Meine Eltern und die Eifersucht

      Meine Eltern und die Eifersucht

      Ok, vermutlich sollte ich das nicht schreiben, vermutlich werde ich mich dafür schämen und hassen. Aber dieses Gefühl ist gerade so übermächtig und ich weiß nicht, wohin damit.
      Vermutlich hängt es damit zusammen, dass ich gerade bei meinen Eltern zu Besuch bin, da kommt einiges irgendwie hoch.

      Meine Eltern arbeiten sehr viel (ehrenamtlich und beruflich) im sozialen Bereich. Schon von klein auf habe ich gelernt, dass ich es gut habe, andere aber nicht so sehr wie ich und dass man sich deshalb um andere kümmern muss. Ich traue mich nicht, dagegen etwas zu sagen. Was kann man auch gegen soziales Engagement sagen? Und meine Eltern haben mich ja nie direkt vernachlässigt. Aber...ich bin manchmal so wütend und eifersüchtig. Ich hab mich in der Therapie viel mit meinem inneren Kind beschäftigt und dabei festgestellt, dass dieses Kind sehr alleine war/ist, Angst hat, an der Hand genommen, festgehalten werden möchte.
      Im gleichen Moment wie ich sowas schreibe, empfinde ich Hass auf mich. Meine Eltern waren und sind ja sehr gute Eltern. Sie waren da, als es mir schlecht ging, als ich oft in der Psychiatrie war, haben mich nachts ins Krankenhaus gefahren; sie ermöglichen mir ein teures Studium etc.
      Ich weiß, wie asozial das klingt, aber ich bin eifersüchtig. Ich gönne den anderen Kindern/Jugendlichen meine Eltern nicht. Das sind MEINE Eltern, sie sollen für MICH da sein (Scham und Schande über mich, ich hab es doch so gut im Gegensatz zu anderen...), und zwar immer und nicht nur, wenn ich bl*tend und k*tzend in die Notaufnahme muss.

      Ich weiß, sie haben immer ihr Bestes gegeben. Deshalb kann ich ihnen das nie, niemals sagen, wie ich empfinde. Aber ich werde so sauer, wenn mein Vater sich über das 1,0 Abi eines Jugendlichen, mit dem er gearbeitet hat, so sehr freut und das ständig erwähnt und ich mit meinem mittelmäßigen Abi kaum was dagegen sagen kann. Ich verstehe auch nicht, dass meine Eltern sofort bemerken, wenn ein 14Jähriger raucht, bei mir aber monatelang die Alkoholprobleme nicht bemerkt oder nicht ernsthaft eingegriffen haben.
      Ich habe verdammt harte Zeiten durchgemacht und habe das Gefühl, das meine Eltern jetzt, nachdem das mehr oder minder rum ist, denken, ich kann das, ich pack das. Ich würde so gern wieder zur Kl*ng* greifen um zu zeigen, dass ich das doch nicht alles alleine kann. Aber andrerseits will ich sie ja nicht enttäuschen.

      Ach, verdammt. Irgendwie habe ich ein Problem, wo gar keines ist. Bitte um Popotritte für mein egozentrisches Ich. Oder Tipps oder sonst irgend etwas.
      Hallo Flygia,

      womit du da fertigwerden musst, ist sicher ein Problem, das viele Kinder von sozial engagierten Eltern betrifft, auch die, die psychisch wie körperlich weniger durchgemacht haben als zb du. Dass man manchmal den Eindruck bekommt, von den Eltern entweder auch als eine Art "Fall" von der Arbeit betrachtet zu werden (Beistand in Extremsituationen), oder dass sie denken, dass andere ihre Hilfe nötiger haben (langes Nichtbemerken von Problemen). Eifersucht ist nachvollziehbar, aber ich denke, du kannst da nicht viel machen, außer ihnen in entsprechenden Situationen sagen, sie sollen nicht so schwärmen oder dich vergleichen. Und an sich ist es doch gut, wenn Eltern ihrer erwachsenen Tochter zutrauen, dass sie allein gut zurecht kommt. Die Frage wäre dann eher, ob du es dir selbst zutraust und ob du deine Sorgen darüber gerne deinen Eltern überlassen würdest.

