Bester Freund... war einmal?

      Bester Freund... war einmal?

      Hallo Ihr alle!
      Ich muss hier einfach mal was loswerden, da ich nicht weiß, mit wem ich darüber noch offen reden soll...

      Mein bester Freund ( nennen wir ihn einfach mal Steve ) hat eine Persönlichkeitsstörung mit narzisstischen Zügen. Bisher war das eigentlich nie besonders schlimm für unsere Freundschaft, er war halt nur immer sehr launisch.
      Nun war er bis vor einigen Wochen in einer Klinik und ich habe das Gefühl, seit dem ist alles schlimmer geworden. ER greift dir Menschen in seiner Umgebung sofort wehement an, sobald ihm etwas gegen den Strich geht, völlig egal, ob es gerade um ihn ging oder um andere. Seit dem er aus der Klinik zurück ist, sitzt er nur noch vorm Rechner und wenn man ihn davon mal wegbekommt, muss man mit Scheuklappen umherlaufen.
      Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich mag ihn sehr gerne, zumal er der Bruder meines Freundes ist. Aber ich halte das einfach nicht mehr aus, wenn er mich ständig für Dinge schuldig macht, die ich nicht getan habe. (Ich habe mich in seinem Beisein über mein bald beginnendes Studium unterhalten, weil ich gefragt worden bin. Was bei ihm davon ankam war ungefähr das: "Du kriegst überhaupt nichts hin, ich studiere jetzt und du nicht!")

      Einerseits glaube ich, sollte ich Abstand von ihm halten, andererseits ist er doch mein bester Freund, schon seit so langer Zeit... ich mache mir einfach Sorgen um ihn, doch wenn ich ihm Hilfe anbieete, zum Beispiel bei der Zukunftsplanung, lehnt er diese ab, er will es angeblich allein schaffen und glaubt, dies zu müssen...
      Perfekt sein: Alle wollen es, niemand ist es.
      Hallo Yuna,
      "... du kannst einer alten Frau nicht über die Straße helfen, wenn sie es nicht will". Ich glaube, du verstehst, was ich dir damit sagen will. Aus deinen Zeilen erscheint es mir im Moment so, dass dein "bester Freund" im Moment nicht sehr zugänglich für dein Interesse und dein bemühen um ihn ist. Deshalb möchte ich dir eigentlich empfehlen, etwas auf Distanz zu ihm zu gehen. Dies würde ich aber nicht so klammheimlich machen, sondern versuchen, ihm eure Situation aus deiner Sicht zu schildern und ihm zu saegn, wie sehr dich das mitnimmt und was es für gefühle bei dir auslöst. Gerade weil er ein langjähriger bester Freund ist(war).

      Ansonsten denk ich auch mal, dass es wichtig ist, dass du seine Äußerungen nicht auf dich beziehst, sondern als Äußerungen seiner momentanen Situation siehst. es bleibt dennoch schwer für dich.

      Vielleicht wäre es aber auch eine Möglichkeit, dass dein Freund (sein Bruder) mit ihm mal redet und so vielleicht wenigstens für dich eine gewisse Rücksicht erreichen kann.

      Da er erst aus der Klinik gekommen ist, wäre trotzdem zu überlegen, ob eine ambulante Weiterbetreuung / Weiterbehandlung sinnvoll wäre. Das setzt natürlich seine Bereitschaft voraus. Im Rahmen einer solchen Betreung könnte dann auch über Zukunftsplanungen gesprochen werden.

      Mehr fällt mir im Moment nicht dazu ein. Viel Glück und viel Kraft
      lg Elfenspiegel
      Erst einmal Danke Elfenspiegel für deine Antwort.

      Mein Freund ist selber schon von ihm auf Distanz gegangen, er spricht Steve gegenüber Problemthemen grundsätzlich nicht mehr an (Scheuklappe), weil auch er schon oft genug eins drüber bekommen hat.

      Die ambulante Weiterbetreuung wäre auch meiner Meinung nach sinnvoll, aber er kümmert sich ja um nichts. Folglich ist auch eine Weiterbehandlung momentan absolut nicht in Aussicht.

      Ihn auf Abstand zu halten,hatte ich ja auch schon überlegt. Ich denke, das macht vielleicht wirklich Sinn. Ich weiß nur nicht, wie ich ihm das so sagen kann, dass ich nicht wieder eins von ihm drüber kriege...:(
      Perfekt sein: Alle wollen es, niemand ist es.
      Hallo Yuna,

      ich glaube, die Narzisstische Persönlichkeitsstörung ist eine der schwierigsten für das Umfeld des Betroffenen. Wenn Du in ein paar Fachbücher hineinliest, wirst Du einige Berichte finden über Betroffene, denen systematisch jeder soziale Kontakt zerbrochen ist. Würde ich Dir überhaupt empfehlen, falls es Dich interessiert.
      Ich denke da wie Elfenspiegel: wichtig ist, dass Du Dich schützt. Und das kommt noch _vor der Hilfsbereitschaft (mit der Du m.E. sowieso nichts bewirken kannst) gegenüber Deinem Freund. Und ich finde es auch wichtig, dass Du ihm ruhig und sachlich (in einem Moment, in dem er für ein vernünftiges Gespräch zugänglich scheint) erklärst, warum Du das tun _musst. Du sollst ja nicht komplett den Kontakt abbrechen, aber zumindest zeitlich bgrenzt etwas emotionale und räumliche Distanz suchen.
      Im Grunde liest man auch hier im Forum doch oft, wie Menschen nach ihrem Klinikaufenthalt erstmal wieder in ein Loch fallen. Und der Narzisst versucht vielleicht gerade mit seinen Symptomen, das zu kompensieren: Kritikunfähigkeit, Selbstüberschätzung, Größenwahn...
      Meine GEdanken dazu.

      Liebe Grüße
      Danesha