Hallo
Mein letzter Beitrag hier liegt eine ganze Weile zurück, aber im Moment bricht so ziemlich viel in mir zusammen und ich muss das einfach los werden...

Im Sommer bin ich mit der Schule fertig und möchte danach eine Ausbildung zur "OP-Schwester" anfangen. Ich interessiere mich sehr für Medizin und ein Praktikum im OP hat mich wirklich glücklich gemacht und in meinem Berufswunsch bestätigt.
Man muss dazu sagen: Die Ausbildungsmöglichkeiten für diesen Beruf sind sehr begrenzt, weshalb ich nur 2 Bewerbungen verschickt habe. Bei beiden Stellen habe ich eine Zusage zum Vorstellungsgespräch bzw. Einstellungstest bekommen, worüber ich mich eigentlich wirklich gefreut hatte.

Nun zu gestern: Ich kam nach erfolgreich bestandenem Einstellungstest vor einigen Wochen zum Gespräch. Drin
saßen dann ein Mann (keine Ahnung, welche Funktion er hatte) und
eine nette Pädagogin der Schule. Er stellte mir Fragen zum Beruf, was
mir gefällt, was nicht, was man in dem Beruf so macht, wo sie arbeiten. Eigentlich
alles ziemlich einfach zu beantworten, wenn man sich bisschen
vorbereitet hatte. War auch komischerweise beim Gespräch gar nicht so
aufgeregt wie vorher und konnte alles beantworten.


Jedenfalls fing er nach diesen "Standartfragen" an, was ich mir denn
psychisch zutraue (hatte ein Oberteil mit 3/4-Armen an, somit konnte man
ein paar N*rb*n sehen) und ich sollte meine Belastbarkeit einschätzen. Sagen, wie ich mit Stress umgehe, darauf reagiere.
Super... Dann ob ich mir das "körperlich auch zutraue" (bin nicht die
Leichteste, habe Übergewicht....) Nach 10, 15 Minuten auch schon fürs Erste alles
vorbei. Sie haben mich raus gebeten, um sich zu beraten. Eigentlich
hatte ich ein relativ gutes Gefühl, aber dann kam ich wieder rein.
'Sie
haben sich sehr schwer getan und gegrübelt', fing auf mein Gewicht an zu
spielen und eine Grundsatzdiskussion übers R*tz*n an. Dass das ja Mode
geworden ist und das oft noch mehr Probleme mit sich bringt. Darauf
meinte ich dann offen, dass ich mit 13, 14 eine schwere Zeit hatte, die
jetzt aber vorüber ist und das quasi das ist, was von dieser Zeit zurück
geblieben ist. Dann fing er auf der Schiene an, dass dieser Beruf ja ein sehr
belastender Beruf sei und ob ich mir das zutraue. - Ja klar, sonst hätte
ich mich nicht beworben?? Ich antwortete, dass ich das weiß und mir
dessen bewusst bin, aber auch nicht glücklich werde, wenn ich in einem
weniger belastenden Beruf bin, aber dafür unglücklich werde, weil ich
nicht das mache, was ich eigentlich möchte. Joa, der Satz war ihm wohl
zu lang und er unterbrach mich einfach mittendrin, dass er dazu 'gar
nicht mehr hören möchte'.

Stattdessen guckt er mich an, danach die Pädagogin "Darf ich sie
eigentlich fragen, ob sie in Therapie ist?" Ich dachte, ich werd nicht
mehr. Pädagogin antwortete nur knapp "Nein" und schüttelte den Kopf und
er "Aber das gehört doch zur gesundheitlichen Eignung" ..... Wäre dort
fast vom Stuhl gefallen in dem Moment. Kriege jetzt noch kalte Hände,
wenn ich davon berichte...



Ende vom Lied war, dass ich knapp eine Runde weiter bin eben wegen diesen beiden
Dingen. Man konnte Wunschkrankenhäuser für den praktischen Teil der Ausbildung angeben und er wird eine Empfehlung an meinen 3.-Wunsch(!) schreiben...
Glaube, ohne die Pädagogin wäre ich nicht weiter gekommen, er hätte mich eiskalt rausgekickt...


Ich kann jetzt nur hoffen, dass man in dem Krankenhaus, für das sie nun
die Empfehlung schreiben, toleranter sind und auf meine Fähigkeiten und
nicht auf meinen Bauch oder vernarbten Arme blicken, sondern an meine
Fähigkeiten glauben und meinen Willen erkennen!