      Viele Grüße
      tick tock, tick tock, what's reality compared to me? (Timekiller/ Project Pitchfork)
      hallo fylgja,

      ich glaube, ich kann das nachvollziehen.
      und dennoch habe ich zwei andere gedanken gehabt, als ich das, was du geschrieben hast, gelesen habe.

      zum einen: die freude über die erfolge derjenigen, mit denen deine eltern arbeiten, ist eine völlig andere als die, die sie als deine eltern empfinden.
      ich glaube, dass da zB bei dem jungen mit dem 1,0er abi auch seitens deines vaters viel freude über _seinen_ erfolg mitmischt (also über den erfolg deines vaters). denn in irgendeiner form muss er da ja involviert gewesen und dazu beigetragen haben, dass der junge sich so gut entwickelt hat. ich kann mir gut vorstellen, dass er sich dann auch einfach so freut darüber, dass seine arbeit gewirkt hat, dass er dabei sein und zusehen konnte, wie jemand, mit dem er aus beruflichen gründen zu tun hat, so gewachsen ist.
      wenn ich auf der arbeit zB mit jemandem übe, sich für einen wohnungsbesichtigungstermin vorzubereiten und dort gespräche zu führen (ich arbeite in einer einrichtung für wohnungslose) und er mir beim nächsten dienst erzählt, dass er die wohnung bekommen hat und ausziehen kann, geht mir jedes mal das herz auf. dann komm ich nach hause und erzähle meinem freund davon und bin glücklich und zufrieden. weil es funktioniert hat, weil ich dazu beitragen konnte und weil mir die person sympathisch ist und ich wollte, dass sie es schafft.
      und dennoch sind meine zuneigung und mein stolz , aber auch meine sorgen für und um die menschen, die mir persönlich nahe stehen, ganz andere gefühle. viel intensiver, viel größer, aber auch oftmals belasteter.
      was mich zum zweiten gedanken gebracht hat: vielleicht bekommst du die sorge deiner eltern nur nicht mehr so intensiv mit. du bist ja meines wissens nach ausgezogen, was heißt, ihr seid gegenseitig nicht mehr permanent im leben des anderen präsent. womit ich nicht sagen will "bestimmt st*rb*n sie täglich tausend tode vor sorge, freu dich doch".
      denn ich glaube nicht, dass die sorge im grunde das ist, was dir fehlt und was du den menschen, mit denen deine eltern arbeiten, neidest. sondern die aufmerksamkeit, die fürsorge, die sie dir in extremsituationen geschenkt haben. aber aufmerksamkeit, die auf leid basiert, ist keine gute und vor allem keine dauerhafte grundlage für eine gute beziehung.

      weißt du, vielleicht haben dich deine eltern jetzt, wo du nicht mehr regelmäßig akut so gefährdet bist, tatsächlich ein stück los gelassen. und vielleicht ist es auch wirklich so, dass sie jetzt, wo sie nicht mehr im privaten so belastet sind, mehr kopf und aufmerksamkeit für die haben, mit denen sie beruflich zusammen sind.
      und dass dir das angst macht, verstehe ich gut. nur: in dieser entwicklung steckt auch unheimlich viel gutes. nicht nur verlust, sondern auch fortschritt, positive veränderung, freiheit auf beiden seiten und viel raum und möglichkeit dafür, eine beziehung auf anderen dingen als angst, sorge, großen dramen aufzubauen.
      ich kenne die beziehung zu deinen eltern nicht, deswegen sind das wage behauptungen. aber vielleicht musst du umlernen. und sehen, dass die beziehung zu deinen eltern nicht gefährdet ist, weil es dir besser geht. sondern nur anders. gesünder, weniger belastet. und dass auch sehr viel schönes darin steckt, wenn sie dir zutrauen, dass du das kannst. denn ihre unterstützung, die du bei klinikaufenthalten und schlimmen zeiten hattest, ist nicht weg. sie hat sich nur verändert, ist vielleicht ruhiger, weniger offensichtlich geworden.
      wäre es anders, würde das bedeuten, dass euer familiensystem nur so funktionieren könnte: tochter krank und in not, eltern schenken ihr liebe, aufmerksamkeit und unterstützung. und die erzählungen hier und in deinen anderen threads sprechen eine ganz andere sprache. sie sagen: die tochter hatte schlimme zeiten, die eltern waren da. jetzt tappst die tochter schon viel sicherer durchs leben, die eltern atmen auf, beobachten das alles, müssen aber nicht mehr permanent in alarmbereitschaft stehen und angst haben, sondern haben viel mehr platz für positive gefühle.

