Woher weiß man, was man will?

      Woher weiß man, was man will?

      Hallo!

      Die Frage klingt vielleicht komisch, aber ich habe im Moment das Gefühl der einzige Mensch zu sein, der nicht weiß was er will? Vielleicht anders, es gibt da einen Mann, wir kennen uns schon länger und von Anfang an fand ich ihn gut, wir lernten uns besser kennen, es lief mal was, aber keiner von uns beiden hat jemals angesprochen, was daraus eigentlich werden soll. Wir sprechen jeden Tag, wir schreiben, wir erzählen uns viel. Wie sehen uns häufig, auch weil wir zusammen studieren. Es ist mehr als Freundschaft, weniger als eine Beziehung. Alle Menschen in unserer Umgebung glauben sie hätten längst durchschaut, dass da was läuft und wir es verheimlichen, aber das stimmt nicht.

      Ich hab ihn gestern drauf angesprochen, er meinte er sei immer aufdringlich gewesen und hätte nicht gewusst, was ich will. Es wollte das, was wir hatten nicht zerstören. Jetzt hat er eine Freundin, von der keiner was weiß, von der er mir nie erzählt hat, außer gestern halt. Aber er ist sich nicht sicher, ob er sie wirklich mag. Ich weiß nicht, was er im Moment von mir hält. Er ist schwierig, er glaubt nicht an Beziehungen und war bisher nie treu, auch jetzt nicht. Ich bin mehr als kompliziert, ich habe einiges durchgemacht früher, ich habe eigentlich gute Beziehungserfahrung, aber ich hab solche Schwierigkeiten mit körperlicher Nähe und mit Vertrauen. Es scheint von Anfang an zum Scheitern verurteilt, es kann doch gar nicht klappen. Andersrum gibt es keinen anderen Menschen mit dem ich so wahnsinnig gerne Zeit verbringe, den ich so sehr beW*nd*r und ich bin nur bei ihm so tierisch eifersüchtig. Wir haben so viel Spaß zusammen, er versteht mich gut, es passt alles, von Hobbies, Musik, Humor etc.

      Ich könnte ihn natürlich fragen, wie es jetzt aussieht, ich vermute, dass er es auch nicht richtig abgeschlossen hat alles, aber ich hab Angst, ich weiß nicht, ob er mich glücklich macht und ich mag ihn nicht verlieren, zumal wir durch die Uni und gemeinsame Freunde gezwungenermaßen viel miteinander zu tun haben. Und es ist so kompliziert und ich mag Beziehungen nicht, ich mag mich nicht "so her geben". Andersseits sieht er es genauso, wir haben die gleiche Vorstellung von der ideal Beziehung. Und es nicht einmal zu versuchen, wäre auch feige, ich mach mir schon so lange Gedanken darüber.

      Wie finde ich raus, was ich will? Wie viel Kopf ist erlaubt bei so einer Frage? Kann man lernen, auf sein Bauchgefühl zu hören? Wie viel Angst ist normal? Wie weit spielt die ganze Vergangenheit da mit rein und wie viel ist berechtigt?

      Vielen Dank schonmal für eure Hilfe,
      Salz im Haar
      ...nur manchmal wünsch ich mir Flügel...
      Hi,

      ich finde da sind so viele hochtrabende philosophische Fragen drin, über die ich persönlich sicherlich ganze Bücher mit Gedanken schreiben könnte, aber das ist nicht der Sinn, denn das musst Du selber für Dich herausfinden und fühlen und entwickeln.

      Mein wichtiger Gedanke zu der ganzen Sache ist: wenn ich manchmal in meinem Leben nicht genau wußte, was ich will, dann war es hilfreich, die Sache umzudrehen und vielleicht auch erstmal zu wissen, was ich NICHT will, daraus ergibt sich oftmals der Rest :)

      Viel Glück.