Zur Vorgeschichte: Mit 13 wurden bei mir Depressionen diagnostiziert, mit denen ich heute noch zu kämpfen habe. Aktuell kümmere ich mich nach 2 1/2-jähriger Therapiepause wieder um einen Platz, weil es eben schlechter wird. Meine Selbstv*rl*tzungsphase ist aber wirklich vorbei und die aktuellen N*rb*n sind zwischen 3 1/2 und 4 Jahren alt, also erkennt man auf den ersten Blick wirklich, dass das "eine alte Geschichte" ist...

Das alles von gestern nagt total an mir. Ich habe den Mut verloren, würde mich am liebsten zurückziehen und alles wegwerfen. Dass ich eine Runde weiter bin, habe ich noch nicht eine Sekunde genossen, geschweige denn war ich stolz auf mich, es so weit gebracht zu haben

Danke für das Lesen des doch ziemlich lang geratenen Textes,
eine sehr geknicke Silent :wacko:

Danke für die Antwort und die aufmunternden Worte, kibalta

Zweifel nicht an dir, du scheinst dich ja eigentlich recht gut im Griff zu haben bzw. zu wissen wo deine Probleme lagen/liegen.

Ich bin einfach nur enttäuscht, in diesen Stereotyp "Selbstv*rl*tzung im Jugendalter" abgestempelt zu werden. Es kann doch nicht sein, dass ehemalige Selbstv*rl*tzende nicht im Gesundheitswesen arbeiten dürfen?

Ich habe nur diese beiden Chancen und wenn ich den Platz wegen sowas nicht kriege, falle ich in ein Loch. Besonders, weil er dann recht hatte... Was wird aus meiner Zukunft? Im Moment möchte ich gar nicht mehr an meine Zukunft denken

p.s.: ich studiere mittlerweile Medizin und kenne deine Zweifel bzw. die der Anderen. Es ist manchmal schwer, sich selbst immer wieder klar zu machen, dass manche Dinge Vergangenheit, aber von außen betrachtet immer noch relevant sind.

Und was hat dir geholfen, die Vorurteile zu überwinden?

Jetzt sehe ich es umgekehrt: sollte im Rahmen meiner Ausbildung ein Statement von mir verlangt werden, werde ich klarstellen, dass ich der Überzeugung bin, dass mich meine Vergangenheit in besonderem Maße zu gewissen Dingen qualifiziert, statt mich zu deklassieren. Ich würde klar machen, worin die Bedeutung des Wortes "Vergangenheit" liegt und es dabei beruhen lassen.

Ich habe ja auch klar gestellt, dass das ein Teil meiner Vergangenheit ist und er meinte auch, dass er mir das glaubt; trotzdem hatte ich den Stempel von ihm. Wenn er die Empfehlung für das Krankenhaus schreibt, kann ich es eigentlich schon vergessen. Ich verstehe die Aufregung nicht. Man sieht, dass die N*rb*n "uralt" sind und dass er mir glaubt, dass es vorbei ist, scheint ja auch nicht so zu stimmen, wenn er mir das als großen Kritikpunkt anrechnet...
Eigentlich war es sogar immer so, dass ich ein Stück weit "stolz" auf meine N*rb*n war. Zumindest haben sie mir gezeigt, was ich alles geschafft habe zu überwinden und ich hatte nie ein Problem mit ihnen. Seitdem ich 13 bin, gehören sie zu mir, ich bin mit ihnen quasi "erwachsen geworden". Selbst als in der Schule damals dumme Sprüche kamen von fast allen, hat mich das erstaunlicherweise nie belastet...

Jetzt, als ich eigentlich schon mit dem Kapitel abgeschlossen hatte, belastet es mich. Ich leide zum ersten Mal drunter und es reißt mich runter, vielleicht auch wieder in den ganzen Kreis hinein...

Liebe Grüße und ich drück' dir die Daumen!

Danke, das kann ich gebrauchen!