      vielleicht kannst du, wenn das thema eifersucht nicht geht, aber mit ihnen über deine angst reden. darüber, dass du angst davor hast, das alleine schaffen zu müssen, jetzt wo die schlimmsten phasen überstanden sind, aber dennoch lange nicht alles gut ist. und verfall nicht dem irrglauben, sie verausgaben sich beruflich so, dass für dich nichts mehr an positiven, stärkenden gefühlen da ist. du bist die tochter. das ist eine ganz andere liga als das berufliche.

      ich hoffe, da war was passendes dabei und wünsch dir alles liebe!
      pacem.cordium
      Vielen Dank euch beiden für eure Antworten.

      @Skinnylegs
      Hm, vermutlich traue ich mir selbst noch nicht zu, allein zurecht zu kommen. Ich wohne auch erst ein paar Monate nicht mehr bei meinen Eltern, aber eigentlich klappt es ganz gut. So mit Haushalt und allem. Vielleicht traue ich mir zu wenig zu? Sicherlich spielt auch die Angst mit rein, weniger Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich klammere schon sehr zur Zeit. Wobei ich es bei meinen dann nach ein paar Tagen auch nicht mehr aushalte und wieder in meine eigene Wohnung will. Ich dachte immer, dass es für Eltern schwer wäre, sich zu lösen, aber irgendwie hab ich anscheinend große Probleme, die Bindung etwas zu lockern. Dabei hat mir der Auszug eigentlich echt gut getan.
      Ich weiß nicht, ob ich wirklich sagen kann, dass sie nicht so schwärmen sollen. Ich will sie ja auch nicht v*rl*tz*n. Ich weiß auch nicht, wie ich das formulieren sollte..."Ich kenne die Leute nicht und ihre Probleme und Erfolge sind mir egal und interessieren mich nicht" würde ausdrücken, was ich denke, wäre aber sicher zu hart formuliert?
      Ich will es aber einfach nicht wissen. Mir doch egal, wer eine 1,0 im Abi hatte, im ersten Semester total toll ist, den Führerschein sofort bestanden hat, ein FSJ gemacht hat, 100 Praktika hat. Ich hab das alles nicht. Wieso erzählt er mir das? Bin ich ihm nicht ergeizig genug? Denkt er ernsthaft, dass sei alles sein Verdienst?

      @pacem.cordium
      Danke für das Beispiel aus deiner Arbeit. Das gibt mir schon die Möglichkeit, das ganze Mal von der anderen Seite zu sehen. Die Sache ist halt, dass mein Vater selten von "kleinen" Fortschritten schwärmt, sondern eigentlich immer von Leuten, in ähnlicher Situation (während dem Abi hat er mir ständig von anderen Abiturienten erzählt). Vielleicht denkt er, es würde mich interessieren. Aber es macht mir auch Schuldgefühle, wenn er sich ständig über die Leistungen andere freut, die wesentlich besser sind. Weil er sich über die seiner Tochter nicht freuen kann? Eigentlich nicht, er freut sich ja schon...aber er redet trotzdem ständig über die anderen.
      Ja, es stimmt, mir fehlt vermutlich die Aufmerksamkeit und die Fürsorge. Vielleicht auch die gemeinsame Zeit. Mittlerweile ist es besser, aber ich hab mich frühr einfach oft allein gelassen gefühlt. Ich hatte immer das Gefühl, dass andere wichtiger sind, auch wenn es sicher nicht so war/ist.
      und dass dir das angst macht, verstehe ich gut. nur: in dieser entwicklung steckt auch unheimlich viel gutes. nicht nur verlust, sondern auch fortschritt, positive veränderung, freiheit auf beiden seiten und viel raum und möglichkeit dafür, eine beziehung auf anderen dingen als angst, sorge, großen dramen aufzubauen.

      Aus diesem Blickwinkel hab ich das noch gar nicht betrachtet, dass es ja für eine Beziehung besser ist, wenn sie eine gesunde, positive Grundlage hat. Bei meinem Freund und mir hab ich das immer so gesehen, aber in der Beziehung zwischen meinen Eltern und mir ist mir das noch nicht klar geworden.

      und vielleicht ist es auch wirklich so, dass sie jetzt, wo sie nicht mehr im privaten so belastet sind, mehr kopf und aufmerksamkeit für die haben, mit denen sie beruflich zusammen sind.

      Nein, ganz und gar nicht. Sie haben ohnehin nie Freizeit, kümmern sich ohnehin nie um sich selbst. Ich dachte, dass es besser wird, wenn ich als "Belastung" wegfalle, aber die gewonnene Zeit investieren sie jetzt halt auch in den Job. Sogar wenn sie krank sind, können sie es nicht mal gut sein lassen. Sie arbeiten bis zum Umfallen...das geht jetzt vermutlich über das Thema hinaus, aber es macht mich wütend, wenn ich meine Mutter mit Fieber zur Arbeit gehen sehe oder meinen Vater mit einer extremen Dosis Schmerzmittel. Und dann W*nd*rn sie sich, dass ich es nie gelernt habe, auf mich rücksicht zu nehmen? Dass mir lange nicht klar war, dass ich nicht grundsätzlich weniger wert bin als andere? Dass ich nicht alles für andere aufopfern und hergeben muss?
      Tut mir Leid, ich bin da gerade einfach zu emotional.

      wäre es anders, würde das bedeuten, dass euer familiensystem nur so funktionieren könnte: tochter krank und in not, eltern schenken ihr liebe, aufmerksamkeit und unterstützung. und die erzählungen hier und in deinen anderen threads sprechen eine ganz andere sprache. sie sagen: die tochter hatte schlimme zeiten, die eltern waren da. jetzt tappst die tochter schon viel sicherer durchs leben, die eltern atmen auf, beobachten das alles, müssen aber nicht mehr permanent in alarmbereitschaft stehen und angst haben, sondern haben viel mehr platz für positive gefühle.

      Das klingt gut, klingt objektiv und realisitisch. Ich hoffe, dass es stimmt bzw. ich denke schon irgendwie, dass es so ist.

      Tut mir leid ihr beiden, ich kann gerade nur eine etwas diffuse Antwort geben. Ich hab die letzten Tage schon versucht zu antworten, aber ich kriege das Gefühlschaos bei diesem Thema gerade einfach nicht in den Griff.

      Fylgja.
      hallo fylgja,

      so, jetzt aber :)

      hm, als ich gelesen habe, wie du formulieren könntest, dass dir solche erzählungen was ausmachen, kam mir erstmal in den sinn, deine eltern nach dem grund zu fragen, warum sie das erzählen. ich kenne das von mir, dass mein freund mir was von jemandem (vorzugsweise weiblich) erzählt, zB "die lernt echt schnell, macht spaß mit ihr zusammen zu arbeiten, das erleichtert mir viel" und ich denke "aha! ich weiß genau, dass du mir das erzählst, um insgeheim zu sagen: das kannst du alles nicht". und wenn ich ihn dann später, wenn ich meinen kopf wieder einigermaßen im griff habe, frage, wieso er mir das erzählt hat, gibt es die banalsten erklärungen. keine von ihnen hatte je was mit mir zu tun, außer dass er das mit mir teilen wollte.
      ich will damit sagen: den bezug zwischen den erzählungen deiner eltern und dir, den stellst erstmal du selbst her. ob er so existiert und beabsichtigt ist, weißt du nicht. und deswegen finde ich es ziemlich wichtig, das mal ganz offen (aber sachlich) anzusprechen. nicht mit vorwürfen oder deine abneigung mit desinteresse begründen - ich kann mir gut vorstellen, dass sowas v*rl*tzt, wenn man es tatsächlich einfach nur erzählt, um den anderen teilhaben zu lassen -, sondern zu sagen "hört mal, manchmal mach ich mir gedanken, wenn ihr von den erfolgen von denen erzählt, mit denen ihr arbeitet und dann frag ich mich, wieso ihr mir das erzählt. weil ich mir dann was zusammen denke, will ich lieber fragen, bevor ich komische vermutungen aufstelle".