      M.
      "Der Dir Neues zeigt, zeigt das Altes weicht, auch wenn Dein Schmerz bis an den Himmel reicht..."
      Vertrauen ist die stillste Art von Mut...
      Quiero que me sostengas sin hacerte cargo mi
      Ich würde hier gerne kurz was zu schreiben da mich dieses thema im moment sehr berührt. Momentan weiss ich eben auch nicht so genau was ich will - so ziemlich flächendecked über alle bereiche meines lebens.

      Diesen satz von momento stach mir besonders heraus:
      Mein wichtiger Gedanke zu der ganzen Sache ist: wenn ich manchmal in meinem Leben nicht genau wußte, was ich will, dann war es hilfreich, die Sache umzudrehen und vielleicht auch erstmal zu wissen, was ich NICHT will, daraus ergibt sich oftmals der Rest :)
      Das scheint so banal und offensichtlich und hat mir gerade hoffnung gegeben die ich seit monaten nicht mehr hatte.

      Wie finde ich raus, was ich will? Wie viel Kopf ist erlaubt bei so einer Frage? Kann man lernen, auf sein Bauchgefühl zu hören? Wie viel Angst ist normal? Wie weit spielt die ganze Vergangenheit da mit rein und wie viel ist berechtigt?
      Ich glaube auch, dass das Fragen sind, die dir keiner so richtig beantworten werden kann. Eine richtige Antwort darauf wird es vermutlich nicht geben. Ich mag gar nicht so genau auf deine Situation speziell eingehen, versuche das eher allgemein auszudrücken. Mal guggen ob ich meine Gedanken in verständliche Worte bekomme:

      Nicht wissen was man will ist ganz ähnlich wie wenn man nicht weiss, wie man von Punkt A nach B kommt. Das ist den zustand den man normalerweise hat und ist somit zu erwarten. Das Problem tritt dann ein wenn man sich nach dem weg erkundigt (meistens bei einem selber) aber aus welchem Grund auch immer keine zufriedenstellende Antwort bekommt. Man fühlt sich unsicher da man nicht weiss, wo man sich befindet und keine möglichkeit sieht an die informationen zu kommen, die einem fehlen. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass irgendwo die fehlende Information vorhanden ist. Zu verstehen wieso man sie gerade im moment nicht präsent hat, ist meistens der erste schritt.

      Als Vergleich, nehmen wir an man unternimmt eine Wanderung, hat aber gerade keine Karte dabei. Wenn man nun weiss, dass einem die Karte fehlt, dann kan daran arbeiten eine Karte zu suchen. Ob das nun gelingt oder nicht ist eine andere Frage, man muss zuerst wissen dass die Karte fehlt.

      Ich glaube bei Gefühlen ist eine sehr ähnliche Situation gegeben. Eine direkte Antwort auf 'was will ich' wird man kaum bekommen. Weiss man aber, wie die Lage im Allgemeinen aussieht, kann man davon ableiten was man eigentlich möchte. Genau wie einem die Karte einen Überblick über die Region gibt, von der man dann ableiten kann wo man sich gerade befindet und daraus schliessen, wo man lang gehen muss.

      Hoffentlich ist es mir gelungen meine Gedanken irgendwie verständlich zu formulieren und dass sie dir was bringen!

      Falls nicht, wünsch ich dir trozdem das beste :)
      Vivere Militare Est!
      Hallo ihr beiden,

      Vielen Dank für eure Antworten.

      Dass ihr nicht wisst, was ich will, hab ich mir schon gedacht =) Aber vielen Dank für eure Hilfe, dass raus zu finden. Über deinen Vergleich muss ich nochmal in Ruhe nachdenken MoLolu, aber es scheint mir eine hilfreiche Idee zu sein, ebenso wie der Vorschlag von dir, Momento, ich weiß tatsächlich meistens ziemlich genau, was ich nicht will, es hilft, sich darüber zu überlegen, was man will.
      Mir fällt es nur oft so schwer zu unterscheiden, inwiefern das "normal" ist und wie viel mit der ganzen Vergangenheit zu tun hat. Ich will mich davon nicht beeinflussen lassen, zumindest nicht von meiner ständigen Angst, aber ich weiß oft nicht, bis zu welchem Grad ich auf mein Bauchgefühl hören muss und wann es klüger ist meinen Kopf zu benutzen.