Silent

Ich eröffne meinen Beitrag mit guten Nachrichten: das besagte Krankenhaus hat sich gemeldet und am Montag habe ich ein Gespräch mit der Pflegedienstleitung dort!
Die Pädagogin, die beim Gespräch mit dabei war, hat sich bei denen gemeldet und gesagt, "dass ich ja einen ganz kompetenten Eindruck gemacht hätte beim Gespräch und sie mich auf jeden Fall mal einladen sollten" :überrascht:

Jetzt bin ich ziemlich aufgeregt und habe Montag und Dienstag jeweils ein Vorstellungsgespräch. Das wird anstrengend, aber immerhin kriege ich doch noch die Chance Habe wieder ein bisschen Kampfgeist entwickelt. Besonders, weil bei dem Gespräch eine Mitbewerberin dabei sein wird. Der zeige ich es!


Einen schönen Abend noch von der grad-motivierten Silent

Weiterhin alles Gute, würde mich freuen auf irgendeinem Weg zu erfahren, wie es lief.

Dankee und ja, ich halte euch auf dem Laufenden, aber hoffentlich nur mit guten Nachrichten

Guten Abend

Habe nun beide Gespräche hinter mir und bin trotzdem nicht ganz so glücklich, auch wenn ich eigentlich zumindest etwas Grund dazu hätte.

Montag war das Gespräch in dem Krankenhaus, wo ich zuerst die Probleme in der Schule hatte, weshalb ich ja auch den Beitrag eröffnete. ich musste ziemlich lange warten und das eigentliche Gespräch ging dann ziemlich schnell und die Frau war sehr nett. Die Pädagogin vom Gespräch damals hatte sich wirklich selbst darum gekümmert und sie meinte sogar, dass sich mein guter, netter Eindruck von dem berichtet wurde aus der Schule, sogar noch verstärkt hat durch das Gespräch! Jedenfalls habe ich den Platz schon zu 80%, soll noch einen Tag Probearbeiten, um zu gucken, ob das mit den Mitarbeitern auch alles passt und ich mich wohl fühle Freue mich schon, endlich wieder in "meinen" heißgeliebten OP zu kommen

Zu dem Gespräch heute: eher deprimierend. Mir wurden kaum Fragen gestellt. Es war ein Mann dabei, der mehr geschrieben hat, als ich gesagt habe (ich konnte einfach nicht mehr sagen ) Hatte quasi gar keine Chance, sie von mir zu überzeugen. Jetzt wurde mir von meinen Eltern natürlich sofort wieder eingeredet, dass meine Bewerbung und meine Noten so gut waren und es nur um den kurzen, persönlichen Eindruck ging und sowas. Und wenn sie einfach keine Lust hatten, mit mir zu reden, weil sie mich eh schon abgehakt hatten?

Schönen Abend noch,
eine etwas enttäuschte Silent

Hello again

Es gibt mittlerweile Neuigkeiten, leider keine sooo Guten. Habe mittlerweile von beiden Stellen eine Absage. Bei einer war ich nicht so unglücklich drum, weil ich mittlerweile nur Schlechtes gehört habe und bei der anderen Stelle (weshalb der Thread eröffnet wurde), hat man sich wegen meinem Alter gegen mich entschieden. :wacko:
Ich war dort ja einen Tag Probearbeiten und es war auch eigentlich gut. Zwar kleiner und nicht so modern, wie ich es von vorher kannte; aus einem anderen Krankenhaus, aber es waren alle nett und ich konnte mir die ZusammeN*rb*it vorstellen, was ja auch etwas wert ist. Die zuständige Frau dort in der Verwaltung war für mich, aber das OP-Team hat sich eben deswegen gegen mich entschieden... Sie hatten wohl letztes Jahr eine Auszubildende in meinem Alter, die nach einem Jahr abgebrochen hat. Super. Jetzt muss ich also unter der Unentschlossenheit anderer Leute leiden? Es ist eigentlich so typisch, aber was soll ich schon machen? Die besagte Frau hat sich 10x entschuldigt, aber sie möchte das nicht über deren Kopf hin entscheiden und muss sich dem fügen. Okay, kann ich verstehen, auch wenn es schon... sorry, aber einfach scheiße ist.
Jetzt wird man also dafür bestraft, dass man in der Schule nie eine Klasse wiederholt hat? Ich dachte eigentlich immer, dass das für einen spricht, aber dem ist wohl nicht so. Ich bin bis dahin 18 und wusste schon lange, wo ich hin möchte, was man an meiner Schulwahl sehen kann, können die das nicht auch mal beachten?

