. Erst durch eine langanhaltende, räumliche Distanz wurde mir vieles bewusst und ich kann jetzt erst an der eigentlichen Baustelle arbeiten, weil ich sie als solche erkannt habe, sprich, ich habe erst jetzt erkannt, dass das was ich in meiner Kindheit zB als absolut normal empfunden habe, überhaupt und nicht einmal ansatzweise normal gewesen ist. Ich denke, dass diese Gedanken "Nein, kann doch gar nicht sein, alles nicht so schlimm" bei einem Trauma völlig normal sind. Ist quasi wie eine Schutzfunktion von dir. Du versuchst dich davon abzuschirmen, indem du es in seiner Auswirkung herab stufst. Am besten besprichst du das mal mit deiner Thera.
      Grüße,
      Freigeist
      Ihr seid so bunt und farbenfroh.
      Ihr seid das Licht, ich wenn´s erlischt.
      Ihr positiv, ich Gegenpol.
      Ihr seid so grau wenn man euch mischt!!
      [ASP - Schwarzes bl*t]

      Lacrimula schrieb:

      Jedenfalls nicht zu vergleichen mit Krieg oder so etwas.

      Das lässt mich gerade ganz stark an den Wikipedia Artikel zur PTBS denken.
      Krieg ist nur ein Beispiel.
      Wenn du etwas erlebt hast was für Dich sehr schlimm war, kann es sein dass du traumatisiert bist.
      Jeder Mensch empfindet und reagiert anders.
      Was der Eine noch relativ locker irgendwie wegsteckt ist für den Anderen vielleicht die Hölle auf Erden.
      Und auch die Leute die etwas traumatisches erlebt haben sind alle verschieden. Der eine hat dadurch eine PTBS der Andere vielleicht nicht.
      Es ist fast "Egal" welche Diagnose du dazu bekommst, wichtiger ist daran zua rbeiten dass die Symptome die du scheinabr hast besser werden, bestenfalls irgendwann nicht mehr vorhanden sind.
      "Wer Schmetterlinge Lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken."
      (Carlo Karges)

      wenn du eine DIS hast (wer hat die denn bei dir diagnostiziert?) dann gab es ja auch traumatisierungen. denn sonst entsteht keine DIS.
      es kann ja sein, dass du symptome einer ptbs zeigst. was ist so schlimm daran? wenn es dich belastet dann ist es wichtig was dagegen zu tun, wenn nicht, dann ist es doch egal. es ist ja nur ein name. nicht mehr.
      die sonne die sterne tragen kunde von dir,
      jeder lufthauch erzählt mir von dir.
      jeder atemzug, jeder schritt
      trägt deinen namen weit mit sich mit....

      (schandmaul - dein anblick)
      Danke für eure ganzen Antworten! Hat mir schon mal geholfen, dass ich anscheinend nicht die Einzige bin, die denkt, dass nichts so Schlimmes passiert ist. Naja. Wenn es sich ergibt spreche ich das Thema noch mal in der Thera an... Vielleicht bin ich auch einfach noch nicht an diesem Punkt, dass ich mir sozusagen selber zugestehen kann, dass mein Leben irgendwie scheiße war. Vielleicht kommt das ja noch.
      Ich wusste gar nicht, dass eine DIS unbedingt mit PTBS zusammenhängt, kann das nicht auch unabhängig davon sein? Google ich gleich mal ;)
      nichts ist in ordnung. aber immerhin.
      wenn du gegoogelt hast, dann wirst du ja schon festgestellt haben, dass bei einer DIS, also einer dissoziativen identitätsstörung immer traumatische erlebnisse der auslöser sind.
      es muss ja nicht immer eine ptbs diagnostiziert werden (wobei es das wohl bei den meisten wird), aber ein trauma liegt dem definitiv zu grunde. und wenn man eine diagnostizierte DIS hat, dann ist eine ptbs wohl eher ein beiwerk (ohne das nun schlecht oder was weiß ich wie reden zu wollen).
      die sonne die sterne tragen kunde von dir,
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      jeder atemzug, jeder schritt
      trägt deinen namen weit mit sich mit....

      (schandmaul - dein anblick)
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