      und dann: ich hab mich beim lesen unheimlich schwer getan, herauszufinden, was der absolute knackpunkt ist. vielleicht kennst du ihn selbst nicht, aber in deinen posts steckt so viel: ärger über den stolz deiner eltern, angst davor, diesen und sie selbst teilen zu müssen, angst, sie zu enttäuschen, angst, dich zu enttäuschen und dir selbst nicht zu genügen. selbstzweifel, zweifel an der liebe und zuneigung deiner eltern, "alte" wut und v*rl*tzungen wegen vergangener vernachlässigung, viel unausgesprochenes.
      kannst du versuchen, das alles mal zu benennen und dann zu sortieren, zu schauen, was zu deinen eltern und eurer beziehung gehört und was in eine andere ecke?
      in meiner therapie habe ich bei solchen themen, wo viele verschiedene gefühle und aspekte zusammen kamen, mit meiner therapeutin karteikarten mit den einzelnen gefühlen oder assoziationen geschrieben und diese auf dem boden nach irgendeinem schema angeordnet. das hat sich dann in der arbeit an dem thema laufend verändert und verschoben, aber am ende hatte ich was sichtbares vor mir. und dann konnte ich sehen, wo die zusammenhänge sind und wo ich sachen mit rein mische, die mit der aktuellen situation eigentlich nichts zu tun haben, sondern nur angetriggert sind.
      ich finde das einfach deshalb immer wichtig, damit ich handlungsfähig werde. du sagst, es ist alles diffus und du bist zu emotional - das macht es auch schwer, irgendwo einen ansatzpunkt zu finden. wenn du das ein bisschen geordnet oder sortiert hast, vielleicht findest du dann irgendwo eine sache, bei der du sagen kannst "das versteh ich, das ist greifbar, damit kann ich arbeiten".

      weißt du, wenn sich beziehungen verändern, ist das immer schwierig. vor allem, wenn es welche sind, die nicht unbelastet sind.
      und (ich hoffe, es kommt nicht rüber, als würde ich hier versuchen wollen, dich dazu zu bringen, unbedingt mit deinen eltern zu reden?) in meinen augen ist es immer das hilfreichste, wenn ich mit den betreffenden menschen rede. dazu muss man wohl gut abwägen, ob alte v*rl*tzungen schon so weit abgeklungen sind, dass man sie außen vor lassen und sich auf das jetzige konzentrieren kann. und ob es für einen selbst stimmig ist.
      wenn ja: die größte stütze für mich ist es, dass mir jemand mal sagt, wie seine realität ist. ich habe zB riesige probleme mit freundschaften. in den letzten wochen hat sich eine meiner engsten ziemlich verändert und ich habe 24h am tag an nichts anderes gedacht als daran, dass ich sie verliere. als wir geredet haben, hat sie mir erklärt, wie das alles aus ihrer sicht ist und sagte "wenn ich mit jemandem befreundet bin, dann ist das so, daran ändert sich erstmal nichts. egal, wen ich sonst kennenlerne oder wer neu in mein leben kommt. das ändert an uns nichts". das klingt so simpel, aber in meinem kopf war es das abwegigste überhaupt, dass sich einfach nichts verändern würde.
      verstehst du, was ich sagen will? offen zu sein (in einer weise, die nicht anklagend oder v*rl*tzend ist), bedeutet zwar eine riesige anstrengung, und dennoch auch die möglichkeit, seine eigenen gedanken mit der realität abzugleichen. und das ist oft hilfreicher als der versuch, das alles mit sich selbst auszumachen.