Jedenfalls ist noch nicht alles verloren. Dieses Krankenhaus dort kooperiert mit noch einer anderen Ausbildungsmöglichkeit, wo sie sich jetzt für mich einsetzen will. Habe gestern mit dem zuständigen Mann telefoniert und heute ist die Bewerbung raus.

Hoffentlich klappt das dort, langsam wird die Luft dünn. Ich setze mich morgen mal hin und schaue nach endgültigen Alternativen, freien FSJ-Stellen usw. Außerdem werde ich mich bei der "netten" Schule nochmal melden. Von dort habe ich ja das Okay, vielleicht finde ich ein anderes Krankenhaus, das sie mir vorschlagen. Kämpfen ist jetzt angesagt!

Danke fürs Lesen,
Silent ^ ^

Hey

Danke für die Antwort, Fylgja.

Es ist beW*nd*rnswert, wie du gegen Widerstände ankämpfst und wie du dich bemühst.

Hui, das ist schön zu hören und gibt mir noch mehr Kraft ^ ^

Die Begründung mit dem Alter habe ich nicht verstanden, demnach könnte ja niemand in dem Alter eine Ausbildung machen.

Ich kann das so gesehen schon verstehen. Die Arbeit im OP, besonders in dem Beruf, kann ziemlich heftig sein. Ich will das jetzt nicht zu genau ausführen, weil es triggern könnte, aber manche Menschen kommen einfach mit der Tatsache, dass dort ein Mensch vor einem liegt und in ihm drin rumgewühlt wird nicht klar und dessen sind sich manche Leute einfach nicht bewusst. Vielleicht liegt das bei manchen Leuten wirklich am Alter. Nur weil man bl*t sehen kann, ist man nicht sofort für die Arbeit dort "tauglich"... Schade nur, dass ich, wie schon gesagt, unter der Ungewissheit mancher Leute leiden muss.

Gib nicht auf, kämpf weiter dafür.

Das mit Sicherheit


Liebe Grüße,
Silent

Hey

Es ist einige Zeit vergangen und es gibt Neuigkeiten. Diesmal etwas besser

Im Moment sind wieder 2 Bewerbungen draußen, von der einen Stelle habe ich einen Termin zum Assessment + Gespräch (den ich leider wegen Klausur verschieben musste, aber kriege einen neuen...) und auf eine Antwort der anderen Stelle warte ich noch, aber ich bleibe zuversichtlich!
Werde mich noch besser vorbereiten, jede dümmste Frage vorher durchgehen und etwas mit langen Armen anziehen, auch wenn es noch so warm sein wird. Wir haben April, da kann man noch etwas mit langen Armen anziehen, zum Glück!

Taaag

Es ist eine Weile her, aber: Es gibt Neuigkeiten
Vorletzte Woche war ich zum Vorstellungsgespräch und Samstag kam die Zusage!!
Habe jetzt... sagen wir mal zu 95% meinen Ausbildungsplatz Der Schulplatz ist sicher und die kümmern sich um ein Krankenhaus für mich. Mit ganz viel Glück kann ich sogar in das Krankenhaus, wo ich damals auch schon Praktikum gemacht habe. Das wäre natürlich perfekt. Aber egal. Ich nehme, was kommt Freue mich immer noch total
Vor allem bin ich ja schon etwas stolz auf mich, da ausdrücklich gesagt wurde, dass es nur noch "ganz wenige Plätze" gibt und in der Gruppe von dem Tag waren 12 Bewerber

Jippiiie. Erkenntnis aus dem Ganzen: nicht aufgeben, kämpfen lohnt sich!

Danke für die Unterstützung,
eine sehr fröhliche Silent

Hallo zusammen

Erstmal viel Glück Hope346, bleib am Ball und lass dich nicht entmutigen, du schaffst das!

Zu mir: ich habe mittlerweile eine zweite Zusage und somit die Qual der Wahl. In meinem Kopf dreht sich alles und ich kann mich nicht entscheiden, aber das Gefühl ist denke ich angenehmer, als die Suche nach ner Alternative, deshalb bin ich froh drum. Außerdem stärkt es ein bisschen das Selbstbewusstsein, wenn man dann doch noch Zusagen bekommt und davon sogar 2! Dann kann ich ja wohl doch nicht so verkehrt sein, wie der Kerl damals meinte!

Danke für die Unterstützung durch die Zeit,
eine sehr fröhliche Silent! :überrascht: