"noch nicht bereit" für Therapie?

      "noch nicht bereit" für Therapie?

      Hallo,
      Mir ging es jetzt wochenlang richtig dreckig und meine Eltern haben mich dazu gedrängt, zu einer neuen Therapeutin zu gehen. Die war auch ganz nett und so, aber ich wusste gleich: die W*nd*n sind zu frisch, ich bin einfach noch nicht in der Lage darüber zu reden.

      So. Meine Eltern glauben das wäre totaler Quatsch weil wenn es einem richtig schlecht geht wäre Therapie ja das Wichtigste. Und man könnte nicht "nicht bereit sein".

      Mir ist ja klar, dass es immer schwer ist sich zu öffnen - aber im Moment denke ich ich muss selbst erstmal überhaupt das Vorgefallene REALISIEREN bevor irgendjemand daran rumtherapieren kann...

      Also kann es sein dass man noch nicht bereit dazu ist (jetzt ganz abgesehen vom faktor WOLLEN) oder spinne ich?
      You can spend minutes, hours, days, weeks,
      even months over analyzing a situation.
      Trying to put the pieces back together
      justifying what could've,
      should've, would've happened.
      Or you can just leave the pieces on the floor
      and move the fuck on.
      Hallo Snorkfräulein.

      Inzwischen denke ich, dass es für alles im Leben seine Zeit gibt.
      Und dass man vieles einfach akzeptieren und zulassen muss bzw. so manches nicht erzwingen kann.
      Das schließt auch eine Therapie ein. Du musst tief in Dich hineinhören und Dich fragen was für und gegen eine Therapie spricht.
      Wenn die W*nd*n zu frisch sind, wenn Du glaubst, dass sie Dich nicht weiterbringt, wenn Du denkst, dass die Therapie dir momentan wirklich nicht helfen kann, dann ist das so.
      Aber versuch ehrlich zu sein und frag Dich, ob Du nicht aus Angst oder Scham vor einer Therapie zurückschreckst?

      Vielleicht hilft es Dir, wenn ich Dir kurz aus meinem Leben erzähle. SVV begann bei ungefähr mit 13/14. Hinzu kamen "komische" Gedanken von Sinnlosigkeit und Leere (heute würde ich das eine Depression nennen). Aber ich musste erst 20 werden und richtig tief fallen, bevor ich meine "Therapie-Karriere" startete.
      Und seit 2002 bin ich (mit ein paar Unterbrechungen) fast ununterbrochen in Therapie gewesen.
      Aber erst jetzt habe ich das Gefühl, dass etwas bei mir angekommen ist und dass sich wirklich ein grundlegender Wandel abzeichnet (so hoffe ich)

      Was soll das heißen? War ich vielleicht vorher nicht bereit für Therapie? Habe ich sie nicht immer ernst genommen?
      Ganz bestimmt war es so.
      Manchmal war Therapie so etwas wie Ablenkung. Ablenkung vor der wirklichen Auseinandersetzung mit mir.
      Inzwischen glaube ich, dass ich manchmal die Therapie mechanisch benutzt habe um zwar "über mich zu reden" aber nicht um "mich mit mir selbst auseinanderzusetzen".
      Bereure ich es?
      Nein.
      Vielleicht musste es so sein. Vielleicht konnte es nicht anders sein?
      Aber vielleicht wäre ich auch weiter, wenn ich mich mal allein, ganz allein mit mir selbst auseinandergesetzt hätte?!
      Wer weiß?

      Ich weiß nur, dass es mir jetzt besser geht. Und das ist gut. Ich bin einen Weg gegangen. Ob es der beste und schnellste war, weiß ich nicht. Aber ändern kann ich es nicht mehr.

      Also was will ich Dir sagen?
      Ja, vielleicht bist Du nicht bereit für eine Therapie...
      Vielleicht bist Du es doch.

      Wichtig ist, dass Du eine Entscheidung triffst.
      Und lass Dich nicht von Schuldgefühlen, Verpflichtung etc gegenüber Deinen Eltern oder anderen Person treiben.
      Mach die Therapie nicht für Deine Eltern, sondern für Dich.
      Sperr Dich nicht gegen eine Therapie aus Trotz gegen Deine Eltern oder sonst wen.
      Und lass die Therapie sein, wenn DU denkst, dass Du jetzt besser dran bist, wenn Du es erstmal alleine probierst.
      Und sei nicht böse oder traurig, wenn Du feststelltst, dass Du vielleicht doch eine Therapie brauchst...
      So ist es eben.
      Triff eine Entscheidung. Und wenn Sie "richtig" ist, dann bleib dabei.
      Und falls nicht, dann ändere Sie, triff eine neue Entscheidung, ohne Schuldgefühle, Wut etc.
      Ich denke, dass es für viele hier (mich eingeschlossen) wichtig ist, dass wir akzeptieren und zulassen, dass wir Fehler machen dürfen.
      Dass wir Fehler machen müssen.

      Also, ich hoffe dass ich Dir etwas helfen konnte und dass meine Ausführungen nicht zu langatmig oder verworren sind.

      LG Goldmund
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