      hm. wie gesagt, ich hoffe, du hast nicht das gefühl, dass ich dich von meinem weg überzeugen will.
      nur weiß ich auch von mir, dass ich manchmal einen gehörigen stupser brauche, bis ich mich überwinden kann zu reden.

      wie gehts dir inzwischen? bist du ein bisschen ruhiger?

      alles liebe!
      pacem.cordium
      Hey,

      danke, dass du dir trotz Stress die zeit für die ausführliche Antwort genommen hast.
      Mir geht es da wie dir, nicht nur bei meinen Eltern. Ich denke mir bei solchen Erzählungen dann immer, dass es einen Grund gibt, dass man mir damit was sagen will ect. Aber das ist ja eigentlich unfair den anderen gegenüber.
      Ich denke, ich werde das nächste Mal versuchen, danach zu fragen, so ähnlich, wie du geschrieben hast. Allerdings geht das auch wirklich nur, wenn ich nicht unter Druck stehe, sonst kommt es in der Tat - wie du sagst - patzig und verl*tz*nd rüber.

      Ja, den eigentlichen Punkt zu bennen fällt mir auch schwer. Wenn ich mir meinen Beitrag nochmal anschaue, merke ich das selbst. Ich muss das in de Therapie nochmal ansprechen. Wobei ich die Idee mit den Karten echt gut finde. Das macht alles etwas greifbarer und dann verheddern sich die einzelnen Punkte auch nicht so sehr. Zudem kann ich mir dann da gut das "ergebnis" also das Kartenschema, aufschreiben. Dann vergisst man nicht so schnell, was jetzt der Punkt war.
      Als ich das letzte Mal in der Klinik war, hatte ich ein super Elterngespräch. Da war es auch so, dass am Anfang alles sehr diffus und unordentlich war und ich das eigentliche Problem nicht greifen konnte. Wir haben das dann auch sortiert und in der Kunsttherapie in einem Gegenstand dargstellt. Das Gespräch war dann sehr gut, ganz ohne Vorwürfe von seiten meiner Eltern und vorallem ganz ohne Vorwürfe von mir. Aber dabei ging es um andere Dinge, um meine (frühe) Kindheit, über den Beginn meiner Erkrankung etc.
      Vielleicht wäre es mal wieder an der Zeit, für solch ein Elterngespräch in der Therapie. Denn danach kamen wir drei beser miteinander klar und viel Unausgesprochenes war weg. Allein kann ich sowas nicht so gut, mir hilft dabei unheimlich die Moderation durch die Therapeutin.
      Außerdem bin ich in diesen Sachen manchmal echt ein Angsthase. Ich weiß nicht, ob ich mich gerade trauen würde, das alleine zu machen. Aber ich finde, dass du recht hast (und nein, es wirkt nicht so, als wolltest du mich von irgendetwas überreden): Wir müssen glaub einfach mal über unsere Beziehung reden. Mein Papa wird ja bald pensioniert, da ändert sich dann sowieso nochmal einiges. Also auch emotional für mich, so doof das klingt.

      Ich besprech das mal mit meiner Therapeutin, obwohl ich ehrlich gesagt gerade unheimlich Angst vor so einem Gespräch hab. Müsste ich vermutlich nicht, meine Eltern sind da total cool eigentlich. Aber naja, sowas ist wohl meist unangenehm. Vor dem letzten Elterngespräch konnte ich zwei Tage nicht essen und schlafen und dabei war es dann so gut.

      Gerade bin ich wirklich etwas ruhiger, vielleicht liegt das auch an meinem allgemeinen Befinden, keine Ahnung. Oder es hat geholfen,d as erstmal kurz ruhen zu lassen (daher auch meine späte Antwort, entschuldige bitte)

      Ganz liebe Grüße,
      Fylgja.