      ICh habe die vielleicht "feige" Variante gewählt, erstmal vor allem davon zu laufen. Deswegen bin ich auch zwei Monate erstmal nicht im Forum.

      Ich wünsche euch alles Gute und dir auch viel Erfolg beim Herausfinden, was du willst, MoLoLu!

      Salz im Haar
      ...nur manchmal wünsch ich mir Flügel...
      Ich würde ein 'weglaufen' nicht wirklich als feige betrachten - eher als höchst vorsichtig, was nicht wirklich verkehrt ist. Ich würde fast sagen, dass in deiner momentanen verwirrung der Abstand mehr bringen wird. Das ist jedenfalls bei mir der fall wenn ich absolut nicht mehr weiss, was los ist.

      Also ich muss zugeben, ich hab noch nie einen normalen Menschen gefragt wie das mit 'wissen was man will' so im durchSchn*tt abläuft. Aber ich vermute dass es durchaus im Rahmen eines gewohnten Lebens ist, dass man darüber im dunkeln ist und daran verzweifelt. Ich glaube eine 'norm' wirdst du im Zusammenhang mit Emotionen nicht finden - das was bei dir gerade läuft ist einfach das was es ist, egal ob die Gefühle berechtigt ist oder nicht. Ich meine, deine Angst wird ja nicht weggehen nur weil jemand sagt dass sie eingebiledt ist. Wenn wir schon bei Angst sind, das ist immer so was spezielles. Aber ich glaube es ist viel weniger wichtig, wie berechtigt deine Gefühle sind; wie stark deine Vergangenheit damit hineinspielt, die sind einfach mal da und du musst irgendwie mit ihnen leben können. Viel wichtiger scheint mir das, wozu du dich schlussendlich entschliesst.

      Ob du dich nun zurückziehst und auf die Vorsichtsgebote hörst oder lieber einen Schritt ins unbekannte waagst; was dabei wichtig ist, ist dass du glaubst, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Dass du in dem Moment sagen kannst: "Ja, das will ich."

      Bezüglich Bauchgefühl und Kopf; ich habe die erfahrung dass es absolut unmöglich ist zu entscheiden, welches davon nun wichtiger ist. So was wird man erst viel später erfahren, wenn du auf die Situation zurückblicken kannst. Da würde ich mir lieber gar nicht so viele Gedanken drüber machen und eher versuchen allgemein mit der Situation klar zu kommen - den Abstand zu all dem scheinst du ja zu haben in nächster Zeit.

      Weiss nicht genau wie ich das ausdrücken soll; ich habe einfach das Gefühl dass dir momentan etwas an Sicherheit fehlt. Du stehst vor etwas, wo es dir unwohl dabei ist und deshalb bist du unsicher; was nach meiner Meinung völlig normal ist. Sobald du die Sicherheit irgendwo her wieder hast, wird dir die gesamte Situation um einiges einfacher scheinen. Setzt natürlich vorerst mal voraus, dass du herausfinden kannst was du willst. Aber da bist du ja bereits im vollen Gange daran - also schon mal ein super Anfang.

      Ich höffe du kommst mit all dem irgendwann klar, dass das irgendwann aufgeht und dass du verstehst, wie deine Gefühle und deine Vergangenheit zusammenspielen oder halt eben nicht. Ich wünsch dir, dass du all die Fragen, die du hier stellst selber einmal beantworten kannst.

      Ich glaub aber das liegt hauptsächlich bei dir da sonst niemand auf dieser Welt wirklich verstehen kann was du denkst und fühlst usw.

      Grüsse,

      MoLoLu
      Vivere Militare Est!